Mobilität in Schweizer Städten

Städtische Verkehrspolitik im Einklang mit den Bedürfnissen der Bewohnenden

im Auftrag der Städtekonferenz Mobilität

Die Städtekonferenz Mobilität SKM, eine Sektion des Schweizerischen Städteverbandes, beauftragte das Forschungsinstitut gfs.bern mit einer Online-Befragung zum Thema urbane Mobilität. Die Studie ist als Wiederholung der im Jahre 2018 durchgeführten Befragung in interessierten Städten und Gemeinden konzipiert.

In der Studie werden wie 2018 Einstellungen, Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung rund um dieses Thema in ausgewählten Städten erfasst. Im Zentrum der Befragung steht dabei nicht nur das Nutzungsverhalten. Ziel ist es, die generelle Zufriedenheit mit der Mobilität am Wohnort, Einstellungen zu dem Verhältnis zwischen motorisiertem Verkehr und Fuss- und Veloverkehr, Wahrnehmungen zur Maximalgeschwindigkeit, die Ausgaben für Verkehr und Mobilität sowie Shared Mobility zu messen.

 

Der Fragebogen wurde im Rahmen eines Workshops im September 2024 mit Vertreter:innen der teilnehmenden Städte erarbeitet und anschliessend gemeinsam finalisiert. Das vorliegende Cockpit schliesst die Berichterstattung ab, wobei eine vergleichende Perspektive zwischen den teilnehmenden Städten im Fokus ist.

Befragt wurden insgesamt 15’372 Einwohner:innen ab 16 Jahren in zehn Schweizer Städten der Deutschschweiz und der Romandie (Basel, Bern, Fribourg, Luzern, Nyon, Schaffhausen, Sion, Winterthur, Zürich, Zug). In den Städten Bern (Muri b. Bern, Köniz), Luzern (Horw, Ebikon), Winterthur (Seuzach) und Zug (Baar, Cham) wurden zusätzlich insgesamt sieben Agglomerationsgemeinden befragt. Das vorliegende Cockpit präsentiert ausgewählte Ergebnisse aus dem Gesamtbericht und fokussiert dabei auf die zehn teilnehmenden Städte. Die Daten aus den Agglomerationsgemeinden fliessen jeweils in die stadtspezifischen Berichte ein.

Downloads: Gesamtbericht

Verkehrsmittelnutzung

Den Weg zur Arbeit oder zur Ausbildungsstädte wird am häufigsten mit dem ÖV (53%) oder zu Fuss (41%) bestritten. Jeweils circa ein Drittel nimmt dafür regelmässig das Auto (31% Auto als Selbstfahrer:in) oder das Velo (32%). In den grösseren Städten wird dabei häufiger mit ÖV oder Velo gependelt, während in den übrigen Städten das Auto eine etwas grössere Rolle spielt.

Die Einwohner:innen der drei französischsprachigen Städte besitzen seltener ein Velo und nutzen es auch weniger für den Arbeitsweg als die Befragten in den Deutschschweizer Städten.

In der Freizeit gehen die Befragten am häufigsten zu Fuss (62%). Bei den Verkehrsmitteln bleiben die öffentlichen Verkehrsmittel am beliebtesten (59%), gefolgt von Autos (43%), die etwas häufiger im Einsatz sind als für den Pendelverkehr.

35 Prozent fahren in der Freizeit mit dem Velo, und 14 Prozent nutzen ein E-Bike.

Personen, die im Alltag kein Velo einsetzen, bevorzugen häufig grundsätzlich andere Verkehrsmittel (39%) oder können alles gut ohne Velo erreichen (19%).

Weitere, relativ häufig genannte Gründe für einen Verzicht sind die erhöhte Gefahr (22%), das hohe Verkehrsaufkommen (19%) sowie zu lange Strecken (17%).

Die häufigsten Gründe, warum die Befragten im Alltag nicht regelmässig zu Fuss gehen, sind die zu grossen Distanzen, die zurückzulegen sind (44%), sowie, dass das Gehen zu langsam wäre (21%).

Insbesondere in den grossen Städten ist ausserdem das gute ÖV-Angebot ein regelmässig genannter Grund.

Zwei Drittel der Personen, die aktuell in ihrem Alltag nicht regelmässig zu Fuss gehen oder den ÖV nutzen, können sich vorstellen, dies künftig zu tun (67% kann ich mir sehr/eher gut vorstellen). Für jeweils 41 Prozent kommt es in Frage künftig häufiger mit dem Velo oder dem E-Bike zu fahren.

