Strategie Prävention: vorbeugen statt behandeln

Die Bevölkerung versteht den Wert von Prävention für das Gesundheitswesen – die Politik lässt Potenziale ungenutzt

Doetsch Grether

Zum Anlass des 125-jährigen Firmenjubiläums hat Doetsch Grether AG gfs.bern beauftragt einen Monitor zur Prävention in der Schweiz zu konzipieren. Sie basiert auf einer jährlich durchgeführten Befragung.

Untersucht werden zum einen wie die Einwohner:innen Gesundheitsprävention erleben und wahrnehmen, welche Präferenzen sie besitzen und welche Trends in sind sowie ob diese auch tatsächlich in der Wohnbevölkerung ankommen. Daneben liegt der Fokus ebenfalls auf den politischen Rahmenbedingungen, die geschaffen werden, damit Prävention effektiv in der Wohnbevölkerung gelebt wird und zur Gesundheit der Menschen beitragen kann.

Ganz grundlegend gibt der Doetsch Grether-Präventionsmonitor darüber Auskunft, wie die Schweizer Wohnbevölkerung zur Prävention mit allen Facetten steht. Dabei gehen wir von folgender Definition der Prävention aus:

  • Wir unterscheiden zwischen übertragbaren, wie beispielsweise HIV/AIDS, und nicht übertragbaren Krankheiten, wie beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen.
  • Während übertragbare Krankheiten Impfungen, Prophylaxe oder Aufklärung verlangen, zielen die Massnahmen im Falle von nicht übertragbaren Krankheiten auf Förderung von Wissen und Motivation für einen gesunden Lebensstil ab.
  • Die Prävention bekämpft diese Entwicklung am Ursprung. Um  nicht übertragbare Krankheiten vorzubeugen, ist die Ermittlung der konkreten Ursachen von zentraler Bedeutung. Laut dem BAG sind folgende Gesundheitsdeterminanten evident: Körperliche Aktivität, Arbeits- und Wohnbedingungen, Wohnungsbedingungen, Ausgewogene Ernährung (5 Portionen Obst und Gemüse an einem Tag), Gewicht, Tabak- Alkohol- und Cannabiskonsum.

Informationen zur Stichprobe und Befragungsmethode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

Verständnis und Bedeutung von Prävention

In der Wahrnehmung der Bevölkerung ist Prävention vor allem mit dem eigenen Lebensstil verknüpft. Besonders häufig werden gesunde Ernährung (30%) sowie Bewegung und Sport (29%) genannt, gefolgt von Begriffen wie Vorbeugung (26%), Stärkung der Gesundheit (19%), gesunder Lebensstil (17%) oder Achtsamkeit und Selbstführsorge (15%). Dieses Verständnis deckt sich in weiten Teilen mit dem Ansatz des Bundes, Prävention durch gesundheitsförderliches Verhalten zu stärken und greift zentrale Gesundheitsfaktoren wie Bewegung, Ernährung, Gewicht, Tabak- Alkohol- und Cannabiskonsum sowie Arbeits- und Wohnverhältnisse auf.

Politische, strukturelle oder institutionelle Massnahmen werden zwar ebenfalls genannt – etwa Vorsorgeuntersuchungen (7%), politische Rahmenbedingungen (5%) oder medizinische Angebote (2%) –, treten im Gesamtbild jedoch erst in zweiter Linie in Erscheinung.

Das öffentliche Verständnis von Prävention ist somit stark vom individuellen Verhalten geprägt, während übergeordnete gesundheitspolitische oder gesellschaftliche Einflussfaktoren deutlich seltener spontan assoziiert werden. Das Potenzial gesundheitspolitischer Präventionsmassnahmen wird jedoch deutlich von der Wohnbevölkerung erkannt – wie die weiteren Ergebnisse zeigen.

Die klassische Präventionsarbeit, die auf Information und Aufklärung basiert, wie sie etwa aus der HIV-Prävention bekannt ist, findet in der Bevölkerung weiterhin leicht weniger Zuspruch als Angebote wie Vorsorgeuntersuchungen oder strukturierte Gesundheitsprogramme. Diese Präferenz bestätigt sich im Doetsch Grether Präventionsmonitor 2025.

Insbesondere jüngere Personen (18-39-Jährige) und Frauen tendieren eher zu Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheitsprogrammen.

Gesundheitsprävention ist in der öffentlichen Wahrnehmung fest verankert und ein gesellschaftlich akzeptiertes Handlungsfeld: Drei von vier Personen bewerten sie im Jahr 2025 mit einem hohen Wichtigkeitswert zwischen 7 und 10.

