Feuerwerksinitiative:
Balanceakt zwischen Tradition, Umwelt und Freiheit

Planungsstudie Feuerwerksinitiative

Im Auftrag vom Verein Feuerwerksinitiative

Im Auftrag des Vereins Feuerwerkinitiative hat das gfs.bern in Erfahrung gebracht, wie die Stimmbevölkerung über Feuerwerk im Allgemeinen und die Feuerwerksinitiative im Spezifischen denkt. Hierfür wurde eine repräsentative Studie durchgeführt. Befragt wurden 1'003 Schweizer Stimmberechtigte im Zeitraum vom 29. Oktober bis 7. November 2024. Weitere methodische Details sind am Ende dieses Cockpits aufgeführt.

Die Volksinitiative «Für eine Einschränkung von Feuerwerk» zielt darauf ab, Menschen, Tiere und die Umwelt besser vor den Lärmbelastungen und Emissionen von Feuerwerkskörpern zu schützen. Sie strebt ein Einschränkung des Verkaufs und der Nutzung lauter Feuerwerkskörper durch Privatpersonen in der gesamten Schweiz an. Die Initiative kam mit insgesamt 137’193 gültigen Unterschriften zu Stande. Die ablehnende Botschaft des Bundesrates liegt vor, die Behandlung durch das Parlament ist im Gange. Sofern das Parlament auf einen Gegenvorschlag verzichtet, kommt die Initiative voraussichtlich 2026 zur Abstimmung.

Ausgangslage

Grundhaltungen zu Feuerwerk in der Schweiz

Feuerwerk ist in der Schweiz grundsätzlich beliebt. Eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung schaut sich gerne Feuerwerk an (71%). Wenig fasziniert von Feuerwerk sind rund 30 Prozent.

Und noch weniger kaufen aktiv selbst Feuerwerkskörper ein. Lediglich 13 Prozent schaffen sich mindestens einmal im Jahr Feuerwerk an. Die allermeisten verzichten grösstenteils auf Feuerwerkskörper und kaufen sie selten bis nie ein (87%).

Unter den 28 Prozent, die mindestens «selten» Feuerwerk kaufen, sind lautlose Feuerwerkskörper am beliebtesten. Sehr laute, knallende Feuerwerkskörper werden von rund einem Viertel gekauft. Die Art des gekauften Feuerwerkskörpers korreliert dabei mit der Freude am Feuerwerk selbst: Es kaufen primär jene Personen, laute, knallende Feuerwerkskörper, die auch sehr gerne Feuerwerk anschauen.

Feuerwerk ist in der Schweiz stark mit Traditionen verknüpft und wird insbesondere an Feiertagen wie dem Nationalfeiertag und Silvester geschätzt. Eine Mehrheit von 71 Prozent der Stimmbevölkerung sieht das Zünden von Feuerwerk als traditionellen Bestandteil dieser Feste. Rund drei Viertel der Befragten betrachten aber Feuer und Glockengeläute als bedeutendere Elemente der Feierlichkeiten. Das gemeinschaftliche Erlebnis mit Freunden und Familie steht beim Feuerwerk etwas weniger im Vordergrund, ist aber auch für eine Mehrheit gegeben (53%).

Eine grosse Mehrheit befürwortet, Feuerwerk auf den 1. August und Silvester zu beschränken (71%) oder auf offizielle Veranstaltungen (70%). Ein vollständiges Verkaufsverbot an Private wird von etwas weniger Befragten, aber dennoch von einer deutlichen Mehrheit unterstützt (62%).

Die Bevölkerung nimmt negative Auswirkungen von Feuerwerkskörpern sichtbar wahr, was auf einen gewissen Problemdruck hindeutet: 72 Prozent sind der Meinung, dass wenige von Feuerwerken profitieren, während viele – insbesondere Menschen, Tiere und die Umwelt – darunter leiden. Nur 22 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Tiere und die Natur keinen Schaden erleiden. Zwei Drittel der Befragten betrachten Feuerwerk als unnötige Lärmquelle. Die Einschätzung zu gesundheitlichen Risiken wie Hörschäden oder Verletzungen ist gespalten.