Einzig die E-Trottinetts werden voraussichtlich auch künftig nur wenige der dazu befragte Personen häufiger nutzen (10% kann ich mir sehr/eher gut vorstellen).

Zufriedenheit Verkehrssituation

Insgesamt sind die Befragten mit der Verkehrssituation in ihrer Stadt durchaus zufrieden (63% sehr/eher zufrieden). Im Durchschnitt sind dabei 17 Prozent sogar sehr zufrieden. Zwischen den teilnehmenden Städten gibt es Unterschiede, wobei die Zufriedenheitswerte in Bern (78% sehr/eher zufrieden), Zug (77%), Winterthur (76%) und Schaffhausen (73%) am höchsten sind.

Auf der anderen Seite sind die Einwohner:innen Nyons (58% sehr/eher unzufrieden) und Luzerns (52%) mehrheitlich nicht zufrieden mit der generellen Verkehrssituation.

Personen, die mit der Verkehrssituation am Wohnort zufrieden sind, wurden zudem offen nach den Gründen für ihre Zufriedenheit gefragt. Diese offenen Rückmeldungen wurden für die Auswertung zu Kategorien zusammengefasst. Die Zufriedenen nennen in erster Linie das gute ÖV-Netz (36%).

Ein stimmiger Fahrplan-Takt, die hohe Qualität und das gut ausgebaute Netz werden dabei explizit aufgezählt. Jeweils rund jede zehnte dazu befragte Person begründet ihre Zufriedenheit mit der guten Erreichbarkeit mit Velo oder zu Fuss (10% genannt), mit guten Bedingungen für MIV (9%) und den Veloverkehr (9%).

Auf der anderen Seite ist der häufigste Grund für Unzufriedenheit mit der Verkehrssituation, dass die Verkehrsinfrastruktur an ihre Grenzen kommt: Jeweils rund ein Viertel der Unzufriedenen nennt Staus (27%) und ein überlastetes Verkehrssystem (23%) als Hauptgrund. Weitere 12 Prozent nennen eine Überlastung explizit zu den Stosszeiten.

Dabei zeigen sich im Mobilitätsverhalten nur geringe Unterschiede, was darauf hinweist, dass nicht eine einzelne Nutzergruppe diese Hauptgründe als problematisch empfindet, sondern alle Verkehrsteilnehmer:innen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden. Rund jede fünfte unzufriedene Person bemängelt Verkehrsbehinderungen (19%) und auch mangelnde Qualität des öffentlichen Verkehrs (14%). Gefährliche Velowege (12%) werden ebenfalls genannt.

Während die Verkehrssituation generell aus Sicht der Befragten mehrheitlich in Ordnung ist, überwiegt während der Hauptverkehrszeiten die Unzufriedenheit (55% sehr/eher unzufrieden). Ausnahmen bilden hier die beiden Städte Bern (59% sehr/eher zufrieden) und Schaffhausen (54% sehr/eher zufrieden), deren Einwohner:innen mit der Verkehrssituation auch während der Stosszeiten mehrheitlich zufrieden sind.

Auf der anderen Seite sind die Befragten in Luzern (77% sehr/eher unzufrieden) und Nyon (76% sehr/eher unzufrieden) mit der Situation während den Hauptverkehrszeiten am wenigsten zufrieden.

Die Bewohner:innen der zehn Städte beurteilen die Beeinträchtigung durch den Verkehr in den abgefragten Bereichen durchaus differenziert: So sind beispielsweise in Luzern und Nyon Verkehrsbehinderungen (Luzern: 71% sehr/eher häufig, Nyon: 70% sehr/eher häufig) die klar häufigsten Problemquellen, während in Zürich, Winterthur und Basel vergleichsweise häufig falsch abgestellte Velos und Trottinette (Zürich 53%, Winterthur 47%, Basel 45%) für Unmut sorgen. In Freiburg werden hingegen öfters als in den anderen Städten fehlende Grünflächen (51%) bemängelt, und in Schaffhausen ist der Parkplatzmangel für Autos (48%) die sichtbar häufigste Beeinträchtigung.

