Langsame Entwicklung trifft auf wachsendes Interesse

EPD als Chance für eine bessere Vernetzung

InfoSocietyDays

Seit 2009 wird im Rahmen der InfoSocietyDays das eHealth Barometer erhoben und erstellt. Befragt werden sowohl Gesundheitsfachpersonen, als auch die Wohnbevölkerung. Dabei wird dem aktuellen Stand und der Entwicklung von eHealth in der Schweiz auf den Grund gegangen.

Mit der Verabschiedung des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier (EPD) im Juni 2015, hat das Parlament nun einen legislativen Meilenstein in der Implementierung von eHealth in der Schweiz gesetzt. Seit April 2017 ist das Bundesgesetz über das EPD in Kraft, wodurch Spitäler ab 2020 als erste verpflichtet sind, das EPD einzuführen. Pflegeheime und Geburtshäuser sind ab April 2022 zur Einführung des EPD verpflichtet. Aktuell befinden sich die (Stamm-) Gemeinschaften, die künftigen Anbieter des EPDs, im Aufbau. Bund und Kantone gehen davon aus, dass das EPD ab Frühjahr 2020 in allen Regionen der Schweiz verfügbar sein wird. Die Einführung des EPD ist komplex und bedingt die Zusammenarbeit zahlreicher Akteure im Gesundheitswesen.

In vielerlei Hinsicht stellt das EPD die Speerspitze der eHealth-Bestrebungen in der Schweiz dar. Dieses Thema wird darum im Monitor mit besonderem Fokus behandelt. Die Studie orientiert sich an der „Strategie eHealth Schweiz“ und an Grundlagenabklärungen der Europäischen Kommission zum Monitoring von eHealth. Das Swiss eHealth Barometer wird von den folgenden Partnern mitgetragen:

Hauptpartner: Bundesamt für Gesundheit (BAG), FMH

Co-Studienpartner: CURAVIVA Schweiz, pharmaSuisse, eHealth Suisse, Spitex Schweiz, Careum Stiftung,  Ärztekasse, Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, Gesundheitsdepartements des Kantons St. Gallen,  Interessensgemeinschaft eHealth.

Details zur Stichprobe und Methode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

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Digitalisierung generell

Die Digitalisierung schreitet in vielen Bereichen des Lebens voran und prägt diese unwiderruflich neu. Dies geschieht so auch im Schweizer Gesundheitswesen, allerdings verläuft die Umstellung von analog auf digital hier teilweise etwas langsamer als in anderen Lebensbereichen. Das hat auch damit zu tun, dass es sich um einen sensitiven Bereich handelt, der mindestens teilweise durch Behörden reguliert ist.

Ähnlich wie die Wohnbevölkerung sehen insbesondere die Spitäler mit über 80 Prozent das Internet zunehmend eher als Chance bzw. als grosse Chance, um es für Gesundheitsinformationen zu nutzen. Seit dem Vorjahr hat sich die positive Beurteilung der Spitäler sogar um weitere ca. 10 Prozentpunkte erhöht.

Alle anderen Gesundheitsfachpersonen beurteilen dies auch mehrheitlich positiv. Ihre Beurteilung ist seit 2016 erstmals wieder ansteigend und somit auf ähnlichem Niveau wie beim ersten Messzeitpunkt von 2014. Die am wenigsten überzeugten Gesundheitsfachpersonen, welche die Nutzung des Internets für Gesundheitsinformationen knapp nicht mehrheitlich als Chance für Bürgerinnen und Bürger für die Handhabe von Gesundheitsinformationen sehen, ist die Praxisärzteschaft mit knapp unter 50 Prozent.

Das Jahr 2015 stellt einen Meilenstein in Sachen eHealth in der Schweiz dar, was sich besonders ausgeprägt bei den Spitälern zeigt. Diese haben, so wie es scheint, die zukünftige Einführung des EPD zum Anlass genommen, um sich mit eHealth im grösseren Ganzen zu befassen. Dies wird besonders bei der Frage, ob ihre Organisation über eine eHealth-Strategie verfügt, ersichtlich, was die befragten eHealth-Verantwortlichen in Spitälern zu über 80 Prozent bejahen. Dies rührt hauptsächlich daher, dass die Spitäler und Pflegeheime als erste Gesundheitsfachpersonengruppen verpflichtet sind, das EPD ab 2020 bzw. ab 2022 anzubieten. Dieser Wert ist allerdings 2019 etwas tiefer als noch 2018.

