Bei der erwachten Reiselust geht die Sicherheit weiterhin vor

Die Schweiz liegt bei der Bevölkerung als Traumdestination im Trend

im Auftrag des Touring Club Schweiz

Der TCS-Reisebarometer gibt einen Einblick in das Reiseverhalten der Schweizer Bevölkerung. Die repräsentative Befragung von Einwohner*innen sowie TCS-Mitgliedern zeigt auf, welche Destinationen besonders beliebt sind, welche Neuigkeiten zum Thema Reisen wahrgenommen werden oder wie es um das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung steht. Mit dem Ende der Corona-Pandemie markiert die diesjährige Befragung die Wiederkehr der Lust und Möglichkeiten im Zusammenhang mit Reisen. Die Befragung wurde 2022 zum sechsten Mal durchgeführt.

Die Ergebnisse des TCS-Reisebarometers 2022 basieren auf zwei Befragungen: Einerseits wurde eine repräsentative Auswahl von 1’000 Einwohner*innen der Schweiz ab 18 Jahren per Telefon befragt. 20 Prozent dieser Bevölkerungsbefragung wurden entsprechend des Dualframe-Ansatzes auf Handynummern realisiert.

Andererseits wurden zusätzlich auch Mitglieder des TCS befragt. Von den insgesamt 1.5 Millionen Mitgliedern des TCS wurde eine zufällige Stichprobe von 10’000 gezogen und zum Mitmachen an einer Online-Umfrage eingeladen. 1’769 TCS-Mitglieder haben sich beteiligt.

Der Stichprobenfehler beträgt ± 3.1 Prozent bei der Bevölkerungsbefragung und ± 2.3 Prozent bei der Befragung der TCS-Mitglieder. Befragt wurde vom 7. Februar bis zum 6. März 2022.

Details zur Befragungsmethode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

 

Ende der Pandemie: Neue Reiselust?

Es lässt sich eine Entspannung der Lage feststellen: Zwar durchkreuzte die Corona-Pandemie im Jahr 2021 weiterhin die Reisepläne einer Mehrheit der Wohnbevölkerung, dennoch geben im Vergleich zum Vorjahr weniger Personen an, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die eigene Reiseplanung hatte (60%, -8 Prozentpunkte).

Auf die Frage wie Corona konkret die eigenen Reisepläne beeinflusst hat, antworten die meisten Bewohner*innen, dass sie aufgrund der Pandemie in der Schweiz geblieben sind (34%). Rund ein Viertel hat laut eigenen Angaben die Reisen abgesagt oder verschoben.

Um weiterhin ins Ausland reisen zu können, ist eine Mehrheit bereit, sich zu testen, gegen Corona impfen zu lassen oder sich beim Gesundheitsamt der Zieldestination zu registrieren. Weniger Personen wären dagegen bereit, via App die persönlichen Daten innerhalb der Zieldestination zu teilen (48%) oder eine mehrtägige Quarantäne am Ein- und Ausreiseort anzutreten (16%).

Wie bereits im Vorjahr gibt fast die Hälfte der Bewohner*innen der Schweiz (47%) an, weniger oft gereist zu sein. Der sich seit 2018 manifestierende Trend, einer Zunahme an gar nie reisenden Personen, bricht in diesem Jahr ein und sinkt erstmals wieder (20%, -12 Prozentpunkte).

Gleichzeitig steigt der Anteil an Bewohner*innen, welche gleich viel gereist sind wie im Vorjahr (28%, +11 Prozentpunkte). Eine positive Trendwende bei den öfters Reisenden bleibt dagegen vorerst aus.

Von den Bewohner*innen, welche letztes Jahr mindestens eine Reise mit drei oder mehr Übernachtung ausser Haus vorgenommen haben, waren 71 Prozent (+16 Prozentpunkte) im Ausland. Somit wurden 2021 wieder vermehrt Übernachtungen im Ausland gebucht. Gegenüber der Jahre vor Ausbruch der Pandemie bleiben die Werte jedoch weiterhin zurück.

Die gefühlte Sehnsucht der Bevölkerung, sich wieder auf Reisen ins Ausland zu begeben, ist auf ähnlichem Niveau wie im Februar 2021 (43% eher/sehr gross). Es geben jedoch weniger Personen an, sehr grosse Sehnsucht zu haben (14%, -8 Prozentpunkte).

