Nahtstellenbarometer 2021

Zentrale Ergebnisse März/April 2021

Umfrage bei Jugendlichen und Unternehmen im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Studienziele und Design

Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt.

Zu diesem Zweck wird jährlich eine dreisprachige Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen (März/April und August) bei Jugendlichen im Alter von 14-16 Jahren und Unternehmen mit mindestens 2 Angestellten durchgeführt.

 

Die vorliegenden Graphiken geben einen Überblick über zentrale Ergebnisse der ersten Erhebungswelle von 2021. Details zu den Methoden finden sich am Schluss dieses Cockpits.

Bei den ausgewiesenen Absolutwerten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet.

Das Wichtigste in Kürze

51% der Jugendlichen an der Nahtstelle haben bereits eine feste Anschlusslösung.

63% der angebotenen Lehrstellen sind bereits besetzt.

Jugendliche

85’334 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren stehen im März/April 2021 vor der Ausbildungswahl.

Am häufigsten ziehen sie nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit eine berufliche Grundbildung in Erwägung. Maturitätsschulen sind die zweithäufigste Präferenz. Rund ein Viertel der Jugendlichen plant ein Zwischenjahr oder will ein Brückenangebot in Anspruch nehmen.

52%/19’324 der Jugendlichen mit Interesse an einer Lehrstelle verfügen bereits über einen unterschriebenen Lehrvertrag. Die übrigen 20’504 haben Aufnahmeprüfungen bestanden oder Zusagen zu einem anderen Angebot erhalten. Insgesamt haben somit bereits 43’612 Jugendliche und damit 51% eine Anschlusslösung nach den Sommerferien. Diese Werte sind weitgehend deckungsgleich mit den Vorjahreswerten.

Wichtig anzumerken ist, dass hier nur ein Teil der Nachfrage nach Lehrstellen abgebildet ist, nämlich jene von 14-16-Jährigen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit.

Unternehmen

Insgesamt bieten 21% der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, Lehrstellen an.

Die Gesamtzahl der 2021 angebotenen Lehrstellen beträgt somit hochgerechnet 87’786. Bei den meisten Unternehmen ist das Lehrstellenangebot gleich gross wie im Vorjahr (74%). 12% der Unternehmen bieten mehr Lehrstellen an als 2020. 8% der Unternehmen geben an, weniger Lehrstellen anzubieten.

77’290 der angebotenen Lehrstellen sind berufliche Grundbildungen, die zu einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen (88%). Bei 8’904 handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit einem Eidgenössischen Berufsattest-(EBA/10%). Die verbleibenden 2% konnten nicht eindeutig zugeordnet werden.

55’504 oder 63% der Lehrstellen waren im März/April 2021 bereits vergeben.

Kontext Corona-Krise

Jugendliche

17% der Jugendlichen, die im Sommer 2021 die obligatorische Schule abschliessen, geben an, es sei bei ihnen aufgrund der Corona-Pandemie zu einer Änderung der Ausbildungspläne gekommen.

Junge Frauen, Ausländer:innen sowie Real- und Oberschüler:innen sind signifikant häufiger von Planänderungen betroffen als als Männer, Schweizer:innen, Sekundarschüler:innen und Gymnasiast:innen, wie untenstehende Grafik aufzeigt.

Wie genau diese Corona-bedingte Änderung aussieht, können 18% von ihnen (noch) nicht näher benennen. 22% wählen einen anderen Lehrberuf als ursprünglich geplant.

 

14% machen ein Gymnasium oder eine FMS anstelle einer Lehre und 14% realisieren eine Zwischenlösung oder ein Brückenangebot.

Besonders starke Unterstützung erfuhren Jugendliche bei der Ausbildungswahl in Zeiten der Corona-Krise von ihren Eltern. 65% geben an, dass diese sie speziell unterstützt haben, am zweithäufigsten wird niemand besonderes angegeben (13%) und an dritter Stelle die Lehrer:innen (7%).

In Bezug auf ihre Zukunft ist die Mehrheit der Jugendlichen kurz vor dem Übertritt in die Sekundarstufe II zuversichtlich (57%). Geringer ist der Zukunftsoptimismus aber in Bezug auf die gesamte Gesellschaft (26% zuversichtlich). Gemischte Gefühle sind weit verbreitet in diesem Punkt (46%).