Die ebenfalls im Spitalumfeld tätigen und erstmalig befragten Pflegeleitungen in den Spitälern, weisen mit über 70 Prozent desgleichen einen besonders hohen Anteil an eHealth-Strategien in ihrer Organisation auf. Die restlichen Gesundheitsfachpersonen sind in Sachen eHealth-Strategie respektive eHealth Bestrebungen noch etwas weniger weit (Alters-und Pflegeheime: 31%, Spitex: 25%, Apotheker/innen: 24%), doch deren Anteil steigt seit Beginn der Befragung langsam an.

Elektronische Dokumentation

Die elektronische Dokumentation setzt sich wie in den Jahren davor immer mehr durch und verdrängt allmählich die analogen Methoden in der Dokumentation von Gesundheitsdaten. Allen voran sind hier die Spitäler (96%) und die Apothekerinnen und Apotheker (86%) zu nennen, die am häufigsten ein elektronisches System zur Speicherung von Patientendaten aufweisen. Darauf folgen die Spitalärztinnen und -ärzte sowie die Pflegeleitungen, welche ebenfalls im Spitalumfeld tätig sind.

Der grösste Anstieg ist bei den Nonprofit-Spitex-Basisorganisationen zu verzeichnen, welche eine elektronische Dokumentationsrate von etwas weniger als 85 Prozent aufweisen.

Am meisten analoge Methoden zur Verwaltung von Patientendaten werden noch bei den Praxisärztinnen und -ärzten eingesetzt, von denen 70 Prozent angeben, über ein elektronisches System zur Dokumentation zu verfügen. Der marginale Rückgang bei den Praxisärztinnen und -ärzten liegt im Rahmen des Stichprobenfehlers (±4.3 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit).

Softwareeinsatz in Gesundheitseinrichtungen

Softwares und elektronische Datenverarbeitungstools steigern ihren Stellenwert im medizinischen und pflegerischen Alltag immer mehr. Eingesetzt werden unter anderem Systeme, welche elektronische Aufzeichnungen von Daten innerhalb der eigenen Organisation erlauben sowie den Empfang solcher Daten von ausserhalb der eigenen Organisation ermöglichen. So werden allgemein bei allen Gesundheitsfachpersonengruppen deutlich häufiger Daten intern aufgezeichnet, als von Institutionen ausserhalb der eigenen Organisation empfangen werden können. Über alle Gruppen gesehen, werden am häufigsten demografische Patientendaten aufgezeichnet und empfangen. Darauf folgen eher gruppenspezifische Daten.

Seit Beginn des ersten Messzeitpunktes sind bei allen Gesundheitsfachpersonen die Anteile an aufgezeichneten und empfangenen Daten gestiegen. Die Ausnahme zum beschriebenen Anstieg stellen die Apothekerinnen und Apotheker dar. Dort stagnieren die Anteile seit einigen Jahren (zum Teil auf sehr hohem Niveau), weil sie sich mit anderen Gesundheitsfachpersonen meistens noch telefonisch oder via Fax austauschen müssen.

Austausch elektronischer Daten

Der Austausch zwischen Patientinnen bzw. Patienten und den Gesundheitsfachpersonen erfolgt in einigen Teilbereichen vermehrt auf elektronischem Wege, z.B. durch verschlüsselten Mailverkehr. Das Bewusstsein für diese Notwendigkeit nimmt bei den Gesundheitsfachpersonen über die letzten Jahre offensichtlich zu. Dies ist an den gesteigerten Werten seit dem ersten Messzeitpunkt bei allen Gruppen ersichtlich. Jedoch hat sich dieser Kommunikationskanal noch nicht mehrheitlich durchgesetzt. Im Vergleich zum letzten Jahr sind die Anteile bei den meisten Gesundheitsfachpersonen leicht gesunken.

Die Praxisärztinnen und -ärzte bieten am häufigsten einen solchen Mailverkehr mit knapp unter 40 Prozent an. Darauf folgen die Spitex (31%), die Spitäler und Spitalärztinnen und -ärzte (beide jeweils 22%), die auf diesem Wege mit ihren Patientinnen und Patienten kommunizieren. Am wenigsten verbreitet ist dieser Kommunikationskanal bei den Nonprofit-Spitex-Basisorganisationen sowie bei der Pflege mit Anteilen von knapp unter 20 Prozent.

Der Datentransfer zwischen Patientinnen und Patienten und den Gesundheitsfachpersonen sollte sicher ausgestaltet sein.

