Studie im Auftrag der SRG SSR
Über folgende Vorlagen entscheidet das Stimmvolk am 9. Februar 2025:
Anliegen und Vorgeschichte
Die Jungen Grünen, unterstützt durch ihre Mutterpartei, die SP, Juso und Umwelt- sowie Tierschutzorganisationen begannen im August 2021 mit der Sammlung von Unterschriften für die Umweltverantwortungsinitiative. Ziel der Initiative ist es, die planetaren Belastbarkeitsgrenzen als verbindlichen Rahmen für die schweizerische Wirtschaft zu etablieren. Dies bedeutet laut dem Initiativkomitee , dass wirtschaftliche Aktivitäten die natürlichen Lebensgrundlagen nicht gefährden dürfen. Sie sehen Bund und Kantone in der Verantwortung, um zu gewährleisten, dass die durch die Schweiz verursachte Umweltbelastung spätestens zehn Jahre nach einer Annahme der Initiative die planetaren Grenzen nicht mehr überschreitet, gemessen am proportionalen Bevölkerungsanteil des Landes. Die Sammelfrist für die Unterschriften endete am 24. Februar 2023. Bereits einen Monat später wurde die Initiative mit 105 940 gültigen Stimmen als zu Stande gekommen deklariert.
Parolen- und Verbandsspiegel sowie Haltungen zur Vorlage
Der Bundesrat empfahl dem Parlament, die Initiative ohne direkten Gegenentwurf oder indirekten Gegenvorschlag zur Ablehnung. Das Parlament folgte dem Bundesrat und lehnte die Umweltverantwortungsinitiative ebenfalls ab. Sie argumentieren, dass diese zahlreiche neue Vorschriften und Verbote einführen würde, die den Konsum erheblich einschränken, die Wirtschaft belasten und die Kosten für Produkte und Dienstleistungen erhöhen könnten. Insbesondere die kurze Umsetzungsfrist würde ihrer Meinung nach drastische Massnahmen erforderlich machen, die sowohl der Wirtschaft als auch der Gesellschaft schaden könnten. Stattdessen setzen sie auf die Fortführung der bisherigen Umweltpolitik. In beiden Kammern herrschten relativ klare Verhältnisse: Der Nationalrat verwarf die Initiative mit 61 Ja- zu 133 Nein- Stimmen und der Ständerat mit 11 Ja- zu 31 Nein- Stimmen. Parteipolitisch sind die Konfliktlinien klar: Im Nationalrat stimmten die Fraktionen der SVP, FDP, Mitte und GLP geschlossen gegen die Vorlage. Die Fraktionen der SP und Grünen stimmten mit lediglich einer Enthaltung klar für die Initiative. Im Ständerat stimmten lediglich Politikerinnen und Politiker der Grünen und SP für die Umweltverantwortungsinitiative.
Aktuell liegen die offiziellen Parolen aller Grosspartien vor, mit der Ausnahme der GLP und der SVP. Letztere halten die Delegiertenversammlung am 25. Januar 2025 ab. Es wird erwartet, dass die verbleibenden Parteien ihren Fraktionen folgen und der Abstimmungskampf entlang der parteipolitischen Linien verlaufen wird. Gegen die Umweltverantwortungsinitiative positionieren sich der Bauernverband, Gewerbeverband, Economiesuisse und Hotelliersuisse. Aktiv für die Vorlage sprechen sich Greenpeace, die Kleinbauernvereinigung, Casafair, die KlimaSeniorinnen und UmverkeR aus.
Bisheriger Abstimmungskampf und lancierte Kampagnen
Die Befürworter der Initiative umfassen eine Vielzahl von Verbänden aus den Bereichen Umwelt, Natur, Tierschutz und Nachhaltigkeit wie beispielsweise Greenpeace, Kleinbauernvereinigung oder KlimaSeniorinnen Schweiz. Unterstützung kommt auch aus der Politik. Federführend sind die Jungen Grünen unterstützt von ihrer Mutterpartei und der SP sowie der Juso. Darüber hinaus setzt das Initiativkomitee auf die Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ihre Statements und Meinungen auf der Homepage teilen, um zusätzliche Überzeugungskraft zu gewinnen.
Der Initiative liegt klar ein Klima- respektive Umweltanliegen zu Grunde. Dies spiegelt sich auch in der Kommunikation und der Haltung der Befürworter wider: Sie sorgt sich um die Lebensgrundlage aktueller und zukünftiger Generationen und möchte eine nach ökologischen und sozialen Prinzipien ausgerichtete Wirtschaft anstelle von Profitstreben. Zusammengefasst sollen Umweltschutz und nachhaltiger Ressourcenverbrauch zu zentralen Prämissen werden und als Priorität in der Verfassung verankert werden.
In dieser frühen Phase, rund acht Wochen vor dem Abstimmungstermin, erhält die Umweltverantwortungsinitiative jedoch (noch) wenig Beachtung und der Kampagnen-Motor der Befürwortenden ist noch nicht richtig angelaufen. Somit zeigt sich wenig Bewegung, weder unter den Medien, in der Politik noch in der Bevölkerung. Auch hat sich kaum eine aktive Gegnerschaft formiert.