Nahtstellenbarometer 2019

Zentrale Ergebnisse August 2019

Umfrage bei Jugendlichen und Unternehmen im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Studienziele und Design

Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt. Zu diesem Zweck wird jährlich eine dreisprachige Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen bei Jugendlichen im Alter von 14-16 Jahren und Unternehmen mit mindestens 2 Angestellten durchgeführt.

Die vorliegenden Grafiken geben einen Überblick über zentrale Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle von 2019. Der detaillierte Bericht liegt Anfang Oktober 2019 vor.

Details zu den Methoden finden sich am Schluss des Cockpits.

Den Kurzbericht zur April-Umfrage finden sie unter folgendem Link: Cockpit April 2019

Das Wichtigste in Kürze

Jugendliche

Im Sommer 2019 haben 73’925 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren die obligatorische Schulzeit abgeschlossen.

49 Prozent haben eine berufliche Grundbildung begonnen (36’359), 37 Prozent haben den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen (27’381). 14 Prozent mussten auf eine Zwischenlösung ausweichen: davon sind 10 Prozent sind in Brückenangebote eingetreten (7’466 ) und 3 Prozent realisieren ein Zwischenjahr (2’469).

Es bleibt dabei, dass mehr junge Männer als Frauen eine Berufslehre starten und mehr junge Frauen als Männer den allgemeinbildenden Weg einschlagen.

Die Jugendlichen sind insgesamt sehr zufrieden mit ihrer Ausbildungssituation. 86 Prozent der Jugendlichen starteten im Sommer 2019 mit ihrer Wunschausbildung.

Unternehmen

Stand August 2019 wurden von Schweizer Unternehmen insgesamt 90’173 neue Lehrstellen angeboten, wovon 88 Prozent vergeben werden konnten (79’128).

Bei 92 Prozent (72’786) dieser neu vergebenen Lehrstellen handelt es sich um Ausbildungen, die zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen, bei den übrigen 8 Prozent (6’342) handelt es sich um  berufliche Grundbildungen mit Berufsattest (EBA).

Situation Schweizer Lehrstellenmarkt

Unternehmensseitig wurden 90’173 Lehrstellen angeboten, wovon 79’128 besetzt werden konnten. Von diesen besetzten Lehrstellen wurden 33’863 von Jugendlichen belegt, welche die obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben.

Da nur 14-16-Jährige befragt wurden, fehlen hier Bewerber auf Lehrstellen, die älter sind und später in den Lehrstellenmarkt eintreten. Das kann beispielsweise sein, wenn sie ein Brückenangebot machen oder eine andere Ausbildung angefangen und abgebrochen wurde, oder wenn nach einer abgeschlossenen Ausbildung auf der Sekundarstufe II (nochmals) eine Lehre gemacht wird.

Gemäss Angaben der Unternehmen haben im Sommer 2019 38’884 Jugendliche eine Lehre begonnen, die bereits über 16 Jahre alt sind.

Bildungsentscheide der Jugendlichen an der Nahtstelle I

Allgemeine Befindlichkeit der Jugendlichen an der Nahtstelle I

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Zufriedenheit mit dem eingeschlagenen Ausbildungsweg bei den befragten Jugendlichen hoch ist: Die Ausbildungswahl war für die überwiegende Mehrheit eine freie Entscheidung und sie entspricht den eigenen Fähigkeiten und Interessen. Auch freuen sich die befragten Jugendlichen in grosser Mehrheit auf ihre Ausbildung und beschreiben sie gar als Traumausbildung oder Wunschlösung.

Die Motive für die Ausbildungswahl spiegeln ein Bedürfnis nach Sicherheit in Bezug auf die künftige Stelle aber auch finanziell und den Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance. Prestige ist dagegen eher unwichtig.

Wichtige Stützen bei der Ausbildungsentscheidung finden sich im engsten Umfeld der Jugendlichen: Eltern (91%), Lehrpersonen (56%) und Freunde (43%) werden am häufigsten als unterstützende Instanzen angegeben. Auf Nachfrage hin geben zudem 47 Prozent der Jugendlichen an, eine Berufsberatungstelle aufgesucht zu haben.

Berufliche Grundbildung

Unter der Kategorie berufliche Grundbildung (36’359) werden Jugendliche, die eine Berufslehre beginnen (33’863/93%), und solche, die eine schulische berufliche Grundbildung (2’496/7%) starten, zusammengefasst. Letztere bleiben klar in der Minderheit.

