Umfrage bei Jugendlichen und Unternehmen im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Studienziele und -design
Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt. Zu diesem Zweck wird jährlich eine dreisprachige Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen (April/März und August) bei Jugendlichen im Alter von 15-17 Jahren (Ausnahme Tessin: 14-16-Jährige) und Unternehmen mit mindestens zwei Angestellten durchgeführt (Archiv Nahtstellenbarometer).
2023 wurden die Stichproben beider Zielgruppen optimiert: Neu werden 15-17-jährige Jugendliche befragt und nicht mehr 14-16-jährige, um mehr Jugendliche im letzten obligatorischen Schuljahr zu erreichen. Bei den Unternehmen ist neu zum Vornherein bekannt, welche Unternehmen ausbilden und welche nicht. Der Anteil ausbildender Unternehmen wurde in der Stichprobe bewusst erhöht.
Vorliegender Kurzbericht liefert einen Überblick über zentrale Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle von 2023.
Bei den ausgewiesenen Absolutwerten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Den Kurzbericht zur April-Umfrage finden Sie unter folgendem Link: Cockpit April 2023.
Die Ergebnisse der zweiten Umfragewelle von 2023 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 2’071 Jugendlichen und 3’835 Unternehmen in der ganzen Schweiz. Details zur Methode finden sich am Schluss dieses Cockpits.
Der ausführliche Forschungsbericht wird Anfang Dezember 2023 vorliegen.
Von den 86’082 Jugendlichen, die im Sommer 2023 ihre obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben, haben 46 Prozent eine berufliche Grundbildung begonnen und 36 Prozent den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen. 18 Prozent wählten aus unterschiedlichen Gründen eine Zwischenlösung: Je 9 Prozent sind entweder in ein Brückenanagebot eingetreten oder realisieren ein Zwischenjahr.
2023 ist ein Anstieg an Jugendlichen die ein Zwischenjahr realisieren zu erkennen. Dagegen begeben sich weniger Jugendliche auf den allgemeinbildenden Weg (2018: 33%, 2019: 37%, 2020: 41%, 2021: 40%, 2022: 42%, 2023: 36%). Der Anteil an Jugendlichen, die eine berufliche Grundbildung begonnen haben, ist stabil. Auch der Anteil der Jugendlichen, die in ein Brückenangebot eingetreten sind, ist stabil.
Wichtig anzumerken ist, dass hier nur ein Teil der Nachfrage nach Lehrstellen abgebildet ist, nämlich jene von 14-17-Jährigen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit.
53 Prozent der befragten Unternehmen bilden Lernende aus. 93 Prozent der 2023 vergebenen Lehrstellen sind berufliche Grundbildungen, die zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen. Bei den übrigen 7 Prozent handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA).
Der Grossteil der ausbildenden Unternehmen hat das Lehrstellenangebot verglichen mit dem Vorjahr 2022 konstant gehalten (74%). 11 Prozent der Unternehmen bieten mehr Lehrstellen an als im Vorjahr, 8 Prozent weniger.
Als häufigste Gründe für unbesetzte Lehrstellen geben Unternehmen an, dass sie keine oder nur ungeeigneten Bewerbungen erhalten haben.
84 Prozent der angebotenen Lehrstellen konnten bis August 2023 besetzt werden. Diese Quote liegt nahe bei den Werten aus den Vorjahren und verweist insgesamt auf eine reguläre Lehrstellenvergabe im Sommer 2023, es handelt sich aber um die tiefste bisher gemessen Quote vergebener Lehrstellen (2018: 86%, 2019: 88%, 2020: 90%, 2021: 88%, 2022: 86%, 2023: 84%). Erstmals zeichnet sich 2023 ein leichtes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ab: Bei konstant hohem Lehrstellenangebot war der häufigste Grund für offene Lehrstellen gemäss Angaben der Unternehmen erstmals der Umstand, keine Bewerbungen erhalten zu haben. Das Angebot war also grösser als die Nachfrage. Jugendliche geben auf der anderen Seite etwas seltener an, dass ihr Lehrberuf ihrer Wunschlehre entspreche. Somit wurden nachfrageseitig Kompromisse bei der Wahl des Lehrberufes eingegangen.
Allerdings ist eine abschliessende Bewertung der Lage auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt hier nicht möglich, da Bewerber:innen, die älter als 17 Jahre sind – und somit später als die hier befragten Jugendlichen in den Lehrstellenmarkt eintreten – im Nahtstellenbarometer nicht erfasst sind. Gemäss Angaben der Unternehmen ist der Anteil der Personen, die 2023 neu eine berufliche Grundbildung beginnen und die bereits über 16 Jahre alt sind, mit 43 Prozent beträchtlich.
Allgemeine Befindlichkeit der Jugendlichen an der Nahtstelle I
Die Jugendlichen an der Nahtstelle I blicken vermehrt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Zwar bleibt mit 53 Prozent eine Mehrheit von ihnen zuversichtlich, was die eigene Zukunft angeht, allerdings sind das so wenige wie nie zuvor in den letzten vier Jahren.
Die Zukunft der Gesellschaft als Ganzes wird insgesamt verhaltener beurteilt, und auch hier finden sich 2023 leicht weniger zukunftsoptimistische Voten.
