Nahtstellenbarometer 2024

Zentrale Ergebnisse August 2024

Umfrage bei Jugendlichen und Unternehmen im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Studienziele und -design

Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt. Zu diesem Zweck wird jährlich eine dreisprachige Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen (April/März und August) bei Jugendlichen im Alter von 15-17 Jahren (Ausnahme Tessin: 14-16-Jährige) und Unternehmen mit mindestens zwei Angestellten durchgeführt (Archiv Nahtstellenbarometer).

2023 wurden die Stichproben beider Zielgruppen optimiert: Neu werden 15-17-jährige Jugendliche befragt und nicht mehr 14-16-jährige, um mehr Jugendliche im letzten obligatorischen Schuljahr zu erreichen. Bei den Unternehmen ist neu zum Vornherein bekannt, welche Unternehmen ausbilden und welche nicht. Der Anteil ausbildender Unternehmen wurde in der Stichprobe bewusst erhöht.

 

Vorliegender Kurzbericht liefert einen Überblick über zentrale Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle von 2024.

Bei den ausgewiesenen Absolutwerten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Den Kurzbericht zur April-Umfrage finden Sie unter folgendem Link: Cockpit April 2024.

Die Ergebnisse der zweiten Umfragewelle von 2024 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 2’123 Jugendlichen und 3’856 Unternehmen in der ganzen Schweiz. Details zur Methode finden sich am Schluss dieses Cockpits.

Der ausführliche Forschungsbericht wird Anfang Dezember 2024 vorliegen.

Das Wichtigste in Kürze

Jugendliche

Von den 88’818 Jugendlichen, die im Sommer 2024 ihre obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben, sind 45 Prozent in eine berufliche Grundbildung eingetreten und 32 Prozent haben den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen. 21 Prozent wählten aus unterschiedlichen Gründen eine Zwischenlösung: 9 Prozent sind in ein Brückenanagebot eingetreten, 13 Prozent realisieren ein Zwischenjahr.

2024 ist ein weiterer Anstieg an Jugendlichen zu erkennen, die ein Zwischenjahr realisieren (2018: 3%, 2019: 3%, 2020: 4%, 2021: 3%, 2022: 3%, 2023: 9%, 2024: 13%). Dagegen begeben sich leicht weniger Jugendliche auf den allgemeinbildenden Weg (2018: 33%, 2019: 37%, 2020: 41%, 2021: 40%, 2022: 42%, 2023: 36%, 2024: 32%). Der Anteil an Jugendlichen, die eine berufliche Grundbildung begonnen haben, ist stabil. Auch der Anteil der Jugendlichen, die in ein Brückenangebot eingetreten sind, ist stabil.

Wichtig anzumerken ist, dass hier nur ein Teil der Nachfrage nach Lehrstellen abgebildet ist, nämlich jene von 14-17-Jährigen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit.

Unternehmen

54 Prozent der befragten Unternehmen bilden Lernende aus. Sie boten 2024 insgesamt 87’513 duale berufliche Grundbildungen mit Ausbildungsstart im Sommer 2024 an. Der hohe Anteil ausbildender Unternehmen hängt mit der Stichprobenbasis zusammen: Unternehmen die ausbilden sind in der Stichprobe übervertreten, weil sie im Rahmen des Nahtstellenbarometer besonders interessieren.

90 Prozent der 2024 vergebenen Lehrstellen sind berufliche Grundbildungen, die zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen. Bei den übrigen 10 Prozent handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA).

Der Grossteil der ausbildenden Unternehmen hat das Lehrstellenangebot verglichen mit dem Vorjahr 2023 konstant gehalten (75%). 11 Prozent der Unternehmen bieten mehr Lehrstellen an als im Vorjahr, 7 Prozent weniger.

Als häufigste Gründe für unbesetzte Lehrstellen geben Unternehmen an, dass sie keine oder nur ungeeignete Bewerbungen erhalten haben.

Situation Schweizer Lehrstellenmarkt

87 Prozent oder 76’261 der angebotenen Lehrstellen konnten bis August 2024 besetzt werden. Diese Quote liegt nahe bei den Werten aus den Vorjahren und verweist insgesamt auf eine reguläre Lehrstellenvergabe im Sommer 2024. Erstmals seit 2020 steigt die Quote vergebener Lehrstellen 2024 wieder leicht an (2018: 86%, 2019: 88%, 2020: 90%, 2021: 88%, 2022: 86%, 2023: 84%, 2024: 87%). Der häufigste Grund für offene Lehrstellen gemäss Angaben der Unternehmen ist erneut und zunehmend der Umstand, keine Bewerbungen erhalten zu haben, trotz konstant hohem Lehrstellenangebot. Das Angebot ist grösser als die Nachfrage. Auf der anderen Seite geben Jugendliche, wie auch schon 2023, etwas seltener an, dass ihr gewählter Lehrberuf ihrer Wunschlehre entspreche. Somit wurden nachfrageseitig leicht häufiger Kompromisse bei der Wahl des Lehrberufes eingegangen.

Allerdings ist eine abschliessende Bewertung der Lage auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt hier nicht möglich, da Bewerber:innen, die älter als 17 Jahre sind – und somit später als die hier befragten Jugendlichen in den Lehrstellenmarkt eintreten – im Nahtstellenbarometer nicht erfasst sind. Gemäss Angaben der Unternehmen beträgt der Anteil der Personen, die 2024 neu eine berufliche Grundbildung beginnen und die bereits über 16 Jahre alt sind 42 Prozent.

Spotlight: Digitalisierung

Neue Technologien und die Digitalisierung verändern den Arbeitsmarkt laufend, was Chancen wie auch Risiken birgt. Die Mehrheit der Jugendlichen schätzt die Digitalisierung aktuell als grosse Chance ein. Lediglich 14 Prozent nehmen die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als grosses Risiko wahr.

Dabei fällt auf: Junge Männer sind von den Chancen stärker überzeugt als junge Frauen. Gerade bei jungen Frauen gibt es diesbezüglich grössere Fragezeichen, was sich im hohen Anteil inhaltlich ungerichteter Antworten (weiss nicht/keine Angabe) niederschlägt.