Die Gesundheitsfachpersonen bemühen sich mehrheitlich darum, Richtlinien des Datenschutzes einzuhalten und den elektronischen Austausch gesichert durchzuführen.

Dies geschieht je nach Eigenabgaben der Gruppen zwischen ca. 30 und knapp 60 Prozent immer gesichert und bei weiteren 20 bis 35 Prozent meistens gesichert. Den grössten Anteil an gesichertem Datenaustausch weisen dabei die Spitäler auf (58% immer gesichert, 29% meistens gesichert).

Bei sämtlichen Gesundheitsfachpersonengruppen gibt es noch kein grosses Angebot für Patientinnen und Patienten, um selber auf Informationen, welche in elektronischen Systemen hinterlegt sind, zuzugreifen oder diese einzusehen. Seit 2015 haben sich die Werte kaum verändert.

Wenn diese Möglichkeit vorhanden ist, wird diese dennoch gerne von den Patientinnen und Patienten genutzt, was dafür spricht, dass eine Nachfrage nach solchen Möglichkeiten besteht.

Mittels einer international vergleichbaren Fragebatterie der OECD wurde der Stand der internen und externen Vernetzung innerhalb der befragten Gesundheitsfachpersonengruppen erhoben. Dabei konnte angegeben werden, welche Daten innerhalb der eigenen Organisation aufgezeichnet und ausgetauscht wurden (interne Vernetzung), und welche Daten mit Akteuren ausserhalb der eigenen Organisation empfangen und ausgetauscht werden können (externe Vernetzung). Beide Vernetzungsarten haben in den letzten Jahren zugenommen. Beim internen Vernetzungsindex ist zurzeit keine stärkere Vernetzung feststellbar, wenn man alle Befragten gemeinsam betrachtet. Beim externen Vernetzungsindex hat sich der steigende Trend nur minimal fortgesetzt (von 19 auf 20).

In der Regel können weiterhin nur etwa ein Fünftel der denkbaren Daten mit anderen Gesundheitsakteuren ausgetauscht werden. Vergleicht man die beiden Vernetzungsarten, so wird auf dem ersten Blick ersichtlich, dass insbesondere die interne Vernetzung bei den meisten Gesundheitsfachpersonen weit fortgeschritten ist, wobei die externe Vernetzung noch tiefer liegt. In beiden Indizes sind die Spitäler zuoberst anzutreffen. Hier wird ihre Vorreiterrolle in der in der digitalen Vernetzung im Schweizer Gesundheitswesen erneut deutlich. Weil die Prozesse der Apotheken eher auf die Medikationsdaten abzielen und weniger auf andere Datenarten, sind ihre Werte deutlich tiefer als jene der weiteren Gesundheitsfachpersonengruppen.

Einstellungen zum EPD

Die grundsätzliche Unterstützung für das EPD ist dieses Jahr bei allen Gesundheitsfachpersonen mehrheitlich vorhanden.

Mit Blick auf die Spitäler und die Alters-und Pflegeheime, bei denen die Einführung des EPD in wenigen Jahren ansteht, wird ersichtlich, dass sie das EPD mehrheitlich unterstützen. Während der Anteil an Unterstützung bei den Spitälern sogar um knapp 15 Prozentpunkte auf knapp 85 Prozent angestiegen ist, hat sich der Wert der Alters-und Pflegeheime ebenfalls um einige Prozentpunkte erhöht.

Die Apothekerinnen und Apotheker unterstützen das EPD mit über 80 Prozent. Auch bei anderen Gesundheitsfachpersonengruppen gab es hohe Unterstützungswerte, insbesondere wieder bei den im Spitalumfeld tätigen Spitalärztinnen und -ärzten mit etwas unter 80 Prozent respektive bei den Pflegeleitungen in den Spitälern mit ungefähr 75 Prozent. Eine positive Veränderung bei der Unterstützung des EPD gab es bei den Praxisärztinnen und -ärzten, die das EPD zu 55 Prozent eher oder bestimmt unterstützen. Einzig bei den Nonprofit-Spitex-Basisorganisationen ist der Unterstützungswert von letztjährig knapp 80 Prozent auf nun knapp 70 Prozent gesunken.

