eHealth-Barometer 2020: Behörden als Bergführer in die Höhen der Digitalisierung gefordert

Rasch eigene Erfahrungen mit dem EPD sammeln wichtig, um Unsicherheiten abzubauen

InfoSocietyDays

Seit 2009 wird im Rahmen der InfoSocietyDays das eHealth Barometer erhoben und erstellt. Befragt werden sowohl Gesundheitsfachpersonen als auch die Wohnbevölkerung. Dabei wird dem aktuellen Stand und der Entwicklung von eHealth in der Schweiz auf den Grund gegangen.

Mit der Verabschiedung des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier (EPDG) im Juni 2015, hat das Parlament einen legislativen Meilenstein in der Implementierung von eHealth in der Schweiz gesetzt. Seit April 2017 ist das Bundesgesetz über das EPD in Kraft, wodurch Spitäler ab 2020 als erste verpflichtet sind, das EPD einzuführen. Pflegeheime und Geburtshäuser sind ab April 2022 zur Einführung des EPDs verpflichtet. Aktuell befinden sich die (Stamm-) Gemeinschaften, die künftigen Anbieter des EPDs, im Aufbau. Das EPD wird im Verlauf des Jahres 2020 schrittweise eingeführt. Die Einführung des EPDs ist komplex und bedingt die Zusammenarbeit zahlreicher Akteure im Gesundheitswesen.

In vielerlei Hinsicht stellt das EPD die Speerspitze der eHealth-Bestrebungen in der Schweiz dar. Dieses Thema wird darum im eHealth- Barometer mit besonderem Fokus behandelt. Die Studie orientiert sich an der „Strategie eHealth Schweiz“ und am Monitoring der Europäischen Kommission zum Thema eHealth (OECD-Fragen). Das Swiss eHealth-Barometer wird von den folgenden Partnern mitgetragen:

Hauptpartner: Bundesamt für Gesundheit (BAG), FMH

Co-Studienpartner: CURAVIVA Schweiz, pharmaSuisse, eHealth Suisse, Spitex Schweiz, Careum Stiftung, Ärztekasse, Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen, Gesundheitsförderung Schweiz, Interessensgemeinschaft eHealth.

Details zur Stichprobe und Methode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

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Digitalisierung generell

Die Digitalisierung prägt das Schweizer Gesundheitswesen auf verschiedenen Ebenen. Die Wandlung von analog auf digital geht dabei eher sukzessive vonstatten, während in anderen Lebensbereichen die Wandlung schneller voranschreitet. Dies hat verschiedene Ursachen, z.B. die Sensitivität des Gesundheitsbereiches, Hürden der Digitalisierung in der Medizin oder auch das föderale System der Schweiz.

Die Nutzung des Internets für Gesundheitsinformationen ist jedoch bereits weitläufig verbreitet und wird dieses Jahr wieder von sämtlichen Gesundheitsfachpersonen mehrheitlich eher als Chance bzw. als grosse Chance für die Gesundheit der Bevölkerung erachtet.

Am häufigsten tun dies, wie in den Jahren zuvor, die Spitäler mit 78 Prozent. 2020 sind es jedoch leicht weniger als noch letztes Jahr (-7%-Punkte). Alle anderen Gesundheitsfachpersonen stimmen dem mindestens gleich stark oder noch stärker als im Vorjahr zu. Dies trifft auch auf die Praxisärzteschaft zu, die letztes Jahr noch nicht mehrheitlich der Ansicht war, dass das Internet für Gesundheitsinformationen eine Chance für Bürgerinnen und Bürger und deren Gesundheit sei (+8%-Punkte).

Ein grosses Thema in der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist das Thema Datenschutz, da der Umgang mit Patientendaten besondere Vorsicht voraussetzt. Das Vertrauen, dass der Datenschutz von Stellen, die mit Patienten-, Klienten- und Bewohnerdaten arbeiten, eingehalten wird,

ist bei der Spitalärzteschaft (58%), den Apothekerinnen und Apothekern (60%), den Alters- und Pflegeheimen (53%) und bei der Spitalpflege (66%) mehrheitlich vorhanden. Die Praxisärzteschaft (42%) und Spitex (50%) sind hingegen nicht mehrheitlich davon überzeugt.