In (fast) allen Städten bemängelt jeweils über ein Drittel der Bevölkerung Parkplatzmangel für Personenwagen, Lärmbelästigung (Ausnahme: Schaffhausen), Gefahrensituationen im Verkehr (Ausnahme: Schaffhausen) oder fehlende Grünflächen (Ausnahmen: Schaffhausen und Winterthur).

Wie hier nicht abgebildete Auswertungen zeigen, fühlen sich in Bezug auf die Wahrnehmung von Verkehrsbehinderungen auf der einen Seite vor allem Auto- und Motorradfahrende beeinträchtigt. Auf der anderen Seite stören sich auch E-Bikefahrende häufiger über Staus als Personen, die nicht E-Bike fahren. Fussgänger:innen, (klassisch) Velofahrende und ÖV-Nutzer:innen fühlen sich hingegen nicht stärker durch Verkehrsbehinderungen beeinträchtigt als Einwohner:innen, die sich nicht regelmässig mit diesen Verkehrsmitteln/zu Fuss fortbewegen. Dies kann als Hinweis gedeutet werden, dass die häufige Wahrnehmung von Staus vor allem diejenigen Menschen betrifft, die entweder auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen sind oder elektrische Mikromobilitätsangebote nutzen.

Verkehrsgestaltung

In sämtlichen Städten erlebt die Mehrheit der Velofahrer:innen und Fussgänger:innen zumindest immer wieder gefährliche Situationen bei Kreuzungen (61% regelmässig/immer wieder) und auf Hauptverkehrsstrassen (55%). Aber auch auf Verkehrsinfrastrukturen, die explizit für den Fuss- und Veloverkehr vorgesehen sind, gibt es für viele Befragte gefährliche Situationen: So erlebt insgesamt rund ein Drittel immer wieder brenzlige Momente auf Fussgängerstreifen (35%) oder Velowegen (30%), etwas weniger häufig auf Trottoirs (24%) oder verkehrsberuhigten Strassen (22%).

Obwohl sich die Muster ähneln, wird die Gefahrenlage für Velofahrende und Fussgänger:innen in den Städten durchaus unterschiedlich bewertet. Gerade in Nyon aber auch in Freiburg und Sion wird besonders häufig von gefährlichen Situationen berichtet, was ein möglicher Grund für die vergleichsweise tiefere Nutzung des Velos im Alltag in diesen Städten sein kann.

Die Befragten wurden ebenfalls gebeten, verschiedene Verkehrsszenarien gegeneinander abzuwägen auf einer Skala von 1 bis 6. Werte nahe bei 1 bedeuten, dass die Befragten (eher) mit der ersten Aussage übereinstimmen, während Werte nahe bei 6 eine Präferenz für die zweite Aussage kennzeichnen. Für die Auswertung wurden die Werte 1-3 (eher für die erste Aussage; bzw. 4-6: eher für die zweite Aussage) zusammen gruppiert.

In allen Städten bevorzugen jeweils rund 60 Prozent mehr Platz für Veloverkehr, für Fussverkehr, für öffentlichen Raum ohne Verkehr oder für ÖV gegenüber der Alternative «mehr Raum für fliessenden Motorfahrzeugverkehr und Parkplätze». Am ehesten spricht sich die Bevölkerung in Schaffhausen für mehr Platz für fliessenden Motorfahrzeugverkehr aus, gefolgt von Zug und Nyon.

Begegnungszonen werden in allen Städten von grossen Mehrheiten als sinnvoll erachtet (78% sehr/eher sinnvoll).

In Zug (26% eher/überhaupt nicht sinnvoll) sowie Nyon und Freiburg (jeweils 23%) hält rund ein Viertel solche Begegnungszonen nicht für sinnvoll.

Maximalgeschwindigkeit im Wohnquartier

Die Mehrheit der Befragten wohnt an einer Strasse mit einer Maximalgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde (52%). Tempo 50 ist besonders häufig in Wohnquartieren in Nyon (51%) und Zug (50%), während in der Stadt Bern im Vergleich zu allen anderen Städten, die an der Befragung teilgenommen haben, am meisten Personen an Strassen mit einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h wohnen (27%).

Für die Mehrheit wurde die erlaubte Maximalgeschwindigkeit an der Wohnadresse in den vergangenen zwei Jahren nicht gesenkt (57%), wobei relativ viele weitere Befragte diese Frage nicht beantworten wollten oder konnten (20%). In den Fällen, in denen eine Reduktion stattgefunden hat, wurde die Geschwindigkeit in aller Regel von 50 km/h auf 30 km/h gesenkt (15%), Senkungen auf eine Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h waren die Ausnahme.