Unternehmen

Von den ausbildenden Unternehmen geben schweizweit 44% an, während der Corona-Krise von Kurzarbeit betroffen gewesen zu sein.  In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz gilt dies für mehr als jedes zweite Unternehmen (DCH: 39%, FCH: 55%, ICH: 65%).

Besonders betroffen waren zudem Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes (53%), der Handels- (57%) und der Verkehrsbranche (65%); des Gastgewerbes (96%) sowie des Gesundheits- und Sozialwesens (51%).

Bei 15% der Unternehmen die ausbilden, wurde die Suche nach Lernenden durch die Corona-Krise erschwert, wobei das Problem bei Deutschschweizer und bei mittleren bis grossen Unternehmen stärker ins Gewicht fiel, als bei kleinen Unternehmen oder solchen aus den anderen Sprachregionen.

 

Überdurchschnittliche Mühe bekunden auch Unternehmen aus der Verkehrsbranche, dem Gastgewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe.

Jedes fünfte Unternehmen gibt an, seine Rekrutierungsprozesse für Lernende vor dem Hintergrund der Corona-Krise angepasst zu haben. Grössere Unternehmen sind diesen Schritt eher gegangen als kleinere (2-9 Beschäftigte: 13%, 10-99 Beschäftigte: 26%, 100+ Beschäftigte: 58%). Und im Primärsektor (Land- und Forstwirtschaft) wurden die Prozesse seltener angepasst als im Sekundär- oder Tertiärsektor (Industrie und Baugewerbe, Dienstleistungen und Handel).

Als grösste Herausforderung, um trotz Corona-Krise Lehrstellen vergeben zu können, werden die Durchführung von Schnupperlehren (14%), die Bewerbungsverfahren ohne persönlichen Kontakt (9%), das Einhalten der Schutzbestimmungen (6%) und die unsichere Wirtschaftslage (5%) am häufigsten genannt.

Jugendliche an der Nahtstelle I

Interessen Ausbildungswahl

Die Jugendlichen ziehen auch für die Zeit nach Ende des Schuljahres 2020/2021 am häufigsten eine berufliche Grundbildung in Erwägung (43’951 Jugendliche, 59%). Dabei ist eine Lehre für weitaus mehr Jugendliche die erste Präferenz (37’325/85%) als der Weg der schulischen beruflichen Grundbildung (6’629/15%).

Maturitätsschulen sind die zweithäufigste Option (36’502 Jugendliche, 49%). Ein Zwischenjahr kommt für 7’086 Jugendliche (9%) in Frage und 10’516 Jugendliche (14%) werden allenfalls ein Brückenangebot wahrnehmen.

Da die Anschlusslösung zum Zeitpunkt der ersten Umfrage für jeweils rund die Hälfte der Jugendlichen noch nicht definitiv ist, sind bei der Frage nach den Präferenzen Mehrfachantworten zugelassen.

 

Von den männlichen Jugendlichen zieht die Mehrheit eine Lehre in Betracht (58%) und deutlich weniger eine Maturitätsschule (41%). Bei den Frauen ist es gerade umgekehrt: Mehr junge Frauen streben eine Ausbildung an den Maturitätsschulen (56%) an als eine Lehre (42%).

Das Interesse von Schweizer:innen und Ausländer:innen in Bezug an der beruflichen Grundbildung und den Maturitätsschulen ist faktisch identisch. Was sich aber zeigt, ist, dass weitaus mehr Ausländer:innen ein Brückenangebot in Erwägung ziehen.

In der Deutschschweiz ist die Nachfrage nach Lehrstellen unter den Jugendlichen deutlich höher als in der Romandie und im Tessin. Umgekehrt streben mehr Jugendliche aus der lateinischsprachigen Schweiz eine Maturität an als in der Deutschschweiz.

Jugendliche mit Interesse an beruflicher Grundbildung

Von jenen 37’325 Jugendlichen, die im Sommer 2021 eine Berufslehre starten möchten, zielen 33’738 (90%) auf einen EFZ-Abschluss, 1’597 (4%) auf einen EBA-Abschluss.

Die zehn beliebtesten Berufslehren bei den Jugendlichen im Frühjahr 2021 finden sich in nachfolgender Grafik. Ungebrochene Spitzenreiterin ist die Ausbildung zu Kaufmann:frau.