Das Jahr 2015, in dem das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) verabschiedet wurde, stellt einen Meilenstein in Sachen eHealth in der Schweiz dar. Dies zeigt sich besonders ausgeprägt bei den Spitälern.

Die Anzahl Spitäler, die eine eHealth-Strategie oder –Bestrebungen haben, hat sich seit letztem Jahr quasi konstant gehalten (81%, -1%-Punkt). Ähnlich verhält es sich bei der Spitalpflege, die im selben Umfeld tätig ist und diese Änderung hautnah miterlebt.

Hier gab es ebenso kaum eine Veränderung (72%, -1%-Punkt).

Ein leichter Aufwärtstrend lässt sich hingegen bei den übrigen Gesundheitsfachpersonengruppen feststellen: Seit 2016 sind die Anteile insbesondere bei den Alters- und Pflegeheimen (+13%-Punkte), aber auch bei der Spitex (+7%-Punkte) und den Apothekerinnen und Apothekern (+3%-Punkte) mit eHealth-Strategie angestiegen.

Elektronische Dokumentation

Die elektronische Dokumentation setzt sich vermehrt durch und verdrängt allmählich die analogen Methoden in der Dokumentation von Gesundheitsdaten. Während im Vorjahr noch die Spitäler und Apothekerinnen und Apotheker am häufigsten ein elektronisches System zur Speicherung und Verwaltung von Daten aufwiesen, sind es dieses Jahr die Spitex und die Spitalärzteschaft (beide jeweils 91%).

Bei beiden Gruppen lässt sich ein seit 2014 ansteigender Trend erkennen. Ein negativer Langzeit-Trend ist einzig bei den Apothekerinnen und Apothekern ersichtlich. Seit 2014 hat der Anteil an Apotheken mit einem elektronischen System zur Speicherung und Verwaltung von Daten um 11 Prozentpunkte abgenommen.

Softwareeinsatz in Gesundheitseinrichtungen

Elektronische Systeme zur Speicherung und Verwaltung von Patienten-, Bewohner- und Klientendaten bieten verschiedene Funktionen an. Gut zu erkennen ist, dass seit 2014 das Angebot an Funktionen in den (elektronischen) Systemen bei sämtlichen Gesundheitsfachpersonengruppen- und einrichtungen zugenommen hat.

Die Systeme der Praxisärzteschaft, Spitalärzteschaft und Spitäler bieten dabei am häufigsten Warnungen und Hinweise auf Medikamenten-Interaktionen oder

Kontraindikationen an (Praxisärzteschaft 56%, Spitalärzteschaft 72% und Spitäler 69%).

Bei den Alters- und Pflegeheimen sind es Funktionen zur Überprüfung von Medikamentendaten von einer Ärztin oder einem Arzt (50%). Systeme in der Spitex haben am häufigsten strukturierte Auftragssets (43%), jene der Spitalpflege geben am häufigsten Patienteninformationen an (72%).

Der elektronische Impfausweis gewinnt seit 2016 immer stärkeren Zuspruch bei den Gesundheitsfachpersonen- und einrichtungen. Insbesondere die Apothekerinnen und Apotheker (85%), Spitäler und Spitalärzteschaft (beide jeweils 75%) empfehlen ihn ihren Patientinnen und Patienten weiter.

Auch die Praxisärzteschaft, die dem elektronischen Impfausweis bis 2018 eher noch skeptisch gegenüberstand, empfiehlt ihn 2020 weiterhin mehrheitlich (54%). Dies ist bei der Spitex und der Spitalpflege nicht der Fall (38% bzw. 47%).

Austausch elektronischer Daten

Ein wichtiger Aspekt bei elektronischen Systemen ist neben den Funktionen, wie bspw. das Anzeigen von Warnungen von Medikamenten-Interaktionen, auch die Austauschmöglichkeit der abgelegten Daten mit weiteren Gesundheitsfachpersonen und Gesundheitseinrichtungen.

Seit 2014 ist der elektronische Austausch unterschiedlicher medizinischer Daten bei den meisten Gesundheitsfachpersonen angestiegen.