Bezogen auf ihre Ausbildungssituation urteilen die Schulabgänger:innen 2023 nach wie vor positiv. Die Werte sind aber im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leicht gesunken. Auf einer Skala von 0 bis 10 werden Mittelwerte von 7.5 für die Zufriedenheit mit der Ausbildungssituation im Anschluss an die obligatorische Schule (2018: 7.0, 2019: 7.8, 2020: 7.9, 2021: 7.6, 2022: 7.8) und 7.3 für die allgemeine Zufriedenheit mit dem eigenen Leben (2018: 6.9, 2019: 7.5, 2020: 7.6, 2021: 7.4, 2022: 7.4) gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Zufriedenheitswert zur Ausbildungssituation stärker (-0.3) als jener zum eigenen Leben (-0.1). Die Tiefstwerte von 2018 bleiben jedoch unerreicht.
Die Ausbildungswahl bleibt 2023 für die überwiegende Mehrheit eine freie Entscheidung (90% eher/voll einverstanden).
Grossmehrheitlich freuen sich die Jugendlichen auch weiterhin auf die Ausbildung (87%) aber diese Werte sinken 2023 leicht (je -3 Prozentpunkte ppt). Auch bekunden so viele Jugendliche wie nie zuvor, dass ihnen die Ausbildungswahl schwerfiel (38%, +2 ppt), es sich bei der getroffenen Wahl um eine Übergangslösung handle (31%, +5 ppt) oder die getroffene Ausbildungswahl eine Kompromisslösung sei (22%, +7 ppt). Stabile 77 Prozent beschrieben ihre Wahl jedoch nach wie vor als Traumausbildung oder Wunschlösung (77%, -2 ppt).
So kann die Situation an der Nahtstelle I aus Sicht der Jugendlichen auch 2023 insgesamt als zufriedenstellend beschrieben werden, auch wenn die gewählte Ausbildung häufiger als in den Vorjahren als Kompromiss oder Übergangslösung bezeichnet wird.
Ausbildungswahl nach obligatorischer Schulzeit
82 Prozent der Jugendlichen starteten im Sommer 2023 mit ihrer favorisierten Ausbildung gemäss April-Umfrage. Dieser Wert ist kurzfristig leicht rückläufig, aber nicht in beunruhigendem Ausmass (2018: 81%, 2019: 86%, 2020: 84%, 2021: 82%, 2022: 85%, 2023: 82%). 7 Prozent wichen auf ihre zweite Priorität aus (2018: 6%, 2019: 5%, 2020: 7%, 2021: 8%, 2022: 5%), und stabile 11 Prozent machen etwas anderes als ihre erste oder zweite Priorität (2018: 13%, 2019: 9%, 2020: 9%, 2021: 11%, 2022: 10%, 2023: 11%).
Eine berufliche Grundbildung – sei es in Form einer dualen beruflichen Grundbildung (36’037/42%) oder in Form einer schulischen Lösung (3’741/4%) – bleibt die am häufigsten gewählte Option nach der obligatorischen Schulzeit. Das gilt insbesondere für junge Männer (Männer: 53%, Frauen: 39%), denn junge Frauen begeben sich häufiger auf den allgemeinbildenden Weg (Frauen: 41%, Männer: 31%). Die Geschlechterdifferenz präsentiert sich 2023 etwas weniger stark akzentuiert als in den Vorjahren.
Insgesamt beginnen 36 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ein Gymnasium oder eine Fachmittelschule. Besonders in der italienisch- und französischsprachigen Schweiz ist diese Wahl weitverbreitet (DCH: 25%, FCH/ICH: 55%).
Ähnlich viele Jugendliche wie in den Vorjahren nehmen nach der obligatorischen Schulzeit ein Brückenangebot wahr (7’416/9%), wobei sich das Geschlechterverhältnis ausgewogen präsentiert (Männer: 9%, Frauen: 8%). Ein Zwischenjahr (Reisen, Sprachaufenthalt, Haushaltsjahr o.ä.) realisieren deutlich gestiegene 9 Prozent (+6 ppt), und Frauen wählen nach wie vor häufiger diesen Weg als Männer (Männer: 8%, Frauen: 11%).
Der in den ersten Jahren der Untersuchungsreihe festgehaltene Trend hin zum allgemeinbildenden Weg setzt sich 2023 zum zweiten Mal in Folge nicht weiter fort. Der Anteil an Schulabgänger:innen, die sich auf den allgemeinbildenden Weg begeben ist rückläufig, gerade auch bei jungen Frauen.
Berufliche Grundbildung
Unter der Kategorie berufliche Grundbildung (39’778) finden sich Jugendliche, die eine duale berufliche Grundbildung beginnen (36’037/91%), und solche, die eine schulisch organisierte berufliche Grundbildung (3’741/9%) starten. Letztere bleiben klar in der Minderheit, und das Verhältnis hat sich 2023 wieder leicht zugunsten der schulischen beruflichen Grundbildung verschoben (+2 ppt).
