Nationale Reisedestinationen trotz gestiegenem Sicherheitsgefühl im Ausland im Trend

Unterschiedliche Wahrnehmung der Nachrichtenlage zwischen TCS-Mitgliedern und der Gesamtbevölkerung

im Auftrag von TCS Schweiz

Der TCS Reisebarometer gibt einen Einblick in das Reiseverhalten der Schweizer Bevölkerung. Die repräsentative Befragung von Einwohnerinnen und Einwohnern sowie TCS-Mitgliedern zeigt auf, welche Destinationen besonders beliebt sind, welche Neuigkeiten zum Thema Reisen wahrgenommen werden oder wie es um das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung steht. Die Befragung wurde zum dritten Mal durchgeführt.

Die Ergebnisse des TCS Reisebarometers 2019 basieren auf zwei Befragungen: Einerseits wurde eine repräsentative Auswahl von 1’000 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz ab 18 Jahren per Telefon befragt.

 

20 Prozent dieser Bevölkerungsbefragung wurden entsprechend des Dualframe-Ansatzes auf Handynummern realisiert. Andererseits wurden zusätzlich auch Mitglieder des TCS befragt. Von den insgesamt 1.5 Millionen Mitgliedern des TCS wurde eine zufällige Stichprobe von 10’000 gezogen und zum Mitmachen an einer Online-Umfrage eingeladen. 1’645 TCS-Mitglieder haben sich beteiligt. Der Stichprobenfehler beträgt ± 3.2 Prozent bei der Bevölkerungsbefragung und ± 2.5 Prozent bei der Befragung der TCS-Mitglieder.

Details zur Befragungsmethode finden sich in der Infobox am Ende des Cockpits.

 

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Attraktivität Reisedestinationen

Geht es nach der Schweizer Bevölkerung gilt für die Bewertung von Reisedestinationen: Je näher, desto besser.

Das Tessin, Graubünden, das Wallis und Italien sind in den Augen der Bevölkerung die attraktivsten Reiseziele. Diese vier Ferienregionen teilen sich traditionellerweise die Top-Plätze des Rankings – so auch 2019. Im Mittelfeld der attraktivsten Reisedestinationen befindet sich das weitere europäische Umfeld (Frankreich, Deutschland, Österreich, Spanien und Portugal), gefolgt von Übersee-Zielen in Amerika (USA; Karibik), Asien (Thailand) oder Afrika (Südafrika). Als am wenigsten attraktiv werden Destinationen in islamisch geprägten Regionen eingeschätzt (Ägypten, Arabische Emirate, Türkei).

Im Vergleich zur Befragung 2018 ergibt sich ein klares Muster: Die vier Top-Destinationen werden auf der Skala von 0 (extrem unattraktiv) bis 10 (extrem attraktiv) im Durchschnitt besser bewertet als 2018. Fast alle anderen Destinationen, die weiter entfernt sind, stagnieren oder büssen an Attraktivität ein. Das gilt ganz besonders für Südafrika. Kein anderes Land musste in den drei vergangenen Jahren einen grösseren Verlust in der wahrgenommenen Attraktivität als Reisedestination hinnehmen. Neben den politischen Unruhen, dürften insbesondere auch die Schlagzeilen rund um die dortige Wasserknappheit mit ein Grund für die gesunkene Attraktivität des Landes als Reisedestination sein.

Insbesondere das Wallis und Graubünden können damit über die letzten drei Jahre auf einen kontinuierlichen Trend hin zu einer stets attraktiveren Ferienregion zurückblicken.

Die Mitglieder des TCS sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung offener gegenüber weit entfernten Reisedestinationen. Australien und Neuseeland oder auch die Karibik werden besser bewertet als beispielsweise das Wallis.

Gleich wie die Gesamtbevölkerung bewerten jedoch auch die TCS-Mitglieder die Ferienregionen der Schweiz attraktiver als in Vorjahren. Abgesehen von Deutschland/Österreich sind das die einzigen Destinationen, die in den Augen der TCS-Mitglieder dazugewinnen konnten.

