Studie im Auftrag der SRG SSR
Wäre bereits am 6. September 2025 abgestimmt worden, wäre der Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften knapp und das E-ID-Gesetz deutlich angenommen worden. Während sich die Stimmverhältnisse bei der Vorlage zur E-ID als relativ stabil erweisen, ist die Zustimmung zur Liegenschaftsbesteuerung (Abschaffung Eigenmietwert) unter Druck geraten. Ein solcher Nein-Trend entspricht bei einer Behördenvorlage dem Ausnahmefall der Meinungsbildung und wurde in jüngerer Vergangenheit häufiger beobachtet.
Der Stand der Meinungsbildung präsentiert sich bei beiden Vorlagen erwartungsgemäss gefestigter als noch vor einem Monat. Die Stimmbeteiligung bleibt mit 44 Prozent trotz leichtem Anstieg über den Kampagnenverlauf (+3 Prozentpunkte, in der Folge ppt.) hinter dem langjährigen Durchschnitt (47.1% zwischen 2011 und 2024 gemäss BFS) zurück.
Wie üblich handelt es sich auch bei der zweiten Befragung nur um eine Momentaufnahme rund zwei Wochen vor dem Abstimmungstag und nicht um eine Prognose zum Abstimmungsausgang. Die Ergebnisse können im Wellenvergleich allerdings auch als Trends interpretiert werden. Die Studie beschreibt somit den Stand und die Trends in der Meinungsbildung vor der Schlussmobilisierung. Alle Angaben gelten bei einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit einem Unsicherheitsbereich von ±2.8 Prozentpunkten.
Die Befunde der Umfrage werden anhand des Dispositionsansatzes von gfs.bern theoretisch verortet.
Hier finden sich Hintergrundinformationen zur Vorlage der September Abstimmung 2025 und hier zur Methode der SRG-Trendumfragen.
Ausserdem können Sie hier eine vollständige Grafiksammlung herunterladen und hier den aktuellen Abstimmungsmonitor des Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) zur Mediensituation im laufenden Abstimmungskampf..
Gegenwärtige Stimmabsichten knapp im Ja
Die anfängliche Zustimmung zum Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften (Abschaffung Eigenmietwert) ist über die Hauptkampagnenphase unter Druck geraten. Anfang September hätten 51 Prozent der teilnahmewilligen Stimmberechtigten für die Vorlage gestimmt, 45 Prozent dagegen. Der Rückgang der Zustimmung um 7 Prozentpunkte bei gleichzeitiger Zunahme der Ablehnung um 12 Prozentpunkte (in der Folge ppt.) entspricht einem deutlichen Nein-Trend. Der Vorsprung der Ja-Seite hat sich dadurch auf 6 Prozentpunkte reduziert (-19 ppt.)
Hinsichtlich des Abstimmungsausgangs ist die Stimmung aber optimistischer als noch vor einem Monat: Gestiegene 64 Prozent (+5 ppt.) gehen für den 28. September von einem Ja aus und gesunkene 36 Prozent (-5 ppt.) von einem Nein. Im Mittel wird der Ja-Anteil nun auf 50.99 Prozent geschätzt (Welle 1: 49.99%). Erwartet wird von den Teilnahmewilligen somit ein knappes Ja zur Vorlage an der Urne.
Stand der Meinungsbildung: mittel bis fortgeschritten
Waren die Meinungen vor einem Monat noch wenig gefestigt, verweisen alle Indikatoren nun auf einen mittel bis fortgeschrittenen Stand der Meinungsbildung. Deutlich gestiegene 73 Prozent der Teilnahmewilligen (+17 ppt.) äussern mittlerweile gefestigte Meinungen für oder gegen die Vorlage, und nur noch 4 Prozent (-5 ppt.) sind unentschlossen. Zudem sind die Stimmabsichten viel besser mit Argumenten erklärbar als noch im August.
Das Meinungsbild hat sich innert Monatsfrist zwar verfestigt, bleibt aber hinter jenem zur E-ID zurück. Der Stand der Meinungsbildung ist als mittel bis fortgeschritten einzustufen, so dass weiterhin gradueller Spielraum für Veränderungen in den Stimmabsichten existiert.
