Nahtstellenbarometer 2019

Zentrale Ergebnisse April 2019

Umfrage bei Jugendlichen und Unternehmen im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

 

 

Studienziele und Design

Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt. Zu diesem Zweck wird jährlich eine dreisprachige Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen bei Jugendlichen im Alter von 14-16 Jahren und Unternehmen mit mindestens 2 Angestellten durchgeführt.

Die vorliegenden Graphiken geben einen Überblick über zentrale Ergebnisse der ersten Erhebungswelle von 2019. Der detaillierte Bericht liegt Anfang Juli 2019 vor.

Details zu den Methoden finden sich am Schluss des Cockpits.

 

 

Das Wichtigste in Kürze

57% der Jugendlichen an der Nahtstelle haben bereits eine feste Anschlusslösung

67% der angebotenen Lehrstellen sind besetzt

Jugendliche

84’658 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren stehen im April 2019 vor der Ausbildungswahl.

Am häufigsten ziehen sie nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit eine berufliche Grundbildung in Erwägung. Maturitätsschulen sind die zweithäufigste Wahl. Knapp ein Fünftel der Jugendlichen plant ein Zwischenjahr oder will ein Brückenangebot in Anspruch nehmen.

Insgesamt haben bereits 47’873 Jugendliche und damit 57% eine Anschlusslösung nach den Sommerferien. 28’835 von ihnen verfügen über einen unterschriebenen Lehrvertrag oder über eine feste mündliche Zusage. Die übrigen 19’038 haben Aufnahmeprüfungen bestanden oder Zusagen zu einem anderen Angebot erhalten.

Die Mehrheit der Jugendlichen mit Interesse an einer Lehrstelle verfügt bereits über einen unterschriebenen Lehrvertrag oder eine feste mündliche Zusage (28’835/58%).

Unternehmen

Die Gesamtzahl angebotener Lehrstellen beträgt 81’340. Bei den meisten Unternehmen ist das Lehrstellenangebot gleich gross wie im Vorjahr (71%). 12% der Unternehmen haben die Absicht, mehr Lehrstellen anzubieten als 2018. 10% der Unternehmen geben an, weniger Lehrstellen anzubieten.

74’018 der angebotenen Lehrstellen sind berufliche Grundbildungen, die zu einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen (91%). Bei den übrigen 7’022 handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit einem Eidgenössischen Berufsattest-(EBA/9%).

Insgesamt bieten 22% der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, Lehrstellen an.

54’757 oder 67% der Lehrstellen waren im April 2019 bereits vergeben.

Jugendliche an der Nahtstelle

Die Jugendlichen ziehen für die Zeit nach Ende des Schuljahres 2018/2019 am häufigsten eine Lehre (berufliche Grundbildung) in Erwägung (45’421 Jugendliche, 51% der vier Kategorien in obiger Graphik). Maturitätsschulen sind die zweithäufigste Wahl (29’186 Jugendliche, 33%). Eine Zwischenlösung streben 8’199 Jugendliche (9%) an und 6’794 Jugendliche (8%) wollen ein Brückenangebot wahrnehmen.

Von den männlichen Jugendlichen zieht die Mehrheit eine Lehre in Betracht und deutlich weniger eine Maturitätsschule. Bei den Frauen ist es gerade umgekehrt: Mehr junge Frauen streben eine Ausbildung an den Maturitätsschulen an als eine Lehre. Auch planen etwas mehr junge Frauen als junge Männer ein Brückenangebot wahrzunehmen oder ein Zwischenjahr einzuschalten.

In der Deutschschweiz ist die Nachfrage nach Lehrstellen unter den Jugendlichen deutlich höher als in der Romandie und im Tessin. Umgekehrt streben mehr Jugendliche aus der lateinischsprachigen Schweiz eine Maturität an als in der Deutschschweiz.

Das sind die 10 beliebtesten Berufslehren bei den Jugendlichen im Frühjahr 2019. Neu auf Platz 2 ist Fachmann/-frau Gesundheit und nicht mehr Informatiker/-in wie  im Frühling 2018.

 

Weiterhin unterscheiden sich die Berufswünsche der jungen Frauen und Männer stark. Neu in den Top 3 bei den jungen Männern ist die Lehre zum Elektroinstallateur (2018: Polymechaniker). Bei den jungen Frauen hat die Lehre zur „Fachfrau Betreuung“ im Vergleich zu 2018 einen Platz gut gemacht und ist neu unter den Top 3.

Bis im April 2019 haben 96% derjenigen Jugendlichen, welche eine Lehre anstreben, eine oder mehrere Schnupperlehren gemacht.

Wie gross der Anteil Jugendlicher ist, welche im April 2019 bereits einen unterschriebenen Lehrvertrag oder eine feste mündliche Zusage besassen, variiert stark zwischen den verschiedenen Lehrberufen.

Der von den Jugendlichen am häufigsten genannte Grund, ein Brückenangebot anzunehmen, ist eine fehlende Lehrstelle. Der zweithäufigste Grund ist, dass das Brückenangebot erforderlich ist für eine anschliessende Ausbildung.