Dennoch gibt es noch keine Gruppe, die sämtliche Daten austauschen kann. Zu den Gesundheitseinrichtungen, deren Systeme am häufigsten einen elektronischen Datenaustausch ermöglichen, gehören 2020 die Spitäler und Spitex sowie die Praxisärzteschaft. Bei den Apothekerinnen und Apothekern sowie bei den Alters- und Pflegeheimen ist der Austausch noch auf tieferem Niveau, doch lässt sich insbesondere bei letzterer Gruppe im Vergleich zu 2019 ein etwas grösserer Anstieg verzeichnen.

Mittels einer international vergleichbaren Fragebatterie der OECD wurde der Stand der internen und externen Vernetzung innerhalb der befragten Gesundheitsfachpersonengruppen erhoben.  Die interne Vernetzung bezieht sich dabei auf die Möglichkeit der Aufzeichnung und des Austauschs von Patientendaten innerhalb der eigenen Organisation. Die externe Vernetzung zeigt dementsprechend auf, inwiefern Patientendaten Akteuren ausserhalb der eigenen Institution zugänglich gemacht werden können. Beide Vernetzungsarten haben in den letzten Jahren zugenommen. Beim internen Vernetzungsindex hat seit dem letzten Jahr keine stärkere Vernetzung stattgefunden, wenn man alle Befragten gemeinsam betrachtet, sondern eher das Gegenteil (von 45 auf 40). Beim externen Vernetzungsindex hat sich der steigende Trend seit letztem Jahr nicht fortgesetzt (von 20 auf 19).

In der Regel können weiterhin nur etwa ein Fünftel der Daten mit anderen Gesundheitsakteuren ausgetauscht werden. Vergleicht man die beiden Vernetzungsarten, so wird auf den ersten Blick ersichtlich, dass insbesondere die interne Vernetzung bei den meisten Gesundheitsfachpersonen und -einrichtungen vergleichsweise weit fortgeschritten ist, während die externe Vernetzung deutlich tiefer liegt. In beiden Indizes sind die Spitäler zuoberst anzutreffen, dicht gefolgt von den beiden spitalinternen Gruppen Spitalärzteschaft und Spitalpflege. Hier wird die Vorreiterrolle der Spitäler in der digitalen Vernetzung im Schweizer Gesundheitswesen deutlich. Weil die Prozesse der Apotheken eher auf die Medikationsdaten abzielen und weniger auf andere Datenarten, sind ihre Werte immer noch deutlich tiefer als jene der weiteren Gesundheitsfachpersonengruppen.

Für die Indizes wird jeder einzelnen befragten Person ein Wert zugeordnet. Für jede Art von klinischen Daten, die intern aufgezeichnet werden bzw. intern ausgetauscht werden, erhält die Person einen Punkt. Diese Punkte werden summiert und durch die Anzahl an abgefragten klinischen Daten (also das mögliche Maximum) dividiert.  Aus allen Personen einer Gruppe wird dann der Mittelwert berechnet. Analog dazu wird der externe Vernetzungsindex gebildet.

Die Kanäle, die eingesetzt werden, um Informationen für die Behandlung von Patientinnen und Patienten auszutauschen, belaufen sich bei sämtlichen Gruppen überwiegend auf einen elektronischen Datenaustausch per Mail oder Messengerdienste wie Whatsapp.

An zweiter Stelle wird das Telefon für einen solchen Austausch genutzt. Das Fax-Gerät ist zwischen Praxisärztinnen und –ärzten und den Apothekerinnen und Apothekern ein im Vergleich zu den anderen Gruppen besonders häufig genutztes Instrument, um sich für eine Behandlung auszutauschen (73%).

Elektronisches Patientendossier

Das EPD wird im Verlauf des Jahres 2020 schrittweise eingeführt. Ab April 2020 soll es schrittweise in Schweizer Spitälern angeboten werden, ab 2022 muss es in Alters- und Pflegeheimen bereitgestellt werden.