Die Jugendlichen erkennen durchaus die Bedeutung und den Nutzen der Digitalisierung in der Arbeitswelt wie auch im Alltag: Fast die Hälfte ist der Überzeugung, mit KI produktiver zu sein, und 39 Prozent verwenden KI bereits in ihrem Alltag. Die Nutzung der KI korreliert mit dem Stand der Vorbildung: Wer die Sekundarstufe I bereits auf gymnasialem Niveau absolvierte, nutzt die KI häufiger aktiv als ehemalige Schüler:innen auf dem Niveau «erweiterter Ansprüche» oder «Grundansprüche».

Obwohl eine Mehrheit sich im Umgang mit digitalen Technologien grundsätzlich als gut gewappnet ansieht und digitale Kompetenzen als wegweisendes Element für die berufliche Zukunft erachtet, sorgen sich 42 Prozent der Jugendlichen, dass ihre erlernten Fähigkeiten aufgrund der Digitalisierung nicht mehr gefragt seien. Die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden jedoch lediglich von einem Viertel als geschmälert betrachtet. Grundsätzlich blicken die Jugendlichen demnach mehrheitlich selbstbewusst in die Zukunft und sind sowohl für die positiven wie auch negativen Aspekte der fortschreitenden Digitalisierung sensibilisiert.

Jugendliche an der Nahtstelle I

Allgemeine Befindlichkeit der Jugendlichen an der Nahtstelle I

Die Jugendlichen an der Nahtstelle I blicken vermehrt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Wie bereits im Vorjahr bleibt zwar mit 53 Prozent eine Mehrheit von ihnen zuversichtlich, was die eigene Zukunft angeht. Allerdings entspricht dies einem Tiefstand über die letzten fünf Jahre hinweg betrachtet.

 

Die Zukunft der Gesellschaft als Ganzes wird insgesamt verhaltener beurteilt, und auch hier finden sich 2024 leicht weniger zukunftsoptimistische Voten. Insbesondere beurteilen mehr Jugendliche die Zukunft der Gesellschaft als eher düster.

Bezogen auf ihre Ausbildungssituation urteilen die Schulabgänger:innen 2024 nach wie vor positiv. In der Tendenz ist jedoch kurzfristig ebenfalls eine leicht rückläufige Zufriedenheit bei den Jugendlichen festzustellen. Erneut sind die Werte im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Auf einer Skala von 0 bis 10 werden Mittelwerte von 7.3 für die Zufriedenheit mit der Ausbildungssituation im Anschluss an die obligatorische Schule und 7.1 für die allgemeine Zufriedenheit mit dem eigenen Leben gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr sanken beide Zufriedenheitswerte gleich stark (-0.2). Die Tiefstwerte von 2018 bleiben jedoch unerreicht (7.0, bzw. 6.9 in 2018).

Die Ausbildungswahl bleibt 2024 für die überwiegende Mehrheit eine freie Entscheidung (90% eher/voll einverstanden).

Grossmehrheitlich freuen sich die Jugendlichen auch weiterhin auf die Ausbildung (86%). Jedoch sinken auch diese Werte seit 2021 kontinuierlich (2021: 92%, 2022: 90%. 2023: 87%, 2024: 86%). Stabile 77 Prozent beschrieben ihre Wahl jedoch nach wie vor als Traumausbildung oder Wunschlösung. Gleich viele Jugendliche wie 2023 bekunden, dass ihnen die Ausbildungswahl schwergefallen ist (38%) oder dass die getroffene Ausbildungswahl eine Kompromisslösung ist (22%). Von einer Übergangslösung sprechen mit 29 Prozent (-2ppt.) ähnlich viele Jugendliche wie im Vorjahr.

So kann die Situation an der Nahtstelle I aus Sicht der Jugendlichen auch 2024 insgesamt als zufriedenstellend beschrieben werden, auch wenn die gewählte Ausbildung häufiger als in den Jahren vor 2023 als Kompromiss bezeichnet wird.

Ausbildungswahl nach obligatorischer Schulzeit

78 Prozent der Jugendlichen starteten im Sommer 2024 mit ihrer favorisierten Ausbildung gemäss April-Umfrage. Dieser Wert ist kurzfristig leicht rückläufig und fällt erstmals unter die 80 Prozent-Marke. Zwischen 2018 und 2023 schwankte dieser Wert zwischen 81 und 86 Prozent. Leicht gestiegene 14 Prozent machen etwas anderes als ihre erste oder zweite Priorität (2023: 11%).

Eine berufliche Grundbildung – sei es in Form einer dualen beruflichen Grundbildung (36’708/41%) oder in Form einer schulischen Lösung (3’773/4%) – bleibt die am häufigsten gewählte Option nach der obligatorischen Schulzeit. Das gilt insbesondere für junge Männer (Männer: 53%, Frauen: 37%), denn junge Frauen begeben sich häufiger auf den allgemeinbildenden Weg (Frauen: 37%, Männer: 26%). Die Geschlechterdifferenz präsentiert sich 2024 zum zweiten Mal in Folge etwas weniger stark akzentuiert als in den Vorjahren. Insgesamt beginnen 32 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ein Gymnasium oder eine Fachmittelschule (-4 ppt.).

 

Der allgemeinbildende Weg wird dieses Jahr etwas weniger oft eingeschlagen als im Vorjahr. In der italienisch- und französischsprachigen Schweiz bleibt diese Wahl jedoch weitverbreitet (DCH: 21%, FCH: 51/ICH: 58%).

Ähnlich viele Jugendliche wie in den Vorjahren nehmen nach der obligatorischen Schulzeit ein Brückenangebot wahr (8’314/9%), wobei sich das Geschlechterverhältnis weiterhin ausgewogen präsentiert (Männer: 9%, Frauen: 10%). Ein Zwischenjahr (Reisen, Sprachaufenthalt, Haushaltsjahr o.ä.) realisieren 13 Prozent (+4 ppt). Frauen wählen nach wie vor etwas häufiger diesen Weg als Männer (Männer: 11%, Frauen: 14%).