Dieser Problemdruck zeigt, dass der Umweltschutz und der Schutz der Tierwelt als ernstzunehmende Anliegen in der Stimmbevölkerung verankert sind. Die Bereitschaft, moderate Alternativen wie Licht- oder Drohnenshows zu akzeptieren, die von 63 Prozent als genauso schön und feierlich empfunden werden, bestätigt dies. Nur 26 Prozent der Bevölkerung halten daran fest, dass ein Feuerwerk unbedingt knallen muss, was darauf hinweist, dass eine signifikante Mehrheit offen für leisere, umweltfreundlichere Alternativen ist.

Wahrnehmung Feuerwerksinitiative

Die Feuerwerksinitiative geniesst in dieser frühen Phase bereits relativ grosse Bekanntheit. Fast die Hälfte der befragten Schweizer Stimmberechtigten hat bereits etwas von der Initiative gehört, gelesen oder gesehen. Die Bekanntheit einer Initiative steigt bekanntlich mit näher kommendem Abstimmungstermin.

Vorläufige Teilnahme- und Stimmabsichten

44 Prozent geben aktuell an, sie würden bei einer Abstimmung zur Feuerwerksinitiative bestimmt teilnehmen. Damit ist die Teilnahme in einer sehr frühen Phase nur leicht unter der durchschnittlichen Stimmbeteiligung, wie wir sie sonst erst am Abstimmungstag selber beobachten.

Die Feuerwerksinitiative trifft in der Ausgangslage auf eine positive Grundstimmung: 68 Prozent der bestimmt Teilnehmenden würden aktuell für die Initiative stimmen. 28 Prozent würden sie ablehnen. Das ist für Initiativen an sich typisch, denn in einer frühen Phase der Meinungsbildung steht eher das angesprochene Problem (Lärmbelastung durch Feuerwerk) als die konkret vorgeschlagene Lösung (Einschränkung) im Vordergrund.

Volksinitiativen beinhalten in der Regel einen Sachverhalt, der in der Öffentlichkeit bereits behandelt worden ist. Ohne substanzielles Problembewusstsein ist es schwierig, im vorgeschriebenen Zeitrahmen genügend Unterschriften für das Zustandekommen einer Initiative zu sammeln. Das heisst indes nicht, dass die von einer Initiative vorgeschlagene Problemlösung im gleichen Masse bekannt sein muss, ausser dies wird allein durch ihren Titel klar. Entsprechend muss bei der Meinungsbildung zwischen dem Problem und seiner spezifischen Behebung durch die Initiative unterschieden werden. Wir postulieren im Rahmen unseres Dispostionsansatzes generell, dass das Problembewusstsein erfolgreicher Initiativen prädisponiert ist, nicht aber die Lösungspräferenz, da sich diese erst im Verlaufe eines Meinungsbildungsprozesses auf die Entscheidungsabsichten auswirkt.

Die Ausgangslage einer Volksinitiative, wie wir sie hier beschreiben, wird durch das Mass des Problembewusstseins in der Öffentlichkeit bestimmt. Je problematischer eine Situation eingeschätzt wird, desto eher findet sich vor einer Kampagne eine Zustimmungsbereitschaft zur entsprechenden Initiative. Je weniger dringlich ein Problem beurteilt wird, desto eher liegt eine offene, allenfalls sogar negativ vorbestimmte Ausgangslage vor. Die generelle Hypothese zur Meinungsbildung bei Initiativen besagt, dass der Nein-Anteil mit der Dauer des Abstimmungskampfes zunimmt, während der Ja-Anteil abnimmt.

Unterstützung erhält die Initiative besonders aus linken Kreisen. Bestimmt teilnehmende Stimmberechtigte mit Sympathien für die Grünen, die SP und die GLP sowie auch Parteiungebundene stimmen für die Vorlage. Darüber hinaus sprechen sich aktuell Mehrheiten der Mitte- und SVP-Wählenden für die Initiative aus, wenn auch weniger deutlich. Lediglich bei FDP-affinen ist eine Mehrheit dagegen. Ein rechtskonservatives Votum für die Initiative ist zentral für deren Abstimmungserfolg. Eine Stimmfreigabe oder gar eine – aus unserer Sicht weniger wahrscheinliche – Ja-Parole von Seiten der SVP wäre ein sehr wichtiges Gegengewicht zum Freiheitsargument (siehe Kapitel Argumente).