Als häufigster Beweggrund für eine schulische berufliche Grundbildung wird von mehr als der Hälfte der Jugendlichen angegeben, dass der schulische Weg besser zu einem passe (2018: 52%, 2019: 55%, 2020: 50%, 2021: 51%, 2022: 53%, 2023: 59%). An zweiter Stelle wird stabil angegeben, dass man keine passende Lehrstelle gefunden habe (2018: 30%, 2019: 22%, 2020: 8%, 2021: 11%, 2022: 22%, 2023: 21%).
Die meisten Jugendlichen beginnen eine drei- oder vierjährige berufliche Grundbildung (62% resp. 33%), welche mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen wird. Berufliche Grundbildungen mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) bleiben bei Schulabgänger:innen mit 5 Prozent die Ausnahme (2018: 3%, 2019: 2%, 2020: 2%, 2021: 5%, 2022: 2%, 2023. 5%).
23 Prozent der Jugendlichen, die eine berufliche Grundbildung begonnen haben sehen 2023 vor, parallel zur beruflichen Grundbildung eine Berufsmaturität zu besuchen. Damit ist die Absicht im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2020 etwas gesunken. Verglichen mit den ersten beiden Erhebungsjahren bleibt sie aber erhöht (2018: 21%, 2019: 20%, 2020: 30%, 2021: 31%, 2022: 26%, 2023: 23%).
Für 63 Prozent kommt eine Berufsmaturität aktuell nicht in Frage. Mit 13 Prozent sind aber noch relativ viele angehende Lernende unsicher in dieser Frage (2018: 10%, 2019: 13%, 2020: 13%, 2021: 15%, 2022: 14%, 2023: 13% weiss nicht/keine Antwort).
Häufigster Grund für eine Berufsmaturität bleibt die Aussicht auf bessere Karrierechancen (51%), gefolgt von der Absicht, später studieren zu wollen (32%). Häufigste Gründe dagegen sind der Entschluss, erst nach der beruflichen Grundbildung eine Berufsmaturität machen zu wollen (28%), generell kein Interesse daran zu haben (24%) und die Angst vor zu viel Stress (19%).
88 Prozent der Jugendlichen die 2023 eine berufliche Grundbildung beginnen geben an, dass ihr aktueller Lehrberuf ihrer Wunschlehre entspreche. Das sind etwas weniger als in den früheren Jahren der Untersuchungsreihe (2018: 91%, 2019: 92%, 2020: 93%, 2021: 92%, 2022: 91%, 2023: 88%).
Die Top 10 Lehrberufe 2023 sind untenstehend abgebildet. Es ist zu beachten, dass es von Jahr zu Jahr zu starken Schwankungen kommen kann, weil die Stichprobengrösse pro Lehrberuf hier eher klein und entsprechend mit einem grossen Fehlerbereich behaftet ist. Neu wieder in den Top 10 vertreten sind 2023 die berufliche Grundbildung zum Elektroinstallateur / zur Elektroinstallateurin, zum Logistiker/zur Logistikerin und jene zur Fachperson Apotheke. Verdrängt wurden dadurch die beruflichen Grundbildungen zum Schreiner / zur Schreinerin, zur Köchin / zum Koch und zum medizinischen Praxisassistent / zur medizinischen Praxisassistentin.
Unter den Jugendlichen, die 2023 eine berufliche Grundbildung begonnen haben, finden sich mehr Männer (21’319/59%) als Frauen (14’718/41%). Dieses Geschlechterverhältnis erweist sich als relativ stabil über die Zeit.
Weiter bestätigen sich 2023 deutliche Unterschiede in den Lehrberufspräferenzen der Geschlechter.
Einzig die berufliche Grundbildung zur Kauffrau / zum Kaufmann findet sich bei beiden Geschlechtern in den Top 10 der beruflichen Grundbildung. Ansonsten finden sich keine Überschneidungen in der Wahl der beruflichen Grundbildung der Geschlechter.
Junge Frauen tendieren eher zu beruflichen Grundbildungen aus den Bereichen Gesundheit und Soziales, junge Männer eher zu technischen und handwerklichen beruflichen Grundbildungen.
Kauffrau
Fachfrau Gesundheit
Detailhandelsfachfrau
Fachfrau Apotheke
Fachfrau Betreuung
Zeichnerin
Medizinische Praxisassistentin
Tiermedizinische Praxisassistentin
Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung
Floristin
Kaufmann
Informatiker
Zimmermann
Elektroinstallateur
Polymechaniker
Logistiker
Automobilfachmann
Automatiker
Schreiner
Metallbauer
Durchschnittlich haben Jugendliche, die 2023 eine berufliche Grundbildung begonnen haben, 9.7 Bewerbungen verfasst, was über die letzten sechs Jahre hinweg betrachtet einem leicht erhöhten Wert entspricht (2018: 8.2, 2019: 10.3, 2020: 7.1, 2021: 9.4, 2022: 8.4, 2023: 9.7). Verglichen mit dem Vorjahr war 2023 im Schnitt eine Bewerbung mehr nötig, um zum Erfolg zu gelangen.