In Bern (25%) und insbesondere in Freiburg (49%) wurden am meisten Geschwindigkeitsreduktionen angegeben, wobei es sich in Bern bei der Mehrheit um Reduktionen von 30 km/h auf 20 km/h handelt (15%). In Freiburg wurden hingegen mit Abstand am meisten Geschwindigkeitsanpassungen von 50 km/h auf 30 km/h (45%) vorgenommen.

Grundsätzlich befürwortet die Mehrheit der Bewohner:innen in allen Städten die aktuell gültige Maximalgeschwindigkeit (68% gerade richtig). Diejenigen die damit nicht einverstanden sind, empfinden sie häufiger zu hoch (19%) als zu tief (5%).

In Fribourg, wo besonders viele Temporeduktionen vorgenommen wurden, ist der Anteil jener Befragten, welche die aktuell erlaubte Maximalgeschwindigkeit als zu tief empfinden, sichtbar erhöht (15%).

Die erlaubte Maximalgeschwindigkeit an der eigenen Wohnadresse hat dabei durchaus einen Einfluss darauf, wie man diese bewertet: Personen, die an Strassen wohnen, an denen die Maximalgeschwindigkeit 20 oder 30 km/h beträgt, schätzen diese sichtbar häufiger als passend ein (75%, respektive 78%) als Personen, die an einer Strasse leben, wo 50 km/h erlaubt sind (56%). Über ein Drittel der Personen, die an einer 50 km/h-Strasse wohnen, sind der Meinung, das sei zu schnell (36% zu hoch).

In Basel und Bern sagen die Befragten häufiger, die an ihrer Wohnadresse erlaubten 50 km/h sind zu schnell (je 45%). Übers Ganze gesehen wünschen sich also ein Drittel bis fast die Hälfte der Menschen, die in den teilnehmenden Städten an Tempo-50-Abschnitten wohnen, tiefere Geschwindigkeiten. Im Gegenzug finden 84 Prozent der Bewohnenden von 20 km/h-Strassen respektive 90 Prozent der Bewohnenden von 30 km/h-Strassen das Tempo gerade richtig oder zu hoch.

Nutzung und Beurteilung von Shared Mobility

Veloverleih-Angebote werden zurzeit nur von einer Minderheit genutzt. Insgesamt sagen fast drei Viertel der Befragten, dass sie bisher von keinem Veloverleih-Angebot Gebrauch gemacht haben (74%). Wer solche Angebote nutzt, tut dies meistens im eigenen Wohnort (16%) und seltener in anderen Städten (7%).

Allerdings ist der Anteil derjenigen, die bereits ein Veloverleih-Angebot genutzt haben, seit 2018 deutlich angestiegen (23%, +8 Prozentpunkte). Stärker genutzt werden Veloverleihe von den Einwohner:innen von Bern (37% am Wohnort/in anderer Stadt), Luzern (36%) und Zürich (31%) – allesamt Städte mit einem grossen und dichten Bikesharing-Angebot.

Der Veloverleih wird insgesamt noch nicht sehr regelmässig genutzt, denn die Mehrheit der Nutzer:innen gibt an, im letzten Jahr zweimal oder weniger davon Gebrauch gemacht zu haben (53% nie/einmal/zweimal).

In Luzern (32% mehr als zehnmal genutzt in letzten 12 Monaten) und Bern (29%) wird der Veloverleih von den Nutzer:innen allerdings besonders regelmässig genutzt. Dieses erhöhte Nutzungsniveau ist wiederum wohl auf das breit ausgebaute Bikesharing-Netz in den beiden Städten zurückzuführen.

Entsprechend wird das Angebot, was auch insgesamt durchaus geschätzt wird (69% sehr/eher sinnvoll), in diesen beiden Städten überdurchschnittlich häufig als sinnvoll erachtet (Bern: 82% sehr/eher sinnvoll; Luzern 81%).

Weniger genutzt werden E-Trottinett-Verleihangebote (82% noch nie genutzt), wobei dieses Angebot in Zürich (27% am Wohnort/in anderer Stadt), in Zug (22%) und Winterthur (21%) schon etwas etablierter ist. Die Resultate widerspiegeln auch die Tatsache, dass in den Städten Freiburg, Luzern und Nyon (noch) keine E-Trottinett-Verleihangebote verfügbar sind.