Der in den ersten Jahren der Untersuchungsreihe festgehaltene Trend hin zum allgemeinbildenden Weg setzt sich 2024 zum dritten Mal in Folge nicht weiter fort. Der Anteil an Schulabgänger:innen, die sich auf den allgemeinbildenden Weg begeben, ist rückläufig. Gerade auch bei jungen Frauen hat sich diese Entwicklung in den vergangenen Jahren akzentuiert. Bei den jungen Männern zeigt sich die gleiche Tendenz in abgeschwächter Form. 2024 ist es noch rund ein Viertel der jungen Männer, die den allgemeinbildenden Weg wählen (Männer: 26%, Frauen: 37%).

Berufliche Grundbildung

Unter der Kategorie berufliche Grundbildung (40’481) finden sich Jugendliche, die eine duale berufliche Grundbildung beginnen (36’708/91%), und solche, die eine schulisch organisierte berufliche Grundbildung (3’773/9%) starten. Letztere bleiben schweizweit klar in der Minderheit, und das Verhältnis hat sich 2024 stabil gehalten. Allerdings ist diese Wahl sprachregional geprägt: In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz ist der Anteil an Jugendlichen in schulisch organisierten beruflichen Grundbildungen höher als in der deutschsprachigen Schweiz. Als häufigster Beweggrund für eine schulische berufliche Grundbildung wird von mehr als der Hälfte der Jugendlichen angegeben, dass der schulische Weg besser zu einem passt (2018: 52%, 2019: 55%, 2020: 50%, 2021: 51%, 2022: 53%, 2023: 59%, 2024: 54%). An zweiter Stelle wird stabil angegeben, dass man keine passende Lehrstelle gefunden hat (2022: 22%, 2023: 21%, 2024: 21%).

Die meisten Jugendlichen beginnen eine drei- oder vierjährige berufliche Grundbildung (59% resp. 37%), welche mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen wird. Berufliche Grundbildungen mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) bleiben bei Schulabgänger:innen mit stabilen 4 Prozent die Ausnahme.

21 Prozent der Jugendlichen, die eine berufliche Grundbildung begonnen haben, sehen 2024 vor, parallel zur beruflichen Grundbildung eine Berufsmaturität zu absolvieren. Damit ist die Absicht im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022 etwas gesunken und befindet sich aktuell auf dem Niveau der ersten beiden Erhebungsjahren (2018: 21%, 2019: 20%, 2020: 30%, 2021: 31%, 2022: 26%, 2023: 23%, 2024: 21%). Für stabile 64 Prozent kommt eine Berufsmaturität aktuell nicht in Frage. Mit 12 Prozent sind aber noch relativ viele angehende Lernende unsicher in dieser Frage.

Häufigster Grund für eine Berufsmaturität bleibt die Aussicht auf bessere Karrierechancen. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht (2023: 51%, 2024: 58%). Am zweithäufigsten beabsichtigen Lernende, später einem Studium nachgehen zu wollen und wählen deshalb den Weg der Berufsmaturität (2023: 32%, 2024: 23%).

 

Geschlechterspezifisch zeigt sich, dass junge Männer öfters als junge Frauen die besseren Karrierechancen (junge Männer: 67%, junge Frauen: 37%) und dass junge Frauen öfters ein mögliches Studium als Begründung angeben (junge Frauen: 30%, junge Männer: 20%).

Häufigste Gründe dagegen sind der Entschluss, erst nach Abschluss der beruflichen Grundbildung eine Berufsmaturität machen zu wollen (27%), die Angst vor zu viel Stress (2022: 19%, 2023: 19%, 2024: 23%) oder generell kein Interesse daran zu haben (2022: 26%, 2023: 24%, 2024: 21%). Der zu grosse Stress gewinnt demnach als Entscheidmotivator gegen die Berufsmaturität an Bedeutung, während das generelle Interesse von den Lernenden weniger oft angegeben wird.

90 Prozent der Jugendlichen, die 2024 eine berufliche Grundbildung beginnen geben an, dass ihr aktueller Lehrberuf ihrer Wunschlehre entspricht. Das leichte Sinken dieses Wertes im Jahr 2023 erweist sich somit nicht als nachhaltig (2021: 92%, 2022: 91%, 2023: 88%, 2024: 90%).

Die Top 10 Lehrberufe 2024 sind untenstehend abgebildet. Es ist zu beachten, dass es von Jahr zu Jahr zu starken Schwankungen kommen kann, weil die Stichprobengrösse pro Lehrberuf hier eher klein und entsprechend mit einem grossen Fehlerbereich behaftet ist. Neu wieder in den Top 10 vertreten sind 2024 die berufliche Grundbildung zum Fachmann/ zur Fachfrau Betreuung, zum Schreiner/ zur Schreinerin und zum medizinischen Praxisassistent/ zur medizinischen Praxisassistentin. Verdrängt wurden dadurch die beruflichen Grundbildungen zum Zimmermann/ zur Zimmerfrau, zum Fachmann/ zur Fachfrau Apotheke und zum Logistiker/ zur Logistikerin. Wobei letztere Berufsgattung nur ganz knapp aus den Top 10 gefallen ist. Bemerkenswert ist der erstmalige Rückgang beim Spitzenreiter: der beruflichen Grundbildung zum Kaufmann / zur Kauffrau. Ob dies einen realen Trend oder einen Ausreisser darstellt, wird erst die Erhebung im nächsten Jahr zeigen. Merklich angestiegen ist dagegen der Anteil Jugendlicher die eine berufliche Grundbildung im Bereich der Betreuung machen.

Unter den Jugendlichen, die 2024 eine berufliche Grundbildung begonnen haben, finden sich erneut mehr Männer (22’738/62%) als Frauen (13’970/38%). Dieses Geschlechterverhältnis erweist sich als relativ stabil über die Zeit.

Weiter bestätigen sich 2024 deutliche Unterschiede in den Lehrberufspräferenzen der Geschlechter. Neben der beruflichen Grundbildung zur Kauffrau / zum Kaufmann geniessen die Berufsgattungen des Fachmannes/ der Fachfrau zur Gesundheit sowie auch des Zeichners/ der Zeichnerin geschlechterunabhängig Beliebtheit.