Die meisten Jugendlichen begannen eine drei- oder vierjährige Lehre (65% resp. 33%), welche mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen wird. Lehren mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) bleiben die Ausnahme (2%). Parallel zur Lehre eine Berufsmaturität zu machen beabsichtigen 20 Prozent der Neu-Lernenden. Häufigster Grund für eine Berufsmaturität ist die Aussicht auf bessere Karrierechancen. Häufigster Grund dagegen ist zu viel Stress oder die Absicht, erst nach der Lehre eine Berufsmaturität zu realisieren.

Folgende Berufslehren sind 2019 in den Top-10:

Unter den Neu-Lernenden finden sich erneut mehr Männer (19’639/58%) als Frauen (14’224/42%), das Geschlechterverhältnis an sich erweist sich jedoch als stabil gegenüber dem Vorjahr (2018: 59% Männer und 41% Frauen). Was sich ebenfalls bestätigt, sind deutliche Unterschiede in den Lehrberuf-Präferenzen der Geschlechter:

Top 5 Lehrberufe Männer

Kaufmann (2’089)
Informatiker (1’232)
Elektroinstallateur (1’096)
Sanitärinstallateur EFZ (1’082)
Polymechaniker (994)

Top 5 Lehrberufe Frauen

Kauffrau (4’810)
Fachfrau Gesundheit (1’633)
Detailhandelsfachfrau (1’467)
Fachfrau Betreuung (1’395)
Medizinische Praxisassistentin (772)

Durchschnittlich haben Neu-Lernende 2019 10.3 Bewerbungen geschrieben. Dieser Wert variiert mit einer Standardabweichung von 20.6 allerdings beträchtlich in den verschiedenen Untergruppen.

Ein deutlicher Unterschied findet sich nach Nationalität betrachtet: Ausländerinnen und Ausländer verfassten im Schnitt 25.7 Bewerbungen, Schweizerinnen und Schweizer 7.2.

Beträchtlich sind auch sprachregionale Unterschiede: In der Deutschschweiz wurden im Mittel 8.8 Bewerbungen geschrieben, in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz deren 18.

Schliesslich erweist sich auch die Vorbildung als wegweisend für die Anzahl verfasster Bewerbungen:

Maturitätsschulen

Insgesamt haben 27’381 Jugendliche nach den Sommerferien eine Maturitätsschule begonnen. 21’090/77% von ihnen besuchen ein Gymnasium oder eine Kantonsschule, 6’291/23% besuchen eine Fachmittelschule.

Dabei haben mehr Frauen (15’632/57%) mit einer Maturitätsschule begonnen als Männer (11’749/43%).

Der Grossteil der Maturitätsschülerinnen und -schüler konnte an der Schule, die sie besuchen, den Schwerpunkt ihrer Wahl im Angebot finden (88%). Die grosse Mehrheit besucht öffentliche Schulen (95%).

Die am häufigsten gewählten gymnasialen Schwerpunkte sind unverändert: Biologie und Chemie (19%), Wirtschaft und Recht (18%) sowie das neusprachliche Profil (18%).

An den Fachmittelschulen wurden am häufigsten die Schwerpunkte Gesundheit (35%), Pädagogik (15%) und soziale Arbeit (11%) gewählt.

Als zentral für die Schwerpunktwahl erweist sich neben dem Interesse die Frage, ob ein spezifischer Schwerpunkt eine gute Vorbereitung für ein nachfolgendes Studium ist. Auch die schulischen Stärken und Schwächen sind wegweisend.

Brückenangebote

7’466 Jugendliche (10%) nehmen 2019 im Anschluss an die obligatorische Schulzeit ein Brückenangebot wahr. Die meisten von ihnen besuchen ein rein schulisches Angebot, (41%) aber auch kombinierte Angebote sind für viele eine Lösung (21%).

Der häufigste Grund, weshalb ein Brückenangebot wahrgenommen wird, ist, dass keine passende Lehrstelle gefunden wurde (43%). Gegenüber dem Vorjahr wurde dieser Grund weniger oft genannt (2018: 60%), dafür wird deutlich häufiger angegeben, dass Aufnahmeprüfungen für die gewünschte Schule nicht bestanden wurden (2018: 1%, 2019: 14%).

Auch kommt deutlich zum Ausdruck, dass man nach dem Brückenangebot in aller Regel eine Berufslehre beginnen möchte. Aufgrund der Verschiebung bei den Gründen für ein Brückenangebot zeigt sich, dass mehr Jugendliche nach dem Brückenjahr eine Maturitätsschule besuchen möchten.