Zusagen auf Bewerbungsbestrebungen waren 2023 jedoch ebenfalls so häufig wie nie zuvor in der Untersuchungsreihe (2018: 2.0, 2019: 2.1, 2020: 1.9, 2021: 1.9, 2022: 1.9, 2023: 2.4). Ausstehende Bescheide (2018: 0.8, 2019: 2.0, 2020: 1.0, 2021: 2.0, 2022: 1.5, 2023: 1.1) waren seltener als Im Vorjahr, Absagen dagegen häufiger als in den vorangehenden drei Jahren (2018: 5.4, 2019: 6.2, 2020: 4.2, 2021: 5.5, 2022: 5.0, 2023: 6.1).
Auffällig am Bewerbungsprozess ist, dass dieser im unmittelbaren Pandemiekontext kurzfristiger war. Weitaus mehr Jugendliche als in den Vorjahren gaben 2021 und 2022 an, dass sie erst vor drei Monaten (also im Frühjahr) mit dem Bewerben angefangen haben (2018: 4%, 2019: 6%, 2020: 8%, 2021: 22%, 2022: 21%). 2023 normalisiert sich das Bild, und nur noch 9 Prozent geben an, erst vor drei Monaten mit dem Bewerben begonnen zu haben. Der Grossteil der Befragten begann vor einem Jahr (44%) oder noch früher damit sich zu bewerben (30%).
Lehrvertragsauflösungen vor Antritt der beruflichen Grundbildung bleiben klar die Ausnahme. Mit 5 Prozent der Jugendlichen, die angeben von solchen betroffen gewesen zu sein, waren Vertragsauflösungen jedoch 2023 häufiger als in den Vorjahren (2020: 3%, 2021: 2%, 2022: 2%, 2023: 5%).
Allgemeinbildende Schulen
Insgesamt haben 30’596 (36%) Jugendliche nach den Sommerferien eine allgemeinbildende Schule begonnen. 22’694 (74%) von ihnen besuchen ein Gymnasium, 7’902 (26%) eine Fachmittelschule. Die Verteilung auf diese beiden Typen von Mittelschulen erweist sich als relativ stabil (2018: 70%/30%, 2019: 77%/23%, 2020: 75%/25%, 2021: 78%/22%, 2022: 79%/21%). Auch 2023 haben wieder mehr Frauen (16’897/55%) den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen als Männer (13’698/45%). Das ist ein bekanntes und relativ stabiles Verhältnis.
Der Grossteil der Maturitätsschüler:innen konnte an der Schule, die sie besuchen, den Schwerpunkt ihrer Wahl im Angebot finden (82%). Die am häufigsten gewählten Schwerpunkte für Gymnasien und Fachmittelschulen sind untenstehend abgebildet. 2023 wurde am häufigsten ein gymnasialer Schwerpunkt in den Bereichen Biologie und Chemie gewählt oder in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Recht. Langfristige Trends lassen sich in Bezug auf die Schwerpunktwahl keine ablesen. Die Entwicklungen von Jahr zu Jahr sind eher heterogener Natur. Im Vergleich zum Vorjahr haben aber die Schwerpunkte Biologie und Chemie sowie bildnerisches Gestalten oder Musik mehr Zulauf. Weniger Zulauf ist dagegen kurzfristig bei den Schwerpunkten Wirtschaft, Handel oder Recht auszumachen.
Die Schwerpunktwahl in Fachmittelschulen folgt ebenso wenig eindeutigen Trends. Sprünge in den Datenreihen sollten 2023 nicht überbewertet werden, weil für diese Frage neu Mehrfachantworten zugelassen sind. Der Spitzenreiter Gesundheit oder Naturwissenschaften ist aber auch 2023 wieder meistgewählter Schwerpunkt.
Auf dem zweiten Rang folgt Pädagogik vor dem drittplatzierten Schwerpunkt soziale Arbeit. Diese drei Schwerpunkte bestätigen sich Jahr für Jahr auf den Spitzenrängen, wenn auch nicht immer in der gleichen Rangfolge.
2023 haben 14 Prozent aller neuen Fachmittelschüler:innen ihren Schwerpunkt noch nicht definitiv festgelegt, was dem tiefsten bisher gemessenen Wert entspricht.
Als zentral für die Schwerpunktwahl erweist sich neben dem Interesse die Frage, ob ein spezifischer Schwerpunkt eine gute Vorbereitung für ein nachfolgendes Studium ist. Auch die schulischen Stärken und Schwächen sind wegweisend. Die Schwerpunktwahl im Freundeskreis ist dagegen kaum massgebend für den eigenen Entscheid.
Brückenangebote
7’416 Jugendliche oder stabile 9 Prozent nehmen 2023 im Anschluss an die obligatorische Schulzeit ein Brückenangebot wahr. Darunter befinden sich auch 2023 wieder etwas mehr junge Männer (54%) als Frauen (46%). Für etwas weniger als die Hälfte der Jugendlichen in Brückenangeboten fiel die Wahl auf rein schulische Angebote (2018: 33%, 2019: 41%, 2020: 48%, 2021: 49%, 2022: 51%, 2023: 45%). 22 Prozent entschieden sich 2023 für ein kombiniertes Angebot bestehend aus Schule und Arbeitspraxis, 18 Prozent für ein berufliches Brückenangebot.