Im Vergleich zum Vorjahr sind jedoch zwei resp. drei zusätzliche Berufe bei jungen Frauen und Männern in den Top 10, wie den fett gedruckten Berufen in der Tabelle zu entnehmen ist.

Es bleibt jedoch dabei: Junge Frauen tendieren eher zu beruflichen Grundbildungen aus den Bereichen Gesundheit und Soziales, junge Männer eher zu technischen und handwerklichen beruflichen Grundbildungen.

Top 10 Lehrberufe Frauen

Kauffrau
Fachfrau Betreuung
Fachfrau Gesundheit
Medizinische Praxisassistentin
Zeichnerin
Fachfrau Apotheke
Detailhandelsfachfrau
Coiffeuse
Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung
Dentalassistentin

Top 10 Lehrberufe Männer

Kaufmann
Informatiker
Polymechaniker
Elektroinstallateur
Logistiker
Schreiner EFZ
Automobilfachmann
Zeichner
Fachmann Betriebsunterhalt EFZ
Fachmann Gesundheit

Durchschnittlich haben Jugendliche, die 2024 eine berufliche Grundbildung begonnen haben, 10.3 Bewerbungen verfasst, was einem leicht erhöhten Wert entspricht (2021: 9.4, 2022: 8.4, 2023: 9.7, 2024: 10.3). Zusagen auf Bewerbungsbestrebungen waren 2024 ebenso hoch wie im Vorjahr und entsprechen zum zweiten Mal in Folge einem Höchstwert in der Untersuchungsreihe (2021: 1.9, 2022: 1.9, 2023: 2.4, 2024: 2.4). Ausstehende Bescheide (2021: 2.0, 2022: 1.5, 2023: 1.1, 2024: 0.8) waren erneut seltener als Im Vorjahr. Absagen dagegen gab es noch nie so häufig wie im Jahr 2024 (2021: 5.5, 2022: 5.0, 2023: 6.1, 2024: 7.1).

In den vergangenen beiden Jahren hat sich der Bewerbungsprozess wieder normalisiert. Im Pandemiekontext war auffällig, dass dieser viel kurzfristiger war.

Weitaus mehr Jugendliche als in den Vorjahren gaben 2021 und 2022 an, dass sie erst vor drei Monaten (also im Frühjahr) mit dem Bewerben angefangen haben (2018: 4%, 2019: 6%, 2020: 8%, 2021: 22%, 2022: 21%, 2023: 9%, 2024: 11%). Der Wert bleibt im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie etwas erhöht. Der Grossteil der Befragten begann jedoch vor einem Jahr (36%) oder noch früher damit sich zu bewerben (37%).

Lehrvertragsauflösungen vor Antritt der beruflichen Grundbildung bleiben klar die Ausnahme. Mit gleichbleibenden 5 Prozent der Jugendlichen, die angeben, dass der bestehende Lehrvertrag aufgelöst wurde, waren Vertragsauflösungen jedoch 2023 und 2024 häufiger als in den Vorjahren (2021: 2%, 2022: 2%, 2023: 5%, 2024: 5%).

Allgemeinbildende Schulen

Insgesamt haben 28’181 (32%) Jugendliche nach den Sommerferien eine allgemeinbildende Schule begonnen. 25’883 (78%) von ihnen besuchen ein Gymnasium, 6’180 (22%) eine Fachmittelschule. Die Verteilung auf diese beiden Typen von Mittelschulen erweist sich als relativ stabil. Auch 2024 haben wieder mehr Frauen (15’942/57%) den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen als Männer (12’239/44%). Das ist ein bekanntes und relativ stabiles Verhältnis.

Der Grossteil der Maturitätsschüler:innen konnte an der Schule, die sie besuchen, den Schwerpunkt ihrer Wahl im Angebot finden (84%). Die am häufigsten gewählten Schwerpunkte für Gymnasien und Fachmittelschulen sind untenstehend abgebildet. 2024 wurde am häufigsten ein gymnasialer Schwerpunkt in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Recht gewählt. Ähnlich beliebt unter den Gymnasiast:innen sind Biologie und Chemie, neusprachliche Profile sowie auch die Physik und Anwendungen der Mathematik.

Langfristige Trends lassen sich in Bezug auf die Schwerpunktwahl keine ablesen. Die Entwicklungen von Jahr zu Jahr sind aufgrund der kleinen Fallzahlen eher heterogener Natur.

 

Im Vergleich zum Vorjahr haben aber die Schwerpunkte Biologie und Chemie sowie bildnerisches Gestalten oder Musik an Zulauf verloren, während die Schwerpunkte Wirtschaft, Handel und Recht vermehrt gewählt wurden.

Die Schwerpunktwahl in Fachmittelschulen folgt ebenso wenig eindeutigen Trends. Sprünge in den Datenreihen sollten 2023 nicht überbewertet werden, weil ab dann für diese Frage neu Mehrfachantworten zugelassen worden sind. Der Spitzenreiter Gesundheit, Naturwissenschaften wurde in diesem Jahr vom Schwerpunkt Pädagogik abgelöst. Auf dem dritten Rang folgt Wirtschaft, Handel und Recht. Diese drei Schwerpunkte befinden sich Jahr für Jahr auf den Spitzenrängen, wenn auch nicht immer in der gleichen Rangfolge. Nachfolgend teilen sich die Schwerpunkte Soziale Arbeit sowie Gestaltung und Kunst den vierten Platz. 2024 haben 8 Prozent aller neuen Fachmittelschüler:innen ihren Schwerpunkt noch nicht definitiv festgelegt, was dem tiefsten bisher gemessenen Wert entspricht.

Als zentral für die Schwerpunktwahl erweist sich neben dem Interesse die Frage, ob ein spezifischer Schwerpunkt eine gute Vorbereitung für ein nachfolgendes Studium ist. Auch die schulischen Stärken und Schwächen sind tendenziell entscheidend. Die Schwerpunktwahl im Freundeskreis ist dagegen kaum massgebend für den eigenen Entscheid.

