Das "C" als Handicap, "Die Mitte" als erste Diskussionsgrundlage

Umfrage im Auftrag der CVP

Im Auftrag der CVP Schweiz führte gfs.bern im Frühling 2020 eine Befragung der CVP-Mitglieder sowie von Stimmberechtigten in der Schweiz durch. Im Zentrum stand dabei ein Entscheidungsmodell, das es erlaubte, verschiedene Präferenzen zum Namen und anderen kommunikativen Elementen bei einer Partei zu eruieren.

Neben dem Modell wurden verschiedene Themenbereiche im Rahmen der Umfrage abgefragt: Wert- und Themenpositionen, Parteipräferenzen sowie Namensoptionen von CVP-Mitgliedern und Schweizer Stimmberechtigten. Zudem sollte das Potential, neue Wähler*innenanteile bei einem Namenswechsel zu gewinnen, ermittelt werden.

Die Diskussion um eine mögliche Namensänderung der CVP Schweiz ist bereits seit einigen Monaten im Gang.

Die CVP Schweiz möchte den Wert des „C“ (christlichdemokratisch) und das Potential einer Namensgebung ohne namentlichen Bezug zum christlichen Fundament kennen. Im Rahmen der Strukturreform #CVP2025 möchte die CVP Schweiz zudem eine breite interne Diskussion über das Potential einer Namensänderung führen sowie evidenzbasierte Grundlagen zur Weiterführung der Marke gegenüber Schweizer Stimmberechtigten erhalten.

Befragt wurden zwischen April und Mai 2020 9619 CVP-Mitglieder und 2030 Stimmberechtigte. Letztere wurden über zwei Panels befragt.

Weitere Details zur Befragungsmethode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

Entscheidungsmodell

Im Zentrum der Befragung stand das Entscheidungsmodell. Dabei wurden CVP-Mitglieder und Stimmberechtigte darum gebeten, jeweils zwischen zwei Wegen bzw. Parteien mit unterschiedlichen kommunikativen Elementen auf fünf Dimensionen auszuwählen.

Diese fünf Dimensionen umfassen den Bewegungs-Charakter, die Lösungsorientierung, den Namen, den Auftritt und die Emotionen einer Partei. Die CVP-Mitglieder gaben dabei an, welchen Weg die CVP einschlagen soll, um neue Wähler*innen zu gewinnen. Die Stimmberechtigten entschieden, welche Partei sie bei der nächsten Wahl eher wählen würden.

Die Basis der Berechnung bildet ein Conjoint-Modell mit Interaktionen und Korrelationen. Mithilfe dieses Modells wurden die individuellen Nutzenfunktionen der befragten Personen geschätzt. Dies erlaubt die Bestimmung der Präferenzreihenfolge der befragten Personen. So wurde jeweils in Prozent berechnet, wie häufig jedes Element als beste, als mittlere und als schlechteste Option angesehen wurde.

CVP-Mitglieder

Folgende Fragestellung erhielten die CVP-Mitglieder im Entscheidungsmodell: „Sagen Sie bitte spontan, welchen der beiden Wege die CVP eher einschlagen soll, wenn sie neue Wählerinnen und Wähler gewinnen will.“

In Sachen Lösungsorientierung wurde das Element „Die Partei hat eine eindeutige, eigenständige Position, sucht aber jeweils auch den Konsens“ am häufigsten als die beste Option bei den CVP-Mitgliedern angesehen (78%), vor der Fähigkeit, tragfähige Kompromisse zu schmieden (21%) und einer eindeutigen und eigenständigen Position, die konsequent vertreten wird (1% beste Option, 66% schlechteste Option).

Am häufigsten als beste Option auf der Emotionsdimension wurde eine Partei, die sich an den Sorgen und Problemen der Bevölkerung orientiert und nach Lösungen sucht, angesehen (73%). Parteien, die ein positives Bild der Gesellschaft zeichnen und einen Aufbruch in die Zukunft möchten, werden nur zu 21 Prozent als beste Option angesehen. Parteien, die Missstände im Land aufdecken und mit ihnen aufräumen möchten, werden von den CVP-Mitgliedern nur zu 6 Prozent als beste und zu deutlichen 83 Prozent als die schlechteste Option deklariert.