Zur Frage, was man bis jetzt vom EPD hält, zeigt sich, dass alle Gesundheitsfachpersonen das EPD mehrheitlich für eine eher gute bis sehr gute Sache halten. Am besten schneidet das EPD bei den diesjährig erstmals befragten Pflegefachpersonen ab. Diese beurteilen das EPD zu fast 80 Prozent als eine eher bis sehr gute Sache. Andere Gesundheitsfachpersonen, wie die Nonprofit-Spitex-Basisorganisationen (eher/sehr gute Sache 73%), Apothekerinnen und Apotheker (72%), Alters-und Pflegeheime (70%), Spitäler (67%) und Spitalärztinnen und –ärzte (62%) reihen sich mit ihrem Urteil in der Mitte ein.

Praxisärztinnen und -ärzte haben in Bezug auf das EPD eine kritische Haltung und beurteilen das EPD am wenigsten als eine gute Sache mit knapp 55 Prozent. Im Vergleich zu anderen Gesundheitsfachpersonen sind die Spitäler am weitesten in der Meinungsbildung fortgeschritten; nur wenige geben weiss nicht bzw. keine Antwort an. Die Alters- und Pflegeheime und andere Gesundheitsfachpersonen sind in ihrem Urteil jedoch noch nicht so weit, insbesondere Spitalärztinnen und -ärzte von denen sich ca. ein Viertel noch kein klares Urteil über das EPD bilden konnte.

Allgemein werden die für das EPD sprechenden Argumente bei allen Gesundheitsfachpersonen hoch gewichtet. Insbesondere das Argument zur Verfügbarkeit wichtiger Informationen im Notfall geniesst von den direkt behandelnden Gesundheitsfachpersonen (Ärzteschaft, Apotheken, Alters- und Pflegeheime, Nonprofit-Spitex, Pflege) am meisten Zustimmung. Bei den Spitälern steht die Vermeidung von Behandlungsfehlern an erster Stelle respektive bei den Kantonen die Einsparung unnötiger Behandlungen und Abklärungen.

Die Kantone sind die einzige Gruppe, welche die selbstständige Anlegung von Informationen durch die Patientin bzw. den Patienten in den Top-3-Argumenten festhält. Die Möglichkeit einer stärkeren Involvierung der Patientinnen und Patienten in das Handling der eigenen Gesundheitsdaten stösst bei fast allen Befragten-Gruppen auf Zustimmung, allerdings etwas weniger klar als die Top-3 der Aussagen.

Mehr Bedenken hat man dagegen in den Reihen der Ärzteschaft. Nur eine Minderheit ist mit der Aussage einverstanden, dass Patientinnen und Patienten dank dem EPD über alle wichtigen Behandlungsinformationen Bescheid wüssten. Im Gegensatz zur Spitalärzteschaft ist man bei den Praxisärztinnen und -ärzten zudem auch dagegen, dass Patientinnen und Patienten selbst Informationen anlegen können und man geht nicht davon aus, dass die Qualität der medizinischen Behandlung steigt.

Sämtliche Gesundheitsfachpersonen ausser der Ärzteschaft sind mit allen Argumenten für das EPD einverstanden und lehnen zugleich alle kritischen Argumente gegen das EPD ab.

Das Vertrauen in die Stellen, welche mit den Daten rund um das EPD arbeiten, geniessen bei fast allen Gesundheitsfachpersonen mehrheitlich eher oder volles Vertrauen, ausser bei den Praxisärztinnen und -ärzten. Diese sind mit Abstand die skeptischste Gesundheitsfachpersonengruppe mit lediglich einem Wert von knapp 45 Prozent.

Am meisten Vertrauen geniessen die Stellen vonseiten der Apothekerinnen und Apotheker (74%) sowie von den Pflegefachpersonen (73%). Spitex (70%), Alters- und Pflegeheime (69%) sowie Spitalärztinnen und -ärzte (65%) weisen etwas tiefere Vertrauenswerte auf.

Gesundheitskompetenz

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens erfordert Kompetenzen vonseiten der Gesundheitsfachpersonen sowie der Patientinnen und Patienten im Umgang damit.

Die Einschätzung der Gesundheitsfachpersonen über die Qualifikation ihrer Patienten, Heimbewohner oder Klienten im Umgang Daten und deren Zugriff fällt bei allen Gruppen negativ aus.

Alle Gesundheitsfachpersonen sind mehrheitlich der Meinung, dass die zu Behandelnden eher schlecht oder sehr schlecht qualifiziert sind, um über den Zugriff durch Gesundheitsfachpersonen auf ihre Daten zu entscheiden. Besonders stark trifft dies auf die Alters- und Pflegeheime zu.