Attraktivität Freizeitaktivitäten

Obwohl die Ferienregionen der Schweiz einzeln gesehen zu den attraktivsten Reisedestinationen für die Einwohnerinnen und Einwohner zählen, werden Ferien im Ausland insgesamt attraktiver bewertet, als Ferien in der Schweiz.

 

Dasselbe gilt natürlich auch für TCS-Mitglieder, die ohnehin eine grössere Affinität für Destinationen im Ausland haben.

Neuigkeiten zum Thema Reisen

Der Anteil der Schweizer Bevölkerung, der sich von den gehörten Neuigkeiten über fremde Länder in seinen Reiseplänen beeinflussen lässt, ist innerhalb der letzten drei Jahre eher rückläufig. Im Jahr 2017 waren es 36 Prozent, heute sind es noch 25 Prozent. Bei den TCS-Mitgliedern lässt sich eine ähnliche Entwicklung beobachten, wenn auch auf anderem Niveau.

Verglichen mit der Gesamtbevölkerung gibt ein grösserer Anteil an, in den letzten zwölf Monaten Nachrichten gehört zu haben, welche einen Einfluss auf die eigenen Reisepläne hatten. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass TCS-Mitglieder abenteuerlustiger sind und beispielsweise Campingferien und insbesondere auch Reisedestinationen im Ausland als attraktiver empfinden.

Erinnerung an Destinationen vs. Erinnerung an Ereignisse

Die Analyse der genauen Erinnerung an Neuigkeiten zum Reisen zeigt, dass sich die Wahrnehmung der Gesamtbevölkerung von jener der TCS-Mitglieder unterscheidet. Befragte aus der Bevölkerung nennen fast doppelt so häufig konkrete Reisedestinationen. Erwähnt wurden beispielsweise die USA, Irland, Thailand, Russland, Albanien oder auch Finnland. Für die Auswertung wurden diese Nennungen in die Überkategorie „spezifische Länder/Kontinente“ zusammengefasst.

 

Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung stehen bei den TCS-Mitgliedern Themen an erster Stelle, die in die Kategorie „Terrorismus/Krieg“ passen. Genannt werden Terroranschläge in diversen Kontexten (Mittlerer Osten, Deutschland, Frankreich, Marokko etc.).

Ebenfalls häufig werden spezielle Ereignisse in einzelnen Ländern genannt. Dazu gehören beispielsweise der Brexit, die Gelbwesten-Proteste in Frankreich, die Entwicklung der Situation in der Türkei unter Erdogan oder auch Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche.

Passend zur Auswahl der Neuigkeiten, die im Zusammenhang mit dem Reisen in Erinnerung blieben, fällt auch die Beurteilung in den beiden Befragungsgruppen aus: In der Bevölkerung werden die Neuigkeiten positiver Bewertet, je weniger sie wahrgenommen werden.

 

2019 geben 48 Prozent an, die gehörten oder gelesenen Neuigkeiten hätten die eigenen Reisepläne ins Ausland sehr oder eher positiv beeinflusst. Bei den TCS-Mitgliedern sind es dagegen lediglich 38 Prozent.

Sicherheit Reise im Ausland

Die Bevölkerung beurteilt die Entwicklung der Sicherheit beim Reisen im Ausland innerhalb der letzten 12 Monaten eindeutig positiv. Zwar sagen nicht mehr Leute, dass die Lage viel sicherer geworden ist, über zehn Prozent mehr als noch 2018 finden sie jedoch eher sicherer.

Bei den Mitgliedern des TCS, die viel eher Nachrichten wahrgenommen haben, die sie mit Terrorismus und Krieg in Verbindung bringen, zeigen sich keine so deutlichen Veränderungen im Sicherheitsempfinden. Die Unterschiede zwischen 2018 und 2019 bleiben im Rahmen des Stichprobenfehlers.