Die Namens-Dimension offenbart, dass eine Partei, die einen Namen mit Mitte-Bezug trägt, zu 53 Prozent als beste Option angesehen wird. Bei einer Partei mit einem Namen, der Bezug auf christliche Werte nimmt, sind es 40 Prozent. Hier fällt zudem der hohe Anteil an Personen auf, die dies als schlechteste Option angesehen haben (53%), was auf eine Polarisierung, wie sie bei keinem anderen Element auftritt, hinweist. Am schlechtesten abgeschnitten hat ein Name mit Bezug zu bürgerlich-sozialen Werten (7% beste Option).

Beim Auftritt einer Partei kommt eine sachorientierte Kommunikation mit pragmatischer Ausrichtung am besten bei den CVP-Mitgliedern an (50% beste Option). Auch ein frecher und moderner Auftritt wird von ähnlich vielen als beste Option angesehen (46%). Viel schlechter schneidet die Kommunikation in einfacher und provokativer Sprache ab (4% beste Option, 63% schlechteste Option).

Keine klare Signifikanz ergibt sich beim Bewegungscharakter einer Partei. Diese Dimension erbringt für einen Eindruck einer Partei keine signifikante Verbesserung. Auch die Verwurzelung als Gegenbild zum Bewegungscharakter ist definitiv kein Element, um eine Partei attraktiv zu finden. Dasselbe Muster ist bei den Stimmberechtigten zu finden.

Stimmberechtigte

Folgende Fragestellung erhielten die Stimmberechtigten im Entscheidungsmodell: „Stellen Sie sich vor, Sie wollen an einer Wahl teilnehmen und müssten einen ersten Eindruck einer neuen Partei gewinnen. Es stehen nun jeweils nur zwei zufällig zusammengestellte Parteien zur Wahl, die sie bisher nicht kannten und von denen Sie nun einen ersten Eindruck erhalten. Sagen Sie bitte spontan, welche der beiden Parteien Sie bei der nächsten Wahl eher wählen würden.“

Die Sachorientierung und die pragmatische Ausrichtung sind aufgrund des Entscheidungsmodells für zwei Drittel der Stimmberechtigten die erste Wahl. Die einfache Sprache und der provokative Auftritt, der für Mitglieder fast unisono die dritte Präferenz ist, beurteilen noch 11 Prozent der Stimmberechtigten als beste Option. 73 Prozent finden dies unattraktiv.

Die Emotionsachse ist ebenfalls bei den Stimmberechtigten eine signifikante Grösse, wenn man einen Eindruck einer Partei gewinnen will. Die Orientierung an den Sorgen und Problemen – für Mitglieder die beste Strategie für die CVP-Neueinbindung – ist auch für die Bevölkerung die erste Präferenz vor Aufbruch in die Zukunft oder dem Bekämpfen von Missständen. So deutlich wie bei den Mitgliedern kommt dies aber nicht zum Ausdruck: Etwas über die Hälfte der Stimmberechtigten geben dies als erste Präferenz an. Zwischen Zukunftsorientierung und Bekämpfung von Missständen gibt es keine eindeutige Präferenz (22% resp. 23%).

Die dritte Dimension bezieht sich auf den Namen. 48 Prozent geben aufgrund des Modells den bürgerlich-sozialen Werten den Vorzug, 42 Prozent einem Namen mit Bezug zur politischen Mitte. Diesbezüglich sind demnach die Stimmberechtigten viel weniger deutlich auf einen Namen mit Bezug zur politischen Mitte orientiert als die Mitglieder, die nur zu 7 Prozent dem bürgerlich-sozialen Namen die höchste Attraktivität zuschreiben. Das deutlichste Ergebnis des Entscheidungsmodells betrifft aber die Zuordnung eines Namens mit Bezug zu christlichen Werten als dritte Option hinter bürgerlich-sozial und Mitte. 79 Prozent der Stimmberechtigten würden, wenn schon einen der beiden anderen Namensbezüge vorziehen (bei den Mitgliedern 53%, bei den CVP-Wählenden gemäss Befragung 70%).

Nur ein Resultat ist bei den Modellen bei den Mitgliedern auf eine ähnliche Deutlichkeit gestossen wie bei den Stimmberechtigten: die Ablehnung eines christlichen Namens. Die Orientierung am Konsens wäre für 78 Prozent der Mitglieder eine gute Strategie für die CVP. Nur für ein Minderheit der Bevölkerung wäre dies aber die erste Option, denn tragfähige Kompromiss-Orientierung ist ebenfalls eine attraktive Partei-Charakteristik.