Brückenangebote

8’314 Jugendliche oder stabile 9 Prozent nehmen 2024 im Anschluss an die obligatorische Schulzeit ein Brückenangebot wahr. Darunter befinden sich 2024 leicht mehr junge Frauen (51%) als Männer (49%). Damit ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern aktuell ausgeglichener als in den Vorjahren als mehr junge Männer Brückenangebote nutzten.

Für etwas weniger als die Hälfte der Jugendlichen in Brückenangeboten fiel die Wahl auf rein schulische Angebote (2022: 51%, 2023: 45%, 2024: 42%). 23 Prozent entschieden sich 2024 für ein kombiniertes Angebot bestehend aus Schule und Arbeitspraxis, 19 Prozent für ein berufliches Brückenangebot. Diese Verteilungen erweisen sich als stabil über die Zeit.

Der häufigste Grund, weshalb ein Brückenangebot wahrgenommen wird, bleibt, dass keine passende Lehrstelle gefunden wurde (47%). Gegenüber dem Vorjahr wurde dieser Grund 2024 nochmals häufiger genannt (2018: 60%, 2019: 43%, 2020: 37%, 2021: 28%, 2022: 38%, 2023: 42%, 2024: 47%).

 

Andere Gründe spielen nur bedingt eine Rolle und werden in gleichem Masse genannt – sei es, dass die Aufnahmeprüfung für die gewünschte Schule nicht bestanden wurde, dass die Noten verbessert werden sollten respektive der Schulstoff nachgeholt werden muss oder das Brückenangebot für die anschliessende Ausbildung erforderlich ist. Die Begründung, dass ein Brückenangebot wahrgenommen wird, weil man seine Sprachkenntnisse verbessern möchte, wird 2024 wieder deutlich weniger oft angegeben als 2023, und der Wert gleicht sich an jene der Vorjahre an (2021: 8%, 2022: 6%, 2023: 14%, 2024: 5%).

Nach dem Brückenangebot möchten nach wie vor die meisten Jugendlichen eine berufliche Grundbildung beginnen (63%). Vermehrt wissen aber Jugendliche in Brückenangeboten 2024 (noch) nicht, was sie danach gerne machen würden (2023: 11%, 2024: 17%).

Zwischenjahr

So viele Jugendliche wie nie zuvor in der Untersuchungsreihe geben 2024 an, ein Zwischenjahr (Reisen, Sprachaufenthalt, Haushaltsjahr o.ä.) nach der obligatorischen Schulzeit zu realisieren (2018: 3%, 2019: 3%, 2020: 4%, 2021: 3%, 2022: 3%, 2023: 9%, 2024: 13%). Erneut befinden sich darunter mehr Frauen als Männer. Allerdings gleicht sich das Geschlechterverhältnis in jüngster Vergangenheit weiter an (2019: 66%:34%, 2020: 61%:39%, 2021: 66%:34%, 2022: 66%:34%, 2023: 57%:43%, 2024: 54%:46%).

Gründe für Zwischenlösungen sind so verschieden wie die Art der Zwischenlösungen selber, was in der Sammelkategorie „andere Gründe“ zum Ausdruck kommt. Diese ist in den letzten beiden Jahren vergleichsweise zwar weniger stark ausgeprägt als in den Jahren zuvor. Aber überdurchschnittlich viele Jugendliche weichen auf „keine Antwort/weiss nicht“ aus.

 

Am häufigsten und stabil werden eine erfolglose Lehrstellensuche oder der Wunsch nach etwas Zeit für sich als Gründe für ein Zwischenjahr angeben.

Die Jugendlichen sind auch in diesem Jahr sehr unschlüssig, was auf das Zwischenjahr folgen soll (weiss ich noch nicht 2018: 11%, 2019: 16%, 2020: 6%, 2021: 19%, 2022: 7%, 2023: 30%, 2024: 31%). Als häufigste konkrete Option im Anschluss an das Zwischenjahr wird die duale berufliche Grundbildung angegeben (2024: 25%). Die schulische berufliche Grundbildung ist bei den Jugendlichen, die ein Zwischenjahr absolvieren, dagegen weniger beliebt (2024: 7%). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Absicht wieder häufiger vorhanden, nach dem Zwischenjahr eine Maturitätsschule zu beginnen (2019: 15%, 2020: 17%, 2021: 16%, 2022: 21%, 2023: 8%, 2024: 18%). Der Wert gleicht sich somit an die Jahre 2019-2022 an, und 2023 präsentiert sich als Ausnahmejahr.

Lehrstellensituation der Unternehmen

Lehrstellenangebot

54 Prozent der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bieten Lehrstellen an. Das sind ungefähr gleich viele wie im Vorjahr jedoch deutlich mehr als früher in der Untersuchungsreihe, wo sich jeweils rund ein Viertel ausbildende Unternehmen in der Stichprobe fand. Seit 2023 kann der Anteil ausbildender Betriebe in der Bruttostichprobe der vorliegenden Erhebung definiert werden, wodurch ausbildende Betriebe besser erreicht werden können. Das erklärt den gestiegenen Wert im laufenden Jahr und dürfte auch für gewisse Schwankungen beim Lehrstellenangebot der befragten Unternehmen die Erklärung sein.

Erneut geben die meisten Unternehmen an, ihr Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr konstant gehalten zu haben. Auch die Anteile Unternehmen, die mehr oder weniger Lehrstellen anbieten, haben sich über die Zeit kaum verändert. Erkennbar ist in der Zeitreihe, dass in den Pandemiejahren mehr Unternehmen Verunsicherung äusserten in dieser Frage.

Jene Unternehmen, die aktuell mehr Lehrstellen anbieten als letztes Jahr, geben primär an, dies aus Sorge um den Berufsnachwuchs zu tun Verglichen mit dem Vorjahr wird dieser Grund weniger häufig genannt (2023: 44%, 2024: 41%).

 

An zweiter Stelle gibt rund ein Drittel der Unternehmen das natürlich schwankende Angebot an Lehrstellen als Grund an (36%).

