Krebsversorgung Schweiz: Versorgungsqualität weiterhin sicherstellen

Eine Krebsstrategie führt langfristig zu geringeren Kosten und unterstützt Betroffene sowie Angehörige besser.

MSD/Merck

Im Auftrag von MSD/Merck durfte gfs.bern den Krebsversorgungsmonitor 2021 durchführen.

Das Monitoring beschreibt die verschiedenen Einstellungen und Bedürfnisse rund um die Krebsversorgung in der Schweiz. Die eigenen Erfahrungen, Bedürfnisse und Ansichten von Krebs-Betroffenen oder indirekt Betroffenen werden direkt beschrieben. Zudem wird eine mögliche Krebsinitiative diskutiert.

Interesse, Informiertheit und Betroffenheit

Interesse Gesundheitspolitik

Die COVID-19-Pandemie so wie viele unterschiedliche Abstimmungen zu Gesundheitsthemen zeigen, dass Schweizer:innen sich vertieft und interessiert mit gesundheitspolitischen Themen auseinandersetzen.

Rund 25 Prozent interessieren sich sehr stark , mehr als die Hälfte eher stark und rund 20 Prozent (eher/sehr) wenig für Gesundheitspolitik.

Informiertheit zum Thema Krebsversorgung

Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich zum Thema Krebsversorgung gut informiert: 10 Prozent fühlen sich sehr und 47 Prozent eher gut informiert. 26 Prozent fühlen sich eher schlecht und 7 Prozent sehr schlecht informiert.

Betroffenheit von Krebs

Eine zentrale Frage in dieser Studie ist, ob jemand schon einmal von Krebs betroffen war oder derzeit ist. Dadurch lassen sich Aussagen von Betroffenen, Angehörigen von Betroffenen und nicht Betroffenen unterscheiden.

Insgesamt hat rund die Hälfte angegeben, dass sie eine Ihnen nahestehende Person kennen, die von einer Krebserkrankung betroffen ist oder war. Rund ein Viertel kennt (auch) eine nicht besonders nahestehende, an Krebs erkrankte Person. 8 Prozent haben selbst Erfahrung mit der Krebsversorgung gemacht.

8 Prozent waren, und 3 Prozent sind derzeit von einer Krebserkrankung betroffen.

Rund ein Drittel hat überhaupt keine Erfahrung mit der Krebsversorgung in der Schweiz gemacht.

Versorgungsqualität

Wahrgenommene Versorgungsqualität

Die wahrgenommene Versorgungsqualität von Krebspatient:innen ist ausgesprochen hoch. Dies geht einher mit der grundsätzlich sehr guten gesundheitlichen Versorgung in der Schweiz – ist aber dennoch aussergewöhnlich.

7 Prozent finden die Qualität hervorragend, 41 Prozent sehr gut und 40 Prozent eher gut. Gerade mal 4 Prozent finden sie (eher/sehr) schlecht.

Wahrnehmung Versorgungsqualität (Betroffene)

Wird die Einschätzung der Krebsversorgungsqualität nach persönlicher Betroffenheit einer Krebserkrankung aufgeschlüsselt, fällt das Lob noch deutlicher aus.

19 Prozent empfinden die Versorgung bzw. die Qualität der Versorgung  als hervorragend, 51 Prozent als sehr gut und 25 als eher gut. Nur 3 Prozent finden sie (eher/sehr) schlecht.

Zentrale Elemente der Versorgungsqualität

Die Krebsversorgungsqualität der Schweiz beinhaltet sehr viele unterschiedliche Elemente, die das sehr gute Bild der Versorgungsqualität insgesamt erläutern.

  • Am besten werden Elemente des Spitals bewertet: die ärztliche Versorgung, die Pflege und die Versorgung im Spital insgesamt werden von rund 80 Prozent als sehr/eher gut eingestuft.
  • Ebenfalls sehr gut wird die Medikamenten- und/oder Therapieversorgung eingeschätzt. 71 Prozent empfinden diese als sehr oder eher gut.
  • Auch die Informationen über die Krankheit sowie die Erörterungen zu Therapien/Diagnosen von Ärzt:innen werden von rund 65 Prozent als positiv eingestuft.