Hier nicht abgebildete Auswertungen zeigen, dass die Nutzung von E-Trottinetten insbesondere bei der jungen Bevölkerung beliebt ist: Ein Viertel der 16-39-Jährigen hat bereits einmal ein solches Angebot genutzt (16% am Wohnort, 9% in einer anderen Stadt), während die Nutzung unter der Bevölkerung ab 65 Jahren verschwindend klein ist (2%).

Unter denjenigen, die bereits einmal ein E-Trottinett-Verleihangebot in einer Schweizer Stadt genutzt haben, ist die Nutzungsintensität unter den Zürcher:innen am höchsten: 18 Prozent der Stadtzürcher Nutzenden geben an, im letzten Jahr mehr als zehnmal ein E-Trottinett gebraucht zu haben.

Damit ist die Nutzung von Leihvelo-Angeboten in Zürich zwar etwa gleich verbreitet wie die Nutzung von E-Trottinetten; die Nutzungsintensität ist unter Zürcher:innen bei den E-Trottinetten aber höher als bei den Leihvelos (11% mehr als zehnmal genutzt im letzten Jahr). An zweiter Stelle liegen die Basler:innen (16%), gefolgt von den Zuger:innen (10%).

Im Gegensatz zum Veloverleih sieht die Mehrheit der Bevölkerung allerdings einen solchen E-Trottinett-Verleih mehrheitlich nicht als sinnvoll an (58% eher/überhaupt nicht sinnvoll). Auch in den Städten mit erhöhter Nutzung ist die Mehrheit nicht davon überzeugt.

Eine Betrachtung der Auswertung, welche hier nicht graphisch abgebildet ist, zeigt, dass die jüngere Bevölkerung E-Trottinett-Verleihangebote nicht nur häufiger nutzt, sondern sie auch als deutlich sinnvoller empfindet (39%) als die mittlere (40-64-Jährige: 27%) und ältere (ab 65 Jahren: 18%) Bevölkerung. Allerdings findet auch eine Mehrheit der Jungen den E-Trottinett-Verleih nicht sinnvoll (51%).

Ausgaben für Mobilität und Verkehr

Bei der Frage, in welchen Bereichen die Stadtregierungen künftig mehr Geld ausgeben sollten, zeigt sich folgendes Bild: Die höchsten Werte erreichen Massnahmen für lebenswerte und nachhaltige Stadtentwicklung wie mehr Grünflächen entlang der Strassen (48% mehr Geld als bisher), Stadträume, in denen man sich wohlfühlt (45%) sowie für den Ausbau der Veloinfrastruktur (45%).

In den einzelnen Städten gibt es punktuell Bereiche mit höherer Priorität, wie zum Beispiel in Luzern die Modernisierung der Hauptstrassen, etwa durch die Umnutzung von Autospuren für den ÖV oder Veloverkehr (50% mehr Geld als bisher) oder in Sion und Freiburg der Ausbau des ÖV (jeweils 43% mehr Geld als bisher).

Management Summary

Die Städtekonferenz Mobilität beauftragte das Forschungsinstitut gfs.bern mit der Durchführung einer Online-Befragung zu urbaner Mobilität in zehn Schweizer Städten. Insgesamt wurden 15’372 Einwohner:innen ab 16 Jahren befragt. Zentrale Themen der Studie sind Besitz und Nutzung von Verkehrsmitteln, Zufriedenheit mit der Verkehrssituation, Fragen zur Verkehrsgestaltung, Shared Mobility und die Ausgaben für Verkehr und Mobilität.

Fahrzeugbesitz und Verkehrsmittelnutzung

  • Menschen in den Städten besitzen fast gleich häufig ein Velo oder E-Bike (63%) wie ein Auto (67%).
  • Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist das meistgenutzte Verkehrsmittel für Arbeitswege, insbesondere in grösseren Städten. In der Freizeit liegen der ÖV und der Fussverkehr etwa gleichauf.
  • In Sion und Nyon ist die Nutzung von Velos und ÖV geringer im Vergleich zu den (teilweise) deutschsprachigen Städten, die an der Befragung teilgenommen haben, was mit weniger entwickelten Veloinfrastrukturen und ÖV-Angeboten einhergeht.

