MINT-Stimmungsbarometer 2025:
Alltagsperspektiven und strategische Sichtweisen

Repräsentative Langzeitstudie zur MINT-Wahrnehmung in der Schweiz

Im Auftrag der ETH Zürich

Ausgangslage

MINT (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gilt in der Schweiz als entscheidender Treiber für Innovation, Wohlstand und Fachkräftesicherung. Gleichzeitig zeigen PISA-Studien stagnierende Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften. Vor dem Hintergrund einer sich öffnenden Leistungsschere im Bildungsbereich, des wachsenden Fachkräftemangels und der steigenden Abhängigkeit von ausländischem Know-how stellt sich die Frage, wie die Schweiz ihr Innovationspotenzial auch in Zukunft sichern kann.

Im Auftrag der ETH Zürich und finanziert durch die Hirschmann Stiftung hat gfs.bern im Sommer 2025 erstmals Daten für den MINT-Stimmungsbarometer erhoben, eine repräsentative Langzeitstudie zur Wahrnehmung von MINT in der Schweiz.

Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen, ist ein gemeinsames Begriffsverständnis zentral. Deshalb legen wir dieser Erhebung eine einheitliche Definition von MINT zugrunde: «MINT (international: STEM) ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. MINT-Kompetenzen ermöglichen unter anderem, die Natur zu verstehen, technische Lösungen zu optimieren oder digitale Anwendungen zu entwickeln. 

 

Typische MINT-Berufe sind zum Beispiel Informatiker:in, Laborant:in, Ingenieur:in, Elektroniker:in, Apotheker:in oder Mechaniker:in.» 

Diese wurde in enger Zusammenarbeit mit der ETH und der FHNW erstellt und dient als Referenzrahmen für alle Befragten. Zugleich beanspruchen wir damit keine Deutungshoheit, sondern möchten Transparenz schaffen und eine nachvollziehbare Grundlage für die Befragung bereitstellen.

Das MINT-Stimmungsbarometer soll in den kommenden Jahren den Status quo und Trends der Wahrnehmung von MINT aufzeigen, um daraus passende Massnahmen zur MINT-Förderung in der Schweiz ableiten zu können.

Die Erhebung 2025 ist die Nullmessung, danach wird die Studie im Zweijahresrhythmus fortgesetzt. Neben 1601 Schweizer Einwohner:innen aus allen Landesteilen wurden 2025 auch 219 Entscheidungsträger:innen im Bereich MINT aus Politik, Wirtschaft und Bildung befragt.

Dieser Kurzbericht spiegelt die zentralen Ergebnisse der ersten Befragung dieser Langzeitstudie wider. Ende Oktober folgt die Publikation eines umfassenden Forschungsberichts über die Webseite von gfs.bern. Details zur Methodik der Umfrage finden sich am Ende dieses Cockpits.

Unterschiedliche Wahrnehmung und Kompetenzen

Sowohl Schweizer Einwohner:innen als auch Entscheidungsträger:innen im Bereich MINT bekunden grundsätzlich ein ausgesprochen hohes persönliches Interesse an technologischen Entwicklungen.

Mit dem Begriff «MINT» ist die breite Bevölkerung in der Schweiz jedoch nur vage vertraut.

Lediglich 35 Prozent der Einwohner:innen geben an, dass ihnen das Akronym etwas sagt – im deutlichen Gegensatz zu 94 Prozent der Entscheidungsträger:innen. Inhaltlich können 71 Prozent der Entscheidungsträger:innen und 43 Prozent der Bevölkerung die vier MINT-Fächer korrekt benennen, sofern sie angeben, den Begriff zu kennen.

Entscheidungsträger:innen schätzen ihre eigenen aktuellen Fähigkeiten in den vier MINT-Bereichen höher ein als die Gesamtbevölkerung. Besonders ausgeprägt ist dieser Unterschied im Bereich Technik. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass die Rangfolge der Kompetenzzuschreibung innerhalb der MINT-Bereiche in beiden Gruppen identisch ist, was auf vergleichbare subjektive Muster in der Einschätzung hinweist.

