Bei Lebensmitteln wollen Schweizerinnen und Schweizer Transparenz

Grössere Offenheit gegenüber staatlicher Regulierung

im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke

Der Monitor Ernährung und Bewegung zeigt auf, was die Bevölkerung zu den Themen Gesundheit, Ernährung und Bewegung denkt und wie sich die Haltung der Stimmberechtigten im Laufe der Zeit verändert.

Im Zentrum stehen dabei Werthaltungen, gesellschaftliche Trends sowie die Erwartungen an Politik und Wirtschaft. In Übereinstimmung mit der politischen Debatte werden zudem aktuelle Themen aufgenommen.

Neben diesen Hauptthemen wurden die Stimmberechtigten der Schweiz 2023 zudem zu ihren Ernährungsangewohnheiten, insbesondere im Zusammenhang mit Nahrungsergänzungsmitteln, befragt.

Zudem wurden Fragen zur freiwilligen Zuckerreduktion der Branche in Lebensmitteln oder auch zur möglichen Einführung einer Zuckersteuer gestellt.

Die Ergebnisse des Monitors Ernährung und Bewegung basieren auf einer repräsentativen Befragung von rund 1000 Stimmberechtigten in der Schweiz. Befragt wurde vom 28. März bis zum 24. April 2022.

Details zur Methode und Stichprobe finden sich im Infokasten am Ende des Cockpits.  

Meinungen zur Zuckersteuer

Es bleibt bei einer Minderheit der Schweizer:innen, die mit der Einführung einer Steuer auf zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel einverstanden wären. Im Vergleich zum letzten Befragungsjahr hat der Anteil, der sich eine solche Massnahme vorstellen kann, jedoch deutlich zugenommen.

Aktuell sind es 35 Prozent. Das entspricht einem neuen Höchstwert seit Beginn der Befragungsreihe vor bald zehn Jahren.

Eine Auswertung der Zustimmung nach Alterskategorien zeigt, dass der grösste Anstieg im Vergleich zum letzten Jahr aus der mittleren Alterskohorte der 40- bis 64 Jährigen kommt.

Bei den jüngsten Stimmberechtigten (bis 39 Jahre) oder den ältesten (ab 65 Jahren) fällt die Zunahme der Zustimmung vergleichsweise geringer aus, ist aber ebenfalls klar vorhanden.

 

 

Im aktuellen Befragungsjahr wurde ein Fokus auf die Meinungsbildung innerhalb der jüngsten Generation Z gelegt, und rund 100 Vertreter:innen aus dieser Alterskohorte wurden quotiert befragt. Die so gesondert möglichen Auswertungen für die Generation Z zeigen nun, dass sie eine deutlich höhere Bereitschaft für eine neue Steuer auf zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel haben, als dies insbesondere in der unmittelbar älteren Generation Y der Fall ist.

In der Generation der sogenannten Millennials ist die Abneigung gegen eine sogenannte Zuckersteuer besonders ausgeprägt. Auffällig ist zudem, dass der Anteil Stimmberechtigter, die voll einverstanden sind mit der Einführung einer solchen Steuer, bei den Babyboomern besonders hoch ist – nämlich fast doppelt so hoch wie bei den ältesten Befragten oder der Generation X und mehr als dreimal so hoch wie bei den jüngsten zwei Generationen.

Die Zustimmung zur Zuckersteuer ist in den letzten Jahren in der italienischsprachigen Schweiz kontinuierlich angestiegen. Aufgrund der tiefen Fallzahl (N=50) bei den Befragten aus dem Tessin ist in dieser Gruppe der Stichprobenfehler allerdings auch am grössten.

Im Gegensatz zum Tessin ist die Einführung einer Zuckersteuer weder in der französischsprachigen Schweiz noch in der Deutschschweiz mehrheitsfähig und war es auch in der Vergangenheit nie.

Im Vergleich zu 2022 sticht jedoch ins Auge, dass die Zustimmung (Anteil sehr/eher einverstanden) in der Deutschschweiz deutlich angestiegen ist von 17 Prozent auf aktuell 34 Prozent.

In der Romandie ist zugleich genau das Gegenteil der Fall. Der Anteil Zustimmung ist dort (auch vergleichsweise höherem Niveau) rückläufig. Die beiden grossen Sprachregionen der Schweiz gleichen sich somit im letzten Jahr in ihrer Meinung zur Zuckersteuer ein Stück weit an.