Der häufigste Grund, weshalb ein Brückenangebot wahrgenommen wird, bleibt, dass keine passende Lehrstelle gefunden wurde (42%). Gegenüber dem Vorjahr wurde dieser Grund 2023 nochmals häufiger genannt (2018: 60%, 2019: 43%, 2020: 37%, 2021: 28%, 2022: 38%, 2023: 42%).
Am zweithäufigsten und damit klar häufiger als in den Vorjahren wird angegeben, dass ein Brückenangebot wahrgenommen wird, weil man seine Sprachkenntnisse verbessern möchte (2021: 8%, 2022: 6%, 2023: 14%).
Auf dem dritten Rang geben 12 Prozent an, dass ihr Brückenangebot erforderlich sei für die anschliessende Ausbildung (2021: 8%, 2022: 6%, 2023: 12%).
Nach dem Brückenangebot möchten nach wie vor die meisten Jugendlichen eine berufliche Grundbildung beginnen (69%). Vermehrt wissen aber Jugendliche in Brückenangeboten 2023 (noch) nicht, was sie danach gerne machen würden.
Zwischenjahr
So viele Jugendliche wie nie zuvor in der Untersuchungsreihe geben 2023 an, ein Zwischenjahr nach der obligatorischen Schulzeit zu realisieren (2018: 3%, 2019: 3%, 2020: 4%, 2021: 3%, 2022: 3%, 2023: 9%). Erneut befinden sich darunter mehr Frauen als Männer. Allerdings steigt der Anteil männlicher Jugendlicher in Zwischenangeboten 2023 deutlich (2019: 66%:34%, 2020: 61%:39%, 2021: 66%:34%, 2022: 66%:34%, 2023: 57%:43%).
Gründe für Zwischenlösungen sind so verschieden wie die Art der Zwischenlösungen selber, was in der Sammelkategorie „andere Gründe“ zum Ausdruck kommt. Diese ist 2023 zwar weniger stark ausgeprägt als in den Vorjahren, aber überdurchschnittlich viele Jugendliche weichen auf „keine Antwort/weiss nicht“ aus.
Inhaltlich werden am häufigsten und stabil eine erfolglose Lehrstellensuche oder der Wunsch nach etwas Zeit für sich als Gründe für ein Zwischenjahr angeben.
Im Anschluss an das Zwischenjahr möchten auch 2023 wieder die meisten Jugendlichen eine berufliche Grundbildung machen (2018: 41%, 2019: 46%, 2020: 58%, 2021: 48%, 2022: 47%, 2023: 48%). Für viele ist aber neu auf dem zweiten Rang noch offen, was auf das Zwischenjahr folgen soll (weiss ich noch nicht 2018: 11%, 2019: 16%, 2020: 6%, 2021: 19%, 2022: 7%, 2023: 30%). Weniger häufig ist 2023 die Absicht vorhanden, nach dem Zwischenjahr eine Maturitätsschule zu beginnen (2018: 4%, 2019: 15%, 2020: 17%, 2021: 16%, 2022: 21%, 2023: 8%). Der hohe Wert von 2022 ist somit als Ausreisser zu werten.
Lehrstellenangebot
53 Prozent der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bieten Lehrstellen an. Das sind deutlich mehr als in den Vorjahren der Untersuchungsreihe, wo sich jeweils rund ein Viertel ausbildende Unternehmen in der Stichprobe fand. Seit 2023 kann der Anteil ausbildender Betriebe in der Bruttostichprobe der vorliegenden Erhebung definiert werden, wodurch ausbildende Betriebe besser erreicht werden können. Das erklärt den gestiegenen Wert im laufenden Jahr und dürfte auch für gewisse Schwankungen beim Lehrstellenangebot der befragten Unternehmen die Erklärung sein.
Erneut geben die meisten Unternehmen an, ihr Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr konstant gehalten zu haben. Auch die Anteile Unternehmen, die mehr oder weniger Lehrstellen anbieten, haben sich über die Zeit kaum verändert. Erkennbar ist in der Zeitreihe, dass in den Pandemiejahren mehr Unternehmen Verunsicherung äusserten in dieser Frage.
Jene Unternehmen, die aktuell mehr Lehrstellen anbieten als letztes Jahr, geben primär an, dies aus Sorge um den Berufsnachwuchs zu tun (2018: 36%, 2019: 36%, 2020: 41%, 2021: 40%, 2022: 51%, 2023: 44%). Verglichen mit dem Vorjahr wird dieser Grund jedoch wieder weniger häufig genannt. An zweiter Stelle gibt rund ein Drittel der Unternehmen das natürlich schwankende Angebot an Lehrstellen als Grund an (2018: 28%, 2019: 35%, 2020: 26%, 2021: 33%, 2022: 28%, 2023: 36%).
Jene Unternehmen, die aktuell weniger Lehrstellen anbieten als letztes Jahr, geben noch immer am häufigsten an, dass natürliche Fluktuationen ausschlaggebend waren (2018: 53%, 2019: 46%, 2020: 45%, 2021: 33%, 2022: 41%, 2023: 31%). An zweiter Stelle werden das Fehlen qualifizierter Schulabgänger:innen (2018: 19%, 2019: 19%, 2020: 20%, 2021: 14%, 2022: 23%, 2023: 16%) und Umstrukturierungen im Unternehmen als Gründe für weniger Lehrstellen genannt (2018: 16%, 2019: 20%, 2020: 16%, 2021: 18%, 2022: 20%, 2023: 16%). Beide Gründe werden seltener genannt als im Vorjahr.