Eltern beurteilen die Fähigkeiten ihrer Kinder in allen vier MINT-Bereichen höher als ihre eigenen. Unter den Entscheidungsträger:innen trifft dies lediglich auf den Bereich Mathematik zu. Auffällig ist, dass die MINT-Kompetenzen von männlichen Kindern in beiden Befragtengruppen konsistent höher eingeschätzt werden als jene von weiblichen Kindern.

Die Mehrheit der Einwohner:innen schätzt die eigenen praktischen und theoretischen MINT-Kenntnisse niedrig ein und wünscht sich Verbesserungen für sich selbst – insbesondere in den Bereichen Informatik (46%) und Naturwissenschaften (35%).

Entscheidungsträger:innen verfügen gemäss Selbsteinschätzung über ein höheres Ausgangsniveau an praktischem und theoretischem MINT-Wissen, wären aber ebenfalls gerne kompetenter – primär in den Bereichen Informatik (52%) und Technik (36%) .

Konkrete Weiterbildungen machen oder planen jedoch lediglich 9 Prozent der Einwohnerschaft respektive 17 Prozent der Entscheidungsträger:innen.

Konsens über Wichtigkeit von MINT

Obwohl Lücken in Bezug auf die Bekanntheit des MINT-Begriffs bestehen, stimmen beide Befragtengruppen darin überein, dass Wissenschaft und damit auch MINT zentral sind für die Zukunft der Schweiz.

Wissenschaft wird von beiden Befragtengruppen mehrheitlich als entscheidend für Innovation und Wohlstand bewertet – von Entscheidungsträger:innen gar noch etwas deutlicher als von der breiten Bevölkerung.

Es besteht ein breiter Konsens über die Relevanz von MINT für die Schweiz. Entscheidungsträger:innen bewerten diese Bedeutung jedoch systematisch höher und umfassender als die allgemeine Bevölkerung. Hinsichtlich der Prioritätensetzung zeigen sich zwischen beiden Gruppen nur geringe Unterschiede. MINT-Kompetenzen werden insbesondere im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit der Schweiz, die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Bewältigung globaler Herausforderungen als zentral eingeschätzt.

Die Relevanz für den eigenen Alltag und das Berufsleben wird geringer bewertet. Besonders in der breiten Bevölkerung wird die Bedeutung von MINT primär auf einer kollektiven, gesellschaftlich-ökonomischen Ebene verortet und weniger im eigenen Alltag. Entscheidungsträger:innen betonen auch den persönlichen Stellenwert stärker.

MINT-Bildung und Förderung

Die eigenen Erfahrungen im schulischen MINT-Unterricht reichen von Begeisterung bis Frustration. Biologie- und Mathematikunterricht werden von der breiten Bevölkerung mehrheitlich positiv erinnert, tendenziell auch Chemie und Informatik. Beträchtliche Anteile bekunden aber auch eher bis sehr negative Erfahrungen.

So geben beispielsweise 37 Prozent der Einwohner:innen an, eher bis sehr negative Erfahrungen mit dem Mathematikunterricht gemacht zu haben. Rund ein Drittel sagt Gleiches über den Physik- und Chemieunterricht. In beiden Befragtengruppen wird am MINT-Unterricht primär die mangelnde Praxis- beziehungsweise Alltagsnähe kritisiert.

Nichtsdestotrotz wird die Qualität der MINT-Bildung in der Schweiz auf den Stufen Studium, Gymnasium, Berufsbildung und Sekundarstufe I bei vergleichsweise vielen unbestimmten Voten (weiss nicht/keine Antwort) grundsätzlich von Mehrheiten als eher bis sehr gut eingeschätzt.

Kritischer fallen die Voten jedoch für die Primar- und Kindergartenstufe aus, insbesondere jene von Seite der Entscheidungsträger:innen.