Neben der Zustimmung zur Zuckersteuer steigt aktuell auch der Anteil Stimmberechtigter, die an die Wirksamkeit einer Steuer glauben.

Mit 33 Prozent sind das so viele wie noch nie seit 2014. Trotz klarem Anstieg bleibt der Anteil Personen, die einer solchen Massnahme Wirkung zutrauen, klar in der Minderheit.

Die Stimmberechtigten sind sich weitgehend einig in ihrem Appell an die Lebensmittelbranche, dass kein versteckter Zucker in Fertiggerichte gegeben werden soll. Die Zustimmung zu dieser Frage stieg seit 2020 (auf hohem Niveau) sogar noch an. An zweiter Stelle, aber mit nahezu unveränderter Zustimmung, folgt das Argument, dass eine Zuckersteuer ungerecht sei, da sie Ärmere stärker belasten würde. Im Vergleich zu Vorjahren steigt dieses Jahr die Zustimmung zu Argumenten, die eher für eine Zuckersteher sprechen, eher an, während gegenteilige Aussagen an Unterstützung verlieren.

 

So finden etwa weniger Stimmberechtigte, dass Ernährungsangewohnheiten nicht mit Steuern geändert werden könnten oder dass es genügend Alternativen gibt, die den Konsument:innen ein Ausweichen auf zuckerreduzierte Lebensmittel gut möglich machen.

Auf der anderen Seite unterstützen so viele Leute wie bisher nie die Aussage, dass Zucker gesundheitsschädigend und deshalb staatlich einzuschränken sei – oder dass eine Zuckersteuer für alle Lebensmittel gut wäre.

 

Massnahmen

2023 sind die Stimmberechtigten mehrheitlich der Meinung, die staatlichen Massnahmen gegen Übergewicht sind nicht ausreichend (58% nein/eher nein). Dies entspricht dem höchsten Wert der letzten fünf Jahre. Der in der letzten Befragungswelle festgestellte Anstieg der Personen, die die Massnahmen für ausreichend halten, stellt sich somit als nicht nachhaltig heraus (2022: 52% ja/eher ja).

Besonders Personen, die das Thema Ernährung und Bewegung wichtig und interessant finden, halten die Massnahmen oft für nicht ausreichend.

Wenn es nun konkret darum geht, welche Massnahmen der Staat ergreifen soll, um eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung in der Bevölkerung zu fördern, bestätigt sich das Bild: Die Zustimmung zu sämtlichen diskutierten Massnahmen ist innert Jahresfrist angestiegen. Die Reihenfolge bleibt aber nahezu gleich.

Die höchsten Zustimmungswerte erreichen wie in den Jahren zuvor die gezielten Präventionsprogramme für Risikogruppen und Projekte, die gemeinsam mit der Wirtschaft umgesetzt werden (jeweils 92% voll/eher einverstanden). Ebenfalls nahezu unbestritten sind das Vorschreiben von Ernährungskunde in den Schulen (86%) sowie Werbeverbote auf zucker-, salz-, und fetthaltige Lebensmittel, die direkt an Kinder gerichtet sind (82%). Rund drei von vier Stimmberechtigten würden mehr Sportunterricht in den Schulen befürworten (72%). Insbesondere die beiden Massnahmen in den Schulen haben dabei im Vergleich zur Vorjahresbefragung an Unterstützung gewonnen.

Die Massnahmen, die auf Abgaben, Steuern und Verbote von Lebensmitteln abzielen, haben zwar ebenfalls an Zustimmung gewonnen, bleiben aber (wie in sämtlichen Befragungen dieser Projektreihe zuvor) nicht mehrheitsfähig. Am stärksten hat die Unterstützung dabei für eine Lenkungsabgabe auf Zucker zugenommen, die zur Aufklärung der Bevölkerung eingesetzt wird (45%, +15 Prozentpunkte). Jeweils gut ein Drittel der Bevölkerung wäre mit einer Zusatzsteuer auf zucker-, salz- und fetthaltige Lebensmittel (35%) oder gleich dem Verbot von ungesunden Lebensmitteln (35%) einverstanden.