Bei 8 Prozent der 2023 angebotenen Lehrstellen handelt es sich um EBA-Lehren, 92 Prozent sind EFZ-Lehren. Dieses Verhältnis erweist sich als stabil über die Zeit (2018: 7%/93%, 2019: 9%/91%, 2020: 8%/92%, 2021: 10%/90%, 2022: 8%/92%).
Die Aufschlüsselung der Lehrstellensituation nach Branchen liefert untenstehende Grafik. Vier Vier von insgesamt 15 Branchen stellten 2023 die Hälfte des Lehrstellenangebots: Die Handelsbranche, das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe.
Insgesamt ist das Lehrstellenangebot im Vergleich zum Vorjahr in der Mehrheit der Branchen stabil. In drei Branchen ist es kurzfristig gestiegen, in vier Branchen gesunken. Ein einziger Trend erweist sich dabei als kontinuierlich über die gesamte Untersuchungsreihe hinweg: In der Verkehrsbranche ist das Lehrstellenangebot rückläufig. Ansonsten prägen kurzfristige, geringfügige Schwankungen von Jahr zu Jahr das Bild.
In der Handelsbranche und im Gesundheits- und Sozialwesen ist das Lehrstellenangebot 2023 zum zweiten Mal in Folge leicht rückläufig. Gleiches gilt für die öffentliche Verwaltung sowie für den Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. In all diesen Branchen ist das Lehrstellenangebot in den Pandemiejahren angestiegen und nivelliert sich 2023 auf das Lehrstellenangebot der ersten beiden Jahre der Untersuchungsreihe. Das umgekehrte Bild zeigt sich im Baugewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe: Dort war das Lehrstellenangebot 2020 rückläufig und stieg danach wieder an. 2023 bestätigt sich dieser Anstieg für das Baugewerbe, nicht aber für das verarbeitende Gewerbe. Ein Wiederanstieg des Lehrstellenangebots im Nachgang zur Corona-Pandemie zeigt sich auch in den Bereichen freiberufliche Dienstleistungen, sonstige Dienstleistungen und im Gastgewerbe. Auffällig ist der Angebotssprung in der Land- und Forstwirtschaft, der sich durch den erhöhten Anteil solcher Unternehmen in der Stichprobe erklären lässt.
Für die Lehrstellenplanung des kommenden Jahres sieht stabil mehr als die Hälfte der Unternehmen vor, das Lehrstellenangebot konstant zu halten. Erstmals innerhalb der Untersuchungsreihe ist 2023 jedoch der Anteil Unternehmen, die ihr Lehrstellenangebot verringern wollen, leicht angestiegen.
Auf erhöhtem Niveau planen Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationsbranche, aus dem Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und aus der Kultur- und Unterhaltungsbranche nächstes Jahr weniger Lehrstellen anzubieten als aktuell.
Lehrstellenvergabe
84 Prozent der angebotenen Lehrstellen konnten – Stand August 2023 – besetzt werden. Das sind ähnlich viele, wie zum gleichen Zeitpunkt in den Vorjahren (2018: 86%, 2019: 88%, 2020: 90%, 2021: 88%, 2022: 86%, 2023: 84%). Schweizweit betrachtet zeichnet sich somit auch 2023 wieder eine reguläre Vergabe von Lehrstellen ab.
Die Aufschlüsselung der Lehrstellensituation nach Branchen liefert untenstehende Grafik. Erhöhte Schwierigkeiten bei der Vergabe von Lehrstellen zeigen sich 2023 im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wo bis August 40 Prozent der angebotenen Lehrstellen nicht besetzt werden konnten. Das sind bei stabilem Angebot deutlich mehr als in den Vorjahren. Im Baugewerbe ist jede dritte Lehrstelle, welche 2023 ausgeschrieben wurde, unbesetzt geblieben, im Gastgewerbe rund jede vierte. Damit bestätigt sich in der Baubranche zum zweiten Mal ein erhöhtes Niveau offener Lehrstellen, während im Gastgewerbe deutlich weniger Lehrstellen unbesetzt blieben als noch 2022.
Im Gastgewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe blieben 2023 mehr Lehrstellen unbesetzt als in den Jahren 2020 und 2021. Bemerkenswert ist dabei, dass beide Branchen ihr Lehrstellenangebot 2023 etwas verringert haben.
Relativ stabil präsentiert sich die Situation im Bereich sonstiger Dienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Das gestiegene Angebot im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen scheint somit auf Nachfrage zu treffen.
Im Gesundheits- und Sozialwesen sind Schwankungen im Angebot zu beobachten. Die Quote offener Lehrstellen erweist sich jedoch als beständig. In der Land- und Forstwirtschaft blieben 2023 gleich viele Lehrstellen unbesetzt wie 2022 allerdings bei deutlich erhöhtem Angebot an Lehrstellen.