Zwischenjahr

3 Prozent (2’496) der Schulabgängerinnen und -abgänger realisieren nach der obligatorischen Schulzeit ein Zwischenjahr. Darunter befinden sich deutlich mehr Frauen (1’635/66%) als Männer (834/34%).

Die Gründe für Zwischenlösungen sind so verschieden, wie die Zwischenlösungen selber, was in der Sammelkategorie ‚andere Gründe‘ zum Ausdruck kommt. Inhaltlich wird am häufigsten  die erfolglose Lehrstellensuche als Grund für ein Zwischenjahr genannt. Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt aber auch an dieser Stelle, dass  dieser Grund weniger oft genannt wird. 3 Prozent geben an, Aufnahmeprüfungen nicht bestanden zu haben.

Lehrstellensituation der Unternehmen

Lehrstellenangebot und -vergabe

20% der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bieten Lehrstellen an. Die Gesamtzahl 2019 neu angebotener Lehrstellen beträgt 90’173.
79’128/88% dieser Lehrstellen waren im August 2019 vergeben.

Die Aufschlüsselung der Lehrstellensituation nach Branchen liefert untenstehende Grafik. In den Bereichen Gastgewerbe, Erziehung und Unterricht sowie im Baugewerbe blieb im August rund jede fünfte Lehrstelle unbesetzt.

82’459 der angebotenen Lehrstellen sind Ausbildungen, die zu einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis führen (EFZ/91%). Bei den übrigen 7’714 handelt es sich um Eidgenössische-Berufsattest-Ausbildungen (EBA/9%). Vergeben sind 72’786/88% der EFZ-Ausbildungen und 6’342/82% der EBA-Ausbildungen.

Verglichen mit dem Vorjahr erweist sich das Verhältnis von EFZ- und EBA-Stellen als annähernd stabil (2018: 93% EFZ, 7% EBA) und auch die Lehrstellenvergabe bewegt sich auf ähnlichem Niveau (August 2018: 86% vergeben).

Gründe und Lösungen für offengebliebene Lehrstellen

Am häufigsten bleiben Lehrstellen wegen ungeeigneten Bewerbungen unbesetzt. Der Trend der Gründe für offengebliebene Lehrstellen verweist ausserdem auf einen generellen Rückgang an Bewerbungen.

Die Problemlage scheint bei EFZ- und EBA-Stellen eine andere zu sein: Auf EBA-Stellen bewerben sich primär zu wenige Kandidaten, während es bei EFZ-Stellen vorrangig ungeeignete Kandidaten sind.

Offengebliebene Lehrstellen zu streichen oder nicht mehr auszuschreiben bleibt klar die Ausnahme. Die meisten vakanten Lehrstellen sollen nächstes Jahr wieder ausgeschrieben werden.

Profil der Neu-Lernenden

Es bleibt dabei, dass sich unter den Lernenden, die im Sommer 2019 eine Lehre begonnen haben, mehr Männer als Frauen finden (Männer: 58%, Frauen: 42%). Gegenüber 2018 hat sich dieser Umstand gar verstärkt (August 2018: 53% Männer, 47% Frauen). Es bleibt aber auch hier die Datenerhebung 2020 abzuwarten, um von einem wahren Trend sprechen zu können.

Die Erhebung bestätigt auch, dass gut die Hälfte der Neu-Lernenden über 16 Jahre alt ist (ü16: 49%, u16: 51%). Selbst Neu-Lernende über 25 Jahren wurden von 7 Prozent der Unternehmen in den vergangenen 5 Jahren regelmässig eingestellt. Diese Fragen zum Alter der Neu-Lernenden zeigen, dass längst nicht jede Lehre im unmittelbaren Anschluss an die obligatorische Schulzeit angetreten wird.

Nur 8 Prozent der Lehrstellen werden jedoch an Personen vergeben, die bereits über einen EBA- oder EFZ-Abschluss verfügen.

Möglichkeit Berufsmaturität

Die Möglichkeit neben der Arbeit eine Berufsmaturität zu realisieren bieten die Mehrheit der Lehrbetriebe an (2019: 59%). Eine Berufsmaturität während der Lehre bleibt aber die Ausnahme. Leicht gestiegene 8 Prozent (2018: 5%) der Neu-Lernenden wollen nach Angaben der Unternehmen eine solche absolvieren.