Damit ergibt sich ein stabiles Bewusstsein für die Bedeutung präventiver Gesundheitsförderung – eine tragfähige Grundlage für strategische Weiterentwicklungen auf politischer und institutioneller Ebene.

Bereiche wie die Früherkennung von Krankheiten, die psychische Gesundheit, Vorsorgeuntersuchungen oder die Suchtprävention werden jeweils von über vier Fünftel wichtig eingestuft. Auch die Arbeitsplatz-Gesundheit und -Sicherheit sowie Stressbewältigung geniessen hohe Priorität. Damit wird deutlich, dass Prävention nicht nur als individueller Beitrag, sondern als gesellschaftliche Aufgabe mit klaren Handlungsfeldern verstanden wird.

Neben körperlicher Gesundheit wird auch der mentale Aspekt der Prävention breit anerkannt: Themen wie mentale Resilienz, Achtsamkeit oder psychische Unterstützung erreichen ähnlich hohe Zustimmungswerte wie somatische Prävention. Diese breite Akzeptanz unterstreicht ein zunehmend ganzheitliches Gesundheitsverständnis, das sowohl körperliche als auch psychische Komponenten einschliesst.

Ernährung wird mit ähnlicher Relevanz eingeordnet: Drei Viertel der Befragten bewerten Ernährung und Ernährungsberatung als wichtig.

Ergänzend dazu sehen 53 Prozent auch in der Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln einen bedeutsamen Bestandteil präventiver Gesundheitsstrategien. Während jüngere Personen (18–39-Jährige) und Frauen Mineralstoffen, Vitaminen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln im Vergleich zu 2024 mehr Bedeutung beimessen, fällt die Relevanzeinschätzung bei älteren Menschen (65+-Jährige) und Männern tendenziell geringer aus.

Im Gegensatz dazu fällt die Bewertung digitaler und technologiebasierter Präventionsansätze zurückhaltender aus: Apps und Smartwatches, künstliche Intelligenz sowie virtuelle Technologien zur Gesundheitsförderung werden deutlich kritischer gesehen. Über die Hälfte der Bevölkerung stuft diese Themen aktuell als unwichtig ein. Gleichwohl deutet sich ein Entwicklungspotenzial an, insbesondere unter jenen, die in innovativen Technologien bereits eine Chance für personalisierte und vorausschauende Gesundheitsvorsorge erkennen.

Wie stark einzelne Gesundheitsthemen die subjektive Wichtigkeit von Gesundheitsprävention beeinflussen, zeigt sich besonders deutlich bei der körperlichen Fitness und Aktivität: Wer diesem Thema hohe Bedeutung beimisst, bewertet auch die Wichtigkeit der Gesundheitsprävention insgesamt um durchschnittlich 1.86 Prozentpunkten höher.

Auch mentale Resilienz und Achtsamkeit (+1.21%-Pkt.) sowie die psychische Gesundheit (+0.54%-Pkt.) haben einen Effekt auf die Bewertung der Prävention.

Damit zeigt sich: Die Bedeutung von Prävention wird besonders stark durch körperlich-konkrete wie auch psychische Gesundheitsaspekte geprägt. Es sind somit lebensnahe Aspekte der Gesundheitsprävention, die die Wichtigkeit primär prägen.

Der Staat und weitere Akteure in der Prävention: Trotz Betonung der Eigenverantwortung besteht ein Bewusstsein für ein hohes Sparpotenzial

Der individuelle Charakter der Prävention prägt auch das Bild der wichtigsten Akteure: Aus Sicht der Bevölkerung nimmt die eigene Recherche (85%) sowie auch das Fachpersonal im persönlichen Umfeld (63%) eine wichtige Rolle ein, was auf ein hohes Mass an Eigenverantwortung und Informationsbedürfnis hinweist. Ansonsten wird die Hausärzteschaft hoch gewichtet (84%).

Weitere häufig genannte Akteure sind Apotheken (70%) und Physiotherapeut:innen (63%). Auffallend ist, dass staatliche Stellen wie das Bundesamt für Gesundheit (51%) und Krankenversicherer (48%) im Vergleich deutlich seltener als relevante Quellen eingeschätzt werden.

Am unteren Ende der Skala finden sich Fitness-Coaches, Lehrpersonen und Ernährungsberater:innen, denen rund die Hälfte der Bevölkerung nur geringe Bedeutung beimisst. Auch die Weltgesundheitsorganisation wird trotz globaler Reichweite eher zurückhaltend bewertet.