Das Modell bestätigt, dass die christliche Wertorientierung als Charakteristik eine Neueinbindung hemmt. Eine Namensänderung, welche das christliche Fundament nicht mehr aktiv aufnimmt, kann einen Aufbruch signalisieren.

Nach Mitgliedschafts-Kantonen unterteilt, sieht man, dass ein Name, der auf christliche Werte Bezug nimmt, am häufigsten im Kanton Neuenburg (54%) als beste Option gewählt wurde.

Am häufigsten als schlechteste Option wurde ein Name mit christlichem Bezug im Kanton Freiburg (59%) angesehen.

Neues Potential

Auf Basis verschiedener Variablen (z.B. Teilnahme an Wahlen, Parteigebundenheit, Wahl von Parteien, Wichtigkeit von Parteinamen, Einstellung zu christlichen Elementen) wurde das Wähler*innenpotential bei einem Namenswechsel der CVP ermittelt.

Dass die CVP, wie für Mitteparteien typisch, zusätzliches Potential besitzt, war bereits bekannt. Eine Strategie, die trotz des Handicaps des Namens weiter auf das vorhandene Potential setzt, wäre denkbar, würde aber dem Hauptresultat des Conjoint-Modells widersprechen. Bewusst wurde im Modell auf eine programmatische oder thematische (d.h. inhaltliche) Neuausrichtung als Option verzichtet. In unserer Potential-Auswertung reduziert sich deshalb das verbleibende Potential der CVP ohne Namensänderung und ohne Strategieänderung auf lediglich zwei Prozent der Wählerschaft. Für alle weiteren Potentiale wird die CVP deutlich attraktiver, wenn sie den Namen ändert und damit einen Aufbruch signalisiert. Denkbar ist auch die Abwendung von bestehenden Wähler*innen der CVP, wenn sie ihren Namen ändert. Dieses Muster ist zwar bei Stimmberechtigten in der Befragung selten aufgetaucht, umfasst aber nach unserem Modell etwa 1 Prozent der Wählerschaft. Das sind Personen, die klar an das „C“ im Namen gebunden sind, denen christliche Werte grundsätzlich oder im Modell wichtig sind und für die der Name eine wichtige Rolle spielt.

Das neue Potential umfasst insgesamt 15 Prozent Wähleranteil und ist damit grösser als die heutige CVP. 1 Prozent sind sogenannte „Quick-Wins“. Aufgrund unseres Modell-Schätzers haben sie bisher die CVP einzig wegen des „C“s im Namen nicht gewählt. Sie waren bereits überzeugt vom Angebotsmix, können oder wollen die CVP aber aufgrund des Namens nicht wählen. Das restliche Potential teilen wir auf vier Blöcke auf, wobei wir hier die Resultate der Mitgliederbefragung nutzen. Setzt man die Daten entlang der Themen und Wertpräferenzen der Bevölkerungsdaten und der Mitgliederbefragung zusammen, ergeben sich acht Cluster. Ein Cluster erfasst fast die Hälfte der CVP-Mitglieder. Wer innerhalb des Potentials bei potentiellen Neuwähler*innen demselben Cluster angehört, zählen wir zum „hohen Potential“: Sie sind wertmässig sehr nahe bei den typischen CVP-Mitgliedern, werden aber vom christlichen Bezug eher abgeschreckt. Daneben gibt es zwei weitere Cluster, wo sich sowohl Mitgliederwerte als auch potentielle Neuwähler*innen finden: Ein eher bürgerliches Muster (15% der Mitglieder) kann der CVP bei einer Namensänderung zusätzliche 3 Prozent bringen. Ein (sozial-)liberales Potential (17% der Mitglieder) wäre mit einer Namensänderung offen für eine Wahl der heutigen CVP unter neuem Namen. Es verbleiben 5 Prozent als disperses Potential. Es sind psychologisch nicht gebundene Wählende, die an sich offen sind für die Wahl einer neuen Partei ohne „C“, sich aber wertmässig wenig genau fassen lassen und keinem Wertmuster von typischen CVP-Mitgliedern nahestehen. Es ist davon auszugehen, dass diese Gruppe nur schwer mobilisierbar ist und sich im Falle einer Namensänderung dieses Potential eher zufällig Parteien zuwendet oder auch panaschiert.