Bei den Jugendlichen, welche eine schulische organisierte Grundbildung (z.B. Handelsmittelschule) anstreben, hat sich insgesamt eine Mehrheit von ihnen noch nicht für ein entsprechendes Angebot angemeldet.

Der am häufigsten genannte spezifische Grund für ein Zwischenjahr ist wie beim Brückenangebot, dass keine Lehrstelle gefunden wurde. Auffällig ist aber, dass die meisten der Jugendlichen, die eine Zwischenlösung in Erwägung ziehen, keine oder keine spezifischen Gründe dafür angeben können oder wollen.

Die Jugendlichen wünschen sich primär Arbeitsplätze in der Nähe (im eigenen Kanton oder Wohnort beziehungsweise bei einem regionalen KMU). Beliebt sind auch in der Schweiz tätige internationale Grossunternehmen sowie die berufliche Selbstständigkeit.

Lehrstellenangebot der Unternehmen

Von den insgesamt 81’340 angebotenen Lehrstellen 2019 entfällt der Grossteil auf die Branchen „Handel“, „Gesundheits- und Sozialwesen“, „Verarbeitendes Gewerbe“ und das „Baugewerbe“.

Der Anteil, der bereits im Frühjahr 2019 vergebenen Lehrstellen, variiert von Branche zu Branche beträchtlich und liegt zwischen 52 und 100 Prozent.

Insgesamt zeigt sich kann die Situation beim Lehrstellenangebot stabil. 12% aller Unternehmen haben 2019 das Lehrstellenangebot ausgebaut, 10 bauen das Angebot ab. Im Vergleich zum Vorjahr wollen die Unternehmen unter dem Strich also eher etwas mehr Lehrstellen anbieten.

Am positivsten entwickelt sich das Lehrstellenangebot in den Branchen „Energieversorgung“, „Gesundheits- und Sozialwesen“ sowie im „Verkehr“. Eine rückläufige Tendenz weist insbesondere die Branche „Grundstücks- und Wohnungswesen“ aus.

Wie bereits 2018 nennen die Unternehmen am häufigsten als spezifischen Grund für einen Anstieg des Lehrstellenangebotes die Sorge um den Berufsnachwuchs.

Bei den Gründen für weniger Lehrstellen fällt auf, dass deutlich mehr Unternehmen als 2018 angegeben haben, „keine qualifizierten Schulabgänger/innen“ seien die Ursache.

Grössere Unternehmen machen ihre Lehrstellen primär über die eigene Firmenwebseite publik. Kleinere Unternehmen informieren dagegen am häufigsten über persönliche Kontakte.

Auch bei der Anzahl Schnupperlehrnenden pro 100 Vollzeitäquivalenten sind die Verhältnisse von Branche zu Branche stark unterschiedlich.

Bei den Grossunternehmen ist der Anteil der Betriebe, welche keine Berufsmaturität anbieten, im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken.

Technische Eckdaten

Wichtiger Hinweis:

Bei den ausgewiesenen Werten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet.

Die Hochrechnung der Jugendlichen basiert auf den Jugendlichen, die gemäss Statistik der Lernenden (Bundesamt für Statistik) im Vorjahr die 8. Klasse besucht haben.

Die Hochrechnung der Unternehmen basiert auf den Angaben der Eintritte in die berufliche Grundbildung des Vorjahres (BFS). Detailangaben zu den Hochrechnungen finden sich im ausführlichen Forschungsbericht zum Projekt.

Jugendliche:

 

  • Zielgruppe: 14-16-jährige Einwohner/-innen
  • Adressbasis: Stichprobenrahmen des Bundesamtes für Statistik
  • Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online)
  • Befragungszeitraum: 15.03 – 18.04.2019
  • Total Befragte: N = 10’767
  • Total Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N = 7’169
  • Fehlerbereich: ± 1.2 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
  • Ausschöpfung: 67%
  • Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Jugendliche nach Kanton; Stufe 2: Alter/Geschlecht verknüpft pro Kanton

Unternehmen:

 

  • Zielgruppe: Unternehmen mit mindestens 2 Mitarbeitenden
  • Adressbasis: Unternehmensregister des Bundesamtes für Statistik
  • Befragungsmethode: schriftliche Befragung (Online/Papier)
  • Befragungszeitraum: 08.03 – 15.04.2019
  • Total Befragte: N = 7’861
  • Total Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N = 5’265
  • Fehlerbereich: ± 1.4 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
  • Ausschöpfung: 67%
  • Gewichtung: Sprachregion, Betriebsgrösse, NOGA-Verteilung

Projektteam gfs.bern

Lukas Golder: Politik- und Medienwissenschaftler

Edward Weber: Politikwissenschaftler

Aaron Venetz: Politikwissenschaftler

Noah Herzog: Kaufmann

 

Externe Beratung

Prof. Dr. Stefan C. Wolter, Professor für Bildungsökonomie, Universität Bern