Deutlich unterschiedlich hohe Stimmabsichten weisen Männer und Frauen auf. Zwar spricht sich durchaus eine Mehrheit der bestimmt teilnehmenden Männer für die Feuerwerksinitiative aus, bei Frauen liegt der Anteil jedoch weitaus höher. Das ist wenig überraschend, da Frauen in der Regel häufiger Vorlagen mit umweltbezogenem Fokus zustimmen.

Zudem tendieren bestimmt Teilnehmende mit mittlerem bis hohem Haushaltseinkommen und Bildung sowie auch Jüngere und Ältere verstärkt dazu, die Vorlage zu unterstützen.

Regional betrachtet, stimmt die deutsch- und italienischsprachige Schweiz vermehrt für die Feuerwerksinitiative, als dies in der Westschweiz der Fall ist. Städtische und ländliche Gebiete befürworten die Vorlage leicht öfters als die intermediären Gebiete. Wobei der Anteil an Stimmberechtigten, die bestimmt für die Feuerwerksinitiative sind, in ländlichen Gebieten am tiefsten ausfällt.

Bemerkenswert ist, dass Haustierbesitzer:innen und jene, die keine Haustiere besitzen, ein ähnliches Stimmverhalten aufweisen.

Der erwartete Abstimmungsausgang unterscheidet sich von den geäusserten Stimmabsichten. Eine Mehrheit (52%) erwartet, dass die Vorlage an der Urne, Stand heute, verworfen würde. Im Mittel schätzen die Stimmberechtigten den Ja-Anteil auf 46.4 Prozent. Das passt zum Bild, dass lediglich rund jede zehnte Initiative in einer Abstimmung obsiegt.

Spontan und offen danach gefragt, kristallisieren sich vier Hauptgründe heraus, weshalb Stimmberechtigte für die Feuerwerksinitiative sind: Lärmbelastung, Belastung für Tier und Mensch sowie Umwelt und Klima-/Naturschutz.

Mit rund einem Viertel geben die meisten Stimmberechtigten spontan danach gefragt an, die Lärmbelastung sei ausschlaggebend für ihre befürwortende Haltung. Weitere zehn Prozent führen Feuerwerk als Verursacher von Luftverschmutzung respektive Feinstaubbelastung auf und sechs Prozent weisen auf den Abfall sowie Verunreinigungen hin.

Für jede fünfte Person liegt der bejahende Stimmentscheid im Schaden für respektive in Gedanken an die Umwelt oder den Klima- und Naturschutz begründet. Weitere 12 Prozent nennen den Umweltschutz als auschlaggebend.

Aber nicht nur die Umwelt liegt den Befürworter:innen am Herzen sondern auch Mensch und Tier: 16 Prozent erachten Feuerwerk als Stress respektive Belastung für Tiere und für drei Prozent steht die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen im Zentrum.

Ansonsten zeigt sich in den offen genannten Gründen der fehlende Sinn, welcher dem Feuerwerk von den befürwortenden Stimmberechtigten zugeschrieben wird. 16 Prozent sehen Feuerwerk als unnötig und nutzlos an und würden deshalb für die Vorlage stimmen. Weitere 5 Prozent sind der Meinung, es entstünden unnötige Kosten oder es sei Geldverschwendung.

Zudem nennen 12 Prozent der Befürwortenden die Gefahren, welche mit dem Feuerwerk verbunden sind als Grund für die Feuerwerksinitiative und sechs Prozent finden die Einschränkungen sinnvoll. Den Wunsch eines Verbotes von privatem Feuerwerk respektive einschränkenden Gesetzen äussern acht Prozent als Hauptgrund für ihre positive Stimmabsicht zur Feuerwerksinitiative.

Auf der gegnerischen Seite sind drei Gründe massgebend für ablehnende Haltungen: Die generelle Infragestellung der Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung, die Betonung von Feierlichkeiten und Tradition sowie die Einschränkung der persönlichen Freiheit.