Vorläufiges Konfliktmuster: Gegenwind von Mieter:innen, aus der französischsprachigen Schweiz, von links und neu auch von Jungen
Die primäre Konfliktlinie entlang der Wohnverhältnisse bestätigt sich nachdrücklich: 62 Prozent der Wohneigentümer:innen unterstützen die Abschaffung des Eigenmietwerts (-6 ppt.), aber nur ein Drittel der Mieter:innen (-7 ppt.). Die Aussicht oder Hoffnung auf zukünftiges Wohneigentum hat dagegen nur einen geringen Einfluss auf die aktuellen Stimmabsichten: Jene Mieter:innen, die davon ausgehen, später einmal Wohneigentum zu erben oder zu erwerben, stehen der Vorlage etwas weniger kritisch gegenüber als diejenigen, die keine Aussicht auf Wohneigentum für sich sehen.
Bestätigt wird jedoch der massgebliche Einfluss regionaler Grössen: Die bereits in der Ausgangslage vorhandene Kritik aus der französischsprachigen Schweiz hat sich über den Kampagnenverlauf deutlich verstärkt. In der deutschsprachigen Schweiz bleibt eine stabile Mehrheit dafür, und in der italienischsprachigen Schweiz liegen die Stimmabsichten im Patt. Nach Siedlungsart betrachtet ist die sinkende Zustimmung aus ländlichen und städtischen Gebieten zu erwähnen. Im urbanen Raum hat dies die anfängliche Zustimmungsmehrheit erodieren und in eine Pattsituation resultieren lassen. In ländlichen Gegenden bleibt trotz Nein-Trend eine knappe Mehrheit für die Vorlage. In intermediären Siedlungsgebieten hält die Zustimmung weiter an.
Im Vergleich zur ersten Umfrage hat sich die politische Polarisierung verschärft: Im linken politischen Spektrum ist die verhaltene Zustimmung einer klaren Ablehnung gewichen. Anfang September äussern sich 71 bzw. 68 Prozent der Grünen- und SP-nahen Teilnahmewilligen pointiert gegen die Vorlage. Das erwartete Angleichen an die Parolen dieser beiden Parteien hat eingesetzt. Dann nimmt die Zustimmung auf der politischen Achse zum rechten Pol hin stetig zu. Die aktuell stärkste Zustimmung erfolgt mit einer Zwei-Drittel-Befürwortung (+6 ppt.) aus dem SVP-Umfeld. Parteiungebundene sind trotz deutlichem Nein-Trend noch immer mehrheitlich dem befürwortenden Lager zuzuordnen, wenn auch bei wenig gefestigter Meinungsbildung. Damit stehen nun alle Parteiwählerschaften mehrheitlich auf Seiten der Position ihrer jeweiligen Mutterpartei, und die Basis der GLP bleibt deutlicher für das Vorhaben eingestellt, als es die Stimmfreigabe der Mutterpartei erwarten liesse.
Weiter ist bei Jüngeren eine deutliche Abkehr von der Vorlage zu erkennen, während Ältere weitgehend zustimmend bleiben. Frauen zeigen sich gespalten, während bei Männern die Zustimmung stabil hält. In Haushalten mit tiefem Einkommen sind die Meinungen kritischer geworden, mittlere Einkommensgruppen halten ihre Zustimmung. Und bei Personen mit höherer Bildung zeigt sich ein deutlicher Nein-Trend, der eine Pattsituation herbeigeführt hat. Bei Stimmberechtigten mit mittlerem Bildungsniveau hält die Zustimmung, bei tiefer Gebildeten tendenziell auch.
Argumente: Wohneigentum wird breiter erschwinglich vs. entlastet Reiche und Mittelstand bezahlt
Die Pro-Argumente stossen zwar weiterhin auf deutlich mehr Zustimmung als die Contra-Argumente, allerdings verlieren sie an Unterstützung während die Contra-Argumente an Zustimmung gewinnen. Über alle sechs hier getesteten Argumente hinweg stehen aber nach wie vor mehr Teilnahmewillige inhaltlich näher bei der Befürworterschaft: Indexiert stehen 54 Prozent (-7 ppt.) den Argumenten der Pro-Seite näher, 40 Prozent sind es bei der Gegnerschaft (+8 ppt.), und 6 Prozent (-1 ppt.) erweisen sich als indifferent. Der Nein-Trend zeigt sich somit auch auf der inhaltlichen Ebene.