Im Vergleich zum Vorjahr finden sich 2021 neu die Ausbildungen zum/zur Mediamatiker:in und zum/zur Logistiker:in auf Kosten der Lehre zum/zur Polymechaniker:in respektive jener zum/zur Elektroinstallateur:in wieder in den Top Ten.

 

Gestiegen ist das Interesse an einer Ausbildung zum/zur Informatiker:in oder zum/zur medizinischen Praxisassistent:in.

Weiterhin unterscheiden sich die Berufswünsche der jungen Frauen und Männer stark, wobei sich das bekannte Muster wiederholt: Bei jungen Frauen sind neben der Ausbildung zu Kauffrau medizinische oder soziale Berufe hoch im Kurs.

Für junge Männer sind neben der Ausbildung zum Kaufmann vorwiegend technische Berufe attraktiv, wie nachfolgende Grafik aufzeigt.

10’696 Jugendliche, 29% von jenen die eine Lehre anstreben, haben vor, gleichzeitig eine Berufsmaturität zu absolvieren. Über die Zeit betrachtet erweist sich dieser Anteil als relativ stabil (2018: 27%, 2019: 24%, 2020: 28%).

Ausschlaggebend für den Wunsch eine Berufsmaturität zu erlangen, ist in erster Linie die Vorbildung. Wer aktuell in einer gymnasialen Vorstufe zur Schule geht, strebt zu 57% eine Berufsmaturität an, während auf Realstufe weniger als 13% die Berufsmatura anstreben.

Zudem spielt die Sprachregion eine zentrale Rolle, denn weitaus mehr Jugendliche aus der lateinischsprachigen Schweiz wollen die Berufsmaturität machen (DCH: 27%, FCH: 36%, ICH: 40%). Und junge Frauen äussern häufiger den Wunsch eine Berufsmaturität zu machen als junge Männer (32% vs. 26%).

23’108 Jugendliche (62%) haben bereits einen zugesicherten Lehrplatz. Wie bereits im Vorjahr sind das zum gleichen Zeitpunkt etwas weniger als gewohnt (2019: 72%, 2020: 64%).

Der Anteil variiert erneut stark zwischen den verschiedenen Lehrberufen, wie nachfolgende Grafik zeigt. Bewerber:innen in der Landwirtschaft, der Elektroninstallation, als Kaufmann:frau, als Fachfrau:mann Gesundheit oder als Polymechaniker:in haben mehrheitlich bereits eine schriftliche oder mindestens eine mündliche Zusage. Das sind alles Lehrstellen, für die auch in den vergangenen Jahren bereits früh feste Zusagen erteilt wurden.

Im Detailhandel und der Logistik sind noch viele Rückmeldungen zu Bewerbungen ausstehend. Und weniger als jede:r fünfte Jugendliche, der/die sich für eine Lehrstelle als Elektroniker:in oder Dentalassistent:in interessiert, hat bereits einen Lehrvertrag unterzeichnet.

Arbeitsplätze in der Nähe von zu Hause bleiben begehrt (im eigenen Kanton oder Wohnort beziehungsweise bei einem regionalen KMU). Gerne wäre man aber auch sein eigener Chef, denn die berufliche Selbstständigkeit ist für Jugendliche zunehmend attraktiver. Aktuell belegt sie zusammen mit den Unternehmen im eigenen Wohnkanton den Spitzenrang gewünschter Arbeitgeber. Zu Beginn der Erhebungsreihe lag die berufliche Selbständigkeit noch auf Rang 7.

Bei den Jugendlichen, welche eine schulisch organisierte Grundbildung (z.B. Handelsmittelschule) anstreben, hat sich insgesamt eine Mehrheit von ihnen noch nicht für ein entsprechendes Angebot angemeldet (58%). Dieser Wert fällt ähnlich hoch aus, wie in den Vorjahren.

Die Corona-Pandemie hatte Auswirkungen auf die Lehrstellensuche aber weniger auf die schulische berufliche Grundbildung. 12% der Jugendlichen, die sich für eine schulische berufliche Grundbildung interessieren, geben an, dass ihre Entscheidung für eine schulische berufliche Grundbildung im Zusammenhang mit der Corona-Krise stand. 43% geben aber an, dass sie keine, oder weniger Schnupperlehren als geplant machen konnten. 10% konnten sich nicht persönlich vorstellen.