Erste Leseweise

Digitalisierung des Gesundheitswesens stockt

Das Internet wird bei den Gesundheitsfachpersonen vermehrt als Chance für Bürgerinnen und Bürger wahrgenommen, um es für Gesundheitsinformationen zu nutzen. Dennoch stockt die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen. Dies wird besonders bei der Vernetzung der Gesundheitsfachpersonen deutlich: Die internen und externen Vernetzungsindizes haben sich dieses Jahr kaum verändert und insbesondere die externe Vernetzung bleibt immer noch auf tiefem Niveau bestehen. Zwar werden Daten teilweise vermehrt elektronisch verarbeitet, doch der Austausch dieser Daten mit anderen Gesundheitsfachpersonen wird nicht einfacher. Für die Patientinnen und Patienten gibt es so kaum Möglichkeiten, von der Vernetzung zusätzlich zu profitieren. Die bestehende Nachfrage der Patientinnen und Patienten nach Zugriff auf und Austausch von elektronischen Gesundheitsdaten wird nicht bedient. Hier besteht eine Lücke, die potenziell durch das EPD geschlossen werden könnte.

EPD seit 2017: Stand der Spitäler und Pflegeheime

Im April 2017 ist das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier in Kraft getreten. Spitäler und Pflegeheime sind seitdem dazu verpflichtet, ihren Patientinnen und Patienten innert einer Frist von drei respektive fünf Jahren ein EPD anzubieten. Dies hat insbesondere bei den Spitälern, die das EPD stark unterstützen und sich zudem in vielen Bereichen digital weiterentwickelt haben, Spuren hinterlassen. Bei den Alters- und Pflegeheimen ist diese Entwicklung noch weniger deutlich sichtbar.

EPD: Einstellungen positiv - Plattformen leben von attraktiven Angeboten und vielen Nutzerinnen und Nutzern

Die Gesundheitsfachpersonen stehen dem EPD erstmals wieder über alle Gruppen hinweg mehrheitlich unterstützend gegenüber. In Hinblick auf die Argumente zum EPD überwiegt bei allen Gesundheitsfachpersonen die Pro-Seite: Sämtliche der am meisten unterstützten Argumente sprechen für das EPD, allen voran die Verfügbarkeit wichtiger Informationen im Notfall sowie die Einsparung unnötiger Abklärungen und Behandlungen. Datenschutzbedenken sind bei fast allen Gruppen tiefer als noch letztes Jahr. Auch im Hinblick auf die positive Einstellung zum EPD in der Bevölkerung, hat das EPD somit das Potenzial als wichtige Schnittstelle zwischen den Gesundheitsfachpersonen und den Patientinnen und Patienten zu fungieren und die Nachfrage nach Interaktionsmöglichkeiten zu befriedigen. Es braucht dafür aber viele Nutzerinnen und Nutzer in allen Altersstufen.

Ärzteschaft

Die Ärzteschaft, hat ihre Bedenken gegenüber der Digitalisierung des Gesundheitswesens, doch öffnet sie sich schrittweise den Bestrebungen von eHealth. In einigen Bereichen des Austauschs zwischen Gesundheitsfachpersonen und Patienten ist die Ärzteschaft bisher am weitesten fortgeschritten indem sie den Patientinnen und Patienten z.B. verschlüsselten Mailverkehr anbietet oder sie Tätigkeiten online ausführen lässt. In anderen Segmenten der Digitalisierung aber auch beim EPD gibt es für die Ärzteschaft noch Potenzial, vor allem was den Nutzen des EPD betrifft. Ein klares Indiz, dass die Ärzteschaft in die Ausgestaltung des EPD mit einbezogen werden muss.

Spitäler

Die Spitäler haben ihre Rolle als Vorreiter in der Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens weiterhin inne. Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier stiess in der Vergangenheit verschiedene Prozesse an, die den Spitälern an die Spitze der Gesundheitsfachpersonen in Sachen eHealth verhalfen, wie bspw. in der elektronischen Ausführung von Funktionen und in der Vernetzung innerhalb und ausserhalb der eigenen Organisation. Weitere Schritte wären nun, dies auch auf andere spitalnahe Gesundheitsfachpersonen zu übertragen

Apotheker/-innen

Apotheken sind in einigen Bereichen der Digitalisierung führend, wie beim Einsatz des elektronischen Impfausweises, doch kommen sie andernorts nur langsam vorwärts. Das Bedürfnis der Apotheken nach Austausch von Medikamentendaten mit anderen Gesundheitsfachpersonen und Patienten ist weiterhin gross, aber der Austausch mit anderen Fachleuten auf der Medikation verläuft leider noch sehr oft telefonisch oder via Fax. Wie zuvor sind die Apotheker diejenigen Gesundheitsfachpersonen, die das EPD am meisten weiterempfehlen würden. Diese Grundstimmung kann genutzt werden, um noch weitere Schritte bei der Implementierung des EDP sowie der Digitalisierung der Apotheken zu gehen.