Die Ergebnisse unterstreichen, dass das persönliche Vertrauen in medizinische Fachpersonen und eigene Kompetenz zentrale Ankerpunkte der Gesundheitsprävention bilden. Dagegen gelingt es institutionellen und politischen Akteuren bislang weniger, als relevante Ansprechpartner wahrgenommen zu werden.

Die Schweizer Wohnbevölkerung betrachtet Gesundheitsprävention als einen zentralen Ansatz zur generellen Verbesserung des Gesundheitssystems. Etwa drei Viertel der Befragten sind überzeugt, dass durch eine stärkere Ausrichtung auf Prävention anstelle reiner Krankheitsbehandlung erhebliche Kosteneinsparungen im Milliardenbereich möglich sind. Diese Haltung geht einher mit dem Wunsch, das Gesundheitssystem von der reinen Behandlung von Krankheiten hin zur aktiven Förderung und Erhaltung der Gesundheit auszurichten Dazu zählen auch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen, die aus Sicht von 90 Prozent der Bevölkerung entscheidend sind, um potenzielle Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und gezielt behandeln zu können.

Psychische Gesundheit gilt aus Sicht der Bevölkerung als Schlüsselthema in der Prävention: Über 90 Prozent sprechen sich dafür aus, sie als festen Bestandteil präventiver Massnahmen stärker zu berücksichtigen. Das Argument findet bei beiden Geschlechtern breite Zustimmung. Frauen sind jedoch mit fast 60% deutlich häufiger sehr einverstanden und zeigen damit eine ausgeprägtere Sensibilität für psychische Gesundheitsthemen als Männer (47%).

 

Auch Mineralstoffe, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sind für eine Mehrheit wichtige Bestandteile der Gesundheitsprävention. Damit wird deutlich, dass Prävention heute ganzheitlich gedacht wird – körperlich und mental.

Auffallend ist zudem, dass Apotheken und Drogerien von rund vier Fünfteln der Bevölkerung als wichtige Partner in der Gesundheitsprävention anerkannt werden und bereits eine Mehrheit grosse Potenziale für die zukünftige Gesundheitsprävention durch künstliche Intelligenz sehen.

In Bezug darauf, ob Gesundheitsprävention ausschliesslich in der Verantwortung des Einzelnen liegt und staatliches Eingreifen unterbleiben sollte, zeigt sich die Bevölkerung uneinig. 46 Prozent unterstützen die Aussage, Gesundheitsprävention ist Sache von jedem Einzelnen. Der Staat soll sich nicht einmischen. Eine knapp Mehrheit von 52 ist mit der Aussage aber nicht einverstanden. Dennoch braucht es in den Augen von rund drei Vierteln eine gute Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsteile, da Möglichkeiten zur persönlichen Gesundheitsprävention stark von den finanziellen Mitteln abhängt.

 

Die Relevanz der psychischen Gesundheit in Präventionsfragen und der sich anbahnende Wandel Richtung aktive Gesundheitsförderung

Die Regressionsanalyse macht deutlich sichtbar: Psychische Gesundheit ist nicht nur thematisch zentral, sondern prägt auch das generelle Verständnis von Prävention in besonderem Masse. Personen, die der Aussage zustimmen, dass psychische Gesundheit ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsprävention sei, bewerten die Wichtigkeit von Prävention insgesamt signifikant höher (+1.36 %-Pkt.).

Auch die Überzeugung, dass es im Gesundheitssystem einen Wandel hin zur aktiven Gesundheitsförderung geben sollte (+0.81%-Pkt.) mit einer Neuausrichtung hin zur Gesundheitsprävention (+0.53%-Pkt.), hat einen spürbaren Einfluss.

Personen, die gesundheitliche Risiken durch Umweltfaktoren wie Lärm und Luftverschmutzung (+0.45 %-Pkt.) sowie den Nutzen von Mikronährstoffen in der individuellen Vorsorge (+0.30 %-Pkt.) anerkennen, messen der Gesundheitsprävention ebenfalls eine höhere Bedeutung bei – wenn auch in geringerem Ausmass als andere Einflussfaktoren.

Wer demnach Prävention umfassend denkt – psychisch, systemisch, ökologisch und individuell – misst ihr auch insgesamt eine deutlich höhere gesellschaftliche Bedeutung bei.