Gründe und Lösungen für offengebliebene Lehrstellen
Am häufigsten blieben Lehrstellen 2023 wegen fehlender Bewerbungen unbesetzt. Das ist in dieser Deutlichkeit neu, denn bislang wurden in der Untersuchungsreihe primär ungeeignete Bewerbungen als Hauptgrund für offene Lehrstellen genannt. Für EBA-Lehrstellen wurden fehlende Bewerbungen mit Ausnahme des Jahres 2022 immer als häufigster Grund genannt, für EFZ-Lehrstellen ist dieser Umstand neu. Insgesamt wiegt dieses Problem so schwer wie nie zuvor in der Untersuchungsreihe.
Rückläufig werden dagegen ungeeignete Bewerbungen als Grund für offene Lehrstellen genannt und zwar für EFZ- wie auch für EBA-Lehrstellen. Kurzfristige Absagen von Bewerber:innen werden 2023 von 15 Prozent der Unternehmen als dritthäufigster Grund genannt. Dieser Grund wurde in allen Erhebungsjahren ähnlich häufig angegeben und scheint bei EFZ-Lehrstellen häufiger vorzukommen als bei EBA-Lehrstellen.
Offengebliebene Lehrstellen zu streichen oder nicht mehr auszuschreiben bleibt die Ausnahme (2018: 8%, 2019: 8%, 2020: 2%, 2021: 8%, 2022: 6%, 2023: 5%). Die meisten vakanten Lehrstellen sollen nächstes Jahr wieder ausgeschrieben werden (2018: 88%, 2019: 109%, 2020: 75%, 2021: 82%, 2022: 94%, 2023: 84%).
Bestehen bleibt seit Beginn der Pandemie die erhöhte Absicht, Lehrstellen weiter offen zu halten, um sie allenfalls im laufenden Jahr noch besetzen zu können (2018: 52%, 2019: 50%, 2020: 66%, 2021: 61%, 2022: 64%, 2023: 74%). 2023 bekunden so viele Unternehmen wie nie zuvor diese Absicht.
Profil der Neu-Lernenden
Unter den Neu-Lernenden finden sich mehr Männer als Frauen finden (Männer: 56%, Frauen: 44%). Dieses Geschlechterverhältnis erweist sich als weitgehend stabil über die Zeit.
47 Prozent der Neu-Lernenden sind 2023 älter als 16 Jahre, was exakt dem Durchschnittswert der Untersuchungsreihe entspricht (2018: 60%, 2019: 49%, 2020: 37%, 2021: 44%, 2022: 43%, 2023: 47%). Längst nicht jede Lehre wird somit im unmittelbaren Anschluss an die obligatorische Schulzeit angetreten. Diese Beobachtung wird unterstützt von der Aussage der Unternehmen, dass 14 Prozent der Lernenden, die im Sommer 2023 eine Lehre starten, bereits über einen EFZ- oder EBA-Abschluss verfügen.
Die Möglichkeit, neben der Arbeit eine Berufsmaturität zu realisieren, bietet 2023 exakt die Hälfte der Lehrbetriebe an. Das sind so wenige Unternehmen wie nie zuvor in der Untersuchungsreihe (2018: 58%, 2019: 59%, 2020: 58%, 2021: 53%, 2022: 59%, 2023: 50%).
Ob es sich dabei um einen Trend oder einen erneuten Ausreisser nach unten handelt, kann frühestens nächstes Jahr beantwortet werden.
Wahrgenommen wird diese Möglichkeit von kurzfristig stabilen 10 Prozent der Neu-Lernenden (2018: 5%, 2019: 8%, 2020: 6%, 2021: 9%, 2022: 9%, 2023: 10%). Über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg betrachtet ist der Anteil Neu-Lernender, die parallel zur Lehre die Berufsmaturität absolvieren wollen, allerdings leicht angestiegen. Dieser Wert variiert beträchtlich in den verschiedenen Branchen. Innerhalb der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche streben 22 Prozent der Neu-Lernenden eine Berufsmaturität an. Im Bereich freiberuflicher Dienstleistungen sind es 16 Prozent, in der Informations- und Kommunikationsbranche oder in der öffentlichen Verwaltung sind es je 14 Prozent. Das sind die klaren Spitzenreiter im Vergleich zu den anderen Branchen.
Lehrabschlüsse
Die meisten Lehrabgänger:innen 2023 absolvierten ihre Lehre bei kleineren Unternehmen mit zwei bis neun Mitarbeitenden (47%) oder bei Unternehmen mit 10-99 Mitarbeitenden (32%).
Die höchsten Anteile an Lehrabgänger:innen vereinen erneut die Handelsbranche und das Gesundheits- und Sozialwesen. Die Landwirtschaftsbranche fällt auch in diesem Punkt auf, denn sie folgt bereits an dritter Stelle, vor dem Bereich sonstige Dienstleistungen und dem verarbeitenden Gewerbe.