Dazu passt, dass Entscheidungsträger:innen in der gezielten Förderung von Kindern und Jugendlichen den grössten Hebel sehen, um den Fachkräftebedarf in MINT-Berufen langfristig zu sichern. Daneben wird auch der Qualifizierung von Lehrkräften ein hohes Potenzial beigemessen, da sie eine zentrale Rolle dabei spielen, junge Menschen für diese Fächer zu begeistern und nachhaltig zu motivieren.

Massnahmen wie die Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Berufen oder das Halten von Studierenden und Lernenden im Berufsfeld werden ebenfalls als wichtig erachtet, jedoch als nachrangig eingestuft.

Die Rekrutierung und Integration von Fachkräften, beispielsweise durch Quereinstiege, die Beschäftigung älterer Arbeitskräfte oder die Anwerbung ausländischer Absolvent:innen, werden zwar nicht ausgeschlossen, gelten jedoch insgesamt als weniger entscheidender Hebel. Zusammenfassend ergibt sich das Bild einer klar auf Nachwuchsförderung und Bildungsqualität ausgerichteten Strategie, die stärker auf langfristige Strukturen als auf kurzfristige Arbeitsmarktmassnahmen setzt.

Die Entscheidungsträger:innen vertreten mit Nachdruck die Position, dass die MINT-Förderung für die Zukunft von zentraler Bedeutung ist. Sie sehen frühe Förderung, spielerisches Lernen und MINT-Kompetenzen als Querschnittsqualifikationen in nahezu allen Berufsfeldern und bringen dies mit hohen Zustimmungswerten zum Ausdruck. Die Sicherung von Fachkräften wird aktiv mit Bildungsinitiativen und strukturellen Massnahmen verknüpft.

Grundsätzlich teilt die Bevölkerung diese Sicht, ist aber weniger überzeugt. Hier überwiegt die tendenzielle Zustimmung, was auf eine grundsätzliche Offenheit, aber auch auf Unsicherheit oder Distanz hinweist. Besonders bei Themen wie der Frühförderung oder der Bedeutsamkeit von MINT für zahlreiche Berufsfelder ist die Differenz gross. Dies könnte auf eine geringere Auseinandersetzung mit Arbeitsmarkt- und Zukunftsfragen in der breiten Öffentlichkeit zurückzuführen sein.

Auf Ebene von Akteuren sehen sowohl Bevölkerung als auch Entscheidungsträger:innen Lehrpersonen und Hochschulen als zentrale Akteure der MINT-Förderung. Entscheidungsträger:innen betonen diese Rolle wesentlich stärker. Auffällig ist zudem, dass Entscheidungsträger:innen auch Gymnasien, berufliche Grundbildung und Wirtschaft stärker gewichten.

Kitas werden von beiden Gruppen als eher unwichtig taxiert. Bei Kindergärten gehen die Meinungen jedoch auseinander: Eine Mehrheit der Entscheidungsträger:innen erachtet diese als mindestens eher wichtige Akteure der MINT-Förderung, während bei der Bevölkerung das Gegenteil der Fall ist.

Trotz vorhandenen Kritikpunkten beurteilen Entscheidungsträger:innen die MINT-Bildung und -Förderung in der Schweiz im Vergleich zu anderen, wirtschaftlich ähnlich aufgestellten und entwickelten Ländern mehrheitlich als besser (54% eher/sehr viel besser).

Gesellschaftliches Ansehen von MINT

MINT-Berufe und -Kompetenzen geniessen in der Schweiz ein insgesamt eher hohes gesellschaftliches Ansehen. MINT-Berufen wird dabei ein leicht höheres Ansehen beigemessen als MINT-Kompetenzen.

Entscheidungsträger:innen nehmen ein insgesamt höheres Ansehen wahr und ordnen MINT klar als anerkannten Bereich ein. Die Bevölkerung ist zurückhaltender: Zwar erkennt auch sie die Bedeutung, aber weniger stark im Sinne eines «sehr hohen Ansehens».