Auch die Massnahmen der Wirtschaft werden alle tendenziell stärker befürwortet. Unverändert geniesst auch 2023 das transparente und verständliche Informieren über den Inhalt von Produkten aus Sicht der Bevölkerung die höchste Zustimmung der Massnahmen von Lebensmittelherstellern (96% voll/eher einverstanden). 2023 erstmals befragt und auch von nahezu allen Stimmbürger:innen befürwortet wird das Reduzieren von Zucker-, Salz- und Fettanteilen in den Produkten (95%).

Ebenfalls von grossen Mehrheiten befürwortet werden die Vereinfachung von Nährwertdeklarationen (87%) und wie zuvor die gemeinsamen Projekte zwischen Wirtschaft und Staat (84%).

Besonders stark ist die Zustimmung zu kleineren Portionen der zucker-, salz- und fetthaltigen Lebensmittel gestiegen. 2023 wären 70 Prozent der Stimmberechtigten mit dieser Massnahme (eher) einverstanden, was einer Zunahme von 19 Prozentpunkten gegenüber letztem Jahr entspricht. Unverändert nur von einer Minderheit befürwortet werden die Erhöhung von Preisen für zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel (38%) sowie der komplette Verzicht auf die Produktion von Genussmitteln (21%).

Verantwortung für einen gesunden Lebensstil

Die Stimmberechtigten wünschen sich auch 2023 eine Gesellschaft, die grundsätzlich auf Information und Aufklärung setzt, und nicht eine die das Ernährungsverhalten über Steuern und Gesetze lenkt. Im langjährigen Trend bleibt die Mehrheit dafür (Werte zwischen 0 und 4) sehr stabil. Die Meinungen innerhalb dieses Blocks, sind aber dynamisch: So sind die nicht ganz so Entschlossenen (3-4) in den vergangenen zehn Jahren von 16 Prozent (2014) auf aktuell 39 Prozent gewachsen und sind somit auch die grösste Gruppe.

Auf der anderen Seite sind im Laufe der Befragungswellen die beiden Gruppen mit stärker ausgeprägten Meinungen (0, bzw. 1-2) kleiner geworden und machen 2023 noch jeweils rund einen Fünftel der Bevölkerung aus (2014 waren es noch jeweils rund 30 Prozent). Der Teil der Stimmberechtigten, die eher auf Steuern und Gesetze zurückgreifen wollen, hat sich hingegen über die letzten Jahre relativ stabil zwischen 10 und 15 Prozent eingependelt und repräsentiert klar eine Minderheit in der Stimmbevölkerung.

Diese klare Ablehnung einer Lenkung des Ernährungsverhaltens durch Steuern und Gesetze überträgt sich auch auf die Frage nach staatlichen Massnahmen, denn auch diese werden von einer Mehrheit nicht gewünscht. Trotzdem können wir 2023 eine auffällige Verschiebung in diesem Bereich feststellen, nachdem in den vergangenen fünf Jahren die Mehrheiten in dieser Frage ziemlich stabil waren (zwischen 10 und 20 Prozent 0 – 4 gegenüber rund 70 Prozent 6 – 10): Gegenüber der letzten Befragung hat sich der Teil der Bevölkerung, der sich (eher) staatliche Massnahmen wünscht (0 – 4) fast verdoppelt und erreicht neu 24 Prozent (+11 Prozentpunkte). Obwohl sich zwar das Gesamtgleichgewicht etwas in Richtung staatlicher Massnahmen bewegt hat, ist immer noch eine grosse Mehrheit für Eigenverantwortung statt staatlicher Massnahmen.

Zusätzlich zu dieser Veränderung hat ausserdem auch eine leichte Polarisierung stattgefunden: Die Gruppe ganz am Ende des Spektrums (10 = Eigenverantwortung) ist nämlich genau so wie diese am anderen Ende (0 = staatliche Massnahmen) gewachsen.

Insgesamt schätzen die Stimmberechtigten den Beitrag der diskutierten Akteure 2023 leicht kleiner ein, als im vergangenen Jahr. An der konkreten Reihenfolge der Wichtigkeit hat sich aber wenig geändert. Wie über die gesamte Befragungsdauer belegen auch in der aktuellen Welle der/die Konsument:in (7.5) und das nahe persönliche Umfeld mit Familie und Freunden (6.6) die beiden Spitzenplätze. Es folgt ein sehr kompaktes Mittelfeld mit sechs Akteuren innerhalb von einem halben Punkt. Dieses beinhaltet die Schulen (6), die Konsumentenschutzorganisationen (5.9), das Bundesamt für Gesundheit (5.8), die Lebensmittelhersteller (5.8), die Medien (5.6) und die Getränkebranche (5.5).