91% der Jugendlichen mit Interesse für eine Lehre konnten aber eine (21%) oder mehrere Schnupperlehren (70%) realisieren. Diese Werte entsprechen annähernd den Vorjahreswerten und zeigen, dass trotz erschwerter Umstände Wert darauf gelegt wurde, Jugendlichen diese Option zu ermöglichen (2020: 18% eine, 74% mehrere, 2019: 18% eine, 76% mehrere).

Jugendliche mit Interesse an Maturitätsschulen

Unter jenen 36’502 Jugendlichen, die sich für eine Maturitäts- oder Fachmittelschule interessieren, haben 40% die Aufnahmeprüfungen bestanden und damit einen festen Platz nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit. Das sind weniger als 2019 aber mehr als 2020 (2020: 36%, 2019: 45%).

Zwei Ausrichtungen sind jeweils ähnlich beliebt, wenn es um die Auswahl des Schwerpunkts geht: Wirtschaft/Handel/Recht (20%) sowie Biologie und Chemie (19%).

 

Es folgen das neusprachliche Profil (14%) sowie Physik und Anwendungen der Mathematik (13%). Über die Zeit betrachtet erweisen sich die Verteilungen auf diese vier Hauptrichtung als relativ stabil.

Es zeigen sich auch an dieser Stelle geschlechtsspezifische Präferenzen: Frauen sind signifikant stärker am neusprachlichen Profil, und damit stärker an Philosophie, Pädagogik oder Psychologie interessiert. Männer dagegen an Physik und Anwendungen der Mathematik.

Jugendliche in Brückenangeboten oder Zwischenlösungen

Eine fehlende Lehrstelle ist auch 2021 der häufigste Grund, weshalb sich Jugendliche entscheiden, ein Brückenangebot zu wählen. Im Vergleich zu den Vorjahren wird der Grund aber weniger häufig genannt (2019: 32%; 2020: 35%, 2021:28%). Der zweithäufigste Grund ist, dass das Brückenangebot für eine anschliessende Ausbildung erforderlich ist (12%) oder man Sprachkenntnisse verbessern möchte (12%). Diese Werte erweisen sich als stabil über die Zeit.

Auffällig ist 2021 der generelle Anstieg des Interesses an Brückenangeboten (2018: 11%, 2019: 8%, 2020: 8%, 2021: 14%).

Explizit danach gefragt, geben 27 Prozent der Jugendlichen mit Interesse an Brückenangeboten an, ihr Interesse dafür sei im Zusammenhang mit Corona entstanden. Fragt man Jugendliche, die sich für Zwischenlösungen oder schulische berufliche Grundbildungen interessieren, ob ihr Entscheid einen Zusammenhang mit Corona habe, fallen die Vergleichswerte deutlich tiefer aus (schulische berufliche Grundbildung: 12%, Zwischenlösung: 15%).

Das Interesse für ein Brückenangebot ist aber bei der Mehrheit der Jugendlichen noch wenig konkret.

 

60% der 14-16-Jährigen, die sich für ein Brückenangebot interessieren, haben sich noch nicht für ein solches angemeldet (2020: 65%, 2019: 53%).

Wer nach der obligatorischen Schulzeit eine Zwischenlösung anstrebt, tut dies aus unterschiedlichsten Gründen (Anderes 31%). Dazu zählt für Viele, dass sie eine zweite Landessprache erlernen möchten oder ihre Abschlussnoten aufbessern möchten. Häufig wird auch genannt, dass keine passende Lehrstelle gefunden wurde (16%) oder man sich einfach etwas Zeit für sich nehmen möchte (17%). Die Werte erweisen sich auch in dieser Frage als relativ stabil verglichen mit den Vorjahren. Bei der Erwägung eines Zwischenjahres war Corona für tiefere 15% relevant.

Bereits jede:r Zweite hat eine feste Zusage für seine/ihre Pläne im Zwischenjahr (2021: 49%, 2020: 52%, 2019: 51%).

Für die Zeit nach dem Zwischenjahr oder dem Brückenangebot planen die meisten Jugendlichen eine Lehre (48% jener mit Interesse Zwischenjahr resp. 61% jener mit Interesse Brückenangebot). Aber auch der allgemeinbildende Weg ist für annähernd jede:n Fünfte:n eine Option für die Zeit danach (23% resp. 19%).