Nicht in allen Branchen ist die Möglichkeit eine Berufsmaturität zu absolvieren gleich verbreitet. Zu den Spitzenreitern gehören die öffentliche Verwaltung, das Finanz- und Versicherungswesen, die Energieversorgung, die Branche Erziehung und Unterricht und Verkehr. Weniger verbreitet ist die Berufsmaturität im Baugewerbe, im verarbeitende Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Handelsbranche und der Sammelkategorien sonstige wirtschaftliche und andere Dienstleistungen.

Die Möglichkeit eine Berufsmaturität zu absolvieren, ist in der Deutschschweiz weiter verbreitet als in der Westschweiz oder im Tessin. Der Trend verweist allerdings vorsichtig darauf, dass Unternehmen in der lateinischsprachigen Schweiz diese Möglichkeit vermehrt anbieten.

 

Bestehen bleibt der deutliche Zusammenhang zur Betriebsgrösse: Je grösser ein Unternehmen, desto eher existiert die Möglichkeit für eine Berufsmaturität. Dynamisch betrachtet scheint sich die Schere zu öffnen: In mittleren und grössten Unternehmen wird die Möglichkeit einer Berufsmaturität häufiger angeboten als 2018, in kleinen Unternehmen dagegen weniger oft.

Jene Unternehmen, die keine Berufsmaturität anbieten, tun dies primär, weil die Lernenden dann zu wenig im Betrieb wären (47%). Zweithäufigster Grund ist, dass die Lernenden im Unternehmen die Anforderungen für eine Berufsmaturität nicht erfüllen (25%).

Veränderung Lehrstellenangebot

Auf Nachfrage hin geben die meisten Unternehmen an, ihr Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr konstant gehalten zu haben. Leicht rückläufig ist die Absicht, mehr Lehrstellen anzubieten.

Neben natürlichen Fluktuationen sind drei weitere Gründe für einen Lehrstellenabbau häufig genannt worden: es gab Umstrukturierungen im Unternehmen, es liessen sich keine qualifizierten Schulabgängerinnen oder Schulabgänger finden und die aktuelle Wirtschaftslage. Eine schwache Nachfrage nach Lehrstellen beklagen weniger Unternehmen als noch 2018. Eher scheint es vermehrt an Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern zu fehlen.

Lehrabschlüsse

Die befragten Unternehmen hatten im Sommer 2019 64’257 Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger zu verbuchen. Das sind leicht mehr als 2018 (56’792). Die meisten von ihnen absolvierten ihre Lehre bei Grossunternehmen mit über 100 Mitarbeitern (54%) oder bei Unternehmen mittlerer Grösse (30%).

83 Prozent dieser Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern arbeiteten bei Unternehmen aus der Deutschschweiz, 15 Prozent in der Westschweiz und 2 Prozent im Tessin.

Die Lehrabgängerinnen und -abgänger verteilen sich wie folgt auf die unterschiedlichen Branchen:

Nach dem Abschluss verlassen die meisten Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger ihren Lehrbetrieb (44%). Knapp mehr als ein Drittel erhält eine Festanstellung im Lehrbetrieb, weitere 17 Prozent werden temporär angestellt. Diese Verhältnisse erweisen sich als stabil gegenüber dem Vorjahr.

Thesen

Die Befunde des Nahtstellenbarometers werden in der Folge in Form von Thesen verdichtet. Grundlage hierfür bilden die im April 2019 aufgestellten Thesen, welche wo nötig aufgrund der Ergebnisse der August-Umfrage adaptiert respektive erweitert werden.

These 1

Entspannte Situation an der Nahtstelle I

An der ersten Nahtstelle nach der obligatorischen Schule sind heute die meisten Jugendlichen durch das engste Umfeld gut betreut. Sie erfreuen sich einem grossen Angebot sei dies für die Lehre, für weiterführende Schulen oder für Zwischenlösungen. Die meisten Jugendlichen können nahtlos mit ihrer präferierten Ausbildung beginnen und sind glücklich mit ihrer Ausbildungswahl.

These 2

Lehre erste Wahl - akademischer Weg wird beliebter

Weiterhin entscheidet sich knapp die Hälfte der Jugendlichen an der ersten Nahtstelle für eine berufliche Grundbildung. Damit bleibt sie – insbesondere für junge Männer – die erste Wahl.

Die Matura wird in der lateinischsprachigen Schweiz klar am häufigsten angestrebt und gewinnt tendenziell schweizweit an Bedeutung. Von jungen Frauen wird der allgemeinbildende Weg gleich häufig eingeschlagen wie die berufliche Grundbildung.