Zwar werden folgende Elemente ebenfalls mehrheitlich oder zu grossen Teilen positiv gewertet, aber es gibt auch noch Luft nach oben:

  • Rund 60 Prozent empfinden die Arbeit in der Krebsfrüherkennung und Krebsprävention als (sehr/eher) gut, wobei hier auch 12 resp. 15 Prozent angeben, dass diese eher/sehr schlecht sei.
  • Auch die Koordination der verschiedenen Stellen wird zwar von der Hälfte als sehr/eher gut bewertet, aber 12 Prozent finden sie auch eher/sehr schlecht.
  • Auch die Unterstützung von pflegenden Angehörigen hat noch Verbesserungspotential: Zwar finden rund 45 Prozent, dass die Unterstützung von pflegenden Angehörigen und der Zugang zu Information für pflegende Angehörige sehr/eher gut ist, aber 17 Prozent empfinden diese als (eher) schlecht.
  • Verfügbare Dienstleistungen ausserhalb der medizinischen Versorgung finden 45 Prozent sehr/eher gut aber 16 Prozent eher/sehr schlecht.
  • Auch die psychologische Unterstützung für Patient:innen und/oder Angehörige findet knapp weniger als die Hälfte positiv, aber auch knapp ein Viertel ungenügend.

Somit ergibt sich zwar ein insgesamt sehr positives Bild über die Elemente der Gesundheitsversorgung bei Krebs in der Schweiz, aber es bleiben auch durchaus einzelne Elemente, bei denen noch Verbesserungspotenzial besteht.

Persönlich Betroffene erzählen

Krebsdiagnose

Diejenigen, die selber von Krebs betroffen waren, und an der Befragung teilgenommen haben, wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit Krebs diagnostiziert:

  • 8 Prozent wurden vor weniger als einem Jahr diagnostiziert,
  • 30 Prozent zwischen einem und fünf Jahren,
  • 16 Prozent zwischen fünf und zehn Jahren,
  • 31 Prozent zwischen zehn und 20 Jahren und
  • 15 Prozent vor mehr als 20 Jahren.

Bei denjenigen, die jemanden mit Krebs kennen, wurden 17 Prozent vor weniger als einem Jahr mit Krebs diagnostiziert, 33 Prozent vor mehr als einem Jahr und 25 Prozent vor mehr als 5 Jahren. Lediglich 17 Prozent wurden vor mehr als zehn Jahren und 4 Prozent vor mehr als 20 Jahren diagnostiziert.

Frei von Krebs

Von denjenigen, die von Krebs betroffen sind, sind 30 Prozent noch nicht krebsfrei.

Krebsfrei hingegen sind

  • 9 Prozent der Betroffenen seit kurzem
  • 32 Prozent seit mehr als einem Jahr aber noch nicht seit zehn Jahren
  • 18 Prozent seit mehr als zehn Jahren

Von denjenigen, die jemanden kennen, die oder der an Krebs erkrankt ist, sind 36 Prozent nicht krebsfrei. 13 Prozent sind aber seit kurzem krebsfrei, 37 Prozent seit mehr als einem Jahr, aber noch nicht seit zehn Jahren und 8 Prozent seit mehr als zehn Jahren.

Rückblick auf ihre Behandlung

Die Betroffenen wurden gebeten, einen Rückblick auf ihre persönliche Behandlung zu werfen.

90 Prozent gaben an, sich in der Regel an die Behandlungsvorgaben gehalten zu haben. Ebenfalls fast 90 Prozent gaben an, dass sie genügend Informationen und Unterstützung erhielten und sie sich erneut auf denselben Behandlungsweg begeben würden.

Umstrittener waren die anderen beiden Aussagen zu ihrer persönlichen Behandlung:

  • Während 47 Prozent froh gewesen wären, wenn der Krebs früher entdeckt worden wäre, gaben 45 Prozent an, dass sie das nicht gewesen wären.
  • 36 Prozent gaben an, sie wären froh gewesen, früher Präventionsinformationen gehabt zu haben, 53 Prozent jedoch nicht.