Stimmberechtigte, die dem Cluster „hohes Potential“ zugerechnet werden, sind über grosse Teile der Schweiz verteilt. Es fällt jedoch auf, dass besonders in traditionell eher reformierten Gebieten oft hohes Potential besteht.

Stimmberechtigte, die diesem Potential entsprechen, sind besonders häufig in den Kantonen Zürich, Appenzell Ausserrhoden, Thurgau und in überwiegend reformierten Gebieten vom Kanton Aargau festzumachen.

Begriffe und Namen

Verschiedene Begriffe wurden den CVP-Mitgliedern und den Stimmberechtigten vorgelegt. Diese sollten angeben, welche Begriffe die Wahlentscheidung am ehesten zugunsten der CVP bzw. einer Partei beeinflussen könnten. Bei den deutschsprachigen CVP-Mitgliedern kam der Begriff „Mitte“ mit 53 Prozent am besten an. „Demokratisch“ (39%) und „Solidarität“ (33%) folgen darauf. Der Begriff „Christlich“ schneidet etwas schlechter ab, lediglich 23 Prozent der Deutschschweizer Mitglieder sind der Ansicht, dass dieser Begriff die Wahl zugunsten der CVP beeinflussen könnte. In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz fallen die Werte ähnlich hoch aus (FCH: 25%, ICH: 21%). Die Top-Begriffe in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz sind „Démocratique“ (59%) bzw. „Democratico“ (47%). An zweiter Stelle folgen „Centre“ (53%) und „Partito popolare“ (36%).

Bei den deutschsprachigen Stimmberechtigten kann keiner der geprüften Begriffe eine Mehrheit überzeugen, wenn es um spontane Beeinflussung zugunsten einer Partei geht. „Demokratisch“ und „Solidarität“ erreichen Werte über 40 Prozent und stehen damit klar an erster Stelle. „Bürgerlich“ noch 30 Prozent, ähnlich „Mitte“ mit 27 Prozent. Ein Begriff wie die Mitte existiert auf Französisch nicht. Auch hier überflügelten „Démocratique“ und „Solidarité“ die übrigen Werte, wobei sie sogar praktisch die Unterstützung der Hälfte der Wählerschaft erzielen. „Centre“ folgt nach „Fédéralisme“ erst an vierter Stelle und erhält von etwas mehr als einem Fünftel der Befragten aus der Romandie spontane Unterstützung. In der italienischsprachigen Schweiz ist „Federalismo“ noch vor „Democratico“ an zweiter Stelle. Zuoberst steht „Solidarietà“.

Die überprüften Begriffe bei den einzelnen interessierenden Potentialen im Falle einer Namensänderung weisen eine gewisse politische Färbung auf: Volkspartei ist beliebt beim bürgerlichen Potential, Solidarität beim sozialliberalen Potential.

In mehreren Workshops wurden innerhalb der CVP Schweiz zahlreiche neue Namen diskutiert, die den Mitgliedern und Stimmberechtigten im Rahmen der Umfrage vorgelegt werden sollten. Gleichzeitig wurde beschlossen, auch die bisherigen Namen abzufragen. Es hat sich gezeigt, dass der bisherige Name in verschiedenen Versionen gut in der eigenen Mitgliederbasis abgestützt ist: „CVP“ (86% eher/sehr wählbar), und „Christlichdemokratische Volkspartei“ (75%) erhalten unter den Mitgliedern hohe Unterstützung. Ähnlich sieht dies bei den Mitgliedern in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz aus.

Bei den Stimmberechtigten kommen diese beiden Namen deutlich weniger gut an. Dort wird der Name „Freiheit und Solidarität“ in allen drei Sprachregionen favorisiert (DCH: 55%, FCH: 44%, ICH: 48%).

In beiden Gruppen gut abgeschnitten haben Namen, die sich auf die Mitte beziehen (z.B. „Die Mitte“; CVP-Mitglieder 67%, Stimmberechtigte 53%). Im Modell schnitt ein Name, der Bezug auf die Mitte nimmt, bei den CVP-Mitgliedern am besten ab, bei den Stimmberechtigten am zweitbesten. Es scheint, dass die Mitte zwar bei der stimmberechtigten Bevölkerung gut ankommt, es aber noch ein wenig an „Substanz“ fehlt.