Über die Zeitreihe hinweg betrachtet legen jene Branchen, die lange Zeit als wachsende Ausbildungsbranchen galten (Handel, Finanz- und Versicherungsbranche, öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht) seit ein paar Jahren nicht mehr weiter zu. Das äussert sich 2023 in stagnierenden oder rückläufigen Zahlen bei den Lehrabgänger:innen. Kurzfristig ist dabei ein deutlicher Rückgang an Abgänger:innen in der Handelsbranche zu erkennen, womit sich der Anteil von Lehrabgänger:innen in dieser Branche nach drei Jahren mit erhöhten Werten wieder jenen der ersten beiden Jahre der Erhebungsreihe angenähert hat.
Dieser Rückgang ist neu für die Handelsbranche. Anders das Gesundheits- und Sozialwesen, wo sich der Anteil der Lehrabgänger:innen seit dem Höhepunkt 2020 kontinuierlich verringert.
Relativ stabil präsentiert sich die Abschlusssituation im verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Bereich freiberufliche Dienstleistungen. Bemerkenswert ist die Situation im Gastgewerbe, wo der Anteil Lehrabgänger:innen 2023 deutlich angestiegen ist.
In der öffentlichen Verwaltung und im Bereich der Versicherungs- und Finanzdienstleistungen stieg der Anteil Lehrabgänger:innen bis 2021 stetig an. Danach haben in beiden Branchen Negativtrends eingesetzt.
Als nachhaltig erweist sich der verringerte Anteil an Lehrabgänger:innen in der Verkehrsbranche, der sich in den letzten drei Jahren bei 2 Prozent pro Jahr einpendelte.
Die Situation der Lehrabgänger:innen präsentiert sich 2023 zum zweiten Mal in Folge so, dass der grösste Teil von ihnen nach Lehrabschluss bei ihrem ausbildenden Unternehmen fest angestellt wird (2018: 33%, 2019: 36%, 2020: 33%, 2021: 37%, 2022: 45%, 2023: 46%). Bis zum Jahr 2022 verliessen die meisten Lehrabgänger:innen ihren Lehrbetrieb nach Abschluss der Ausbildung.
Temporäre Anstellungen und offene Situationen verhalten sich stabil. Entsprechend verlassen 2023 zum zweiten Mal in Folge weniger Lehrabgänger:innen als früher das Unternehmen, in welchem sie ihre Lehrzeit absolviert haben (2018: 48%, 2019: 44%, 2020: 48%, 2021: 43%, 2022: 37%, 2023: 38%).
Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen branchenübergreifenden Trend, wie nachfolgende Grafik zeigt.
Bestätigt wird die Entwicklung hin zu mehr Festanstellungen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im verarbeitenden Gewerbe, in der Informations- und Kommunikationsbranche, bei freiberuflichen Dienstleistungen und in der öffentlichen Verwaltung.
Im Baugewerbe, in der Handelsbranche, im Gastgewerbe und in der Land- und Forstwirtschaft sind Festanstellungen im Lehrbetrieb dagegen wieder weniger verbreitet als noch im Vorjahr.
Vergleichsweise stabil ist der Anteil von Festanstellungen nach der Lehre im Gesundheits- und Sozialwesen, wo jedes Jahr rund ein Drittel der Lehrabgänger:innen sich im Lehrbetrieb festanstellen lässt.
Wichtiger Hinweis:
Bei den ausgewiesenen Absolutwerten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Die Hochrechnung der Jugendlichen basiert auf den Jugendlichen, die gemäss Statistik der Lernenden (Bundesamt für Statistik) im Vorjahr das zehnte Schuljahr besucht haben. Auf eine Hochrechnung der Unternehmen wurde 2023 verzichtet.
Jugendliche
Zielgruppe: 14-17-jährige Einwohner:innen (ab 2023 im Tessin 14-16-Jährige, Rest der Schweiz 15-17-Jährige. Zuvor ganze Schweiz 14-16-Jährige), die an der April-Umfrage teilgenommen haben und die obligatorische Schulzeit im Sommer abgeschlossen haben
Adressbasis: Stichprobenrahmen des Bundesamtes für Statistik
Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online)
Befragungszeitraum: 10.07. – 31.08.2023
Total Befragte: N = 2’071
Fehlerbereich: ± 2.1 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Ausschöpfung: 69%
Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Jugendliche nach Kanton; Stufe 2: Alter/Geschlecht verknüpft pro Kanton
Unternehmen
Zielgruppe: Unternehmen mit mindestens zwei Mitarbeitenden, die an der April-Umfrage teilgenommen haben
Adressbasis: Unternehmensregister des Bundesamtes für Statistik
Befragungsmethode: schriftliche Befragung (Online/Papier)
Befragungszeitraum: 10.07. – 05.09.2023
Total Befragte: N = 3’835
Fehlerbereich: ± 1.6 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Ausschöpfung: 73%
Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Unternehmen nach Sprachregion; Stufe 2: Unternehmen nach Noga-Codes verknüpft pro Sprachregion
Lukas Golder: Politik- und Medienwissenschaftler, Co-Leiter gfs.bern
Martina Mousson: Politikwissenschaftlerin, Projektleiterin
Annick Doriot: Politikwissenschaftlerin, Junior Projektleiterin
Thomas Burgunder: Mathematiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter
Alessandro Pagani: Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter
Roland Rey: Projektmitarbeiter / Administration
Externe Beratung:
Prof. Dr. Stefan C. Wolter, Professor für Bildungsökonomie, Universität Bern