Alters- und Pflegeheime

Seit der Einführung des Bundesgesetzes über das EPD hat sich die Situation bei den Pflegeheimen noch nicht gross verändert, was wahrscheinlich auch durch die etwas längere Einführungspflicht als bei den Spitälern erklärbar ist. Grundsätzlich besteht eine positive Einstellung gegenüber dem EDP. Leicht gesunken im Vergleich zum letzten Jahr sind die interne und externe Vernetzung. Ein deutlicher Anstieg ist bei den eHealth-Strategien zu verzeichnen.

Nonprofit-Spitex

In wachsendem Masse wird die elektronische Dokumentation bei den Spitex-Basisorganisationen eingeführt, die im Vergleich zu den anderen Gesundheitsfachpersonen den grössten Anstieg verzeichnen. Während die interne Vernetzung etwas gesunken ist, steigt die externe Vernetzung. Das unterstreicht den Wunsch nach mehr Austausch mit anderen Gesundheitsfachpersonen. Dennoch ist die Unterstützung für das EPD etwas gesunken, was möglicherweise mit den Schwierigkeiten zusammenhängt, Daten mit anderen Fachpersonen auszutauschen. Dennoch verzeichnen die Nonprofit-Spitex-Basisorganisationen von allen Gesundheitsfachpersonen den höchsten Anstieg von Anschlüssen an (Stamm-)Gemeinschaften in diesem Jahr. Dies lässt einen positiven Blick in die Zukunft zu.

Pflege

Die Pflegedienste der Spitäler profitieren teilweise vom spitalnahen Umfeld, insbesondere bei der Existenz von eHealth-Strategien, der elektronischen Dokumentation sowie der internen und externen Vernetzung. Der Wunsch nach mehr Datenaustausch mit anderen Gesundheitsfachpersonen besteht auch hier. Sowohl die Unterstützung für das EDP ist sehr hoch, als auch das Vertrauen, dass die Daten im EPD geschützt sind. Die Pflege ist weit, wenn es um den vernetzten Umgang mit elektronischen Daten im Austausch mit anderen Gesundheitsfachpersonen geht. Dies lässt einen positiven Blick in die Zukunft der Implementierung des EPD zu.

Kantone

Die angestrebte Organisation der Gesundheitsfachpersonen in (Stamm-)Gemeinschaften erfolgt zum grossen Teil auf kantonaler Ebene. Trotzdem werden die Kantone gerade im Umfeld der Stammgemeinschaften eine führende Rolle suchen müssen, wenn es darum geht, das EPD definitiv in die produktive Phase zu überführen.

Methodische Details

Auftraggeber: InfoSocietyDays

Grundgesamtheit: Ärztinnen/Ärzte, IT-Verantwortliche in Spitälern, Apothekerinnen/Apotheker, Alters- und Pflegeheime, eHealth-Verantwortliche in Kantonen, Mitglieder von Spitex Schweiz, Pflegefachpersonen

Befragungsgebiet: ganze Schweiz (dreisprachig)

Herkunft der Adressen: Ärzte: FMH, Spitäler: InfoSocietyDays, Apotheker: pharmaSuisse, Alters- und Pflegeheime: CURAVIVA, Kantone: eHealth Suisse (Kontakt direkt durch eHealth Suisse), Spitex: Spitex Verband Schweiz, Pflege: Stiftung Careum

Datenerhebung: online, Ärzte zusätzlich Print

Art der Stichprobenziehung: at random bzw. Vollerhebung

Befragungszeitraum: 1. Dezember 2018 bis 20. Januar 2019 (mittlerer Befragungstag: 26. Dezember 2018)

Stichprobengrösse: Ärzte: 785 (Praxisärzte: 551, Spitalärzte: 150, Spital- und Praxisärzte: 52), Spitäler: 72, Apotheker: 342, Alters- und Pflegeheime: 440, Kantone: 22, Nonprofit-Spitex: 122, Pflege: 49

Gewichtung: keine