Unterstützung für eine Präventionsstrategie 2040

Der politische Vorstoss «Präventionsstrategie 2040» will, dass der Bund eine umfassende Strategie für Gesundheitsförderung und Prävention über die verlängerte Laufzeit bis 2028 hinaus entwickelt. Die Strategie soll klare Ziele festlegen und aufzeigen, wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis geplanter Massnahmen überprüft werden kann. Kantone, Gesundheitsligen und weitere Partner sollen dabei eingebunden werden, um die bereits budgetierten Mittel möglichst effizient einzusetzen. In der Frühjahrssession wurde die Motion auf Anraten des Bundesrats bereits vom Nationalrat angenommen. Die Einwohner:innen haben dazu eine klare Tendenz:

Wäre heute eine Abstimmung über die „Präventionsstrategie 2040“ angesetzt, würde sich eine deutliche Mehrheit der Wohnbevölkerung zustimmend zur Vorlage äussern: Rund zwei Drittel geben an, dass sie die Strategie annehmen würden.

Demgegenüber lehnt lediglich eine Minderheit von 14 Prozent den Vorstoss ab. Ein Fünftel der Befragten (21%) zeigt sich noch unentschlossen, was auf einen eher tiefen Stand der Meinungsbildung hindeutet. Grundsätzlich spricht dies für Offenheit und Zustimmung gegenüber einer langfristig ausgerichteten Präventionspolitik.

Die Analyse der Zustimmungswerte zu ausgewählten Argumenten zeigt ein klares Meinungsbild: Prävention als Mittel zur Kostenreduktion im Gesundheitssystem überzeugt mit Abstand am stärksten – 83 Prozent der Befragten stimmen dem Argument zu, dass der steigende Kostendruck besser durch Prävention als durch zunehmende Behandlungen bewältigt werden sollte.

Auch das Argument für eine stärkere bundesweite Koordination von Präventionsangeboten findet breite Unterstützung (81%). Die Wohnbevölkerung erhofft sich davon eine höhere Qualität und weniger Doppellösungen im föderal organisierten Gesundheitssystem.

Deutlich differenzierter fällt die Haltung gegenüber den kritischen Argumenten aus: Die Sorge, dass der Bund die Kantone in ihrer bisherigen Zuständigkeit bevormunden könnte, teilt nur eine relative Mehrheit (46% Zustimmung vs. 41% Ablehnung).

Ähnlich verhält es sich mit dem Vorbehalt, eine nationale Strategie könne den medizinischen Fortschritt behindern oder individualisierte Versorgung erschweren – hier überwiegt die Skepsis gegenüber dem Argument (41% Ablehnung vs. 37% Zustimmung).

Die breite Zustimmung zu kosten- und qualitätsbezogenen Argumenten unterstreicht die hohe Akzeptanz für eine koordinierte, langfristige Präventionspolitik. Gleichzeitig zeigen die kritischen Einschätzungen, dass föderale Autonomie und medizinische Flexibilität für gewisse Bevölkerungsgruppen wichtige Werte bleiben. Wobei der Stand der Meinungsbildung noch nicht fortgeschritten ist und die Zustimmung für Vorstösse in einer frühen Phase meist höher ist als in der Schlussphase eines Abstimmungskampfes.

Persönliche Lebenswelt

Die persönliche Zufriedenheit der Bevölkerung bleibt insgesamt auf hohem Niveau: Sowohl in Bezug auf das eigene Leben (Mittelwert 7.6) als auch auf die eigene Gesundheit (7.3) zeigt sich die Bewertung im Frühjahr 2025 stabil positiv.

Auch das eigene Gesundheitsverhalten wird weiterhin gut bewertet (7.1) und spiegelt ein ausgeprägtes Gefühl individueller Verantwortung wider.

Deutlich niedriger fällt hingegen die Zufriedenheit mit dem Schweizer Gesundheitswesen aus: Sie liegt bei 6.6 und damit spürbar unter dem allgemeinen Lebens- und Gesundheitsgefühl. Dieser Unterschied deutet darauf hin, dass die Bevölkerung die eigenen Beiträge zur Gesundheitsvorsorge positiver bewertet als die Systemleistung – ein Signal für politischen und institutionellen Handlungsbedarf.

In der Wohnbevölkerung gelten vor allem naturnahe und klassische Gesundheitspraktiken als „in“: Angeführt wird das Ranking von gesunder Ernährung (89%) und Wandern (82%), gefolgt von Wellness (66%), Fitness und Krafttraining (60%) sowie Wintersportaktivitäten (58%). Diese Aktivitäten fallen unter die trendigsten Top Fünf.