Jene Unternehmen, die aktuell weniger Lehrstellen anbieten als letztes Jahr, geben noch immer am häufigsten an, dass natürliche Fluktuationen ausschlaggebend waren (2018: 53%, 2019: 46%, 2020: 45%, 2021: 33%, 2022: 41%, 2023: 31%, 2024: 36%). An zweiter Stelle werden Umstrukturierungen im Unternehmen als Gründe für weniger Lehrstellen genannt (2018: 16%, 2019: 20%, 2020: 16%, 2021: 18%, 2022: 20%, 2023: 16%, 2024: 20%), was einer leichten Zunahme im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Das Fehlen qualifizierter Schulabgänger:innen (2023: 16%, 2024: 17%) respektive eine schwache oder keine Nachfrage nach Lehrstellen (2023: 14%, 2024: 17%) sind die dritt- und vierthäufigsten Gründe

Bei 10 Prozent der 2024 angebotenen Lehrstellen handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit EBA, 90 Prozent sind berufliche Grundbildungen mit EFZ. Dieses Verhältnis erweist sich als stabil über die Zeit.

Die Aufschlüsselung der Lehrstellensituation nach Branchen liefert untenstehende Grafik. Vier von insgesamt 15 Branchen stellten 2024 die Hälfte des Lehrstellenangebots: Die Handelsbranche, das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe und die freiberufliche Dienstleistungsbranche.

Insgesamt ist das Lehrstellenangebot im Vergleich zum Vorjahr in der Mehrheit der Branchen stabil. In fünf Branchen ist es kurzfristig gestiegen, in vier Branchen gesunken. Nachdem die Verkehrsbranche kontinuierlich über die gesamte Untersuchungsreihe hinweg ein rückläufiges Lehrstellenangebot aufwies, hat sie sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Ansonsten prägen kurzfristige, geringfügige Schwankungen von Jahr zu Jahr das Bild.

Nachdem die Handelsbranche und das Gesundheits- und Sozialwesen 2023 zum zweiten Mal in Folge ein leicht rückläufiges Lehrstellenangebot aufwiesen, verzeichnet das Gesundheits- und Sozialwesen wieder einen Anstieg, während die Handelsbranche praktisch stagniert.

Ebenfalls ein grösstenteils unverändertes Lehrstellenangebot findet sich bei der öffentlichen Verwaltung sowie für den Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. In all diesen Branchen ist das Lehrstellenangebot in den Pandemiejahren angestiegen, nivellierte sich 2023 auf das Lehrstellenangebot der ersten beiden Jahre der Untersuchungsreihe und stabilisiert sich aktuell dort.

Nachdem sich im Baugewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe das umgekehrte Bild zeigte, nämlich ein rückläufiges Lehrstellangebot 2020 mit einem anschliessenden Anstieg, verzeichnet das Baugewerbe eine Reduktion, während das Lehrstellenangebot im verarbeitenden Gewerbe leicht ansteigt. Im Nachgang zur Corona-Pandemie konnte ebenfalls ein Wiederanstieg des Lehrstellenangebots in den Bereichen freiberufliche Dienstleistungen, sonstige Dienstleistungen und im Gastgewerbe beobachtet werden. 2024 verzeichnen die beiden Branchen Gastgewerbe und sonstige Dienstleistungen wieder eine Abnahme, während in der freiberuflichen Dienstleistungsbranche wieder mehr Lehrstellen angeboten werden.

Für die Lehrstellenplanung des kommenden Jahres sieht die Hälfte der Unternehmen vor, das Lehrstellenangebot konstant zu halten. 2023 stieg erstmals innerhalb der Untersuchungsreihe der Anteil Unternehmen, die ihr Lehrstellenangebot verringern wollen, aber 2024 geht dieser Anteil leicht zurück.

Auf erhöhtem Niveau planen Unternehmen aus der Wasserversorgung, aus der Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen, aus der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungsbranche, Unternehmen mit sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie sonstige Dienstleistungen nächstes Jahr weniger Lehrstellen anzubieten als aktuell.

In die Planung fliessen zudem auch andere Faktoren mit ein, wie beispielsweise das Angebot an Teilzeitstellen: Der Grossteil der Unternehmen steht der Teilzeitlehre neutral (33%) oder befürwortend (31%) gegenüber. Nur ein Viertel spricht sich gegen ein reduziertes Pensum und die damit verbundene Verlängerung der Lehrdauer aus. Mittlere und grosse Unternehmen neigen tendenziell dazu, dafür zu sein, während kleinere Unternehmen eher dagegen sind.

Lehrstellenvergabe

87 Prozent der angebotenen Lehrstellen konnten – Stand August 2024 – besetzt werden. Das sind ähnlich viele, wie zum gleichen Zeitpunkt in den Vorjahren. Schweizweit betrachtet zeichnet sich somit auch 2024 wieder eine reguläre Vergabe von Lehrstellen ab.

Die Aufschlüsselung der Lehrstellensituation nach Branchen liefert untenstehende Grafik. Erhöhte Schwierigkeiten bei der Vergabe von Lehrstellen zeigen sich 2024 im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wo bis August ein Viertel der angebotenen Lehrstellen nicht besetzt werden konnte. Das sind bei relativ stabilem Angebot zwar wieder deutlich weniger als 2023, trotzdem bleibt der Anteil im Vergleich zu den Jahren zuvor erhöht.

Ebenso ist im Baugewerbe rund jede vierte Lehrstelle, welche 2024 ausgeschrieben wurde, unbesetzt geblieben.

 

Der Wert gleicht sich somit wieder an jene der anfänglichen Erhebungsjahre an. Im Handel, Gastgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe befinden sich die Werte wiederholt auf hohem Niveau. Neu weist die Branche Erziehung und Unterricht 2024 bei weniger angebotenen Lehrstellen einen Zuwachs an offenen Lehrstellen auf.

Relativ stabil präsentiert sich die Situation im Bereich sonstiger Dienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Im Gesundheits- und Sozialwesen ist das Angebot gestiegen. Es bleiben jedoch ähnlich viele Lehrstellen unbesetzt. Das gestiegene Angebot im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen scheint somit auf Nachfrage zu treffen. In der Land- und Forstwirtschaft blieben 2024 ähnlich viele Lehrstellen unbesetzt wie bereits in den beiden Jahren zuvor, allerdings bei deutlich erhöhtem Angebot an Lehrstellen.