Lehrstellenangebot der Unternehmen

Lehrstellenangebot

Von den insgesamt 87’786 angebotenen Lehrstellen entfällt auch 2021 der Grossteil auf das Gesundheits- und Sozialwesen, die Handelsbranche, das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe. Branchen mit weniger als 2’000 Lehrstellen werden unter der Kategorie „Andere Branchen“ summiert.

Die beiden angebotsstärksten Branchen haben ihr Angebot über die letzten drei Jahre ausgebaut. Steigend ist das Angebot auch in der öffentlichen Verwaltung.

Rückläufig ist es dagegen in der Verkehrsbranche und in der Sammelkategorie „Andere Branchen“.

Gegenüber dem Vorjahr wurde das Angebot in der Baubranche 2021 wieder deutlich erhöht. Rückläufig ist es kurzfristig auch bei freiberuflichen Dienstleistungen.

 

8’904 der angebotenen Lehrstellen sind EBA-Lehren (10%), 77’290 sind EFZ-Lehren (88%). Der Anteil an EBA-Stellen ist seit 2018 im Wachsen begriffen (+3 %-punkte), jener der EFZ-Lehrstellen ist entsprechend etwas gesunken (-5 %-punkte).

Von den 2021 angebotenen Lehrstellen entfallen 81% auf die Deutschschweiz, 16% auf die französischsprachige und 3% auf die italienischsprachige Schweiz. Diese Aufteilung der Lehrstellen auf die Sprachregionen erweist sich als relativ stabil über die Zeit.

Insgesamt ist das Lehrstellenangebot 2021 (87’786) ähnlich hoch wie im Vorjahr (2020: 87’496). Werden 2021 gleich viele Lehrverträge unterschrieben wie 2020 (gemäss BFS 75’883), hätten wir gemäss der Umfrage und deren Hochrechnung erneut einen angebotsseitigen Lehrstellenüberhang.

Vergebene Lehrstellen

63% der angebotenen Lehrstellen konnten im März/April 2021 bereits besetzt werden. Dieser Wert liegt nahe bei jenem aus den Vorjahren zum selben Zeitpunkt (2018: 70%, 2019: 67%, 2020: 66%). Kurzfristig ist ein minimer Rückgang von 3 Prozentpunkten auszumachen, welcher allenfalls mit den aktuell erschwerten Umständen bei der Rekrutierung von Lernenden erklärt werden kann. Der Wert sinkt aber seit 2018 kontinuierlich.

Der Anteil, der bereits im Frühjahr 2021 vergebenen Lehrstellen, variiert allerdings beträchtlich in den verschiedenen Branchen. Bereits viele Lehrstellen sind in den Bereichen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Information und Kommunikation vergeben.

 

Viele offene Lehrstellen finden sich dagegen im März/April 2021 noch im Gastgewerbe und im Baugewerbe.

Im Vergleich über die Zeit erweist sich der Stand der Lehrstellenvergabe in den angebotsstärksten Branchen weitgehend als stabil. In gewissen Branchen aber, etwa im Gast- oder Baugewerbe bleibt die Lehrstellenvergabe verglichen mit den Vorjahren zurück.

Der hier gemessene Wert liegt über den Vergleichswerten der Task Force „Perspektive Berufslehre“. Dies könnte unter anderem daran liegen, das der Prozess der Vertragsunterschrift oder der Erfassung in die kantonalen Systeme noch nicht vollendet ist.

Veränderung Lehrstellenangebot

Der Grossteil der befragten Unternehmen gibt an, das Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr konstant gehalten zu haben (74%). 12% bieten, verglichen mit dem Vorjahr, mehr Lehrstellen an. 8% bieten weniger an. Die Verhältnisse entsprechen den Werten aus den Vorjahren (2018: 63%, 2019: 71%, 2020: 71%, 2021: 74%). Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt scheint sich angebotsseitig nicht verschärft zu haben – trotz Corona.