Eine klare, wenn auch gesunkene Mehrheit empfindet es weiterhin als ungerecht, Steuern auf ein «fiktives Einkommen» zu zahlen (-6 ppt.). Auch das Argument, wonach die Abschaffung des Eigenmietwerts Wohneigentümer:innen mehr Mittel für den Unterhalt ihrer Liegenschaften verschaffen würde, überzeugt eine sinkende Mehrheit (-8 ppt). Am meisten Zustimmung eingebüsst hat jedoch das Pro-Argument, dass durch die Abschaffung des Eigenmietwerts Wohneigentum allgemein erschwinglicher werde:
Nur noch 38 Prozent stimmen hier zu (-10 ppt.). Dieses letzte Argument wirkt aber gemäss Regressionsanalyse am stärksten auf ein Ja zur Vorlage.
Auf der Gegenseite überzeugen am ehesten und auch verstärkt die Befürchtungen, dass vor allem Reiche profitieren würden, während die Mittelschicht die Kosten tragen würde, oder die Sorge, dass Tourismus- und Bergkantone Steuerausfälle nicht ausreichend kompensieren könnten. Beide Argumente finden mehr Rückhalt als noch vor einem Monat (+7 ppt.), überzeugen aber nach wie vor keine Mehrheiten. Noch deutlicher verworfen wird das Argument, die Abschaffung verschärfe die Benachteiligung von Mieter:innen gegenüber Eigentümer:innen (+5ppt.).
Anhand dieser sechs Argumente können gemäss Regressionsanalyse 59 Prozent der Stimmabsichten erklärt werden. Dieser Wert ist im Vergleich zur ersten Umfrage deutlich angestiegen (+19 ppt.). Auch zeigt diese Analyse, dass die Argumente der Pro-Seite stärker wirken als jene der Contra-Seite. Das Gerechtigkeits- und das Entlastungsargument haben die stärkste zustimmende Wirkung, während Verteilungs- und Ausgleichsargumente moderat dagegen wirken.
Trend in der Meinungsbildung
Während der Hauptkampagnenphase hat ein deutlicher Nein-Trend zur Liegenschaftsbesteuerung eingesetzt, was für eine Behördenvorlage dem Ausnahmefall der Meinungsbildung entspricht. Die übliche Angleichbewegung an die Position von Parlament und Bundesrat blieb aus. Solche Ausnahmefälle der Meinungsbildung gab es in der jüngeren Vergangenheit häufiger (markantes Beispiel BVG-Reform). Die Linke hat ihre Schlagkraft bei Abstimmungen wiederholt unter Beweis gestellt und kann in Fragen der Wohnpolitik zudem auf einen mengenmässigen Vorteil bauen: Es leben mehr Mieter:innen in der Schweiz als Eigentümer:innen. Im Vergleich zur gesamten Einwohnerschaft ist die Wohneigentumsquote unter den Stimmberechtigten allerdings erhöht.
Trotz Nein-Trend will nach wie vor eine knappe Mehrheit der Vorlage zustimmen.
Und anders als vor einem Monat gehen die Stimmberechtigen trotz Nein-Trend von einer Annahme der Vorlage am 28. September 2025 aus. Dies liegt in der breiten Unterstützung der Pro-Argumente begründet und auch in der Hoffnung, vielleicht später selbst einmal Eigentümer:in zu werden. Denn eines zeigt die Umfrage deutlich: Die Haltung zur Vorlage ist primär davon abhängig, ob man selber Wohneigentum hat oder nicht. Und wirksamstes Argument für ein Ja zum Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften ist die breitere Erschwinglichkeit von Wohneigentum. Der Nein-Trend ist aber ebenso inhaltlich untermauert und erklärt sich primär durch die Befürchtung, dass Reiche profitieren und der Mittelstand dafür bezahlen muss.
Aufgrund des deutlichen Nein-Trends und der lediglich knappen Zustimmungsmehrheit muss der Abstimmungsausgang weiterhin offengelassen werden. Setzt sich der Nein-Trend weiter fort, scheitert die Vorlage am 25. September. Kann ihm Einhalt geboten werden, sind aber auch die Chancen einer Annahme aus heutiger Sicht gegeben. Die Schlussmobilisierung wird mit anderen Worten wegweisend für den Abstimmungsausgang.
Stimmabsichten stabil im Ja
Eine Mehrheit von 59 Prozent der Teilnahmewilligen gab Anfang September an, bestimmt oder eher für die E-ID zu stimmen, 38 Prozent hätten Nein gestimmt. Damit sind die Verhältnisse im Vergleich zum Vormonat praktisch stabil geblieben.
