im Auftrag des Touring Club Schweiz
Der TCS-Notfallbarometer ermittelt das Wissen, die Bedürfnisse, die zugeschriebenen Kompetenzen und das Verhalten in medizinischen Notfällen in der Schweiz. Die repräsentative Befragung von Einwohner:innen sowie TCS-Mitgliedern wird dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt.
Die Ergebnisse des ersten TCS-Notfallbarometers basieren auf zwei Befragungen: Einerseits wurde eine repräsentative Auswahl von 1002 Einwohner:innen der Schweiz ab 18 Jahren befragt, wobei 799 mittels eines „Random Digit Dialing (RDD)“-Verfahrens ausgewählt und via Telefon befragt wurden. 20 Prozent dieser Bevölkerungsbefragung wurden entsprechend des Dualframe-Ansatzes auf Handynummern realisiert.
Andererseits wurden zusätzlich zu den Einwohner:innen auch Mitglieder des TCS befragt. Von den rund 1.6 Millionen Mitgliedern des TCS wurde eine zufällige Stichprobe von 10’000 Personen gezogen und zum Mitmachen an einer Online-Umfrage eingeladen. Insgesamt haben sich 936 TCS-Mitglieder beteiligt.
Der Stichprobenfehler beträgt ±3.1 Prozent bei der Bevölkerungsbefragung und ± 3.2 Prozent bei der Befragung der TCS-Mitglieder.
Details zur Befragungsmethode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.
Rund jede vierte Person hat im letzten Jahr selber oder im unmittelbaren Umfeld einen Notfall erlebt (26%). Die allermeisten Menschen, die in den letzten zwölf Monaten von einem medizinischen Notfall betroffen waren, haben sich in dieser Situation gut aufgehoben gefühlt (88% sehr/eher gut).
Die Einwohner:innen der Schweiz schätzen sich im Durchschnitt als einigermassen, wenn auch nicht vollends, kompetent ein in Notfallsituationen. Im Mittel wählen sie für sich selber auf einer Skala von 0 (überhaupt keine Kompetenz) bis 10 (sehr grosse Kompetenz) einen Wert von 6.3. Allerdings schätzen sich die Befragten durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch selber als kompetenter ein, als den Rest der Bevölkerung, der im Durchschnitt auf derselben Skala einen Wert von nur 5.4 erreicht.
Allerdings schätzen sich die Befragten durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch selber als kompetenter ein, als den Rest der Bevölkerung, der im Durchschnitt auf derselben Skala einen Wert von nur 5.4 erreicht.
Je nach Untergruppe fällt die Diskrepanz zwischen der sich selbst zugeschriebenen Kompetenz und der Kompetenz der Gesamtbevölkerung grösser oder kleiner aus. Besonders gross sind die Differenzen in der Altersgruppe der 40- bis 64-Jährigen und in der französischsprachigen Schweiz. Je höher die Bildung, desto kompetenter schätzen sich die Befragten selber zudem im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in Notfallsituationen ein.
Wird der Notfall als eine Art «Customer Journey» verstanden, zeigt sich, dass die Bevölkerung insbesondere im Zusammenhang mit der eigentlichen Notfallsituation – also dann, wenn die Profis im Lead sind – eine klare Meinung äussert.
Die Bevölkerung vertraut den Schweizer Rettungskräften stark (71% sehr einverstanden, 28% eher einverstanden). Vor oder nach einem Notfall sind jedoch Unsicherheiten spürbar: Nur 37 Prozent sind sehr sicher in Bezug auf die getroffenen Massnahmen für die Versorgung, und 35 Prozent sind sehr überzeugt von ihrem Verhalten im Notfall.
Etwa 40 Prozent fühlen sich eher vorbereitet oder kompetent, während jede fünfte Person sich als nicht gut vorbereitet empfindet. Nach dem Notfall wissen etwa ein Drittel klar, wer ihnen bei administrativen und finanziellen Fragen hilft, und fühlen sich sicher in Bezug auf die Rückkehr in den Alltag (31% bzw. 38%). Etwa 40 Prozent (bzw. 46%) sind eher sicher in diesen Fragen. Allerdings sind 27 Prozent (Administration und finanzielle Fragen) bzw. 14 Prozent (Rückkehr in den Alltag) der Befragten unsicher bezüglich der Unterstützung nach einem Notfall.
Im Vergleich zu Personen, die nicht Mitglied des TCS sind, geben Befragte aus der TCS-Mitgliederbefragung an, selber das Gefühl zu haben, bereits heute die nötigen Massnahmen für eine gute Vorbereitung und Versorgung im Notfall getroffen zu haben.
Bei allen anderen Bereichen, fühlen sich Einwohner:innen, die nicht Mitglied des TCS sind, besser vorbereitet, aufgehoben oder unterstützt.
Je urbaner oder touristischer eine Gegend ist, desto besser – so die Wahrnehmung der Bevölkerung – ist die Versorgungsqualität im Notfall. Zwar geht eine Mehrheit auch in abgelegenen Regionen, bzw. auf dem Land oder in den Bergen davon aus, dass die Qualität mindestens eher gut ist, die Zweifel sind aber da schon sichtbar höher.
Diese kritische(re) Sicht auf die Versorgungsqualität ist dabei nicht nur eine Zuschreibung aus der Bevölkerung insgesamt, sondern entspricht auch der Wahrnehmung der Menschen, die selber eher in ruralen Gebieten wohnen: Menschen auf dem Land beurteilen die Versorgungslage in abgelegenen Gebieten durchweg schlechter als Menschen in stärker bevölkerten Regionen.
Das Vertrauen in die hiesigen Rettungskräfte und das entsprechende Fachpersonal ist sehr hoch. Geht es um Notfallsituationen führen die klassischen Blaulichtorganisationen (Sanität, Bergrettung, Polizei) das Ranking des Vertrauens an.
Im Mittelfeld folgt der TCS. In die Schweizer Armee oder auch gegenüber dem Zivilschutz ist das Vertrauen dann noch etwas tiefer. Die Werte sind für alle abgefragten Organisationen im positiven Bereich von fünf oder höher auf einer Skala von null bis zehn.
Rund ein Viertel der Bevölkerung der Schweiz hat in den letzten 2 Jahren persönlich oder im nächsten Umfeld einen Notfall erlebt – und sich dabei in den allermeisten Fällen gut aufgehoben gefühlt. Dabei ist das Vertrauen vor allem in die Profis vorhanden – weniger in die Laien. Weder bei sich selber noch beim Rest der Bevölkerung. Es bestehen relevante Unsicherheiten rund um Notfälle.
Die Bevölkerung vertraut dem TCS im Notfall – mehr als dem Militär und dem Zivilschutz, etwas weniger als den klassischen Rettungs- und Blaulichtorganisationen. Der TCS kann dabei vor allem da punkten, wo die Leute bereits gut über Kosten und Deckung im Notfall informiert sind. Leute, die sich weniger mit der Kostenfrage auseinandergesetzt haben, legen ihr Vertrauen eher in die klassischen Organisationen, da diese selbstverständlicher als Service-Public wahrgenommen werden und etablierter sind bei der breiten Bevölkerung.