Etwas differenzierter fällt die Wahrnehmung bei Mineralstoffen, Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln aus. Magnesium-, Vitamin D oder Vitamin B Präparate werden von einem relevanten Teil der Bevölkerung als etablierter Trend wahrgenommen. Etwas verhaltener ist die Einschätzung bei Kombinationspräparaten, Omega-3-Präparaten oder Probiotika-Präparate. Das am trendigste Präparat wird dabei von soziodemographischen Gruppen unterschiedlich bewertet: Mit zunehmendem Alter werden Magnesiumpräparate häufiger als sinnvoll eingeschätzt. Frauen empfinden sie deutlich öfter als „in“ im Vergleich zu Männern.

In städtischen und intermediären Gebieten werden Magnesiumpräparate eher als zeitgemäss wahrgenommen, während in ländlichen Regionen das Trendbewusstsein weniger ausgeprägt ist. Auch wer wenig oder gar keine Bewegung in den Alltag integriert, stuft Magnesiumpräparate seltener als angesagt ein.

Besonders deutlich wird die unterschiedliche Trend-Beurteilung bei technologischen Gesundheitstrends. Während Gesundheitsuhren und Schrittzähler von einer knappen Mehrheit der Bevölkerung als verbreitet wahrgenommen werden, gelten Gesundheits-Apps bislang nur bei rund einem Drittel als „in“.

Bei der Umsetzung von Gesundheitstrends zeigt sich ein klarer Fokus auf alltagsnahe, einfache Praktiken: Am häufigsten geben Einwohner:innen an, gesunde Ernährung (85%), Wandern (72%) und Wellness (52%) aktiv zu praktizieren. Alle drei Praktiken werden auch als die drei trendigsten Praktiken bewertet.

Besonders fällt auf, dass Magnesiumpräparate von 44 Prozent und Vitamin D Präparate von 42 Prozent genutzt werden. Somit werden beide Ergänzungen deutlich öfters verwendet als Gesundheits-Uhren (35%) oder Gesundheits-Apps (25%). Magnesiumpräparate werden vor allem von älteren Personen häufiger verwendet. Auch geschlechtsspezifisch zeigen sich klare Unterschiede: Frauen greifen deutlich öfter zu Magnesiumpräparate als Männer.

Menschen mit einem aktiven Lebensstil nutzen solche Magnesiumpräparate tendenziell häufiger als Personen mit wenig Bewegung im Alltag. In Bezug auf die Siedlungsart zeigen sich bei der Nutzung hingegen keine signifikanten Unterschiede – obwohl Magnesium in städtischen und intermediären Räumen als „trendig“ wahrgenommen wird, bleibt das tatsächliche Konsumverhalten vergleichbar.

Damit bestätigt sich das Bild einer Bevölkerung, die auf gesundheitsfördernde Aktivitäten setzt. Komplexere, technisch gestützte Massnahmen werden deutlich seltener in den Alltag integriert.

In der persönlichen Gesundheitsbalance zeigt sich ein insgesamt ausgewogenes Bild: Fast in allen Bereichen gibt jeweils eine Mehrheit an, ihre Zeit, Energie und finanziellen Mittel in zentrale Lebensbereiche der Gesundheitsführung ausreichend zu investieren. Am häufigsten fühlen sich die Befragten bei Themen wie psychische Gesundheit, Informationsbeschaffung zur Gesunderhaltung und Vermeidung von Alkoholkonsum gut ausbalanciert (jeweils 60%).

Trotzdem wird in einigen Bereichen ein spürbares Investitionsdefizit empfunden – vor allem bei Bewegung und Sport: Fast die Hälfte (48%) sagt, dass sie hier zu wenig investieren.

Ähnliches gilt für den Zuckerkonsum, wo 41 Prozente ihre Investitionen als unzureichend wahrnehmen.

Die Wohnbevölkerung zeigt insgesamt eine gute Balance hinsichtlich der eigenen Präventionsmassnahmen – doch gerade bei körperlicher Aktivität und Alltagsgewohnheiten wie Ernährung oder Konsumvermeidung bleibt eine Lücke zwischen Anspruch und Praxis.

Wenn es um den persönlichen Umgang mit der psychischen Gesundheit geht, setzt die Wohnbevölkerung, welche speziell etwas für die eigene psychische Gesundheit tut, vor allem auf einfache, niederschwellige Aktivitäten im Alltag: An erster Stelle stehen sportliche Betätigung (26%) sowie Spaziergänge und Naturerleben (25%), dicht gefolgt von Entspannungsphasen und Selbstreflexion (20%).

Darüber hinaus sind sozialer Austausch, Hobbys und gezielte Stressbewältigung ebenfalls gängige Ansätze.

Angebote wie Meditation, psychologische Beratung oder professionelle Unterstützung werden zwar genutzt, aber vergleichsweise seltener genannt.