Während die Sehnsucht nach Reisen erst langsam wieder zurückkommt, ist die Bereitschaft, Geld dafür auszugeben deutlich gestiegen: In diesem Jahr wollen mehr als doppelt so viele Personen mehr Geld für das Reisen ausgeben als im letzten Jahr (36%, +20 Prozentpunkte). Das sind so viele Personen wie noch nie seit Beginn der Studienreihe.

Freizeitaktivitäten: Die Schweiz bleibt attraktiv

Die Wahl der Freizeitaktivitäten wurde im Pandemie-Jahr stark eingeschränkt. Zwei Aktivitäten, die auch während der Pandemie von den Befragten mit 8 oder mehr Punkten auf einer Skala von 0-10 bewertet wurden, sind auch aktuell am attraktivsten: Das Essen unter Freunden (72%) und Ferien in der Schweiz (60%) bleiben somit unabhängig von Corona Top Aktivitäten. Tagesausflüge und Campingferien sind in der Beliebtheit dagegen im Vergleich zum letzten Jahr gesunken (58%, -7 Prozentpunkte / 20%, -6 Prozentpunkte).

Ferien im Ausland oder am Meer werden jeweils von fast einer absoluten Mehrheit der Befragten als attraktiv bewertet. Die Beliebtheitswerte erreichen allerdings auch hier noch nicht das Niveau wie vor Ausbruch der Pandemie.

Nachhaltiges Reisen bleibet aktuell: Ökologisch bewusstes Reisen ist für 40 Prozent der Befragten attraktiv.

Reiseverhalten: Die Sicherheit bleibt zentral

Unsicherheiten auf der Welt prägen das Reiseverhalten weiterhin, jedoch auf tieferem Niveau als dies im letzten Jahr der Fall war: Rund zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie wegen Unsicherheiten auf der Welt vorsichtiger waren.

Im Vergleich zur letzten Befragung ist der Anteil an Personen, die mit dieser Aussage einverstanden sind, um 11 Prozentpunkte gesunken. Während Reisen weiterhin etwas ist, dass man gerne in Gesellschaft macht, nimmt der Anteil jener, die angeben, auch gerne alleine zu verreisen, im Vergleich zu 2021 deutlich zu. Auch dies könnte mit einer Entspannung der Sicherheitslage zusammenhängen.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bleibt auch 2022 die meistgenutzte Informationsquelle im Zusammenhang mit Reisen und Reiserisiken. Während die Wichtigkeit der meisten anderen Informationsquellen nahezu unverändert bleibt, nimmt die Nutzung von Online-Reiseportalen markant zu.

Die TCS-Länderinformationen spielen eine wichtige Rolle und wurden im Laufe des letzten Jahres von den Mitglieder des TCS zunehmend mehr genutzt. Tatsächlich sind diese Informationen inzwischen fast ebenso wichtig wie beispielsweise die Informationen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) (60% nutzen TCS-Länderinfos, 65% nutzen BAG-Infos).

Der Anteil Befragter, die Reiseempfehlungen mindestens eher als verständlich wahrnehmen, nimmt im Vergleich zum letzten Jahr deutlich zu. Neu empfinden mehr als zwei Drittel der Einwohner*innen die aktuellen Reisempfehlungen und Reisevorschriften als sehr oder eher klar (+13 Prozentpunkte).

Zwar geben mehr Personen an, dass Reiseempfehlungen für sie verständlich seien. Im Zweifel lassen sich aber dennoch weniger Personen vom Reisen abhalten als dies im letzten Jahr der Fall war. Der Anteil an Personen, die trotzdem reisen, hat sich seit dem Februar 2021 fast verdoppelt (+13 Prozentpunkte).

Das Reisen im Ausland wird von der Wohnbevölkerung zunehmend wieder als sicher eingestuft. Dieser Meinung sind zumindest 70 Prozent. Das Sicherheitsgefühl der Befragten befindet sich somit auf dem Niveau wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Wenn es um darum geht, was den Leuten beim Reisen wichtig ist, steht die Sicherheit und Versorgung weiterhin unbestritten an erster Stelle. Ein zweiter wichtiger (und noch wichtiger werdender) Faktor ist die Flexibilität. Reisende wollen sowohl was die Verfügbarkeit von Stornierungs- und Buchungsmöglichkeiten, als auch bei einer möglichen Annullation oder im Krankheitsfall flexibel sein. Es ist denn auch die Flexibilität, die eine Autoreise- gerade in den Krisenjahren der Corona-Pandemie – immer attraktiver machte.