Wer nun kurz vor dem Urnengang abstimmen will, geht für den 28. September zu 69 Prozent von einer Annahme der Vorlage in der Abstimmung aus (+8 ppt.). Im Durchschnitt schätzen diese den Ja-Anteil auf 55 Prozent. Die Erwartungen einer Annahme sind im Vergleich zur ersten Befragung deutlich gestiegen.
Fortgeschrittener Stand der Meinungsbildung
67 Prozent der Personen mit Teilnahmeabsicht sind bestimmt festgelegt – 9 Prozentpunkte mehr als im August. Noch 3 Prozent sind unentschieden. Aufgrund bereits bestehender Abstimmungserfahrung mit der E-ID in jüngerer Vergangenheit und der noch verstärkten argumentativen Verankerung der frühen Stimmabsichten (Erklärungsgrad der Regression: 75.5%) präsentiert sich die Meinungsbildung als fortgeschritten.
Das Konfliktmuster: Vertrauensfrage mit parteipolitischer Aufladung
Das Konfliktmuster beim E-ID-Gesetz bleibt stark politisiert und eng mit Fragen des institutionellen Vertrauens verbunden. Am stärksten prägen die Parteibindungen die Haltungen. Ungefähr jeweils drei Viertel der Anhängerschaften von SP, Grünen oder Grünliberalen wollen Ja stimmen. Bei der Mitte und der FDP sind es noch um die 70 Prozent. Die Nein-Parole der SVP hat die bereits mehrheitlich kritische Einschätzung der E-ID noch etwas verstärkt. Aktuell würden 60 Prozent der SVP-Anhängerschaft Nein stimmen. Parteiungebundene sind auch kritischer geworden: Zurzeit sind in dieser Gruppe Ja- und Nein-Lager praktisch gleich gross.
Die E-ID ist weiterhin eine Frage des Vertrauens in die Institutionen. Stimmberechtigte mit hohem Vertrauen in die Regierung sprechen sich deutlich für das E-ID-Gesetz aus. Wer der Regierung misstraut, lehnt die Vorlage hingegen ab. Die Polarität zwischen diesen Gruppen hat sich leicht akzentuiert.
Die Polarisierung nach Einkommensgruppen ist auch erkennbar: Während Befragte mit höheren Haushaltseinkommen (ab 9’000 Franken) deutlich zustimmen, finden sich in den unteren Einkommensschichten Mehrheiten dagegen. Das übersetzt sich in die verschiedenen Bildungsgruppen. Teilnahmewillige mit tiefer Bildung sind mehrheitlich gegen die E-ID.
Solche mit mittlerer Bildung verteilen sich mit identisch hohen Prozentwerten auf das Ja- und Nein-Lager, während solche mit hoher Bildung deutlich für das E-ID-Gesetz stimmen wollen.
Ausserdem zeigen sich regionale Differenzen. Wegen eines recht deutlichen Nein-Trends auf dem Land zeichnet sich neu ein Stadt-Land-Graben ab. Auf dem Land will nur noch die Hälfte Ja stimmen (Anfang August 61%). In den Agglomerationen und in den Städten bleibt es bei deutlichen Ja- Mehrheiten. Eher noch etwas angeglichen haben sich die Stimmabsichten in den Sprachregionen. In der deutschsprachigen Schweiz führt ein leichter Nein-Trend zu noch 59 Prozent Zustimmung, während in der französischsprachigen Schweiz der Ja-Anteil auf 56 Prozent- und in der italienischsprachigen Schweiz auf 59 Prozent steigt.
Das Gleiche gilt für das Alter. Mit den leichten Trends sind die graduellen Unterschiede nach Alter nun praktisch verschwunden. Um die 60 Prozent der Angehörigen aus jeder Altersgruppen wollen jeweils zustimmen. Jüngere sind demnach etwas kritischer geworden, während Ältere heute eher (noch bestimmter) für die E-ID sind.
Zwischen den Geschlechtern bleiben graduelle Unterschiede bestehen. Frauen sind nur knapp mehrheitlich dafür und beurteilen die E-ID im Zeitverlauf sogar etwas kritischer. Die Männer sind dagegen eher noch mehr überzeugt und wollen zu einer Mehrheit von fast zwei Drittel dafür stimmen.