Im Detail zeigen sich dabei deutliche Unterschiede zwischen der Wahrnehmung von Entscheidungsträger:innen und jener der breiten Bevölkerung. Entscheidungsträger:innen betonen die Relevanz von MINT sehr stark: Nahezu alle stimmen zu, dass moderne Errungenschaften ohne MINT nicht möglich wären, und sie sehen MINT-Kompetenzen im Zuge von Digitalisierung und KI als zunehmend wichtig. Auch Arbeitsplatzsicherheit, Innovationskraft und Alltagsrelevanz werden überwiegend positiv hervorgehoben. Gleichzeitig nehmen sie bestehende Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und fehlende weibliche Vorbilder klar wahr, während stereotype oder negative Aussagen (z. B. schlechte Work-Life-Balance, Eintönigkeit) überwiegend abgelehnt werden.

In der Bevölkerung ist die Zustimmungen von geringerer Intensität: Zustimmung fällt häufiger in die Kategorie «eher einverstanden», und kritische Punkte wie schwierige Ausbildungen, geringe Attraktivität für Frauen oder eine schlechte Work-Life-Balance werden stärker geteilt.

Entscheidungsträger:innen sehen MINT-Berufe und -Kompetenzen sehr viel klarer als zentral und zukunftsweisend, während die Bevölkerung zwar auch ihre Bedeutung anerkennt, aber zurückhaltender urteilt und Probleme oder Belastungen deutlicher betont. Während Entscheidungsträger:innen MINT als strategische Notwendigkeit betrachten, blickt die Bevölkerung kritischer und stärker aus der Alltagsperspektive auf das Thema.

Mittels einer Regressionsanalyse zur Wahrnehmung der Wichtigkeit von MINT-Kompetenzen für die Schweizer Wirtschaft lässt sich aufzeigen, welche Überzeugungen und Haltungen diese Einschätzung prägen. Weil MINT gerade im wirtschaftlichen Kotext von der breiten Bevölkerung als wichtig erachtet wird, wurde diese Beurteilung als zu erklärende Variable gewählt. Als erklärende Grössen wurden sämtliche Aussagen aus der vorangehend Grafik ins Modell eingefügt.  Aussagen die nicht auf der Regressionsgrafik erscheinen sind für das Urteil der breiten Bevölkerung über die Wichtigkeit von MINT-Kompetenzen für die Schweizer Wirtschaft irrelevant.

Zentrale Treiber für eine hohe Wertschätzung von MINT sind Überzeugungen, die die Alltagsrelevanz und den gesellschaftlichen Nutzen hervorheben. So stimmen Personen, die MINT-Kompetenzen als ebenso grundlegend wie Lesen und Schreiben betrachten, deutlich häufiger einer hohen Bedeutung von MINT-Kompetenzen für die Wirtschaft zu. Besonders stark wirkt auch das Argument, dass moderne Errungenschaften in Medizin, Umwelt- und Energietechnik ohne MINT-Berufe gar nicht möglich wären. Diese Befunde legen nahe, dass Fördermassnahmen insbesondere auf die Sichtbarmachung solcher positiven Bezüge setzen sollten – etwa durch Beispiele aus der Medizin, der Energiewende oder innovativer Umwelttechnik.

Demgegenüber zeigen sich auch hemmende Faktoren, die die Einschätzung der Wichtigkeit von MINT-Kompetenzen schwächen. Besonders problematisch ist die Haltung, die Wichtigkeit von MINT werde überschätzt. Wer dieser Ansicht ist, bewertet den Beitrag von MINT zur Wirtschaft deutlich geringer. Zudem wirken stereotype Vorstellungen belastend – etwa die Annahme, MINT-Berufe seien eintönig und wenig teamorientiert, oder dass es sich dabei um männerdominierte Domänen handle. Solche Haltungen tragen signifikant zu einer geringeren Wertschätzung bei.