Damit zeigt sich: Der Grossteil der Bevölkerung, der etwas speziell für die eigene psychische Gesundheit tut, setzt im Umgang mit der eigenen psychischen Gesundheit auf individuell steuerbare, alltagsnahe Massnahmen – professionell-therapeutische Angebote spielen bislang eine untergeordnete Rolle.

Informationsbeschaffung

Wenn es um kürzlich wahrgenommene Inhalte rund um Gesundheit geht, erinnern sich die Befragten am häufigsten an Themen im Zusammenhang mit Prävention (22%), gefolgt von Artikeln, Plakaten und medialen Kampagnen (18%). Spezifisch wurden unter Prävention Themen wie Sucht-, Diabetes- oder Sportprävention aufgeführt. Bei Artikeln, Plakaten und medialen Kampagnen sind es meist unspezifische Nennungen wie Fernsehsendungen oder Kampagnen der Arbeitgeber. Teilweise werden auch explizit Sendungen wie beispielsweise Puls erwähnt. Auch Ernährung, Krankheiten und Impfungen werden relativ häufig genannt.

Auffallend ist, dass im Vergleich zum letzten Jahr Gesundheitskosten (6%) und Krankenkassenprämien (10%) deutlich weniger ins Gewicht fallen. Gründe hierfür sind wohl einerseits die geringere politische und mediale Präsenz und andererseits die konzeptionelle Anpassung in der Fragestellung von Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsprävention. Es liegt nahe, dass die beiden Begriffe unterschiedlich (starke) Assoziationen hervorrufen.

Die Mehrheit der Bevölkerung, die sich an eine gesundheitspräventive Neuigkeit erinnert, bewertet diese positiv. Gleichzeitig bleibt Raum für kritische Wahrnehmung: Rund jeweils ein Fünftel empfindet die Berichterstattung

oder Diskussionen als unterschiedlich und negativ. Damit überwiegt eine freundliche Grundhaltung gegenüber kommunizierten Inhalten rund um Gesundheit und Prävention.

Die Mehrheit setzt weiterhin auf ein kombiniertes Informationsverhalten – persönliche Beratung und Medienangebote ergänzen sich. Im Jahr 2025 geben 39 Prozent an, beide Quellen etwa gleich zu nutzen – ein stabil hoher Wert im Vergleich zum Vorjahr.

Dennoch ist ein leichter Trend zur stärkeren Selbstinformation über Medien erkennbar. Der Anteil jener, die ausschliesslich oder eher über Medien informiert sind, ist von letztjährigen 17 Prozent auf aktuelle 22 Prozent (2025) gestiegen. Parallel dazu ist die ausschliessliche Beratung leicht rückläufig (2024: 36%; 2025: 31%).

Wenn es um persönliche Beratung zur Gesundheitsprävention geht, ist die Hausärzteschaft mit Abstand die wichtigste Quelle: 71 Prozent der Wohnbevölkerung, die sich beraten lassen, wenden sich in erster Linie an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt.

 

Auf Platz zwei folgen Apotheken (32%), gefolgt von Therapeut:innen (22%) und dem erweiterten privaten Umfeld – etwa Familienangehörige oder Freunde mit Fachwissen oder beruflichem Hintergrund im Gesundheitsbereich. Weniger häufig genutzt werden Drogist:innen (10%), Krankenkassen-Hotlines (10%) oder Coaches (4%).

Der Wunsch, sich aktiv über Gesundheitsprävention zu informieren, bleibt in der Bevölkerung grundsätzlich bestehen – jedoch mit leicht sinkender Tendenz: Während im Jahr 2024 noch rund die Hälfte der Einwohner:innen angaben, sich aktiv mit Präventionsthemen zu befassen, sank dieser Anteil 2025 auf 41 Prozent. Im Gegenzug steigt der Anteil derjenigen, die sich passiv informieren: 57 Prozent ordnen sich diesem Muster zu (+8%-Pkt.).

Zwar ist die Mehrheit weiterhin offen für gesundheitsbezogene Informationen, doch zeigt sich ein Trend hin zu einem stärker beiläufigen, weniger gezielten Informationsverhalten. Mögliche Erklärungen liegen einerseits in der Zuspitzung des Begriffs von Vorsorge zu Prävention und andererseits in der aktuellen geopolitischen Lage, in der existenzielle Themen leicht höher gewichtet werden.