 

Die diesjährigen Zahlen zeigen aber auch, dass die unmittelbare Krisenwahrnehmung im Zusammenhang mit dem Reisen etwas stärker in den Hintergrund tritt. Die Themen Krankheiten und Erreger, Terror oder auch verschiedene Corona-Massnahmen sind weniger wichtig.

Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung wird die Versorgung und Sicherheit vor Ort und Handlungsspielraum im Krisen- oder Krankheitsfall von TCS-Mitgliedern höher gewichtet als ein gehobener Standard nach Schweizer Vorbild.

Unter den Personen, denen die Sicherheit vor Ort wichtig ist, gibt es drei Elemente, die für eine Mehrheit besonders essenziell sind: Die Garantie einer Ausreisemöglichkeit im Krisenfall (58%), die Gewährleistung der Grundversorgung (u.a.) mit Medikamenten (52%) und die Garantie einer sofortigen Behandlung im Krankenfall (51%).

Alle diese Elemente haben gemeinsam, dass sie eine Rettung in existenziellen Fällen versprechen. Dinge, die weniger über Leben und Tod entscheiden, wie die Verfügbarkeit von Kommunikationsmitteln, der effektive Standard der Gesundheitsversorgung oder auch die Versorgung mit Informationen in Realzeit stehen dagegen weniger im Vordergrund.

Erste Leseweise

Die Reiselust in der Schweiz erwacht

Steigende Ferienbudgets, bessere subjektive Informiertheit über Sicherheit im Ausland und die Sicherheitsmassnahmen gegen Covid rücken als Entscheidungsfaktor beim Reisen in den Hintergrund.

Die Schweiz liegt als Traumdestination weiterhin im Trend

Noch erreichen Reisen ins Ausland nicht die Attraktivität wie vor der Corona-Pandemie, während Ferien in der Schweiz als so attraktiv wie noch nie beurteilt werden.

Die Schweiz erfüllt alle Bedürfnisse: Sie ist sicher und sie kann per Auto oder Zug erkundet werden. War während der Pandemie noch Camping im Trend, darf es nun auch eine noble Unterkunft sein.

Die Sicherheit bleibt zentral

Die Sicherheit bleibt zentral: Corona beeinflusst zwar die Befindlichkeit heute weniger, aber die Reisepläne 2022 wurden noch entscheidend beeinträchtigt. Schnelle Rückreise, hohe Flexibilität und hervorragende Gesundheitsversorgung bleiben zentrale Kriterien für den Reiseentscheid.

Buchungsplattformen, Online-Portale und Reisebüros ergänzen sich:

Die Online-Informationen über Reisevorschriften sind verständlicher geworden und Buchungsplattformen bieten maximal Flexibilität. Reisebüros bieten dagegen vertrauenswürdige Information und Sicherheit. Hybride Reiseplanungen entsprechen einem wachsenden Bedürfnis.

Methodische Details

  • Auftraggeber: TCS Schweiz
  • Grundgesamtheit
    • Bevölkerung: Einwohner*innen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
    • Mitglieder: Mitglieder des TCS Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
  • Erhebungsart
    • Bevölkerung: telefonisch, computergestützt (CATI)
    • Mitglieder: online
  • Auswahlverfahren
    • Bevölkerung: Stichprobenplan nach Gabler/Häder für RDD/Dual Frame / Verwendung der Swiss-Interview-Liste
    • Mitglieder: Zufallsstichprobe aus der Mitgliederdatenbank des TCS Schweiz
  • Stichprobengrösse
    • Bevölkerung: 1’005 (DCH 705, FCH 240, ICH 60)
    • Mitglieder: 1’769 (DCH 1’022, FCH 550, ICH 197)
  • Befragungszeitraum
    • Bevölkerung: 07.02. bis 06.03.20222
    • Mitglieder: 07.02. bis 04.03.2022
  • Stichprobenfehler
    • Bevölkerung: 3.1%
    • Mitglieder: 2.3%