Für die MINT-Förderung bedeutet dies, dass es entscheidend ist, Klischees aktiv zu entkräften; durch das Herausstreichen von Teamarbeit, kreativer Zusammenarbeit und die Sichtbarmachung diverser Vorbilder, die traditionelle Rollenbilder durchbrechen.

Insgesamt zeigt die Analyse, dass erfolgreiche MINT-Förderung weniger auf rein technologische Argumente allein setzen sollte, sondern vor allem auf die kommunikative Vermittlung von Relevanz, gesellschaftlichem Nutzen und Vielfalt.

Thesen

MINT wird in der Schweizer Bevölkerung, wie auch unter MINT-Entscheidungsträger:innen als zentral für Innovation, Wohlstand und die Bewältigung globaler Herausforderungen anerkannt. Doch während Entscheidungsträger:innen MINT als strategische Notwendigkeit betrachten, ist die Bevölkerung zurückhaltender. Das Ansehen von MINT-Berufen wird in der Bevölkerung gemischt bewertet.

Viele verbinden MINT mit hohen Anforderungen und komplexen Tätigkeiten.

Die folgenden Thesen fassen die zentralen Erkenntnisse des ersten Schweizer MINT-Stimmungsbarometers zusammen und zeigen, wo entscheidenden Hebel für die kommenden Jahre liegen könnten.

Unterschiedliche Wahrnehmung zwischen Bevölkerung und Entscheidsträger:innen

Entscheidungsträger:innen ordnen die Wichtigkeit von MINT-Kompetenzen und -Berufen durchweg höher und umfassender ein als die Bevölkerung. Während die Bevölkerung das Thema MINT eher auf einer kollektiven Ebene (Gesellschaft, Wirtschaft) verankert, betonen Entscheidungsträger:innen auch den persönlichen Nutzen. Kommunikationsstrategien der MINT-Förderung müssen stärker auf die Alltagsperspektive der Bevölkerung eingehen, um Relevanz und Nähe zu schaffen.

Frühe Förderung ist der Schlüssel zur langfristigen Fachkräftesicherung

Die Ergebnisse zeigen, dass Entscheidungsträger:innen die grössten Hebel in der frühzeitigen Begeisterung und Förderung von Kindern und Jugendlichen sehen. Früh gestellte Weichen – etwa durch spielerisches Lernen, praxisnahen und stereotypfreien Unterricht – stärken Kompetenzen
nachhaltig und legen den Grundstein für spätere Bildungs- und Berufsentscheidungen. Lehrpersonen aller Stufen aber auch Erziehungsberechtigte spielen entsprechend eine Schlüsselrolle in der MINT-Förderung. MINT-Förderung ist entsprechend als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen: Die breite Bevölkerung muss breiter für die Wichtigkeit von MINT-Kompetenzen sensibilisiert werden.

MINT braucht Praxisnähe, Alltagsrelevanz und Niederschwelligkeit

Kritikpunkte am Unterricht von MINT-Fächern betreffen vor allem die fehlende Verknüpfung mit Alltag und Praxis. Damit MINT nicht nur als abstraktes gesellschaftliches oder wirtschaftliches Thema wahrgenommen wird, braucht es eine stärkere Verknüpfung mit dem Alltag der Menschen. Unterricht, Weiterbildungsangebote und Kommunikationsstrategien sollten konkrete Lebensrealitäten aufgreifen, praktische Anwendungen betonen und leicht zugänglich sein. So lassen sich Begeisterung und Motivation fördern, Frustrationen und Vorurteile abbauen und die Relevanz von MINT-Kompetenzen für jede Person verdeutlichen.

Gesellschaftliches Ansehen und Kommunikation sind entscheidend

MINT-Berufe und -Kompetenzen geniessen zwar hohes Ansehen, werden von der Bevölkerung aber weniger stark betont als von Entscheidungsträger:innen. Die Bevölkerung betont Belastungen wie schwierige Ausbildung, hohe intellektuelle Anforderungen oder das Fehlen weiblicher Vorbilder stärker. MINT ist mehr als ein ökonomisches Thema, es ist Teil der gesellschaftlichen Selbstverständigung über Zukunft, Innovation und Teilhabe.