Argumente: Mit Digitalisierung Schritt halten vs. Schutz der Privatsphäre
Die getesteten sechs Argumente verweisen auf die Stärken und aber auch auf die Schwächen des E-ID-Gesetz. Befürworter:innen können mit dem Vertrauen in eine staatliche Lösung und der Freiwilligkeit der Nutzung punkten. Gegner:innen setzen dem die Themen soziale Benachteiligung und mögliche Missbrauchsrisiken entgegen.
Auf der Pro-Seite überzeugt besonders das Argument, dass eine staatliche Lösung der Abhängigkeit von Tech-Konzernen vorzuziehen sei. 83 Prozent der Befragten stimmen dem zu. Ebenfalls stark unterstützt wird die Aussage, dass die E-ID freiwillig und für alle Einwohner:innen kostenlos verfügbar sei. Die Bedeutung der E-ID für den digitalen Fortschritt der Schweiz ist für 64 Prozent überzeugend.
Wer Ja stimmen will, ist aber gemäss Regression besonders durch das Argument bewegt, mit der Zeit zu gehen.
Die Contra-Seite punktet vor allem mit dem Hinweis, dass die Einführung der E-ID analoge Behördendienste reduzieren und dadurch weniger digital-affine Personen benachteiligen könnte. 58 Prozent stimmen dem zu. Auch die Befürchtung, eine staatlich verwaltete digitale Identität berge Risiken von Missbrauch und Überwachung, wird mehrheitlich geteilt (53% einverstanden). Das Argument, die E-ID sei grundsätzlich unsicher und schütze die Privatsphäre ungenügend, stösst hingegen eher auf Widerspruch (51% nicht einverstanden). Wer allerdings um den Schutz der Privatsphäre fürchtet, ist gemäss Wirkungsanalyse am stärksten dem Nein zugewandt.
Indexiert stehen 60 Prozent inhaltlich der Befürworterschaft näher, was praktisch den Stimmverhältnissen entspricht.
Trend in der Meinungsbildung
Die erste Vorlage zur Einführung einer E-ID scheiterte im März 2021 an der Urne. Einer der Hauptkritikpunkte war neben Sicherheitsbedenken, dass private Unternehmen die E-ID hätten ausstellen sollen. Dieses Problem ist mit der neuen Vorlage behoben. Die Frage der Herausgeberin ist bei der aktuellen Vorlage nur noch vor dem Hintergrund der Vorlage aus dem Jahr 2021 bedeutend. Auf der Nein-Seite sind es nun eindeutig die Risiken eines Missbrauchs der Privatsphäre.
Die mangelnde Zugänglichkeit für weniger digital-affine Menschen ist kaum noch meinungsbildend. In Regionen und Gruppen, wo die SVP grundsätzlich stark ist, hat sich das Nein auch ausserhalb der SVP-Anhängerschaften eher verstärkt. In vielen anderen Gruppen und Regionen hat sich aber der grosse Ja-Vorsprung bestätigt oder manifestiert.
Die Neuauflage startete mit breiterer Unterstützung und hat davon über den Kampagnenverlauf bilanziert nichts verloren. Stimmabsichten, Argumente und Stimmungsbilder sprechen unverändert oder sogar noch deutlicher für ein Ja zur E-ID am 28. September 2025.
Durchschnittliche Teilnahmeabsicht für die Abstimmung vom 28. September 2025
Die bisher gemessene Beteiligungsbereitschaft für den 28. September 2025 liegt mit 44 Prozent leicht unter dem langjährigen Durchschnitt (47.1% zwischen 2011 und 2024 gemäss BFS).
Und über den Kampagnenverlauf ist sie auch nur minim angestiegen (+ 3 ppt.). Die beiden Vorlagen mobilisieren die Stimmberechtigten nur bedingt. Mit näher rückendem Abstimmungssonntag dürfte der Wert noch leicht ansteigen, so dass sich für den Moment eine durchschnittliche Teilnahme am Urnengang vom 28. September 2025 abzeichnet.
Profil der Beteiligungswilligen
Neben den üblicherweise bei geringer Teilnahmeabsicht höher mobilisierten Bevölkerungsgruppen der älteren, höher gebildeten und besser verdienenden Stimmberechtigten, weisen mit näher kommendem Abstimmungstermin neu insbesondere Personen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren, aus ländlichen Regionen sowie GPS- und SVP-Affine eine erhöhte Teilnahmebereitschaft auf.