Diejenigen, die sich aktiv oder passiv informieren, setzen weiterhin am stärksten auf etablierte Informationsquellen: Fernseh- und Nachrichtensendungen (69%) sowie Zeitungsartikel aus der Schweiz (63%) werden mit Abstand am häufigsten als wichtig eingeschätzt. Auch Google-Suchresultate (55%) und Online-Gesundheitsportale (46%) behaupten sich als relevante Informationskanäle. Zeitungsartikel (-5%-Pkt.) und Online-Gesundheitsportale (-11%-Pkt.) haben im Vergleich zu 2024 jedoch an Relevanz eingebüsst.

Deutlich geringer ist die Reichweite digitaler Plattformen mit informellem Charakter: Gesundheits-Apps (33 %), YouTube (22%) sowie soziale Medien und Blogs (jeweils 20 %) rangieren im Vergleich zu etablierten Informationsquellen klar im Hinterfeld. Auffällig ist jedoch ein leichter Anstieg bei Inhalten auf sozialen Medien, die 2025 einen Zuwachs von 4 Prozentpunkten verzeichnen konnten – ein möglicher Hinweis auf eine zunehmende Dynamik in diesem Bereich.

Mineralstoffe, Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel bleiben für viele ein fester Bestandteil der Gesundheitsprävention: Ein Viertel der Wohnbevölkerung nimmt täglich Vitamine, Mineralstoffe oder andere Nahrungsergänzungsmittel ein, weitere zehn Prozent mehrmals pro Woche. Damit nutzt rund ein Drittel diese Mittel regelmässig – ein stabiles Niveau, wenn auch mit leichtem Rückgang. Insbesondere bei jüngeren (18-39-Jährige) und älteren (65+-Jährigen) Menschen sowie Frauen ist die regelmässige Nutzung rückläufig. Wobei 44 Prozent der Frauen weiterhin mindestens mehrmals im Monat Vitamine, Mineralstoffe und andere Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen.

Gleichzeitig ist entsprechend der Anteil der Personen gestiegen, die Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsergänzungsmittel selten oder nie nutzen: 40 Prozent verzichten überwiegend darauf (+7%-Pkt.).

Trotz leichtem Rückgang nehmen insgesamt 60 Prozent der Wohnbevölkerung auch 2025 Vitamine, Mineralstoffe oder andere Nahrungsergänzungsmittel zu sich.

Unter den einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln führen Magnesiumpräparate das Ranking erneut an und legen im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht zu (+4 %-Pkt.). Auch Vitamin D Präparate bleibt hoch im Kurs (41%), gefolgt von Vitamin B Komplexen (27%).

Auffällig ist der Zuwachs bei Kombinationspräparaten mit Vitaminen und Mineralstoffen (+5 %-Pkt.) sowie bei Zinkpräparaten (+3%-Pkt. auf 15 %), was auf ein wachsendes Interesse an gezielter Immunstärkung oder Multinutrient-Versorgung hinweist.

Gleichzeitig steigt auch der Anteil für klassische Einzelpräparate wie Vitamin C Präparate (21%), Eisenpräparate (14%) oder Omega3 Präparate (19%) leicht an. Produkte wie Kalzium Präparate (9%), Probiotika-Präparate (8%) oder Vitamin E Präparate (3%) spielen eine eher untergeordnete Rolle.

Die Unterstützung der allgemeinen Gesundheit bleibt der zentrale Beweggrund für die Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln: 45 Prozent der Nutzer:innen nennen dieses Motiv als Hauptgrund – ein Wert, der im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben ist.

Auf dem zweiten Platz folgt die Stärkung des Immunsystems, die im aktuellen Erhebungszeitraum leicht an Bedeutung gewonnen hat (+3%-Pkt.). Angesichts saisonaler Infektionswellen und eines weiterhin hohen Gesundheitsbewusstseins dürfte dieses Motiv auch künftig eine zentrale Rolle in der Supplementierung spielen.

Mit etwas Abstand folgen weitere spezifische Beweggründe wie die Vorbeugung gegen Muskelkrämpfe (30%) oder der Wunsch nach einem spürbaren Energieschub (18%). Auch die gezielte Ergänzung bei wahrgenommenen Ernährungslücken verzeichnet einen leichten Anstieg (+4%-Pkt.). Ein Hinweis darauf, dass viele Menschen Supplemente zunehmend als individuelle Lösung zur gezielten Deckung körperlicher Bedürfnisse und zur Behebung von Mangelerscheinungen verstehen.

Die Apotheke bleibt mit 53 Prozent der mit Abstand wichtigste Einkaufsort für Nahrungsergänzungsmittel. Die Nutzer:innen von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln vertrauen dem klassischen Vertriebskanal weiterhin stark (+2%-Pkt.).