MINT-Förderung muss an der Attraktivität und am Image von MINT-Berufen arbeiten. Die Kluft zwischen gesellschaftlichem Ansehen und persönlicher Attraktivität muss gezielt adressiert werden. Um mehr Menschen zu erreichen, braucht es eine klare, positive Kommunikation über Bedeutung, Chancen und Vielfalt von MINT – gerade auch, um Stereotype (z. B. Geschlechterrollen, MINT-Arbeitsalltag) zu durchbrechen.

MINT-Förderung sollte auch kommunikativ, kulturell und sozial verankert werden – durch Medien, öffentliche Debatten und Vorbilder, die Diversität und Kreativität sichtbar machen.

Nachhaltige Förderung setzt auf Bildung statt auf kurzfristige Arbeitsmarktmassnahmen

Sowohl Bevölkerung als auch Entscheidungsträger:innen halten Nachwuchsförderung und Bildungsqualität für die wirksamsten Strategien. Quereinstiege oder Rekrutierung im Ausland werden zwar nicht ausgeschlossen, gelten aber als nachrangig. Damit zeigt sich: Eine auf Bildung und langfristige Strukturen ausgerichtete Förderung ist die zentrale Strategie für die Zukunft. Entscheidend ist eine Förderung, die auf langfristige Strukturen im Bildungssystem setzt, anstatt kurzfristige Lücken am Arbeitsmarkt zu schliessen.

Methode und Datengrundlage

Der Bevölkerungs-Teil der vorliegenden Befragung wurde vom gfs-Befragungsdienst realisiert, die Auswertung und Analyse der Daten nahm das Forschungsinstitut gfs.bern vor. Ergänzend zum Panel von gfs.bern wurde das Einwohner:innen-Register genutzt, um die spezifisch interessierenden Gruppen (Ausländer:innen, Eltern, 16.19-Jährige sowie ü75-Jährige) gut abdecken zu können. Befragt wurde im Mixed Mode-Verfahren Online und mit Papierfragebogen.

Die Befragung von Entscheidungsträger:innen erfolgte im Schneeballverfahren und rein Online. Dieser ergänzende Teil des MINT-Stimmungsbarometers genügt entsprechend nicht den Kriterien einer repräsentativen Stichprobe sondern zeichnet ein Stimmungsbild unter MINT-Entscheidungsträger:innen.

Auftraggeber: ETH Zürich

Grundgesamtheit
Bevölkerung: Einwohner:innen ab 16 Jahren
Entscheidungsträger:innen: MINT-Fachpersonen  aus Verwaltung, Bildung, Politik, Wirtschaft, Stiftungen, Verbänden

Datenerhebung
Bevölkerung: Mixed-Mode (Online und Papierfragebogen), Online Panel Polittrends
Entscheidungsträger:innen: Online

Art der Stichprobenziehung
Bevölkerung: Zufallsauswahl Online Panel Polittrends, Stichprobenrahmen für Personen- und Haushaltserhebungen SRPH vom Bundesamt für Statistik BFS
Entscheidungsträger:innen: Schneeballverfahren

Befragungszeitraum
Bevölkerung: 20.05. bis 19.07.2025
Entscheidungsträger:innen: 30.06 bis 20.07.2025

Stichprobengrösse
Bevölkerung: 1’601 (996 DE, 363 FR, 177 IT, 54 EN, 9 POR, 2 ALB)
Entscheidungsträger:innen: 219 (195 DE, 14 FR, 2 IT, 8 EN)

Stichprobenfehler
Bevölkerung: ±2.5 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Entscheidungsträger:innen: ±6.6 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit

Gewichtung
Bevölkerung: Alter/Geschlecht nach Sprachregion, Nationalität nach Sprachregion, Siedlungsart nach Sprachregion, Elternschaft, Kantonsherkunft, Bildung, Parteibindung
Entscheidungsträger:innen: keine Gewichtung