Die Schulen werden somit wieder als drittwichtigste Akteurinnen wahrgenommen, da der Beitrag der Lebensmittelhersteller, letztes Jahr noch auf dem dritten Platz, als deutlich weniger wichtig wahrgenommen wird (- 0.7 Prozentpunkte. Ebenfalls sichtbar tiefer eingeschätzt wird der Beitrag von bekannten Vorbildern (5.1, -0.6 Prozentpunkte), die neu mit der Politik (4.5) das Schlusslicht bilden.

Gewohnheiten

Insgesamt geben fast drei Viertel der Stimmberechtigten an, regelmässig Fleisch zu essen (72%). Rund eine:r von fünf bezeichnet sich als Flexitarier:in, isst also nur in seltenen Fällen Fleisch (21%). Dazu kommen jeweils 3 Prozent, die sich vegetarisch oder vegan ernähren.

Männer (82%) geben dabei häufiger an als Frauen (63%) regelmässig Fleisch zu essen. Auch in den französisch- (84%) und italienischsprachigen (91%) Regionen der Schweiz wird vergleichsweise häufig Fleisch gegessen.

Dass möglichst häufig selber frisches Essen kochen der Gesundheit mehr nützt als Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen, ist in der Bevölkerung gänzlich unbestritten (97% trifft voll/eher zu). Darum scheint es nicht überraschend, dass ebenfalls ein sehr grosser Teil der Bevölkerung der Meinung ist, dass eine ausgewogene Ernährung Nahrungsergänzungsmittel überflüssig macht (88%).

Trotzdem wird die positive Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln auf die Gesundheit  nicht grundsätzlich angezweifelt: Mit 39 Prozent hat eine relevante Gruppe der Bevölkerung den Eindruck, dass dank Nahrungsergänzungsmitteln die Schweizer:innen heute gesünder als früher sind. Dazu kommen weitere 28 Prozent mit dem Motto «Nützt es nichts, so schadet es nicht.», die einem Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln also auch nicht grundsätzlich abgeneigt sind.

Die Wahrnehmung, dass gesunde und ausgewogene Ernährung für die Gesundheit viel relevanter ist, überträgt sich auch auf den Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln: Lediglich gut ein Fünftel der Stimmberechtigten gibt an, regelmässig Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine, Mineralstoffe oder Fettsäuren zu sich zu nehmen (22%).

Vergleichsweise häufiger konsumieren Frauen und am Thema Ernährung und Bewegung interessierte Personen Nahrungsergänzungsmittel. Zudem ist es unter denjenigen Befragten verbreiteter, Nahrungsergänzungsmittel zu konsumieren, die viel Sport machen oder zunehmen wollen.

Wer regelmässig Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt, tut dies am häufigsten um einen vorhandenen Mangel auszugleichen (75%), als Prävention um Krankheiten vorzubeugen (72%) oder um mehr Energie zu haben (66%).

Jeweils rund jede:r Vierte nimmt die Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung von Haaren, Nägeln und Haut (26%) sowie um den Körper gezielt zu formen (25%). Eine eher untergeordnete Rolle spielen chronische Schmerzen (12%) sowie der Konsum im Zusammenhang mit einem Kinderwunsch (8%).

Zwar gibt die Mehrheit der Schweizer:innen an, stets zu essen worauf er/sie Lust hat und lässt sich nicht von Anderen beeinflussen (81% stimmt absolut/eher). Demgegenüber steht allerdings fast jede:r Dritte, der/die Druck verspürt, sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren zu müssen.

Dabei kommt dieser Druck gleichermassen sowohl aus dem persönlichen Umfeld (32%) als auch aus der Gesellschaft (30%). Tendenziell verspüren Frauen in beiden Fällen etwas mehr Druck auf ihre Essgewohnheiten als die Männer.