Krebsversorgung während COVID-19

Krebsbetroffene waren von der COVID-19-Pandemie insbesondere betroffen, da die Spitäler zum Teil überlastet waren oder Behandlungen verschoben werden mussten. 45 Prozent gaben dennoch an, dass die ärztliche Versorgung jederzeit professionell war.

Aber: 11 Prozent gaben an, dass die Pandemie zu Belastungen ausserhalb der Therapie(n) geführt habe, die Betreuung erschwerte (8%), die Diagnose oder die Therapie verzögerte (6 resp. 4%) und die Therapie erschwerte (1%).

Mit anderen Worten: Während die Leistung zwar von rund der Hälfte als professionell angesehen wurde, litten Krebserkrankte doppelt unter der Pandemie.

Wichtige Akteure in der Krebsversorgung

Während einer Behandlung spielen unterschiedliche Akteure eine Rolle. Insgesamt erhalten die meisten Akteure sehr gute Noten.

  • Spezialist:innen und die nächsten Angehörigen werden von 84 Prozent als (sehr) hilfreich bewertet.
  • Die Pflege im Spital wird von 78 Prozent als hilfreich bewertet.
  • 70 Prozent fanden auch die Hausärzt:innen hilfreich.
  • Krankenkassen wurden noch von 66 Prozent als hilfreich bewertet.

Zwar nicht schädlich, aber mit weniger positiven Meinungen assoziiert wurden folgende Akteure, die vermutlich weniger häufig in Anspruch genommen wurden: Austausch mit anderen Betroffenen (47%), Schweizerische Krebsliga (34%),  Psycholog:in (31%), Pflege Zuhause (Spitex) (29%), Psychiater:in (23%), Selbsthilfeorganisationen (22%) und Patientenorganisationen (19%).

Leiden wegen der Krebserkrankung (Betroffene)

Betroffene leiden an unterschiedlichen Konsequenzen:

  • 34 Prozent leiden unter körperlichen Konsequenzen (vs. 25% nicht mehr)
  • 30 Prozent unter Konsequenzen der Lebensqualität (vs. 24% nicht mehr)
  • 24 Prozent unter psychologischen Konsequenzen (vs. 32% nicht mehr)
  • 16 Prozent unter gesellschaftlichen Konsequenzen (vs. 28% nicht mehr)
  • 17 Prozent unter finanziellen Konsequenzen (vs. 17% nicht mehr)
  • 10 Prozent unter beruflichen Konsequenzen (vs. 21% nicht mehr)

Insgesamt leiden (oder haben gelitten) mehr Personen unter körperlichen Konsequenzen, als solchen Konsequenzen, die die Lebensqualität betreffen, und unter solchen aus denen sich  gesellschaftliche, finanzielle und berufliche Folgerungen ergeben.

Leiden wegen der Krebserkrankung (Angehörige)

Mit Blick von aussen respektive von Angehörigen von Betroffenen sehen die Zahlen etwas anders aus, vermutlich auch deshalb, weil bei den Angehörigen mehr Betroffene kennen, die nicht krebsfrei sind respektive erst vor weniger langer Zeit mit Krebs diagnostiziert wurden.

  • 39 Prozent leiden unter körperlichen Konsequenzen (vs. 40% nicht mehr)
  • 39 Prozent unter psychologischen Konsequenzen (vs. 40% nicht mehr)
  • 37 Prozent unter Konsequenzen der Lebensqualität (vs. 36% nicht mehr)
  • 25 Prozent unter beruflichen Konsequenzen  (vs. 26% nicht mehr)
  • 25 Prozent unter gesellschaftlichen Konsequenzen  (vs. 36% nicht mehr)
  • 18 Prozent unter finanziellen Konsequenzen (vs. 39% nicht mehr)

Obwohl sich die Reihenfolgen leicht unterscheiden, haben auch hier deutlich mehr Personen unter den oberen drei Konsequenzen gelitten als unter den unteren drei.

Erkenntnisse (mit/nach) einer Krebserkrankung

Nach oder während einer Krebserkrankung lernen Betroffene, was es bedeutet mit oder nach Krebs zu leben.

Einig sind sich die meisten hinsichtlich ihres sozialen Lebens mit ihren Nächsten:

  • Sie sind sich einig, dass das Verhältnis zu geliebten Menschen unverändert bleibt (82% Prozent Zustimmung).

Leicht umstritten (ca. 70% Zustimmung vs. ca. 20-30% Ablehnung) sind folgende Aussagen:

  • das Sexualleben wie gewohnt weiterführen
  • zum alten Leben zurückkehren
  • einen Job behalten oder finden (nur 9% Ablehnung)
  • dass das Leben nach einer Krebserkrankung neustartet
  • Der Charakter ändert sich dauerhaft (sogar 33% Ablehnung).
  • Menschen leiden psychisch nach einer Krebserkrankung.

Umstrittener sind folgende Aussagen (25-50 Prozent Zustimmung vs. 39-56 Prozent Ablehnung):

  • Unsere Gesellschaft ist gut für die Zeit nach einer Krebserkrankung vorbereitet.
  • Während einer Krebsbehandlung ist es einfacher, mit Krebs zu leben als nach der Behandlung.
  • Nach Krebs sind die Kosten sogar höher als während Krebs.
  • Nach einer Krebsbehandlung fühlen sich viele Menschen im Stich gelassen.

 

Krebsstrategie

Kenntnis Krebsstrategie

Von der bisherigen Krebsstrategie haben 17 Prozent etwas gehört. 74 Prozent haben davon noch nichts gehört.

Bewertung Abschaffung Krebsstrategie

Nachdem allen erklärt wurde, was die Krebsstrategie ist, wurden sie gefragt, ob sie mit dem Auslaufen der Krebsstrategie einverstanden sind. 60 Prozent sind eher oder gar nicht damit einverstanden. Gerade mal 19 Prozent sind damit einverstanden.

Teilnahme bei der Krebsinitiative

Wie schon erwähnt, ist das Interesse an gesundheitspolitischen Themen aktuell sehr hoch. Dementsprechend würden 72 Prozent bestimmt teilnehmen.

Im Weiteren wird auf diese 72 Prozent fokussiert, da diese am wahrscheinlichsten teilnehmen würden.

Zustimmung zur Krebsinitiative

Von denjenigen, die bestimmt an der Abstimmung teilnehmen würden, würden auch 42 Prozent bestimmt und 42 Prozent eher Ja stimmen. Lediglich 6 Prozent würden (eher/bestimmt) Nein stimmen.

Dabei weisen folgende Eigenschaften darauf hin, dass diese Personen eher Ja stimmen würden.

  • weniger Gebildete
  • Frauen
  • gesundheitspolitisch stark Interessierte
  • polit-ideologisch „links“ ausgerichtete Personen
  • persönlich Betroffene
  • (jedoch keine sprachregionalen Unterschiede)

Akteure im Vergleich

Im gesundheitspolitischen Geschehen gibt es verschiedene Akteure, die eine Rolle in der Krebsversorgung spielen:

  • Spitalärzt:innen wird die wichtigste Rolle zugesprochen (92%).
  • Fast gleich wichtig (ca. 87%) sind Universitätsspitäler, die Schweizerische Krebsliga, Hausärzt:innen und regionale Spitäler.
  • Mit rund 70 Prozent spielen Krankenkassen, Spitex-Dienste, das BAG, der schweizerische Pflegeverband und kantonale Gesundheitsämter eine weniger wichtige Rolle.
  • Den geringsten Beitrag (ca. 30-50%) in den Augen der Befragten steuern die Schweizerische Patientenorganisation SPO, die Stiftung für Konsumentenschutz und das Konsumentenforum kf bei.

Pro-Argumente

Die fünf genannten Pro-Argumente kommen alle sehr gut bei den Befragten an:

  • 92 Prozent finden, dass mit einer Krebsinitiative langfristig Geld gespart werden kann.
  • 92 Prozent finden, dass es mehr Früherkennung braucht,
  • 90 Prozent, dass es mehr Prävention braucht,
  • 86 Prozent, dass es mehr Koordination der Akteure braucht und
  • 80 Prozent, dass es mehr Betreuung von Krebs-Betroffenen braucht.

Contra-Argumente

Bei den Contra-Argumenten gibt es nur zwei, die umstritten sind und gegen eine Krebsinitiative sprechen würden:

  1. Krebs soll keine Sonderstellung in der Verfassung erhalten (68% Zustimmung vs. 24% Ablehnung).
  2. Jede von Krebs betroffene Person sei unterschiedlich. Eine Regelung über das Gesetz würde dem nicht gerecht. (49% Zustimmung vs. 41% Ablehnung)

Die anderen drei Contra-Argumente finden deutliche Ablehnung (69-79% Ablehnung):

  • Private Angebote gäbe es genug, der Staat müsse nicht eingreifen.
  • Mehr Prävention, Früherkennung und Betreuung kosten mehr, als dass sie nützen werden.
  • Kosten im Gesundheitswesen müssen gesenkt werden, deshalb kann man sich so ein Angebot nicht leisten.

Regression

Schliesslich wurde mittels multivariater Regressionen berechnet, welche Argumente am stärksten für ein Ja oder Nein bei einer Krebsinitiative sprechen.

Für ein Ja bei einer Krebsinitiative spricht, wer diesen Aussagen zustimmt:

  1. Es braucht mehr Betreuung von Krebs-Betroffenen.
  2. Es braucht mehr Prävention gegen Krebs.
  3. Die Prävention und Früherkennung beim Krebs lohnt sich, weil es damit langfristig günstiger wird für die Gesellschaft.

Ebenfalls wirft jemand ein Ja in die Urne, wenn er oder sie diese Aussagen ablehnt:

  1. Es gibt bereits umfassende private Angebote für Betroffene, der Staat muss nicht aktiv werden.
  2. Jede von Krebs betroffene Person hat sehr individuelle Probleme, denen man mit einem Gesetz nicht gerecht werden würde.
  3. Das Gesundheitswesen kostet heute schon zu viel, weshalb man sich diese Initiative nicht leisten könne.

Regression (nur Betroffene)

Dieselbe multivariate Regression, aber nur für Betroffene, zeigt, welche Pro- und Kontra-Argumente bei ihnen am stärksten für ein Ja sprechen.

Für ein Ja bei einer Krebsinitiative spricht, wer mit diesen Aussagen einverstanden ist:

  1. Die Prävention und Früherkennung beim Krebs lohnt sich, weil es damit langfristig günstiger wird für die Gesellschaft.
  2. Es braucht mehr Betreuung von Krebs-Betroffenen.

Ebenfalls wirft jemand ein Ja in die Urne, wenn er oder sie mit diesen Aussagen nicht einverstanden ist:

  1. Mehr Prävention, Früherkennung und Betreuung kosten mehr, als dass sie nützen werden.
  2. Es gibt bereits umfassende private Angebote für Betroffene, der Staat muss nicht aktiv werden.
  3. Es braucht mehr Früherkennung von Krebs.

Synthese

Krebsversorgung auf hohem Niveau

Das Interesse an Gesundheitspolitik in der Schweiz ist sehr hoch, weshalb ein besonderes Augenmerk auf dem Gesundheitssystem liegt. Das Schweizer Gesundheitssystem wird oftmals als äusserst gut betrachtet. Dementsprechend wird auch die Qualität der Krebsversorgung in der Schweiz hervorragend bewertet. Vor allem die Versorgung im Spital und die Medikamenten- und Therapie-Versorgung werden als besonders gut eingestuft. Sogar während der COVID-19-Pandemie gab fast die Hälfte an, dass ihre Versorgung stets professionell durchgeführt wurde.

Teilweise Lücken bei der gesamtheitlichen Krebsversorgung

Trotz hoher Zufriedenheit mit der Versorgung insgesamt gibt es teilweise Kritik bei der Prävention, Früherkennung und bei der Koordination.

Versorgungsqualität aus Sicht der Krebs-Betroffenen

Krebs-Betroffene geben an, dass sie sich grundsätzlich an die Behandlungsvorgaben gehalten haben, genügend Information und Unterstützung erhalten haben, sowie wieder bzw. erneut den gleichen Behandlungsweg gehen würden. Während der COVID-19-Pandemie war bei der Hälfte die ärztliche Versorgung jederzeit professionell, aber es gab Verzögerungen und Erschwerungen bei Therapie und Diagnose. Krebspatienten traf die Pandemie also in besonderem Mass — trotz des hervorragenden Gesundheitssystems der Schweiz.

Leiden von Krebs-Betroffenen

Die angegebenen Leiden beziehen sich vor allem auf die körperlichen Konsequenzen, Konsequenzen auf die Lebensqualität und die psychologischen Konsequenzen. Angehörige von Betroffenen identifizieren dieselben Leiden in fast gleicher Reihenfolge, aber deutlich stärker ausgeprägt als Betroffene selbst.

Rolle der pflegenden Angehörigen

Nächste Angehörige sind für Krebs-Betroffene von grösster Bedeutung. Die psychologische Unterstützung von Angehörigen und die Pflege durch Angehörige müssten in einer Krebsstrategie eine zentrale Rolle einnehmen.

Schweiz schlecht vorbereitet für Zeit nach Krebs

Krebs-Betroffene sind sich einig, dass ihr Verhältnis zu geliebten Menschen mit oder nach Krebs unverändert bleibt. Umstritten unter Betroffenen ist aber, ob die Schweizer Gesellschaft gut für die Zeit nach einer Krebserkrankung vorbereitet ist. Dementsprechend gibt es Handlungsbedarf auf gesamtgesellschaftlicher Ebene für die Zeit nach der Krebserkrankung in der Schweiz.

Krebsstrategie mit hohem Zuspruch

Die vorgestellte Krebsstrategie stösst auf positives Echo: 72 Prozent der Befragten würden bestimmt teilnehmen, 84 Prozent davon würden bestimmt oder eher Ja stimmen. Zuspruch kommt vergleichsweise häufig von Frauen, gesundheitspolitisch stark Interessierten, polit-ideologisch links ausgerichteten Personen sowie persönlich Betroffenen.

Pro: Gewinn auf lange Sicht, Kontra: nicht in die Verfassung

Alle Pro-Argumente – hinsichtlich mehr Prävention, Koordination und Betreuung von Krebs Betroffener – stiessen fast unisono auf Anklang. Vor allem aber ist positiv, dass mit einer Krebsinitiative auf lange Sicht Geld gespart werden kann. Das Contra-Argument, das auch eine mehrheitliche Zustimmung erhält, betrifft das Einfügen der Krebsinitiative in die Verfassung. Krebs soll keine Sonderstellung innerhalb der schwerwiegenden Krankheiten erhalten. Ebenfalls leichte Zustimmung erhält das Argument, dass jede von Krebs betroffene Person unterschiedlich sei, weshalb ein Gesetz wenig bringen würde.

Auftraggeber: MSD/Merck

Grundgesamtheit: Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz ab 18 Jahren, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind

Befragungsgebiet: ganze Schweiz

Datenerhebung: telefonisch, computergestützt (CATI, RDD Festnetz) und Online

Art der Stichprobenziehung: Stichprobenplan nach Gabler/Häder für RDD/Dual Frame

Stichprobengrösse: Total Befragte N = 1’510 (DCH: 1’061, FCH: 372, ICH: 77)

Fehlerbereich: ± 2.5 Prozentpunkte bei 50/50 (und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit)

Gewichtung: nach Alter/Geschlecht, nach Sprache, Siedlungsart, Bildung und Teilnahme

Befragungszeitraum: 18. November bis 15. Dezember 2021 (mittlerer Befragungstag: Mittelwert: 30. November 2021, Median 01. Dezember 2021)

Mittlere Befragungsdauer: Mittelwert 30.2 min, Median 29.8 min, Standardabweichung 10.0 min