Unterdurchschnittlich mobilisiert bleiben, trotz leichtem Anstieg, die FDP-Wählenden. Bei den SP-nahen Stimmberechtigten ist die Teilnahmebereitschaft deutlich gesunken. Nennenswert ist ebenfalls, dass die Stimmberechtigten, die der Regierung skeptisch gegenüberstehen, nun eine geringere Teilnahmeabsicht bekunden als diejenigen, die der Regierung vertrauen.
Regional betrachtet bleibt die Mobilisierung in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz etwas höher als in der italienischsprachigen Schweiz (DCH: 45%, FCH: 44%%, ICH; 40%).
Gleichermassen mobilisiert bleiben die urbanen Gebiete (48%, +2ppt.), während die Teilnahmebereitschaft in den ländlichen Regionen stark zugenommen hat (63%; +34ppt.)
Am tiefsten fällt die Mobilisierung bei den geringsten Einkommen (bis 3000 CHF: 16%; -38ppt.), der tiefsten Bildungsschicht (24%; -4ppt.) und den jüngeren Stimmberechtigten (27%; – 6ppt.) aus. Die höchste Teilnahmebereitschaft weisen GPS-affine Stimmberechtigte (78%;+41ppt.) und Personen mit hohem Einkommen (71%; +24ppt.) auf.
Wie erwartet, hat die Debatte im Verlauf des Abstimmungskampfes weitere Kreise erfasst. Dies trifft insbesondere auf GPS- und SVP-affine Stimmberechtigte, 40-64-Jährige sowie auch Personen, die in ländlichen Regionen leben, zu. Ob sich die soziodemographische und politische Zusammensetzung der Teilnehmenden bis zum 28. September 2025 noch weiter verändert, bleibt abzuwarten.
Zweite Welle der SRG-SSR-Trendbefragung zu den Volksabstimmungen vom 28. September 2025 vom Forschungsinstitut gfs.bern. Realisiert zwischen dem 3. September und dem 11. September 2025 bei 14’416 Stimmberechtigten. Der statistische Fehlerbereich beträgt +/-2.8 Prozentpunkte.
Der telefonische Teil der vorliegenden Befragung wurde vom gfs-Befragungsdienst realisiert, die Auswertung und Analyse der Daten nahm das Forschungsinstitut gfs.bern vor. Befragt wurde via eines RDD-Dualframe-Verfahrens per Festnetz und Handy.
Seit dem Herbst 2018 wird im Rahmen des SRG-Trend-Mandats die telefonische Umfrage durch eine Online-Befragung ergänzt mit dem Ziel die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.
Der Online-Teil wurde als Opt-in-Umfrage (Mitmachumfrage) über die Online-Portale der SRG SSR Medien durchgeführt. Seit Anfang 2024 wird mithilfe von Boomerang Ideas zudem systematisch auch über Social-Media-Kanäle befragt.
Aussagen über das Ständemehr können wir keine machen, denn die Fallzahl lässt gesicherte Rückschlüsse auf die Kantone nicht zu.
Weiterführende Informationen zur Theorie und der Methode der SRG-Trendumfragen finden sich hier.
Technischer Kurzbericht
Auftraggeber: CR-Konferenz der SRG SSR
Grundgesamtheit: Stimmberechtigte Schweizer:innen
Herkunft der Adressen CATI: Stichprobenplan Gabler/Häder für RDD/Dual-Frame; Verwendung Swiss-Interview-Liste,
Herkunft der Adressen Online: Opt-in-Befragung über die Webportale der SRG SSR
Datenerhebung: telefonisch, computergestützt (CATI) und Online
Art der Stichprobenziehung CATI: at random/Geburtstagsmethode im Haushalt geschichtet nach Sprachregionen
Art der Stichprobenziehung Online: offene Mitmachumfrage
Befragungszeitraum: 3. September – 11. September 2025
mittlerer Befragungstag: 6. September 2025
Stichprobengrösse: minimal 1’200, effektiv 14’416 (Cati: 502, Online: 13’401, Boomerang Ideas: 513), DCH: 11’931, n FCH: 2’193, n ICH: 292
Stichprobenfehler: ± 2.8 Prozentpunkte bei einem Wert von 50% (und 95%iger Wahrscheinlichkeit)
Quotenmerkmale CATI: Sprachregion
Quotenmerkmale Online: keine
Gewichtung: Dual-Frame-Gewichtung, Sprache, Siedlungsart, Parteiaffinität, Recall, Teilnahme
mittlere Befragungsdauer CATI: 10.6 Minuten (Standardabweichung: 2.9 Minuten)
Publikation: 17. September 2025, 6h00