Gründe und Lösungen für offengebliebene Lehrstellen

Am häufigsten blieben Lehrstellen 2024, wie bereits im Vorjahr, wegen fehlender Bewerbungen unbesetzt (60%). Diese im Vorjahr beobachtete Entwicklung wurde in diesem Jahr bestätigt, denn bislang wurden in der Untersuchungsreihe primär ungeeignete Bewerbungen als Hauptgrund für offene Lehrstellen genannt. Insgesamt akzentuiert sich das Problem fehlender Bewerbungen seit 2022 deutlicher als noch zuvor. Für Lehrstellen mit EBA wurden fehlende Bewerbungen mit Ausnahme des Jahres 2022 immer als häufigster Grund genannt. Für Lehrstellen mit EFZ ist es der Umstand ungeeigneter Bewerbungen, der letztjährig noch hinter der Begründung, dass man keine Bewerbungen erhalten hat, zurück lag.

 

Zudem werden ungeeignete Bewerbungen als Grund für offene Lehrstellen fast gleich häufig genannt wie 2023 und der Wert bleibt mit 55 Prozent stabil. Bei Lehrstellen mit EBA ist dieser Grund rückläufig und bei Lehrstellen mit EFZ steigend. Kurzfristige Absagen von Bewerber:innen werden 2024 von 17 Prozent der Unternehmen als dritthäufigster Grund genannt. Dieser Grund wurde in allen Erhebungsjahren ähnlich häufig von den Unternehmen angegeben, insgesamt wie auch für Lehrstellen mit EFZ, was über die gesamte Erhebungsreihe hinweg betrachtet weniger häufig bei Lehrstellen mit EBA vorkam. 2024 ist die kurzfristige Absage jedoch wieder öfters ein Thema.

Offengebliebene Lehrstellen zu streichen oder nicht mehr auszuschreiben bleibt die Ausnahme (2023: 5%, 2024: 4%). Die meisten vakanten Lehrstellen sollen nächstes Jahr wieder ausgeschrieben werden (2023: 84%, 2024: 85%).

Bestehen bleibt seit Beginn der Pandemie die erhöhte Absicht, Lehrstellen weiter offen zu halten, um sie allenfalls im laufenden Jahr noch besetzen zu können (2018: 52%, 2019: 50%, 2020: 66%, 2021: 61%, 2022: 64%, 2023: 74%, 2024: 70%). Nachdem 2023 so viele Unternehmen wie nie zuvor diese Absicht bekundet haben, ist hier ein leichter Rückgang zu beobachten.

Profil der Neu-Lernenden

Unter den Neu-Lernenden, also all jenen, die im Sommer 2024 eine duale berufliche Grundbildung begonnen haben, finden sich mehr Männer als Frauen (Männer: 54%, Frauen: 46%). Dieses Geschlechterverhältnis erweist sich als weitgehend stabil über die Zeit.

42 Prozent der Neu-Lernenden sind 2024 älter als 16 Jahre, was etwas unter dem Durchschnittswert der Untersuchungsreihe liegt (2018: 60%, 2019: 49%, 2020: 37%, 2021: 44%, 2022: 43%, 2023: 47%, 2024: 42%). Längst nicht jede Lehre wird somit im unmittelbaren Anschluss an die obligatorische Schulzeit angetreten. Diese Beobachtung wird unterstützt von der Aussage der Unternehmen, dass 6 Prozent der Lernenden, die im Sommer 2024 eine Lehre starten, bereits über einen EFZ- oder EBA-Abschluss verfügen. Das sind deutlich weniger als in den Vorjahren (2018: 9%, 2019: 8%, 2020: 9%, 2021: 9%, 2022: 9%, 2023: 14%, 2024: 6%).

Die Möglichkeit, neben der Arbeit eine Berufsmaturität zu realisieren, bietet 2024 wieder mehr als die Hälfte der Lehrbetriebe an. Das Vorjahr ist somit als Ausreisser nach unten zu werten (2020: 58%, 2021: 53%, 2022: 59%, 2023: 50%, 2024: 54%).

 

Wahrgenommen wird diese Möglichkeit von 6 Prozent der Neu-Lernenden (2018: 5%, 2019: 8%, 2020: 6%, 2021: 9%, 2022: 9%, 2023: 10%, 2024: 6%). Dieser Wert befindet sich im unteren Bereich der bisher gemessenen Werte. Ob es sich dabei um einen Trend oder einen Ausreisser nach unten handelt, kann frühestens nächstes Jahr beantwortet werden. Dieser Wert variiert beträchtlich in den verschiedenen Branchen. Im Bereich freiberuflicher Dienstleistungen streben 23 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe 16 Prozent der Neu-Lernenden eine Berufsmaturität an. Das sind 2024 die klaren Spitzenreiter im Vergleich zu den anderen Branchen. Über dem Wert von 6 Prozent, wie er über alle Unternehmen hinweg erhoben wurde, liegen zudem der Handel (10%), die Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche (9%), das Gesundheits- und Sozialwesen (9%), die Branche Information und Kommunikation (8%) sowie auch die Land- und Forstwirtschaft (7%).

Lehrabschlüsse

Die meisten Lehrabgänger:innen 2024 absolvierten ihre Lehre wie bereits im Vorjahr bei kleineren Unternehmen mit zwei bis neun Mitarbeitenden (43%) oder bei Unternehmen mit 10-99 Mitarbeitenden (29%).

Die höchsten Anteile an Lehrabgänger:innen vereinen erneut das Gesundheits- und Sozialwesen und die Handelsbranche, wobei letztere 2024 an der Spitze abgelöst wird. An dritter und vierter Stelle sind das verarbeitende Gewerbe und die freiberuflichen Dienstleistungen. Die Landwirtschaftsbranche fällt 2024 hinter diese beiden Branchen zurück.