Erste Leseweise

Namen als Handicap

In der Aussenansprache leidet die CVP unter der Assoziation zu Christlichkeit. Gemäss Entscheidungsmodell könnte die CVP viel Neues in der Wähleransprache erreichen, würde bei jedem Schritt aber weiterhin 4 von 5 Stimmberechtigten abschrecken. Für eine Volkspartei ist das viel. Ein Namenswechsel bietet auf fünf getesteten Achsen einer Charakteristik am ehesten die Chance, neue Wählerschichten anzusprechen. Den Mitgliedern ist dies wenig bewusst. Sie würden statt auf einen Namenswechsel eher auf eine Positionierung im Bereich der Konsens- oder Lösungsorientierung setzen.

"Hohes" Potential von 3% der Wählenden

Ein Namenswechsel alleine müsste mit einer Neuansprache im politischen Marketing erfolgen und ist eine Langfrist-Strategie. Eine naheliegende Gruppe von Wählenden als hohes Potential ist wertmässig sehr nahe bei den typischen CVP-Mitgliedern, aber eher in reformierten Gebieten zu finden und nicht einfach mobilisierbar. Ein klar erkennbarer Aufbruch mit der Marke und ihrem Namen kann schon genügen, diese für sich zu interessieren und zu mobilisieren.

Weitere Potentiale

Das bürgerliche und das sozial-liberale Potential stehen inhaltlich dem linken und rechten (kleineren) Teil der CVP-Mitglieder nahe. Es sind zwar neue Potentiale, die aber eine härtere Konkurrenzsituation zu etablierten Parteien mit sich bringen, womit eine langfristige Bindung schwieriger zu erreichen ist. Das disperse Potential besteht zusätzlich, steht aber den (kohärenten) Werthaltungen der CVP-Mitglieder nicht sehr nahe und dürfte schwierig an eine einzige Partei zu binden sein.

Kurzfristige Chancen und Risiken

Während sich bei den Mitgliedern und in Sektionen eine organisierte Opposition erkennen lässt, sollten sich kurzfristige Verluste und Gewinne schweizweit in etwa die Waagehalten, sofern die Mitglieder motiviert unter dem neuen Namen Wahlkampf betreiben, was ein erfolgreiches Change-Projekt avisieren müsste. Verluste sind in deutschsprachigen und ländlichen Hochburgen denkbar, Gewinne nur auf Basis der Namensänderung sind aber in vielen anderen Regionen –gerade in der französischsprachigen Schweiz –zu erwarten, wo die CVP teilweise ein hartes Namenshandicap hat.

Die Mitte als Diskussionsgrundlage

Die Mitglieder sind stark an den aktuellen Namen gebunden. 40 Prozent wünschen sich deutlich eine christliche Fundierung, die sich auch im Namen äussert. Bei Wählenden ist dieses Muster nicht erkennbar. Bei ihnen besteht jedoch die Herausforderung, dass „die Mitte“ bei neuen Potentialen wenig attraktiv ist. „Die Mitte“ ist allerdings unter den getesteten neuen Namen am attraktivsten für Mitglieder. Die Erweiterung von „Mitte“ mit „Freiheit und Solidarität“ als überraschend populärster Name bei Wählenden bietet sich deshalb an.

Methodische Details

Auftraggeber: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP)

Grundgesamtheit: Mitglieder der CVP, Stimmberechtigte in der Schweiz

Befragungsgebiet: ganze Schweiz

Datenerhebung: online

Stichprobengrösse: Total befragte CVP-Mitglieder: N = 9619; Total befragte Stimmberechtigte: N = 2030

Fehlerbereich: CVP-Mitglieder: ± 0.9 Prozentpunkte bei 50/50 (und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit), Stimmberechtigte: ± 2.2 Prozentpunkte bei 50/50 (und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit)

Gewichtung: CVP-Mitglieder: Geschlecht, Kanton ; Stimmberechtigte: Alter/Geschlecht nach Sprachregion interlocked, Sprache, Partei

Befragungszeitraum: CVP-Mitglieder: 27. April bis 13. Mai 2020, Stimmberechtigte: 14. bis 26. Mai 2020