Erste Leseweise

Zuckersteuer: Ein Minderheitsanliegen im Aufwind

Die Einführung einer Steuer auf zucker-, salz- und fetthaltige Lebensmittel bleibt ein Minderheitsanliegen. Der Anteil Stimmberechtigter, der sich eine solche Massnahme im Grundsatz vorstellen kann, hat allerdings innerhalb der letzte 12 Monate klar zugenommen. Ganz allgemein scheint das Bedürfnis nach mehr Massnahmen für die Volksgesundheit zu steigen. Neben einer grösseren Offenheit für staatliche Massnahmen wünscht man sich nämlich auch ein grösseres Engagement der Wirtschaft.

Grössere Offenheit gegenüber Rolle des Staates akzentuiert innerhalb der letzten 12 Monate

Die Stimmberechtigten der Schweiz sind klar der Meinung, dass die Verantwortung in Ernährungs- und Bewegungsfragen bei jedem und jeder Einzelnen liegen und somit Privatsache ist. Über den gesamten Befragungszeitraum ist jedoch zu beobachten, dass die Rolle des Staates in der kollektiven Wahrnehmung wichtiger wird. Man wünscht sich heute leicht mehr Staat als noch vor rund zehn Jahren. Diese Entwicklung hat sich über die letzten Jahre langsam ergeben, sich innerhalb der letzten zwölf Monate jedoch stark akzentuiert.

(versteckte) Inhaltsstoffe politisieren in der Deutschschweiz

Neben der Zustimmung zur Zuckersteuer steigt auch der Glaube an deren Wirksamkeit in den letzten 12 Monaten deutlich. Das ist insofern zentral, als dass dies der wichtigste Treiber hinter der Meinung zur Steuer selbst ist. Während das Meinungsbild in der französischsprachigen Schweiz stärker in Richtung eines undifferenzierten Wunsches nach einer Steuer zeigt, scheint die konkrete Frage der (versteckten) Inhaltsstoffe in der Deutschschweiz stärker meinungsbildend zu sein.

Potenzielle neue Konfliktlinie Wirtschaft-Gesellschaft entlädt sich auch in Ernährungsfragen

Obwohl die Nährstoffreferenzwert-Kennzeichnung immer mehr Nutzer:innen findet, können sich die Stimmberechtigten damit nicht so richtig, respektive immer weniger, anfreunden. Der Anteil Befragter, der diese ausreichend findet, nimmt immer mehr ab und die Offenheit für eine Ampelkennzeichnung nimmt immer mehr zu. In der klar geäusserten Forderung nach (mehr) Transparenz schwingt auch ein gewisses Misstrauen gegenüber der Branche mit. Ganz generell ist ein Trend hin zu weniger Vertrauen in die Vertreter:innen der Wirtschaft zu beobachten, der nicht singulär im Bereich der Nahrungsmittelproduktion angesiedelt ist. Es scheint ein gewisses Potenzial für einen neuen Konflikt Wirtschaft vs. Gesellschaft zu geben.

Vor allem Jüngere spüren Druck aus eigenem Umfeld

Aus Sicht der Bevölkerung ist eine ausgewogene Ernährung klar wichtiger als Nahrungsergänzungsmittel für die eigene Gesundheit. Obwohl grundsätzlich eine gewisse Offenheit für die Nahrungsergänzungsmittel vorhanden ist, nimmt sie nur jede:r Fünfte regelmässig. Während für ältere Personen klar die gesundheitlichen Aspekte dafür ausschlaggebend sind, spielen für die Jungen Energie und Selbstoptimierung eine grössere Rolle. Insbesondere sind es ebenfalls die jüngeren Personen, die häufiger einen Druck auf das eigene Essverhalten aus dem persönlichen Umfeld verspüren.

Methodische Details

  • Auftraggeber: Informationsgruppe Erfrischungsgetränke
  • Grundgesamtheit: Stimmberechtigte mit Wohnsitz in der Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
  • Erhebungsart: telefonisch, computergestützt (CATI)
  • Auswahlverfahren: Stichprobenplan nach Gabler/Häder für RDD/Dual Frame / Verwendung der Swiss-Interview-Liste
  • Stichprobengrösse: Total Befragte: 1’000 (DCH 700, FCH 240, ICH 60)
  • Befragungszeitraum: 24.03. bis 21.04.2023
  • Stichprobenfehler: 3.2%