Online-Shops gewinnen jedoch ebenfalls leicht an Bedeutung (+2%-Pkt.): Ein Fünftel der Befragten gibt an, Nahrungsergänzungsmittel mittlerweile über digitale Kanäle zu beziehen.

Während der Anteil der Einkäufe in Drogerien (−4%-Pkt.) und bei Migros (−3%Pkt.) leicht rückläufig ist, konnte vor allem die Kategorie „Andere Anbieter“ zulegen. Dies könnte ein Hinweis auf eine wachsende Bezugsquelle durch Verkaufsstellen wie Reformhäuser, Fitnessstudios oder Direktvertriebe sein.

Synthese

Gesundheitsprävention bleibt gesellschaftlich breit verankert

Präventive Gesundheitsthemen geniessen in der Schweizer Bevölkerung breite Unterstützung – insbesondere, wenn sie über rein körperliche Aspekte hinausgehen. Wer mentale Resilienz, soziale Unterstützung oder systemische Faktoren berücksichtigt, misst der Prävention besonders grosse Bedeutung bei.

Psychische Gesundheit wird breit anerkannt – mit klaren soziodemografischen Mustern

Psychische Gesundheit ist ein zentraler Bestandteil der Prävention – besonders für junge Menschen und Frauen. Sie stimmen der Aussage zur stärkeren Berücksichtigung psychischer Gesundheit überdurchschnittlich häufig zu und junge Menschen nehmen zugleich häufiger wahr, dass sie in diesem Bereich zu wenig tun. In urbanen und intermediären Räumen ist die Zustimmung relativ zu ländlichen Gebieten ebenfalls erhöht. Damit zeigt sich: Die Relevanz psychischer Gesundheit ist gesellschaftlich breit verankert – wird jedoch je nach Lebensphase, Geschlecht und Umfeld unterschiedlich gelebt und reflektiert.

Ganzheitlichkeit wird zum Leitbild präventiver Gesundheit

Gesundheitsprävention wird zunehmend als umfassendes Konzept verstanden, das Körper, Psyche, Lebensumfeld und gesellschaftliche Rahmenbedingungen einschliesst. Auch wenn gesunde Ernährung und Bewegung im Alltag zentrale Ankerpunkte bleiben, rücken Themen wie mentale Gesundheit, soziale Verbundenheit und strukturelle Bedingungen verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. Prävention wird damit nicht nur individueller Lebensstil, sondern Teil einer kollektiven Gesundheitsstrategie.

Prävention gilt als sinnvoll – aber wer trägt die Verantwortung?

Die Bevölkerung erkennt das Potenzial von Prävention zur Entlastung des Gesundheitssystems klar – insbesondere in finanzieller Hinsicht. Doch bleibt die Rolle des Staates umstritten: Gesundheitsvorsorge soll wirken, ohne zu bevormunden. Eigenverantwortung wird betont, doch ohne gezielte Rahmenbedingungen und unterstützende Strukturen lässt sich das Potenzial präventiver Massnahmen kaum ausschöpfen.

Prävention gemeinsam ermöglichen

Prävention ist heute mehr als Gesundheitsförderung – sie ist Ausdruck eines neuen, vernetzten Gesundheitsverständnisses. Die Bevölkerung ist bereit, Verantwortung zu übernehmen, erwartet aber gleichzeitig Orientierung, einfache Zugänge und vertrauensvolle Partner. Gefragt sind in einem Netz von Akteure auch Impulsgeber für alltagsnahe Präventionslösungen, als Brückenbauer zwischen Konsument:innen, Fachpersonen und Systempartnern, und als Anbieter evidenzbasierter Produkte für körperliches wie mentales Wohlbefinden. Entscheidend ist, dass Prävention als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird – gestützt durch kluge Rahmenbedingungen und nationale Strategien. So entsteht ein Umfeld, in dem Prävention wirkt, entlastet und verbindet.

Auftraggeber: Doetsch Grether AG
Grundgesamtheit: Einwohner:innen der Schweiz
Datenerhebung: Online-Panel polittrends.ch; telefonisch, computergestützt (CATI)
Art der Stichprobenziehung: CATI: at random/Geburtstagsmethode im Haushalt; Panel: Zufallsstichprobe mit anschliessender Selbstselektion aus Online-Panel von gfs.bern
Befragungszeitraum: vom 17. Februar – bis 14. März 2025
Stichprobengrösse: Total Befragte N = 1014 (n online = 811; n CATI = 203 / n DCH = 712, n FCH= 242, n ICH = 60)
Stichprobenfehler: ±3.1 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit