Sicherheit braucht beide Seiten - aber bei Nutzer:innen hapert es

Dank Vertrauen in Sicherheit und Datenschutz der Bank wenig Sorgen, jedoch gibt es Lücken bei den eigenen Massnahmen

Alpian und Proton

Alpian und Proton verfolgen das Ziel, das Bewusstsein für sichere Kommunikation im Finanzsektor zu schärfen. Dafür haben sie eine Befragung bei gfs.bern in Auftrag gegeben, die der Fragestellung nach Privatsphäre, Kommunikation und Massnahmen nachgegangen ist.

Dafür wurde 1’005 Einwohner:innen der Schweiz vom 19. Februar bis 3. März 2025 im hauseigenen Online-Panel «Polittrends» befragt. Weitere methodische Details finden sich in der Methodenbox am Ende des Cockpits.

Privatsphäre

Die Schweizer Wohnbevölkerung ist ihrer persönlichen Meinung nach grundsätzlich gut in ihrer Privatsphäre geschützt. 56 Prozent geben an, dass ihre Privatsphäre eher gut geschützt ist, 8 Prozent sagen sogar «sehr gut». 29 Prozent geben an, dass ihre Privatsphäre eher schlecht geschützt sei. 5 Prozent finden den Schutz der Privatsphäre sogar sehr schlecht.

Dabei gibt es auffällige Unterschiede im Vergleich der Sprachregionen: In der Romandie gilt die Privatsphäre als signifikant schlechter geschützt als in der Deutschschweiz und der Svizzera Italiana.

Auch wenn die Privatsphäre der grossen Mehrheit insgesamt eher oder sehr gut geschützt wird, gibt es drei Bereiche, in denen die Bevölkerung grosse Risiken erkennt:

  • 85 Prozent schätzen ein, dass sie im digitalen Raum generell sehr oder eher grossen Risiken bezüglich ihrer Privatsphäre ausgesetzt sind. Insbesondere Jüngere und Personen aus der Romandie sorgen sich mehr als Ältere respektive Personen aus der Deutschschweiz und der Svizzera Italiana.
  • 83 Prozent geben an, dass insbesondere bei sozialen Medien ihre Privatsphäre grossen Risiken ausgesetzt ist.
  • 74 Prozent schätzen auch ein, dass beim Online-Einkauf sehr oder eher grosse Risiken vorhanden sind.

In anderen Bereichen rechnen die dazu Befragten mit deutlich geringeren Risiken. Klare Mehrheiten sehen nur geringe Risiken in den Bereichen Gesundheitswesen (65% «sehr/eher kleine Risiken»), Vermögensverhältnisse (71%), Bund, Kantone und Gemeinde (73%) oder im Bankenwesen (75%).

Im Bankenwesen, wo eher geringe Risiken wahrgenommen werden, haben diejenigen befragten Personen grössere Sorgen, die generell skeptisch bezüglich des Datenschutzes ihrer Bank sind respektive ihre eigene IT-Infrastruktur als wenig sicher bezeichnen. Ebenfalls haben Personen mit geringem Einkommen mehr Sorgen bezüglich des Datenschutzes in der Finanzkommunikation mit ihrer Bank als Personen in der Mittelschicht oder der Oberschicht.

Privatsphäre in der Finanzkommunikation

Die Kommunikation mit der eigenen Bank ist mittlerweile grossmehrheitlich digital. Rund drei Viertel kommunizieren mehrheitlich oder fast nur digital mit der eigenen Bank. Für fast die Hälfte der Bevölkerung ist die Kommunikation mit der eigenen Bank fast nur digital. Für einen weiteren Viertel ist die Kommunikation oft digital, aber manchmal auch analog. Und für nochmals 8 Prozent ist sie oft analog, aber manchmal auch digital. Für 9 Prozent ist die Kommunikation fast nur analog und 7 Prozent kommuniziert eigentlich nie mit der eigenen Bank.

Obwohl die digitale Kommunikation dominiert, zeigen sich ein paar signifikante Unterschiede in Subgruppen: Fast nur oder mehrheitlich digital kommunizieren eher Jüngere, Personen in der Romandie (im Vergleich zur Deutschschweiz und Svizzera Italiana) und Männer (im Vergleich zu Frauen). Zudem zeigt sich, dass eher Mittel- und Oberschicht digital mit der Bank kommunizieren.

Die Entscheidung zur digitalen Kommunikation hängt aber interessanterweise nicht mit der Einschätzung des eigenen Schutzes der IT-Infrastruktur zusammen.

Wer aber digital mit der Bank kommuniziert, hat auch eher Vertrauen in den Datenschutz der Finanzkommunikation der eigenen Bank. Im Gegensatz dazu stehen diejenigen Befragten, die nicht mehrheitlich digital mit der Bank kommunizieren.

Dass die Sicherheitsmassnahmen für die Kommunikation vor allem eine Aufgabe der eigenen Bank ist, zeigt sich auch bei der Frage nach der Wichtigkeit der Sicherheitsmassnahmen bei der Kommunikation über Finanzangelegenheiten: Für fast alle sind Sicherheitsmassnahmen zentral.

Für 70 Prozent sind diese Sicherheitsmassnahmen sehr wichtig. Für 26 Prozent sind sie eher wichtig. Gerade einmal 3 Prozent finden sie eher oder sehr unwichtig. Somit ist klar, dass der Stellenwert von Sicherheitsmassnahmen für die Kommunikation über Finanzangelegenheiten sehr wichtig ist.

Gleichzeitig geniesst die eigene Bank der Befragten auch hohes Vertrauen in die Sicherheit der Finanzkommunikation. 30 Prozent haben sehr hohes Vertrauen, 61 Prozent eher hohes Vertrauen. Lediglich 8 Prozent haben eher wenig (7%) oder überhaupt kein Vertrauen (1%) in die Sicherheitsmassnahmen bezogen auf die Finanzkommunikation der eigenen Bank.

Insbesondere in der Romandie (im Vergleich zu den anderen Sprachregionen) ist das Vertrauen geringer.

Ebenfalls haben Personen mit geringem Vertrauen in die eigene IT-Infrastruktur auch geringeres Vertrauen in die IT-Infrastruktur ihrer Bank.

Dieses Vertrauen zeichnet sich auch bei der Zustimmung zur Aussage «Meine persönlichen und finanziellen Daten sind bei der Kommunikation mit meiner Bank vollkommen sicher.» wider.

Die grosse Mehrheit stimmt dieser Aussage zu (84%, «eher»: 68%, «sehr»: 16%). Nur eine Minderheit kann dieser Aussage nicht zustimmen (11%, «eher nicht»: 10%, «überhaupt nicht»: 1%).

Einkommensschwache sowie Personen mit einer schwachen eigenen IT-Infrastruktur stimmen der Aussage seltener zu als Personen mit mittlerem/hohem Einkommen oder mit starker IT-Infrastruktur.

Sorgen in der Kommunikation mit der Bank

Dank des grossen Vertrauens in die Finanzkommunikation der eigenen Bank sind die Sorgen über den Datenschutz und die Sicherheit der Kommunikation mit der eigenen Bank nicht besonders gross.

Rund jede vierte Person (24%) ist eher besorgt. 5 Prozent sind sehr besorgt. 12 Prozent sind überhaupt nicht besorgt, und die Mehrheit von 58 Prozent ist kaum besorgt.

Auffällig ist auch bei dieser Frage, dass sich Personen in der Romandie (im Vergleich zu den anderen Sprachregionen) mehr Sorgen machen. Ebenfalls machen sich Frauen eher Sorgen als Männer. Schliesslich machen sich auch diejenigen Personen mehr Sorgen, die den Sicherheitsmassnahmen der Bank weniger vertrauen und deren eigene IT-Infrastruktur weniger sicher ist.

Wenn nachgehakt wird, in welchen Bereichen die Personen sich am ehesten Sorgen machen, dann sind das insgesamt vor allem grosse Transaktionen oder Geldüberweisungen. In diesem Bereich machen sich 31 Prozent eher oder sehr grosse Datenschutz-Sorgen. Ähnlich grosse Sorgen machen sie sich über Kontostände und Transaktionen (26%), bei Steuererklärungen oder rechtlichen Finanzdokumenten (23%) sowie in der digitalen Kommunikation mit der Bankberatung (23%). Die geringsten Sorgen macht sich die Bevölkerung bei der Anlageberatung/dem Portfoliomanagement (18%), bei Gesprächsprotokollen (18%) oder bei Darlehens- oder Hypothekenanträgen (16%).

Erklärung der Sorgen um digitale Kommunikation der Bank

Mit einer multivariaten Regressionsanalyse wurde ermittelt, welche Zusammenhänge zwischen der Sorge um die digitale Kommunikation (z.B. Datenschutz/Sicherheitsmassnahmen) mit anderen abgefragten Eigenschaften bestehen. Dabei gibt es verschiedene signifikante Zusammenhänge (d.h., die Linie wird nicht berührt in der Visualisierung).

Folgende Elemente gehen mit erhöhter Besorgnis um die digitale Kommunikation mit der Bank einher:

  • Je grösser die persönliche Sorge um den Datenschutz im Bankenwesen ist, desto eher sorgt er/sie sich auch um die Kommunikation mit der Bank.
  • Je grösser die persönliche Sorge um den Datenschutz um die Vermögensverhältnisse ist, desto grösser ist auch die Finanzkommunikations-Sorge.
  • Und je grösser die persönliche Sorge um den Datenschutz im digitalen Raum im Ganzen ist, desto grösser ist auch die Sorge um die digitale Kommunikation mit der Bank.
  • Des Weiteren zeigt sich, dass auch Personen in der Suisse Romandie und Svizzera Italiana grössere Sorgen um die Finanzkommunikation mit der Bank haben als Personen in der Deutschschweiz.
  • Und je älter jemand ist, desto grösser ist die Sorge um die Finanzkommunikation mit der Bank.

Was hingegen die Sorgen verringert:

  • Je besser der eigene Schutzstatuts der eigenen IT-Infrastruktur ist, desto geringer ist die Sorge um den Datenschutz in der Finanzkommunikation mit der eigenen Bank.

Zusammengefasst sind diejenigen besorgter, die sich unsicher im Datenschutz mit dem Bankenwesen, den Vermögensverhältnissen und dem digitalen Raum fühlen. Tendenziell sind dies auch Personen in der Romandie und Svizzera Italiana sowie Ältere. Wer hingegen den eigenen IT-Schutz als gut einstuft, macht sich auch bei heikler Finanzkommunikation mit der Bank weniger Sorgen.

Eigene Sicherheitsmassnahmen

Das grundsätzliche Vertrauen in Banken und deren Sicherheitsmassnahmen ist grundsätzlich gross. Entsprechend sind digitale Banken eine logische Konsequenz der Digitalisierung – auch in der Schweiz. Diese Banken sind aber noch nicht besonders bekannt.

Yuh und Neon kennen rund 16 Prozent. Rund 25 Prozent haben schon einmal davon gehört. Radicant und Alpian kennen 3 Prozent, und rund 7 Prozent haben schon einmal davon gehört.

Alpian ist signifikant bekannter bei Männern (14%) als bei Frauen (5%).

Während digitale Banken auf Datensicherheitsmassnahmen spezialisiert sind und sozusagen diese Seite der gesicherten Bankenkommunikation abdecken, müssen aber auch die Kund:innen der Bank ihre Daten sicher aufbewahren.

Zum Beispiel: Rund zwei Drittel der Bevölkerung speichern keine Finanzdaten in der Cloud (z.B. Kontoauszüge, Steuerunterlagen, Investitionsunterlagen). 28 Prozent geben aber an, dass sie das tun. 7 Prozent sind sich diesbezüglich nicht sicher.

Das spricht grundsätzlich für ein gewisses Verständnis von Sicherheitsmassnahmen mit Finanzunterlagen.

Für die sichere Kommunikation kann jede Person auch eigene Schutzmassnahmen treffen. Insgesamt gehen 71 Prozent der Personen davon aus, dass sie einen sehr oder eher guten eigenen Schutzstatus für ihre eigene IT-Infrastruktur haben. Jede vierte dazu befragte Person denkt jedoch, dass sie einen eher oder sehr schlechten Schutzstatus hat. 3 Prozent haben sich noch keine Gedanken dazu gemacht.

Auffällig ist, dass jüngere Personen häufiger angeben, einen schlechteren eigenen Schutzstatus zu haben als Ältere. Dies geht auch damit einher, dass sie grundsätzlich davon ausgehen, einen schlechten Schutz ihrer Privatsphäre zu haben. Tendenziell sind das auch Personen, die ein geringes Einkommen haben.

Die am meisten verbreiteten Schutzmassnahmen sind die Zwei-Faktor-Authentifizierung (81%), die regelmässigen Software- und System-Updates (71%) und der Besitz eines aktuellen Virenschutzes (62%). Nur von Minderheiten benutzt bzw. angewendet werden sehr komplexe Passwörter (37%), Verschlüsselung in der Kommunikation (31%), sichere E-Maildienste (26%), VPN-Dienste (18%) oder weitere Sicherheitsmassnahmen (9%).