Am häufigsten wurde die Begründung angegeben, dass ein Gesetz zu übertrieben sei respektive es kein Gesetz brauche (21%). Dazu kommen weiter 14 Prozent, die ihren negativen Stimmentscheid mit der allgemeinen Einstellung begründen, sie seien generell gegen Verbote und neun Prozent finden, die Feuerwerksinitiative ginge schlichtweg zu weit.

Ganz grundsätzlich zählt jede fünfte Person der tendenziell Nein-Stimmenden das Feuerwerk zur Schweizerischen Tradition oder sieht es als Feierlichkeit an und würde deshalb gegen die Initiative Stimmen. Es wird aber auch als Begründung aufgeführt, dass man Freude am Feuerwerk hat (6%).

Ansonsten sehen jene, die die Initiative ablehnen würden, die Freiheit eingeschränkt (15%) oder sind der Meinung, Feuerwerk liege in der Eigenverantwortung (5%).

Argumente

Die Argumente für die Feuerwerkinitiative sind in der Stimmbevölkerung breit abgestützt: Neun von Zehn erhalten mehrheitlich Zustimmung. Am meisten Zuspruch erfährt der Umstand, dass aktuell je nach Kanton unterschiedliche Regelungen herrschen und durch eine nationale Regelung Klarheit geschaffen würde (83%).

Aber auch der Schutz von Tieren und der Umwelt spielen ein wichtige Rolle. So stimmen deutliche Mehrheiten den Aussagen zu, dass Nutztiere (80%) und Haustiere (79%) vor Feuerwerk geschützt werden müssen, Feuerwerk für Wildtiere eine unzumutbare Belastung darstelle (72%) und eine Einschränkung aus Umweltschutzgründen notwendig sei (69%).

Dass Menschen unter dem vom Feuerwerk verursachten Lärm leiden, erachten 60 Prozent als zutreffend. Klar nicht mehrheitsfähig ist das Argument, die Schweizer Wirtschaft würde von einer Einschränkung von Feuerwerk profitieren, da die Menschen die Schweiz nicht mehr verlassen und Touristen gerade deshalb in die Schweiz kommen würden (27%). Es sind sich aber über ein Fünftel der Befragten unsicher, was sie von dieser Aussage halten sollen.

Die Contra-Argumente sind weniger breit abgestützt. Mehrheitsfähig ist einzig, dass die Schweiz wichtigere Probleme habe als Feuerwerk (76%). Gespalten sind die Stimmberechtigten im Bereich Gesetzgebung. 47 Prozent sind der Ansicht, die Regelungen zu Feuerwerk gehören nicht in die Schweizer Verfassung. Demgegenüber stehen deren 45 Prozent. Zudem ist jeweils eine Minderheit der Meinung, dass es in der Schweiz nicht noch mehr Verbote brauche (42%) oder ein Verbot von privatem Feuerwerk nicht nötig sei, da Kantone und Gemeinden bereits heute Einschränkungen oder Bewilligungspflichten aussprechen können (26%). Dies weist auf eine leicht positiv geprägte Haltung der Stimmbevölkerung gegenüber Gesetzten und Verbote im Falle von Feuerwerk hin, was eher aussergewöhnlich ist.

Ähnliches gilt für die Einschränkungen der Freiheit aufgrund der Feuerwerksinitiative. Jeweils circa 30 Prozent sehen das Verbot lärmintensiver Feuerwerke durch Private als unverhältnismässigen Eingriff oder erachten die Lärm- und Feinstaubemissionen als zu gering, um Einschränkungen einzuführen. Schliesslich ist auch lediglich eine Minderheit der Meinung, die Einschränkungen von Feuerwerk schadet der Schweizer Wirtschaft (18%).

Methodische Details

Auftraggeber: Verein Feuerwerksinitiative
Grundgesamtheit: Stimmberechtigte der Schweiz
Datenerhebung: Online-Panel polittrends.ch
Art der Stichprobenziehung: Quotierte Stichprobe aus Online-Panel von gfs.bern
Befragungszeitraum: von 29. Oktober bis 7. November 2024
Stichprobengrösse: Total Befragte CH N = 1’003; n DCH = 701, n FCH= 241, n ICH = 61
Stichprobenfehler: ±3.2 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
Gewichtung: Alter, Geschlecht nach Sprache, Siedlungsart, Bildung, Partei, Recall