Obwohl das elektronische Patientendossier ab diesem Jahr in den Spitälern angeboten werden soll, haben sich noch nicht sämtliche Spitäler einer Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft angeschlossen. Momentan sind es 83 Prozent der Spitäler, die Teil einer solchen Gemeinschaft sind. Die Alters- und Pflegeheime sind noch etwas weniger weit; hier haben 22 Prozent bereits Anschluss an eine (Stamm-)Gemeinschaft. Die Spitalpflege sagt, dass sie zu 41 Prozent an eine (Stamm-)Gemeinschaft angeschlossen ist. Die Spitex (24%), Apothekerinnen und Apotheker (16%), Praxisärzteschaft (9%) und Spitalärzteschaft (4%) haben deutlich tiefere Werte.

Während in den Spitälern die Fragen zum Anschluss relativ weitgehend geklärt sind, gibt es bei den restlichen Gesundheitsfachpersonengruppen noch grössere Anteile von Fachpersonen, die auf die Frage zum Anschluss „weiss noch nicht“ angegeben haben.

Die tiefen Werte bei der Spitalpflege und v.a. bei der Spitalärzteschaft könnten darauf zurückzuführen sein, dass die Spitäler die internen Schulungen zum EPD noch nicht durchgeführt haben und ihre Mitarbeitenden deshalb noch nicht über den aktuellsten Stand des Anschlusses an eine Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft informiert worden sind. Darauf weist auch der hohe Anteil von 44% der Spitalärzteschaft hin, der die Frage mit „weiss noch nicht/keine Antwort“ beantwortet hat.

Ein Faktor, der sich bei der Spitex auf den Anschlusswert niederschlägt, ist, dass sich teilweise die Spitex-Kantonalverbände einer (Stamm-)Gemeinschaft angeschlossen haben. Diese Kantonalverbände wurden aber im Rahmen dieser Studie nicht befragt.

 

Wie im Jahr zuvor werden die für das elektronische Patientendossier sprechenden Argumente bei allen Gesundheitsfachpersonen und -einrichtungen hoch gewichtet. Insbesondere das Argument zur Verfügbarkeit wichtiger Informationen im Notfall geniesst bei der Praxisärzteschaft (83% „stimme eher/voll zu), Spitalärzteschaft (93%), Apothekerinnen und Apothekern (94%), Alters- und Pflegeheimen (88%) und bei der Spitex (92%) am meisten Zustimmung.

Bei den Spitälern erhält das selbstständige Anlegen von Informationen am meisten Zuspruch (83%), während die Spitalpflege dem Argument, dass die Patienten durch das elektronische Patientendossier alle Behandlungsinformationen haben, am stärksten zustimmt (85%). Bei den Kantonen sind es zwei Argumente, die die höchste Unterstützung erhalten haben:

Zu jeweils 95 Prozent unterstützen die Kantone die Argumente, dass unnötige Abklärungen durch das elektronische Patientendossier eingespart und dass dadurch Behandlungsfehler vermieden werden können.

Die Möglichkeit einer stärkeren Involvierung der Patientinnen und Patienten in das Handling der eigenen Gesundheitsdaten durch das eigenhändige Anlegen von Informationen stösst ausser bei der Praxisärzteschaft und insbesondere bei den Spitälern bei allen Gesundheitsfachpersonengruppen auf mehrheitliche Zustimmung.

Bei sämtlichen Gesundheitsfachpersonengruppen ausser bei der Praxisärzteschaft werden die befürwortenden Argumente am stärksten unterstützt, während die kritischen Argumente am wenigsten Zustimmung erhalten.

Gesundheitskompetenz

Der Umgang mit digitalen Daten und Informationen bedingt einerseits vonseiten der Gesundheitsfachpersonen, andererseits auch vonseiten der Patientinnen und Patienten spezifische Kompetenzen. Die verschiedenen Gesundheitsfachpersonengruppen schätzen die Qualifikation ihrer Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner und Klientinnen und Klienten, um

über den Zugriff durch Gesundheitsfachpersonen auf ihre Daten zu entscheiden, unterschiedlich hoch, dennoch durchgehend mehrheitlich schlecht ein. Besonders deutlich ist dies bei den Alters- und Pflegeheimen, was an dieser Stelle wahrscheinlich auf die durchschnittlich ältere und analogere Zielgruppe zurückzuführen ist. Am höchsten, mit 36 Prozent, schätzen die Spitäler die Kompetenzen ihrer Patientinnen und Patienten ein.