Für die allermeisten ist datenschutzfreundliche Kommunikation kein Novum. Nur gerade 13 Prozent geben an, dass sie noch nie eine solche Art der Kommunikation genutzt haben. 42 Prozent haben bereits einmal Ende-zu-Ende-verschlüsselte E-Mail-Dienste verwendet. Weiter haben 39 Prozent geschützten Mailverkehr im Online-Banking, 35 Prozent verschlüsselte Messenger-Dienste, 31 Prozent VPN-basierte Kommunikation und 15 Prozent andere verschlüsselte digitale Kommunikationsmittel verwendet.

Obwohl nur eine Minderheit diese Arten der sicheren Kommunikation schon einmal genutzt hat, geben 45 Prozent an, dass es ihnen zu wenig bewusst ist, dass diese Art der Kommunikation auch für die Finanzkommunikation mit der eigenen Bank zu nutzen wäre. Für 22 Prozent ist die Hürde, dass diese Kommunikationsart zu kompliziert wäre. Für 18 Prozent ist die Schwierigkeit, dass sie nur die bestehenden Anbieter verwenden. Für 5 Prozent ist diese Art der Kommunikation zu teuer. 15 Prozent lösen das Problem jedoch, indem sie nicht digital über ihre Finanzen kommunizieren. Nur 1 Prozent gibt an, dass sie als dazu befragte Personen keine Hindernisse für Datenschutzinstrumente für die Finanzkommunikation sehen.

Synthese

Privatsphäre im Digitalen schlecht, aber nicht bei Banken

Insgesamt geht die Schweizer Wohnbevölkerung davon aus, dass ihre Privatsphäre gut geschützt ist. Wenn sie Risiken wahrnimmt, dann vor allem im digitalen Raum, z.B. bei sozialen Medien oder beim Online-Einkauf. Grundsätzlich besteht diese Risikenwahrnehmung aber weniger im Bankenwesen oder bei den Vermögensverhältnissen.

Sicherheit der digitalen Finanzkommunikation zentral

Insbesondere weil drei Viertel der Bevölkerung grossmehrheitlich digital mit der Bank kommunizieren, sind Datenschutz und Privatsphäre für die Bevölkerung in diesem Sektor zentral. Gleichzeitig haben fast alle eher grosses Vertrauen in die Sicherheit und den Datenschutz der Bank.

Sorgen in der Romandie und bei den Einkommensschwachen

Generell ist nur rund ein Drittel der Bevölkerung besorgt, wenn es um finanz-kommunikative Angelegenheiten mit der Bank geht. Dies betrifft insbesondere Personen in der Romandie sowie einkommensschwächere Personen.

Sorgenfreier dank eigenen IT-Schutzmassnahmen

Diejenigen, die sich unsicher in Bezug auf den Datenschutz im Digitalen, im Bankenwesen und bei den Vermögensverhältnissen fühlen, sorgen sich auch in der Finanzkommunikation vor Datenmissbrauch. Wer den eigenen IT-Schutzstatus als gut einschätzt, macht sich weniger Datenschutzsorgen – sogar bei heikler Finanzkommunikation mit der Bank.

Eigene Sicherheitsmassnahmen mit Schwachstellen

2-Faktor-Authentifizierung, Virenschutz und Updates sowie datenschutzfreundliche Kommunikationsmittel sind mehrheitlich in Gebrauch. Für diejenigen, die diese sicheren Kommunikationsmittel nicht brauchen, fehlt es vor allem an einem: Sie wünschen sich ein grösseres Bewusstsein für diese Anliegen.

Sicherheitslücken beginnen beim Passwort

Zwar sind Zwei-Faktor-Authentifizierung und Virenschutz verbreitet, aber viele verzichten auf grundlegende Massnahmen wie komplexe Passwörter oder sichere Maildienste – ein Risiko im digitalen Alltag, aber insbesondere bei heikler Finanzkommunikation.

Methodenbox

Auftraggeber: Alpian und Proton

Grundgesamtheit: Einwohner:innen ab 16 Jahren

Befragungsgebiet: gesamte Schweiz

Herkunft der Adressen: Hauseigenes Onlinepanel „Polittrends“

Datenerhebung: Online Befragung

Stichprobengrösse: Total Befragte N = 1’005, n DCH = 714, n FCH = 249, n ICH = 42

Art der Stichprobenziehung: Quotierte Zufallsstichprobe aus Panelregister

Befragungszeitraum: 19. Februar – 3. März 2025

Stichprobenfehler: ±3.1 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit

Quotenmerkmale: Alter/Geschlecht/Sprache interlocked

Gewichtung: Alter und Geschlecht nach Sprache, Sprache, Bildung, Siedlungsart nach Sprache, Kanton