Die Situation in den verschiedenen Branchen wird nachfolgend dargestellt und sie präsentiert sich weitestgehend homogen. Ein signifikanter Unterschied findet sich aber in den Angaben aus den verschiedenen Sprachregionen des Landes: Das Lehrstellenangebot in der italienischsprachigen Schweiz ist auch 2021 wieder stärkeren Veränderungen unterworfen. Unternehmen aus der italienischsprachigen Schweiz geben häufiger an, weniger Lehrstellen anzubieten als solche aus der deutsch- oder französischsprachigen Schweiz (DCH: 7%, FCH, 8%, ICH: 15%), und sie weichen klar häufiger auf ‚keine Antwort‘ aus (DCH: 5%; FCH: 11%, ICH: 24%).

 

Sowohl unter den Gründen für mehr Lehrstellen als auch unter jenen für weniger wird häufig angegeben, dass das Angebot an Lehrstellen einfach von Jahr zu Jahr variiert – ohne speziellen Anlass.

Wie bereits in den Vorjahren nennen die Unternehmen die Sorge um den Berufsnachwuchs am häufigsten als spezifischen Grund für einen Anstieg des Lehrstellenangebotes. Diese Sorge nimmt weiter zu (2019: 34%, 2020: 39%, 2021: 41%). Weiter wird eine starke Nachfrage nach Lehrstellen (2019: 17%, 2020: 14%, 2021: 16%) häufig genannt und auch die Absicht, Perspektiven zu bieten trotz der Corona-Krise (15%).

Unter den Gründen für weniger Lehrstellen werden Umstrukturierungen im Unternehmen häufig genannt (2020: 22%, 2021: 22%), aber auch die Wirtschaftslage ist für einen gestiegenen Teil der Unternehmen ausschlaggebend (2018: 20%, 2019: 13%, 2020: 16%, 2021: 25%).

 

55% der Unternehmen, die Lehrstellen anbieten, bieten gleichzeitig die Möglichkeit an, während der Lehre eine Berufsmaturität zu absolvieren. Das sind deutlich mehr als in den ersten beiden Jahren der Erhebung aber nicht relevant weniger als im Vorjahr (2018/2019: 44%, 2020: 57%).

Besonders häufig bieten erneut Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten diese Möglichkeit an (2-9 Beschäftigte: 45%, 10-100 Beschäftigte: 60%, 100+ Beschäftigte: 84%) und solche, die im zweiten oder dritten Sektor tätig sind (1. Sektor: 25%, 2. Sektor: 56%, 3. Sektor: 57%).

Technische Eckdaten

Wichtiger Hinweis:

Bei den ausgewiesenen Werten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet.

Die Hochrechnung der Jugendlichen basiert auf den Jugendlichen, die gemäss Statistik der Lernenden (Bundesamt für Statistik) im Vorjahr die 8. Klasse besucht haben.

Die Hochrechnung der Unternehmen basiert auf den Angaben der Eintritte in die berufliche Grundbildung des Vorjahres (BFS). Detailangaben zu den Hochrechnungen finden sich im ausführlichen Forschungsbericht zum Projekt.

Jugendliche:

  • Zielgruppe: 14-16-jährige Einwohner:innen
  • Adressbasis: Stichprobenrahmen des Bundesamtes für Statistik
  • Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online)
  • Befragungszeitraum: 22.02. – 15.04.2021
  • Total Befragte: N = 11’015
  • Total Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N = 7’021 (vor Nahtstelle: N = 3290)
  • Fehlerbereich: ± 1.2 (± 1.8) Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
  • Ausschöpfung: 64%
  • Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Jugendliche nach Kanton; Stufe 2: Alter/Geschlecht verknüpft pro Kanton

Unternehmen:

  • Zielgruppe: Unternehmen mit mindestens zwei Mitarbeitenden
  • Adressbasis: Unternehmensregister des Bundesamtes für Statistik
  • Befragungsmethode: schriftliche Befragung (Online/Papier)
  • Befragungszeitraum: 25.02 – 18.04.2021
  • Total Befragte: N = 7’833
  • Total Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N = 4’840
  • Fehlerbereich: ± 1.4 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
  • Ausschöpfung: 64%
  • Gewichtung: Sprachregion, Betriebsgrösse, NOGA-Verteilung

Projektteam gfs.bern

Lukas Golder: Politik- und Medienwissenschaftler

Martina Mousson: Politikwissenschaftlerin

Aaron Venetz: Politikwissenschaftler

Tobias Keller: Politikwissenschaftler

Roland Rey: Projektmitarbeiter / Administration

 

Externe Beratung

Prof. Dr. Stefan C. Wolter, Professor für Bildungsökonomie, Universität Bern