Erste Leseweise

Digitalisierung des Gesundheitswesens stockt – noch immer

Die elektronische Speicherung und Verwaltung von Patientendaten setzt sich vermehrt durch und verdrängt allmählich die analogen Methoden zur Dokumentation von Gesundheitsdaten. So hat sich beispielsweise der Anteil der Praxisärztinnen und Praxisärzte, welche die Krankengeschichte ihrer Patientinnen und Patienten elektronisch führen, kontinuierlich erhöht. In anderen Bereichen hingegen stockt die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen. Dies wird dieses Jahr besonders bei der Vernetzung der Gesundheitsfachpersonen deutlich: Die internen und externen Vernetzungsindizes haben sich 2020 kaum verändert und insbesondere die externe Vernetzung bleibt immer noch auf tiefem Niveau bestehen. Die Nachfrage der Patientinnen und Patienten nach Zugriff auf und Austausch von elektronischen Gesundheitsdaten wird nicht bedient. Hier besteht eine Lücke, die potenziell durch Digitalisierungsbestrebungen, wie dem elektronischen Patientendossier, geschlossen werden könnte.

Elektronisches Patientendossier: Stand der Spitäler und Pflegeheime 2020

Im Verlauf des Jahres 2020 wird das elektronische Patientendossier schrittweise in Spitälern eingeführt. 2022 soll es in den Pflegeheimen eingeführt werden. Die gesetzliche Verpflichtung hat insbesondere bei den Spitälern, die das elektronische Patientendossier stark unterstützen und sich zudem in vielen Bereichen digital weiterentwickelt haben, den Anschluss an eine (Stamm-)Gemeinschaft gefördert. Dennoch haben noch nicht sämtliche Spitäler zurückgemeldet, sich einer (Stamm-)Gemeinschaft angeschlossen zu haben. Bei den Pflegeheimen ist diese Entwicklung noch weniger deutlich erkennbar, verstärkte Vernetzungsbemühungen sind aber ebenfalls vorhanden.

Spitäler bezüglich Daten als Wegbereiter für weitere Gesundheitsfachpersonen

Spitäler müssen als erste Leistungserbringer das elektronische Patientendossier anbieten und sind in diesem Kontext seit Jahren Vorreiter in der Digitalisierung des schweizerischen Gesundheitswesens. Die Spitäler ermöglichen den stationären Fachkräften von ihren Daten zu profitieren. Durch steigende Vernetzung sollte sich dieser Sachverhalt allmählich auch auf die weiteren Gesundheitsfachpersonengruppen ausserhalb der stationären Behandlungen ausweiten.

Ärzteschaft

Die Ärzteschaft öffnet sich allmählich den Digitalisierungs-Bestrebungen rund um eHealth und ist wieder der Auffassung, dass die Digitalisierung eine Chance für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Der Anteil an Ärztinnen und Ärzten, die elektronische Krankengeschichten nutzen, ist stark gestiegen. In gewissen Segmenten der Digitalisierung gibt es für die Ärzteschaft noch Potenzial, insbesondere auch in Anbetracht des elektronischen Patientendossiers. Teile der Ärzteschaft sehen noch nicht den Nutzen des elektronischen Patientendossiers für die eigene Tätigkeit. Dieser muss gegeben und klar kommuniziert sein, damit diese das elektronische Patientendossier künftig anbieten.

Spitäler

Die Spitäler haben ihre Rolle als Vorreiter in der Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens weiterhin inne. Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier stiess in der Vergangenheit verschiedene Prozesse an, die den Spitälern seit einigen Jahren an die Spitze der Gesundheitsfachpersonen in Sachen eHealth verhalfen, wie bspw. in der elektronischen Ausführung von Funktionen und in der Vernetzung innerhalb und ausserhalb der eigenen Organisation. Weitere Schritte wären nun, dies nicht nur auf andere spitalnahe Gesundheitsfachpersonen zu übertragen, sondern auch auf Fachpersonen ausserhalb des Spitalumfelds auszuweiten.