Über die Zeitreihe hinweg betrachtet legen jene Branchen, die lange Zeit als wachsende Ausbildungsbranchen galten (Handel, Finanz- und Versicherungsbranche, öffentliche Verwaltung) kürzere respektive längere Zeit nicht mehr weiter zu. Das äussert sich in stagnierenden oder rückläufigen Zahlen bei den Lehrabgänger:innen.

Für die Handelsbrache verharrt der Wert auf den letztjährigen 14 Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen hat sich der Anteil der Lehrabgänger:innen seit dem Höhepunkt 2020 bis ins Jahr 2023 kontinuierlich verringert.

 

Im Vergleich zu 2023 ist die Anzahl Lehrabgänger:innen im Gesundheits- und Sozialwesen hingegen gestiegen, und der Abwärtstrend ist zumindest vorerst gestoppt. Ob sich die Entwicklung längerfristig bestätigt, bleibt abzuwarten. In der öffentlichen Verwaltung und im Bereich der Versicherungs- und Finanzdienstleistungen stieg der Anteil Lehrabgänger:innen bis 2021 stetig an. Danach haben in beiden Branchen Negativtrends eingesetzt.

Relativ stabil präsentiert sich die Abschlusssituation im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Im Bereich freiberufliche Dienstleistungen lässt sich dagegen eine stetige Zunahme verzeichnen. Bemerkenswert ist die Situation im Gastgewerbe und in den sonstigen Dienstleistungen: In beiden Branchen sind nach letztjährigem Anstieg, aktuell wieder weniger Abgänger:innen festzustellen.

Eine im Vergleich zum Vorjahr leicht höhere Zahl an Abgänger:innen weisen die Branchen Verkehr sowie Information und Kommunikation auf. Somit lässt sich der letztjährig tiefe Wert der Abgänger:innen in der Information und Kommunikation als Ausreisser einordnen. Ob die eingeschlagene Entwicklung bei den Abgänger:innen der Verkehrsbranche nachhaltig ist, zeigen erst die kommenden Jahre.

Bis zum Jahr 2022 verliessen die meisten Lehrabgänger:innen ihren Lehrbetrieb nach Abschluss der Ausbildung. Dies änderte 2022 kurzfristig. Nun präsentiert sich die Situation der Lehrabgänger:innen zum zweiten Mal in Folge wieder so, dass knapp die Hälfte von ihnen nach Lehrabschluss ihr ausbildendes Unternehmen verlässt (2018: 48%, 2019: 44%, 2020: 48%, 2021: 43%, 2022: 37%, 2023: 45%, 2024: 46%).

Somit handelte es sich im Jahr 2022 um eine Ausnahmesituation, die eine mögliche Auswirkung der von Unsicherheit geprägten Corona-Pandemie darstellt. Temporäre Anstellungen und offene Situationen verhalten sich stabil.

Bestätigt wird die Entwicklung eines Ausnahmejahrs 2022 in den Branchen Baugewerbe, Handel, Land- und Forstwirtschaft sowie auch Gastgewerbe, wie nachfolgende Grafik zeigt. Eine Entwicklung hin zu mehr Festanstellungen wird in den freiberuflichen Dienstleistungen, im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, der öffentlichen Verwaltung und in unter anderen Branchen zusammengefassten Berufen festgestellt.

Bemerkenswert ist 2024 der Rückgang der festangestellten Lehrabgänger:innen in den Bereichen Finanz- und Versicherungsdienstleistung, Information und Kommunikation, Baugewerbe sowie auch in der Branche Erziehung und Unterricht.

Die meisten solcher festangestellten Abgänger:innen finden sich in den kleinsten und mittelgrossen Unternehmen (2-9 Mitarbeitende: 41%, 10-99 Mitarbeitende: 29%, über 100 Mitarbeitende: 30%).

Technische Eckdaten

Wichtiger Hinweis:

Bei den ausgewiesenen Absolutwerten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Die Hochrechnung der Jugendlichen basiert auf den Jugendlichen, die gemäss Statistik der Lernenden (Bundesamt für Statistik) im Vorjahr das zehnte Schuljahr besucht haben.

Die Hochrechnung der Unternehmen basiert auf den Angaben der Eintritte in die berufliche Grundbildung des Vorjahres (BFS). Detailangaben zu den Hochrechnungen finden sich im ausführlichen Forschungsbericht zum Projekt.

Jugendliche

Zielgruppe: 14-17-jährige Einwohner:innen (ab 2023 im Tessin 14-16-Jährige, Rest der Schweiz 15-17-Jährige. Zuvor ganze Schweiz 14-16-Jährige), die an der April-Umfrage teilgenommen haben und die obligatorische Schulzeit im Sommer abgeschlossen haben

Adressbasis: Stichprobenrahmen des Bundesamtes für Statistik

Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online)

Befragungszeitraum: 15.07. – 01.09.2024

Total Befragte: N = 2’123

Fehlerbereich: ± 2.1 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit

Ausschöpfung: 70%

Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Jugendliche nach Kanton; Stufe 2: Alter/Geschlecht verknüpft pro Kanton

Unternehmen

Zielgruppe: Unternehmen mit mindestens zwei Mitarbeitenden, die an der April-Umfrage teilgenommen haben

Adressbasis: Unternehmensregister des Bundesamtes für Statistik

Befragungsmethode: schriftliche Befragung (Online/Papier)

Befragungszeitraum: 15.07. – 06.09.2024

Total Befragte: N = 3’856

Fehlerbereich: ± 1.6 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit

Ausschöpfung: 79%

Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Unternehmen nach Sprachregion; Stufe 2: Unternehmen nach Noga-Codes verknüpft pro Sprachregion

Projektteam gfs.bern

Lukas Golder: Politik- und Medienwissenschaftler, Co-Leiter gfs.bern

Martina Mousson: Politikwissenschaftlerin, Projektleiterin

Annick Doriot: Politikwissenschaftlerin, Junior Projektleiterin

Thomas Burgunder: Mathematiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter

Alessandro Pagani: Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter

Roland Rey: Projektmitarbeiter / Administration

 

Externe Beratung:

Prof. Dr. Stefan C. Wolter, Professor für Bildungsökonomie, Universität Bern