Zufriedenheit mit der Verkehrssituation

  • 63 Prozent der Befragten sind mit der Verkehrssituation eher bis sehr zufrieden, wobei das gute Netz und die hohe Qualität des ÖV Hauptgründe für die Zufriedenheit sind.
  • Die häufigsten Kritikpunkte sind überlastete Verkehrsinfrastrukturen und Staus, insbesondere während Hauptverkehrszeiten. Zu diesen Stosszeiten sind die Befragten in den meisten Städten mehrheitlich unzufrieden mit der Verkehrssituation (55% sehr/eher unzufrieden). Vor allem Auto- und Motorradfahrende, aber auch Nutzende von E-Bikes oder E-Trottinetten stören sich über Verkehrsbehinderungen in ihrer Stadt.

Verkehrsgestaltung

 

  • Die Zufriedenheit mit der Erschliessung der Wohnquartiere für Fussgänger:innen (91%), durch den ÖV (86%) und für Velos (70%) fällt sehr hoch aus.
  • Die Bevölkerung gerät auf dem Velo und zu Fuss häufig in gefährliche Situationen, besonders an Kreuzungen und Hauptverkehrsstrassen.
  • Eine klare Mehrheit befürwortet Begegnungszonen (78% sehr/eher sinnvoll).
  • Für die Bevölkerung stimmen die Maximalgeschwindigkeiten an der Strasse, an der sie wohnen (68% gerade richtig). Ein Drittel bis fast die Hälfte der Menschen, die in den teilnehmenden Städten an Tempo-50-Abschnitten leben, empfinden die aktuelle Geschwindigkeit als zu hoch.

Nutzung und Bewertung von Shared Mobility

  • Veloverleih-Angebote finden Anklang, auch wenn sie noch nicht weitverbreitet genutzt werden (26%). Dort, wo grosse und dichte Netze bestehen, wurde das Angebot bereits von rund einem Drittel der Bevölkerung genutzt (z.B. in Luzern und Bern). E-Trottinett-Angebote sind hingegen weniger verbreitet und werden kritischer gesehen, besonders von der älteren Bevölkerung.
  • Mobilitätshubs würden von 40 Prozent zumindest gelegentlich genutzt werden. Allerdings würden sie nur bei wenigen zu einem grundlegenden Umdenken in der Autonutzung führen.

Ausgaben für Verkehr und Mobilität

 

  • Die individuellen monatlichen Mobilitätskosten liegen im Schnitt bei 369 CHF und werden von einer relativen Mehrheit als angemessen empfunden. Die Anteile derjenigen, die ihre individuellen Kosten als hoch bzw. tief beurteilen, fallen jeweils kleiner aus.
  • Am meisten Zuspruch für höhere Ausgaben erhalten Projekte für lebenswerte Stadträume, Veloinfrastruktur und Grünflächen. Die Priorisierung zukünftiger verkehrspolitischer Massnahmen zeigt allerdings uneinheitliche Präferenzen.

Auftraggeberin: Städtekonferenz Mobilität SKM
Grundgesamtheit: Einwohner:innen der teilnehmenden Städte ab 16 Jahren, die seit mindestens sechs Monaten in der jeweiligen Stadt / Gemeinde leben und auf Deutsch oder Französisch befragbar sind
Datenerhebung: Online-Umfrage
Art der Stichprobenziehung: nach Alter und Geschlecht quotierte Zufallsstichprobe pro Stadt
Befragungszeitraum: 28. Oktober bis 22. Dezember 2024
Stichprobengrösse:

N Total = 15’372

  • N Basel = 1142
  • N Bern = 1317
    • N Muri b. Bern = 378 (separater Städtebericht)
    • N Köniz = 401 (separater Städtebericht)
  • N Freiburg = 1281
  • N Luzern = 1371
    • N Horw = 405 (separater Städtebericht)
    • N Ebikon = 285 (separater Städtebericht)
  • N Nyon = 1282
  • N Schaffhausen = 1214
  • N Sion = 1684
  • N Winterthur = 1194
    • N Seuzach = 299 (separater Städtebericht)
  • N Zug = 1227
    • N Baar = 397 (separater Städtebericht)
    • N Cham = 300 (separater Städtebericht)
  • N Zürich = 1195

Stichprobenfehler: ±1.1 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit, bei N = 1000 ±3.2 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Gewichtung: Alter/Geschlecht interlocked in jeder Stadt einzeln