Apotheker/-innen

Apotheken sind in einigen Bereichen der Digitalisierung führend, wie bei der Empfehlung des elektronischen Impfausweises, doch kommen sie andernorts nur langsam vorwärts, was bei den Vernetzungsindizes ersichtlich ist. Das Bedürfnis der Apotheken nach Austausch von Medikamentendaten mit anderen Gesundheitsfachpersonen und Patientinnen und Patienten ist weiterhin gross.

Alters- und Pflegeheime

Seit der Einführung des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier zeichnen sich diesjährig langsam erste Bestrebungen in Richtung Digitalisierung und Vernetzung ab, was an einem leichten Anstieg bei den Vernetzungsindizes sowohl intern als auch extern ersichtlich ist. Ein weiterer Anstieg ist bei den eHealth-Strategien zu verzeichnen. Gegenüber dem elektronischen Patientendossier herrscht eine positive Einstellung vor, die sich in der mehrheitlichen Unterstützung von befürwortenden Argumenten wiederspiegelt.

Nonprofit-Spitex

In diesem Jahr ist die Vernetzung der Spitex intern und extern gewachsen. Der Austausch über eine Behandlung findet verglichen mit den anderen Fachpersonen bei der Spitex am häufigsten elektronisch statt. Auch bei der Existenz von elektronischen Systemen zur Speicherung sind die Spitex-Organisationen weit oben anzutreffen. In Sachen elektronisches Patientendossier weisen die Nonprofit-Spitex-Organisationen eine der höchsten Bereitschaften auf, sich einer Stammgemeinschaft anzuschliessen und würden dafür auch den durchschnittlich höchsten Betrag zahlen.

Spitalpflege

Die Pflegedienste der Spitäler profitieren auch dieses Jahr in gewissen Bereichen vom spitalnahen Umfeld: Neben den Spitälern haben sie am häufigsten eine eHealth-Strategie oder sind an eine Stammgemeinschaft für das elektronische Patientendossier angeschlossen. Bei der elektronischen Dokumentation sowie der internen und externen Vernetzung lassen sich leichte Rückgänge verzeichnen. Neben dem elektronischen Austausch für eine Behandlung via bspw. Mails und Messenger ist das Telefon immer noch wichtiger Bestandteil der Kommunikation.

Kantone

Die angestrebte Organisation der Gesundheitsfachpersonen in (Stamm-)Gemeinschaften erfolgt zum grossen Teil auf kantonaler und regionaler Ebene. Die Kantone sehen ihre Rolle bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers neben der Rolle als Koordinator und Organisator zunehmend auch als Finanzierer beim Aufbau von Stammgemeinschaften.

Methodische Details

Auftraggeber: InfoSocietyDays

Grundgesamtheit: Ärztinnen/Ärzte, IT-Verantwortliche in Spitälern, Apothekerinnen/Apotheker, Alters- und Pflegeheime, eHealth-Verantwortliche in Kantonen, Mitglieder von Spitex Schweiz, Pflegefachpersonen

Befragungsgebiet: ganze Schweiz (dreisprachig)

Herkunft der Adressen: Ärztinnen/Ärzte: FMH, Spitäler: InfoSocietyDays, Apothekerinnen/Apotheker: pharmaSuisse, Alters- und Pflegeheime: CURAVIVA, Kantone: eHealth Suisse (Kontakt direkt durch eHealth Suisse), Spitex: Spitex Verband Schweiz, Spitalpflege: Stiftung Careum

Datenerhebung: online, Ärzte zusätzlich Print

Art der Stichprobenziehung: at random bzw. Vollerhebung

Befragungszeitraum: 18. November 2019 bis 05. Januar 2020 (mittlerer Befragungstag: 02. Dezember 2019)

Stichprobengrösse: Ärzte: 766 (Praxisärzte: 607, Spitalärzte: 121, Spital- und Praxisärzte: 38), Spitäler: 64, Apotheker: 1054, Alters- und Pflegeheime: 413, Kantone: 21, Nonprofit-Spitex: 112, Spitalpflege: 32

Gewichtung: keine