Reiseplanung

Sicherheit vor Ort, Entspannung sowie Charakter und Gastfreundschaft der Leute vor Ort bleiben auch 2019 die wichtigsten Faktoren bei der Planung einer Reise. Auf Sprachprobleme oder auch die Gefahren einer Flugreise nimmt hingegen nur eine Minderheit Rücksicht.

Im Vergleich zu 2018 und insbesondere auch 2017, zeichnet sich aktuell eine Verschiebung von der Beachtung von Problemen mit Krankheiten und Erregern hin zu Risiken wegen Naturgewalten ab.

Die Diskussion rund um Ebola oder das Zika Virus stand im letzten Jahr weniger im Vordergrund. Stattdessen waren die Nachrichten dominiert von Erdbeben in Indonesien, Waldbränden in Kalifornien oder Hitzewellen in Europa.

Weg von den Themen und hin zu den Tools: Im Vergleich zu 2018 geben dieses Jahr deutlich mehr Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz an, auf Online-Reiseinformationen oder Sicherheitshinweise zu achten.

Synthese

Je näher, desto besser

Obwohl Ferien im Ausland als attraktiv gelten, sind die nationalen Ferienregionen Graubünden, Tessin und Wallis die Gewinner des diesjährigen Reisebarometers. Sie stehen nicht nur ganz oben auf der Liste der Lieblingsdestinationen, sondern konnten in den letzten drei Jahren auch kontinuierlich an Boden gut machen.

Gesteigertes Sicherheitsempfinden

Das ausbleiben grösserer terroristischer Anschläge in klassischen Feriendestinationen macht sich in der Wahrnehmung der Bevölkerung bemerkbar. Weniger Leute geben an, sich an Themen und Neuigkeiten in diesem Bereich zu erinnern und das, was in Erinnerung bleibt, wird positiver bewertet. In der Bevölkerung geht ein zunehmender Anteil davon aus, dass Reisen im Ausland innerhalb des letzten Jahres sicherer geworden sind. Die Mitglieder des TCS haben nicht nur mehr Interesse an Reisen ins Ausland als die gesamte Bevölkerung, sondern sind auch etwas vorsichtiger in der Sicherheitsbeurteilung.

Grösserer Fokus auf Naturereignisse

Der Fokus auf Krankheiten und Erreger bei der Reiseplanung nimmt in den letzten beiden Befragungsjahren eher ab. Eine leichte Zunahme ist dagegen beim Risikofaktor Naturgewalten zu beobachten. Der Hitzesommer, Trockenheit und andere extreme Naturereignisse 2018 dürften hier ihre Spuren hinterlassen haben. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Südafrika, wo 2018 immer wieder von der dortigen Wasserknappheit zu lesen war.

Methodische Details

  • Auftraggeber: TCS Schweiz
  • Grundgesamtheit
    • Bevölkerung: Einwohnerinnen und Einwohner ab 18 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
    • Mitglieder: Mitglieder des TCS Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
  • Erhebungsart
    • Bevölkerung: telefonisch, computergestützt (CATI)
    • Mitglieder: online
  • Auswahlverfahren
    • Bevölkerung: Stichprobenplan nach Gabler/Häder für RDD/Dual Frame / Verwendung der Swiss-Interview-Liste
    • Mitglieder: Zufallsstichprobe aus der Mitgliederdatenbank des TCS Schweiz
  • Stichprobengrösse
    • Bevölkerung: 1’000 (DCH 700, FCH 240, ICH 60)
    • Mitglieder: 1’371 (DCH 805, FCH 455, ICH 111)
  • Befragungszeitraum
    • Bevölkerung: 21.01. bis 31.01. 2019
    • Mitglieder: 21.01. bis 11.02. 2019
  • Stichprobenfehler
    • Bevölkerung: 3.2%
    • Mitglieder: 2.7%