Stärker als im Vorjahr ist mit dem Interesse an der Matura auch der Wunsch nach einer akademischen Ausbildung ausgeprägt.

These 3

KV in der Wohngemeinde statt technischer Beruf bei Grossfirma

Angesichts der sich abzeichnenden Veränderungen auf dem Berufsmarkt (beispielsweise wegen der Globalisierung und der Digitalisierung) orientieren sich auffallend viel Jugendliche mit Interesse an einer Berufsausbildung eher noch an Lehren, die seit langem verbreitet sind. Das KV bleibt mit Abstand die beliebteste Lehre und die örtliche Nähe zum Elternhaus ist für die Lehrstelle wichtiger als die internationale Anbindung der Unternehmen.

Selbst wenn Jugendliche sich für neuere Berufe rund um Informatik oder Mediamatik interessieren, dominieren nach wie vor klassische Branchen. Die Nachfrage nach Lehrlingen in diesen neueren Berufsfeldern ist limitiert und entsprechend viele Lehrstellen sind besetzt.

Anders in den klassischen Lehrlingsbranchen: 2019 finden sich die meisten unbesetzten Lehrstellen in der Handelsbranche, im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe. Diese Branchen bleiben aber klar bei den mengenmässig stärksten Ausbildnern.

These 4

Grosse Dynamik bei Lehrstellen nach Branche

Zwar bleibt das Angebot an Lehrstellen, gemessen an der Gesamtzahl an Ausbildungsplätzen, recht stabil, es gibt aber hohe Dynamiken in den Branchen. Auch die Nachfrage nach Lehrstellen verändert sich, wenn man von der Dominanz der KV-Lehre absieht. In einigen Branchen gibt es eher ein Überangebot an Lehrstellen. Trotzdem sind spezifische Lehrstellen offenbar sehr beliebt und erfreuen sich an einer Vielzahl von Bewerbungen. Viele Lehrstellen werden bereits früh und auf Basis von Schnupperlehren besetzt.

These 5 neu

Gender-Effekte prägen die Ausbildungswahl

Die viel beschriebene Feminisierung der Wissenschaft dürfte weiter voranschreiten, denn junge Frauen wählen noch immer häufiger den allgemeinbildenden Weg als junge Männer.

Jene Frauen, die eine berufliche Grundbildung anstreben, wählen klassische Frauenberufe in sozialen Bereichen. Männer lassen sich dagegen  eher in technischen Berufen ausbilden.

Allen Bemühungen zum Trotz halten sich damit deutliche Gender-Effekte in der Ausbildungswahl. Da beide Geschlechter sich bei der Ausbildungswahl stark an ihren Peers orientieren, dürfte sich dieses Bild weiter zementieren.

Technische Eckdaten

Wichtiger Hinweis:

Bei den ausgewiesenen Werten handelt es sich um hochgerechnete Werte. Die Stichprobenergebnisse wurden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet.

Die Hochrechnung der Jugendlichen basiert auf den Jugendlichen, die gemäss Statistik der Lernenden (Bundesamt für Statistik) im Vorjahr die 8. Klasse besucht haben.

Die Hochrechnung der Unternehmen basiert auf den Angaben der Eintritte in die berufliche Grundbildung des Vorjahres (BFS). Detailangaben zu den Hochrechnungen finden sich im ausführlichen Forschungsbericht zum Projekt.

Jugendliche

 

Zielgruppe: 14-16-jährige Einwohner/-innen, die an der April-Umfrage teilgenommen haben und die obligatorische Schulzeit im Sommer abgeschlossen haben
Adressbasis: Stichprobenrahmen des Bundesamtes für Statistik
Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online)
Befragungszeitraum: 02.08. – 04.09.2019
Total Befragte: N = 1’852
Fehlerbereich: ± 2.3 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Ausschöpfung: 66%
Gewichtung: Stufe 1: Anzahl Jugendliche nach Kanton; Stufe 2: Alter/Geschlecht verknüpft pro Kanton

Unternehmen

 

Zielgruppe: Unternehmen mit mindestens 2 Mitarbeitenden, die an der April-Umfrage teilgenommen haben
Adressbasis: Unternehmensregister des Bundesamtes für Statistik
Befragungsmethode: schriftliche Befragung (online/Papier)
Befragungszeitraum: 18.08. – 03.09.2019
Total Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N = 3’961
Fehlerbereich: ± 1.6 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Ausschöpfung: 75%
Gewichtung: Sprachregion, Betriebsgrösse, NOGA-Verteilung